Das Leben geht weiter ...

Julia-DD

Welscher Taubenapfel
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... aber heilt das Herz auch?

Am Freitag ist ein Freund von uns gestorben, Autounfall. Einfach mal so, und schon gibt es einen 22jährigen weniger auf dieser Erde. Der Schock ist groß, aber der Schmerz, wenn man die Familie sieht und deren Hoffnungslosigkeit und totale Resignation ist größer. Irgendwie kann man das gar nicht fassen.

Und - unabhängig davon - steht man auf einmal vor der Entscheidung, eine Beziehung zu beenden, in der man 6 Jahre gelebt hat. Sechs Jahre Freude, aber auch sechs Jahre Schmerz. Der Kopf sagt das eine, das Herz etwas anderes. Und der Körper schmerzt nur noch und man weiß gar nicht mehr, welches der beiden Unglücke Grund für den emotionalen Aufruhr ist.

Ich weiß, man sagt immer, das Leben geht weiter und das stimmt auch. Ich gehe nach wie vor auf Arbeit und kämpfe mich durch, ich schreibe weiter an meiner Diplomarbeit, aber es tut alles weh. Hört das denn wieder auf? Oder muss man immer mit diesem Schmerz leben, mit den Panikattacken und den Weinkrämpfen?

Kann man das nicht alles in eine Ecke des Gehirns sperren und da eine Mauer davor bauen, damit man erst einmal gar nichts mehr fühlt?

Julia
 

Hallo

Gast
... aber heilt das Herz auch?

Kann man das nicht alles in eine Ecke des Gehirns sperren und da eine Mauer davor bauen, damit man erst einmal gar nichts mehr fühlt?

Julia

Liebe Julia,

lebe Deinen Schmerz aus. Ein Mauer davor zu bauen wäre ein großer Fehler. Das Herz heilt wie jede Wunde. Das ist eine Frage der Zeit.

Grüße

Hallo
 

GuitarCrack

Meraner
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Hallo Julia,

bis vor kurzer Zeit befand ich mich in der gleichen Stuation wie du.

Der Freund einer sehr engen Freundin starb im Juni bei einem Hausbrand.
Auch er war 22 Jahre alt.
Als ich die Nachricht mitbekommen hatte, fühlte ich irgendetwas zwischen Schock, Wut, aber auch eine Art Taubheit und Resignation. Man versteht nicht, wieso so etwas passiert - man weiß nur, DASS es passiert und jedem passieren kann. Man versucht, den Sinn dahinter zu ergründen, wieso ein so junger Mensch, der bis eben noch in unserer Mitte gelebt hatte, nun - von jetzt auf gleich - gegangen sein soll. Dabei gibt es diesen Sinn garnicht.
Mein persönliches "Glück" in dieser Situation war wohl, dass ich hauptsächlich mit seiner Freundin befreundet war. Ich verstand mich toll mit ihm, keine Frage. Wir hatten viel Spaß miteinander, und deshalb traf (und trifft immer noch) mich diese Sache sehr hart.
Aber "unterbewusst" war er wohl doch noch "der Freund von M******". So konnte ich mich nach einiger Zeit des Abarbeitens darauf konzentrieren, für sie dazusein - was in der gegenwärtigen Situation das Wichtigste war und es auch nach wie vor ist.
Deshalb wünsche ich Dir auch gute, enge Freunde, die dir beistehen und für dich da sind. Das ist durch nichts zu ersetzen.

Viele liebe Grüße,
Bastian
 

Mecki

Fießers Erstling
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... aber heilt das Herz auch?

Am Freitag ist ein Freund von uns gestorben, Autounfall. Einfach mal so, und schon gibt es einen 22jährigen weniger auf dieser Erde. Der Schock ist groß, aber der Schmerz, wenn man die Familie sieht und deren Hoffnungslosigkeit und totale Resignation ist größer. Irgendwie kann man das gar nicht fassen.

Und - unabhängig davon - steht man auf einmal vor der Entscheidung, eine Beziehung zu beenden, in der man 6 Jahre gelebt hat. Sechs Jahre Freude, aber auch sechs Jahre Schmerz. Der Kopf sagt das eine, das Herz etwas anderes. Und der Körper schmerzt nur noch und man weiß gar nicht mehr, welches der beiden Unglücke Grund für den emotionalen Aufruhr ist.

