Kaufmännisch betrachtet macht es Apple - für den Moment - richtig. Was hier viele nicht bedenken, die einfach mal schreien, dass sie das doch mal schnell auf USB-C umstellen sollen, ist, dass das nun mal ein nicht ganz so trivialer Prozess ist:
1. Das beginnt letztlich schon damit, dass damit natürlich das Layout der Platinen angepasst werden muss, es müssen Änderungen an der Hardware und an der Software vorgenommen werden etc. pp.
2. Das ganze muss entsprechend getestet werden - und das bedeutet bei einem Unternehmen wie Apple halt nicht, wie für Foren-Kalle, dass er da mal am Testgerät das zwei mal zum Laden ansteckt und wenn das passt, das war es das.
3. Die Zulieferer müssen miteingebunden werden. Das bezieht sich auf die neuen Anschlüsse, auf die geänderten Platinen, ggf. andere Verpackungen, Kabeln in den Verpackungen, ...
4. Vielleicht führt der Wechsel eines Bauteils sogar zu Strafzahlungen, weil vereinbarte Abnahmemengen nicht erfüllt wurden. Oder es werden eigentlich eingeplante Staffelpreise nicht mehr erreicht, weil die Schwelle - aufgrund des Wechsels - nicht mehr erreicht wird, um beim Lieferanten die nächste Preisnachlassstufe zu erreichen.
5. Es müssten Tools, also die Werkzeuge in der Fertigung, angepasst werden oder evtl. sogar ersetzt werden. Das betrifft die Dinger, die den Anschluss da rein löten, die später die Anschlüsse testen, die optischen Testsysteme, das Aufwickeln neuer Kabel, ...
6. Neben den variablen Betriebskosten ist es natürlich immer sinnvoller, die ganzen Entwicklungs- und Fertigungskosten der Maschinen statt auf 100.000.000 Einheiten eben auf 1.000.000.000 Einheiten zu verteilen.
Insofern spricht, aus Apples Sicht, natürlich vieles - ganz richtigerweise - dafür, dass alles so lange wie es irgendgeht so laufen zu lassen.
Und zugleich - und ich habe die Kritik ja selbst schon wiederholt geäußert - muss Apple eben aufpassen. Kunden haben ja auch ein Nässchen dafür, ob sie einfach nur für ein durchaus gutes Produkt mehr Geld zahlen oder ob sie irgendwann einfach nur "über den Tisch" gezogen werden. Da würde mancher Kunde für ein "rundes Produktportfolio" evtl. sogar lieber einen Euro mehr bezahlen, um die o.g. Punkte zu kompensieren - aber stattdessen wird im das Gefühl gegeben, dass er sich bis zum allerletzten Cent auspressen lassen muss.
Damit kann man als Unternehmen nun mal auch schnell Sympathien verspielen. Und das auch nachhaltig. Zumal Apple ja nicht nur Produkte anbietet, die vollständig konkurrenzlos sind: Bei den Macs haben wir den Rückgang ja gerade erst in den Q-Zahlen gesehen.
Anderes Beispiel: Ich selbst würde mir grds. aktuell evtl. die AirPod Max holen - gibt es aber nicht mit USB-C. Damit verdient Apple nicht "irgendwann später" an mir, sondern schlicht gar nicht, weil ich mir ein Produkt eines anderen Herstellers hole. Und das sind Produkte, die man i.d.R. über Jahre hinweg nutzt. Apple hat mich hier also auf Jahren als Kunden verloren.
Das gleiche Elend sehen wir aktuell an verschiedensten Stellen im Portfolio und am Umfang des Portfolios selbst.
An der Stelle würde Apple also, aus meiner Sicht, gut daran tun, zu alten Tugenden zurück zu finden. Manchmal ist es besser kurzfristige Einnahmen für den langfristigen Erfolg zu opfern.