Moin!
Ich bin großer Anhänger der Aussage, dass die beste Kamera erst mal die ist, die man dabei hat. Und daneben der Aussage, dass das Bild nicht von der Kamera, sondern vom Fotografen gemacht wird.
Nur: Ich kann jemanden eine A7RIII oder eine EOS R oder was auch immer in die Hand drücken und da kommt Mist raus. Oder eben nicht mehr, als der Schnappschuss im Automatikmodus, wie ihn Muttchen auf dem iPhone 6 machen würde. Drücke ich das gleiche iPhone Peter McKinnon in die Hand, habe ich nachher etwas, wo sich jeder wieder überlegt, mit welcher Wunderkamera er das gemacht hat.
Und wenn man sich heutige iPhone-Kameras mal anschaut, muss man auch sagen, dass diese für - sogar bessere - Schnappschüsse extrem gute Arbeit leisten. Natürlich habe ich nicht die gleichen Möglichkeiten, die gleiche Qualität für ein schönes Bokeh, wie mit einem richtigen Objektiv - aber für Instgram, Mama und das private Fotoalbum ist selbst das schon meistens "Wow" genug.
Aber wie so oft im Leben: Wenn man es wirklich ein bisschen ernster betreiben will, braucht es auch entsprechendes Handwerkzeug - gepaart mit dem notwendigen Fachwissen bzw. der Lust, sich dieses anzueignen. Ein Prozess, der in der Fotografie gerne Jahre in Anspruch nehmen kann.
Man sollte sich aber nicht ernsthaft der Illusion hingegen, dass die Objektiv- und Sensorleistung eines Smartphones, mit der Leistung eines Vollformat-/APSC-Sensors oder eines guten Objektives mithalten kann. Nur ist das eben egal, sofern ich diese Werkzeuge nicht entsprechend bedienen kann.
Um mal einen Autovergleich zu bemühen: 99% der Leute werden schon aus einem Golf 8 niemals auch nur mehr als 30% der Möglichkeiten rausholen. Natürlich kann man sich dann auch einen Golf 8 Clubsport holen - aber es ist eben regelmäßig "Perlen vor die Säue". Dadurch wird weder der Fahrer besser, noch sein Fahrverständnis höher - dennoch wird er, dank der Technik, hier und da sogar etwas schneller fahren können. Um das ganze aber wirklich nutzen zu können, bedarf es auch hier langem Trainings. Und dann kann man natürlich noch beliebig viele Sprünge mit anderen Modellen nach oben machen.
Für 99% der Alltagsfahren ist aber der Golf ein toller Wagen - gleiches gilt für das iPhone. Denn trotz anderer Selbsteinschätzung, sind die meisten eben kein neuer Schumacher, Rossi oder McKinnon.
Und damit kommen wir auch zum Ende: Ich bin z.B. schon ganz tolle, schnelle und technisch geile Rallye-Autos gefahren. Ebenso wie reine Rennstrecken-Motorräder - und zwar weit von deren Limit entfernt. Aber keines davon hätte ich haben wollen, um damit zu Rewe zu fahren. Und gleiches gilt für die Kamera: Ich will nicht bei jeder Fahrradrunde meinen Fotorucksack mitnehmen - also wähle den Trade-Off zwischen Qualität und Portabilität und stecke das iPhone ein.
Wenn ich hingegen Lust auf eine Fotorunde habe, käme ich nicht auf die Idee, ernsthaft Bilder auf dem iPhone zu machen - da kommt das richtige Equipment mit.
Die Eier-legende-Wollmilchsau gibt es nicht. Und jeder der etwas anderes behauptet, hat schlicht keine Ahnung oder versucht sich den Makel seines Equipments schön zu reden. Vielleicht reicht ihm das eigene Equipment auch für den eigenen Einsatzzweck und Qualitätsanspruch - diese sind aber nicht zwingend identisch mit denen anderer Leute.