Ich weiß, man sagt immer, das Leben geht weiter und das stimmt auch. Ich gehe nach wie vor auf Arbeit und kämpfe mich durch, ich schreibe weiter an meiner Diplomarbeit, aber es tut alles weh. Hört das denn wieder auf? Oder muss man immer mit diesem Schmerz leben, mit den Panikattacken und den Weinkrämpfen?

Kann man das nicht alles in eine Ecke des Gehirns sperren und da eine Mauer davor bauen, damit man erst einmal gar nichts mehr fühlt?

Julia

Hallo Julia,

Dein Beitrag hat mich etwas mitgenommen, steh ich doch praktisch in den Startlöchern zur Hochzeit meiner Tochter, ein ja eher erfreuliches Ereigniss. Obwohl das berliner Wetter heute eher zu einer Beerdigung passen würde.
Aber ich mußte auch, wie wahrscheinlich jeder von uns schon einmal, schon schmerzliche Verluste hinnehmen. Der Schmerz wird nach und nach schwächer und schwächer und ist irgendwann so schwach, daß ein ganz normales Weiterleben möglich ist.
Ich wünsche Dir von Herzen, daß er bei Dir möglichst bald auf ein erträgliches Maß sinkt.

LG Mecki
 
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Weißer Trierer Weinapfel
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Es hört irgendwann auf, aber es gibt auch Momente wo man zurück denkt und ein kurzes Stechen ist da. Doch dieses Stechen ist nicht so schlimm, und nach wenigen Sekunden/Minuten ist es auch wieder vorbei...

So war es bei mir...
 
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Hallo Julia,

alle Erfahrungen und Gefühle die wir in unserem Leben sammeln, machen uns als Mensch aus.
Leider auch schlechte.
Zum Glück verblassen Trauer und Angst usw. mit der Zeit.
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Liebe Julia,

zunaechst: Danke fuer's Teilen und Hochachtung fuer Deinen Mut, hier Inneres zu zeigen!



Andere hier haben schon gute Sachen gesagt ... Bier z.B. hat's fuer mich knapp und treffend ausgedrueckt.


Ich habe mal einen Buddha-Spruch bissl fuer mich angepasst:
Der Schmerz hoert nie auf -- nur seine Qualitaet wird besser.​
Analog: Ich hoere nie auf, Fehler zu machen -- ich mache (hoffentlich) immer bessere Fehler.


Vor 19 Jahren habe ich meinen guten Alten begraben. Er fehlt mir immer noch. Manchmal kommt's mir vor (und tut's weh), als ob's erst letzte Woche gewesen waere.


Lebe weiter, Julia, und liebe weiter. "Keep on keepin' on!"


Eventuell kann's helfen, eine kurze Auszeit von der Arbeit zu nehmen ... um eben nicht alle Traenen wegzudruecken. Allerdings wuerde ich keinesfalls alle Alltaeglichkeiten umwerfen -- die geben ja auch Halt und Struktur.

Gespraeche mit Seelsorger/in oder Therapeut/in oder auch einfach "Heulbegleitung" durch kundige Menschen, die bissl was von Bioenergetik, dem Klingeln in den Ohren und dem Kitzeln bzw. den Kraempfen in Haenden und Fuessen verstehen, das/die bei starkem Atmen und Schluchzen aufkommen koennen, moegen hilfreich sein. Die muessen dann meist einfach nur dabeisitzen, das Geschirrtuch bereithalten (Taschentuecher sind zu klein) und sollten keinesfalls den Kummer wegtroesten wollen.

Abschiedsrituale! Sie koennen helfen, in Frieden loszulassen, koennen innerlich staerken. Das koennen Deine ganz eigenen heimlichen oder je nach Bedarf oeffentlichen Rituale sein. Ach ja, dieser Thread ...


Und ... es tut halt weh. Solange wir Lebewesen sind, tut's weh. Sonst haetten wir wohl auch keinen Massstab fuer unsere Freuden.

Und -- ich glaube, wir kommen alle aus dem Grossen Kompost und wir gehen alle in den Grossen Kompost ...dazwischen lass uns bluehen!
 
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Harald909

Prinzenapfel
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Liebe Julia,

Ja, es ist normal, wenn alles weh tut. Vor einem Jahr hat sich ein Freund von mir getötet. Er war auch 22 Jahre alt. Einfach so. Bei meiner letzten Begegnung mit ihm hatte ich noch gemerkt, dass es ihm nicht gut geht. Doch was tun? Das wird schon wieder! Dachte ich... Da war ich dann mit meinem Latein ziemlich am Ende.

