Ich habe mal gelesen, wenn man immer alles auf sich bezieht wirkt das schnell arrogant.
Ich sage nur:
1) Eine Partei, die nicht müde wird zu betonen, dass die Reichen Ihr Geld zu schnell vermehren passt nicht so recht zu jemandem, der dem Steuerzahler 15.000€ für eine Stunde reden berechnet. Er berechnet sogar der Stiftung in deren Kuratorium er ist seine Aufträge, anders als z.B. HRH Helmut Schmidt, Theo Sommer und Herren von ähnlichem Kaliber.
2) Ein Bundestagsmandat ist als Vollzeitjob konzipiert, einige behaupten sogar, es sei noch mehr Arbeit.
Von Herrn Steinbrück selbst weiß ich nun, dass er es bevorzugt erst den Spät-Vormittagsflug von einem Vortrag zurück nach Berlin zu nehmen. Selbst wenn er also nach "Feierabend" zum Vortrag reist (was bei allen Entfernungen über 200km schwer werden dürfte, weil er, so sagt er, vorher gern in Ruhe zu Abend isst, um sich vorzubereiten) geht ein drittel Arbeitstag pro Vortrag verloren. Wenn ich mir jetzt noch überlege, dass all diese Reden auch konzipiert werden wollen (bei einer Veranstaltung bei der Zeit-Stiftung sagte er nämlich öffentlich, dass er keine "Schubladen-Reden" hält) und er sich daran beteiligen sollte, wird es noch mehr Zeit. Ich möchte nicht sagen, dass er seinen Job schlecht macht, das kann ich nicht beurteilen, aber berechtigte Zweifel bestehen wohl. (wenn es auch kurzsichtig ist, seine Arbeitsqualität nach Plenarreden zu beurteilen). Die ohnehin eher durchwachsenen Ergebnisse seiner Amtszeiten dienen nicht gerade dazu, diese Zweifel zu zerstreuen.
3) Wenn Leute bereit sind, seinen Preis zu zahlen, ist es natürlich nicht illegal, den auch zu nehmen. Herr Schröder oder Herr Clinton verdienen ja noch einmal in völlig anderen Dimensionen. Es hat aber ein Gschmäckle finde ich. Vielleicht muss ich aber auch meine Moralvorstellungen loswerden, das kann sein.
Selbst wenn all dies nicht zutrifft und er absolut zuverlässig und gut ist:
Sympathischer macht's ihn dennoch nicht. Man sollte, jedenfalls finde ich das, auch mit Bediensteten und sozial unterrangigen Menschen freundlich und respektvoll umgehen. Wer das nicht tut, hat in einer exponierten Stellung in meinen Augen nichts verloren. Nach dem Kriterium müssten aber selbstverständlich viele andere Führungskräfte ebenfalls ihren Hut nehmen.