Moin!
Mal ein wenig von der juristischen Seite weg: Ich glaube, die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte. Grundsätzlich sind die Ziele des Widerrufsrechts wohl für jeden nachvollziehbar - man kann etwas nicht vorher anschauen und in die Hand nehmen, deswegen gibt man im Fernabsatz dem Verbraucher also ein Widerrufsrecht.
Umgekehrt, ich kenne es von einigen Mandanten, mal aus Sicht der Händler: Es ist für eine signifikante Anzahl an Verbrauchern mittlerweile "normal" geworden sich eine teure DSLR vor dem 10-Tages-Urlaub auf den Malediven oder den 60" OLED-TV vor der Fussball-WM/EM zu bestellen - natürlich niemals mit der Absicht, diesen zu behalten. Wer sich mal die Retourenquote im Bekleidungsbereich anschaut (Hey, einfach noch mal die etwas hellere Farbe dazu und natürlich jeweils eine Nummer größer und kleiner...), dem wird schwindelig.
Was man dabei nicht vergessen darf ist, dass all diese retournierten Waren regelmäßig nicht mehr als Neuware verkauft werden können - es gibt also Margeneinbußen bis hin zu Verlusten für den Händler, aber auch das gesamte Retouren-Handling verursacht immense Kosten. Und diese werden letztlich wieder von uns allen getragen - die eigene Bequemlichkeit, teilweise auch die Dreistheit vieler, verteuert also jedes Produkt, das wir so erwerben.
Man kann den Boden ja noch weiter spannen und das auch mal aus ölologischer Sicht betrachten oder sich mal anschauen, wie es sich in vielen Innenstädten so entwickelt: Da gibt es die üblichen Ketten (von Nordsee über McDonald's hin zu H&M, Pimkie und Christ und natürlich die ECE-Einkaufszentren usw. - also das gleiche prägende Ladenbild in allen möglichen Städten...), während der normale lokale Handel ausstirbt. Das ist natürlich auch mit einer Reihe vieler weiterer Punkte (Packstation kann Pakete immer annehmen, ich muss mich nicht in und durch die Stadt kämpfen, bin frei von Öffnungszeiten, habe eben jenes Widerrufsrecht usw. usf.), aber der Komfort im Onlinehandel hat nun mal auch seine Schattenseiten, über deren Folgen man sich eben auch im Klaren sein sollte...
Kann man es am Ende dem Einzelnen aber wirklich entgegenhalten, dass er letztlich nur wirtschaftlich und im eigenen Interesse handelt? Damit lebt er doch nur den Typus des immer beschworenen homo oeconomicus aus. Aus Marktsicht, auch wirtschaftswissenschaftlich betrachtet, also alles gut.
Insofern können wir selber natürlich auch sagen, dass es unser gutes Recht ist, so zu handeln und Anbieter zur Einhaltung der uns gegebenen Rechte zu zwingen - gleichzeitig, und da hat "NorbertM" durchaus recht, ist es aber vielleicht auch "euer" Arbeitgeber, Nachbar, Ladenbetreiber in der Straße oder wer auch immer, der darunter natürlich wirschaftlich belastet wird...
Losgelöst davon ist es aber natürlich so, dass es rechtliche Regelungen gibt - die man aus o.g. Gründen gut oder schlecht finden kann, aber sie stehen so fest - und diese sind für jeden der sich entschließt am Marktgeschehen teilzunehmen die selben und natürlich einzuhalten. Das gilt für die Ein-Mann-UG, ebenso wie für die mittelgroße GmbH oder den weltweit agierenden Apple-Konzern.
So, genug schwadroniert und vieles ja auch nur angerissen - es ist also natürlich bei vielem was ich genannt habe auch nur ein eingeschränkter "Anriss" eines insgesamt doch sehr viel komplexeren Themas...