Gäbe es nicht solche Gefühle, könnten wir uns eine Mauer errichten, die uns abschirmt vor derartigen Gefühlen, dann könnten wir auch keine Erleichterung, keine Hoffnung, keine Freude, keine Liebe mehr fühlen. Solche Gefühle lassen auch im Laufe des Lebens nicht nach - leider und zum Glück - aber man merkt mehr und mehr, dass man nicht daran stirbt, auch wenn man sich gerade so fühlt. Und man weiß, dass es vorbei geht, dass ein neuer Anfang kommt und dass nichts zurückbleibt - wenn man sich nicht entmutigen lässt! Das Herz kann heilen, sei ganz zuversichtlich!

Doch das ist in den Momenten, wie Du sie nun erleben musst, kein Trost, sonst wären diese Stunden nicht so dunkel und schwer erträglich. Lasse sie zu, Du wächst mit ihnen! Und lasse ihnen Zeit! Geduld und Hoffnung nicht aufgeben, in Deinen Zeilen steckt sehr viel davon!

Alles Gute

Harald
 

Dante101

Ralls Genet
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Liebe Julia.

Auch ich habe mich mit so einer Situation schon auseiandersetzen müssen. Ein Freund von mir hat auch seinem Leben gewaltsam ein Ende gesetzt. Es war für mich, aber auch für seine noch engeren Freunde (ich habe durch einen Umzug 200km weiter den engen Kontakt auf gelegentlichen ändern müssen) vollkommen unerklärlich und so war der Schock und die Ratlosigkeit noch etwas größer.

Ich kann Dir nur raten, Dich mit der Trauer auseinanderzusetzen und sie zu leben, denn dann wird es Dir (wenn die Zeit einmal die größten Wunden geheilt hat) umso leichter fallen, ja sogar eine Freude sein, über ihn zu sprechen und schöne Erinnerungen an ihn mit anderen zu teilen.

Und das ist es, was die von uns Gegangenen in uns weiterleben lässt.

Und auch wenn es Dir jetzt sehr schwer fällt und als hohle Phrase klingt: Kopf hoch. Gedenke ihm und freu Dich, ihn gekannt zu haben.

Liebe Grüße und herzliches Beileid
Daniel
 
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Julia-DD

Welscher Taubenapfel
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Hallo an euch,

und danke für eure lieben Worte. Es tut gut zu wissen, dass auch andere ähnliche Krisen erlebt haben und trotzdem wieder nach vorne sehen können. Der Kopf sagt einem, dass es weitergeht, aber man fühlt es eben im Moment nicht.

Ich kann verstehen, dass man die Trauer zulassen sollte ... wenn man es raus lassen kann, sollte es ja irgendwann auch besser werden. Aber der Moment der Trauer ist so überwältigend, so unendlich schmerzhaft, dass man (ich) einfach Angst davor hat, ihn zuzulassen.

Gestern habe ich es nur gewagt, weil ich tatsächlich die Telefonseelsorge angerufen habe und mich dort ausgeweint habe ... da war jemand da, der reagiert hat und zugehört hat und auch Ratschläge gab. Morgen kommt meine beste Freundin und bringt ganz viele Kleenex mit ... allein traue ich mich nicht zu weinen, weil ich Angst habe, nicht mehr aufhören zu können.

Es bleibt die Hoffnung, dass es tatsächlich irgendwann besser wird ... und dass ich irgendwann beiden Situationen etwas Gutes abgewinnen und mich an das Schöne erinnern kann.

Vielen Dank euch allen,
Julia
 
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Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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Liebe Julia, nicht allein zu weinen, ist eine sehr gute Idee. Aber weinen musst Du und keine Sorge, es hört wieder auf, auch wenn es sich gar nicht so anfühlt. Und nein, keine Mauern machen, bloss nicht. Hinter den Mauern wächst der Schmerz und wächst so lange, bis er die Mauern sprengt.

Schreib, rede, weine und wieder von vorne, bis es halbwegs akzeptabel ist, dass es ist, wie es ist.

Wie oben schon gesagt wurde - das Schlimmste ist, dass wir keine Rituale haben für solche schlimmen Situationen, weil wir immer so tun (müssen?), als gäbe es sie nicht. Und dann soll man plötzlich welche haben.

Abschiede sind so schwer, egal, in welcher Form.

In solchen Schreckensstunden hält man häufig die Luft an. Versuche, bewusst auszuatmen. Und, auch wenn es ganz doll schwerfällt - ein bisschen was essen ist wichtig.

Ich fühle mit. Bertha
 
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Peter Maurer

Pommerscher Krummstiel
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Es bleibt die Hoffnung, dass es tatsächlich irgendwann besser wird ... und dass ich irgendwann beiden Situationen etwas Gutes abgewinnen und mich an das Schöne erinnern kann.
Ja, die Hoffnung ist berechtigt. :)

Meine Erfahrung ist, dass man sich in der Zwischenzeit auf die Menschen konzentrieren kann, die einem etwas bedeuten. Die sind naemlich in doppelter Hinsicht "nuetzlich":

Erstens gebens sie Dir Halt, so gut sie koennen.

Und zweitens sind sie auch eine Art Ziel. Ich hab' auch schon mal die Hoffnung so ziemlich komplett verloren, als ich einen unschaetzbar wichtigen Menschen verloren habe; und mir hat es geholfen zu wissen, dass es Menschen gibt, die Hoffnung in mich setzen und die -- ganz platt ausgedrueckt -- noch einen Sinn in meinem Leben sehen. Also hab' ich ein Weilchen fuer diese Menschen weitergemacht und mit der Zeit bemerkt, dass das Leben wieder Spass macht -- obwohl der Verlust nicht vergessen ist. Er ist jeden Tag bei mir, aber ich kann ihn jetzt die meiste Zeit erhobenen Hauptes ertragen.

Deshalb auch mein Rat, den hier schon viele schlaue Apfeltalker so aehnlich gegeben haben: Gib Dir selbst Zeit, sei ehrlich zu Dir selbst in Bezug auf Deine momentane Schwaeche, und schaem' Dich nicht, Dich bei Deinen Freunden und/oder Deiner Familie anzulehnen. Ich glaube, das ist die beste Medizin.
 

Julia-DD

Welscher Taubenapfel
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Danke.

Danke, dass ich mich auch an euch ein wenig anlehnen kann.

Nachtrag: Danke für die vielen lieben PN's, die mir viele haben zukommen lassen. Ich habe mich bei jeder besser gefühlt und unterstützt; und auch wenn zwischendurch die Traurigkeit wieder kommt, so helfen mir eure Worte, Mut zu fassen und nach vorne zu sehen. Danke.
 
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Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Eine Sache faellt mir noch ein, wo Bertha das Atmen erwaehnt hat ...


Meine Erfahrung ist, dass tiefes Atmen in solchen Zeiten schnell zu Traenen und Schluchzen fuehren kann ... TROTZDEM atmen! Mit den Traenen werden Stresshormone ausgespuelt ... hab ich vor ewig langer Zeit mal gelesen. Eiweisse, die z.B. in Zwiebeltraenen nicht enthalten sind. Vielleicht kann Peter sagen, ob die Traenendruesen evtl. im Blutkreislauf dem Hirn vorgelagert sind ... dann haetten sie sozusagen eine Nierenfunktion fuer den Kopp. Und wenn man dann nicht weint, dann gehen die Dinge an die Nieren ...

Und das Atmen -- und somit der Zugang zu den Gefuehlen -- wird zum Beispiel sehr schnell unterbrochen, wenn man sich z.B. eine Zigarette ansteckt ... bums sind die Traenen sofort versiegt, weil man mit Rauch in der Lunge weder weinen noch lachen kann, nur husten. Gaaaaaaaanz uebel.

Also: Gefuehle und Rauchen vertragen sich ueberhaupt nicht, so wie sich eigentlich ueberhaupt Atmen und Rauchen nicht miteinander vertragen ...und ja, noch bin ich Raucher.
 

lazertis

Schöner von Nordhausen
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Was ist es eigentlich, das sich da mit der Zeit entwickelt?
Wird es wirklich besser oder gehen wir nur anders damit um?

Mir erscheint es wie ein inneres "Krisenmanagement". Der Schmerz wird nicht weniger, er verändert sich, Schicksalsschläge werden anders wahrgenommen. Was auf den ersten Blick erscheint wie Abstumpfen, hat seinen Sinn, denn mit dem (Weiter-)Leben vermehren sich die Erfahrungen, die Schicksale, die Erinnerungen und wenn dann nicht ein wenig "Ordnung ins Chaos" kommt, sieht es schlecht aus.

Nichtsdestotrotz tut es immer wieder weh und das ist gut so (so hart es klingt). Es zeigt uns das andere Ende unserer reichhaltigen Palette an Gefühlen, jene dunklen Räume, die uns Angst machen, in denen wir uns fürchten - vielleicht auch vor uns selbst? Doch nur wenn wir sie zulassen und als einen Teil von uns akzeptieren, sehen wir das ganze Bild und ernten einen grossen Schatz.

In einem Jahrzehnt hauptberuflichem Rettungsdienst habe ich viele Schicksale erlebt, habe vor, in und nach dieser Zeit nicht nur meinen besten Freund (34) und meine beste Freundin (21) durch Krebs verloren (sie sind noch immer bei mir!). Ich lebe recht einsam und zurückgezogen, aber ich habe ein paar wenige gute Freunde und eine gute Arbeit, das hilft und hat bestimmt dafür gesorgt, daß es mich noch gibt.

Hab keine Angst vor dem Schmerz, auch wenn er weh tut.

In diesem Thread haben schon viele Menschen Wichtiges geschrieben und ich stimme ihnen allen zu. Nach manchem Zweifel an der sich entwicklenden Qualität von AT ist dieser Thread sehr aussergewöhnlich - und sehr wertvoll.

Ihr seid toll!
 
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Julia-DD

Welscher Taubenapfel
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Danke für euer weiteres Engagement.

Irgendwie habe ich diese Nacht überstanden ... ich wollte schlafen und konnte nicht. Jetzt steht der Termin für die Beerdigung und es kommt einem immer den Kopf: Was soll man sagen, was nicht abgedroschen ist und was der Familie hilft? Ich denke, es gibt nichts. Mit dem Schmerz muss man wohl alleine klar kommen, man kann nur hoffen, dass genügend Leute da sind, die einen auffangen und wieder aufhelfen.

Was die Beziehung angeht ... ein langes, intensives Gespräch mit den besten Freunden ... es hat geholfen, den Weg klarer zu sehen, den der eigene Kopf vorgibt, aber das Herz verbarrikadiert. Es tut so unheimlich weh, das man kaum atmen kann.

Und obwohl diese beiden Schicksalsschläge uns getroffen haben ... die Welt dreht sich weiter. Das ist das Unglaublichste von allem. Man geht zur Arbeit, es gibt Menschen, die mit einem reden, die Lachen ... es gibt weiter Nachrichten, die Bahn fährt, die Geschäfte sind offen ... alles erscheint so normal, obwohl mir im Moment gar nichts normal erscheint.

Bizarr ...

Julia
 

Julia-DD

Welscher Taubenapfel
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Eine Woche ist vergangen und siehe da, man ist noch da.

Ich wollte hiermit noch einmal allen danken, die mir geholfen haben, diese Woche zu überstehen. Eure Posts haben mir das Gefühl gegeben, mit meiner Situation nicht alleine fertig werden zu müssen und das mir unheimlich viel bedeutet.
Vielen Dank an diejenigen, die mir eine PN geschrieben haben, insbesondere Bertha, die mich nicht nur unermüdlich an die Suppe erinnert, sondern mir auch morgens um 05:04 Uhr eine lange PN geschrieben hat! Danke! ;)

Von unserem Freund haben wir uns verabschiedet. Es hat weh getan und das tut es immer noch, aber es wird besser. Man erinnert sich an die schönen Zeiten und es hilft, mit einem Lächeln an ihn zu denken und nicht mit Tränen.

Auch in der Beziehung ist eine Entscheidung gefallen ... die Entscheidung, getrennte Wege zu gehen. So schmerzhaft es war, sich einzugestehen, dass es einfach nichts werden kann ... es fühlt sich jetzt OK an. Noch nicht gut, aber OK. Sogar eine Wohnung habe ich gefunden und werde nächste Woche umziehen.

Meine Kollegen waren super und haben mich emotional unterstützt und sogar finanzielle Unterstützung für den Umzug angeboten. Meine Eltern waren auch großartig und helfen mir, so gut sie können. Und mein Professor hat Verständnis dafür, dass ich nicht wirklich zu irgend etwas in den letzten 2 Wochen gekommen bin und da ich nächste Woche eben umziehe, auch nicht unbedingt meinen Kopf auf die Diplomarbeit fokussieren kann. Deswegen darf ich einen Teil meiner Diplomarbeit weglassen ... muss zwar umkonzipieren, aber dafür bin ich innerhalb weniger Tage wieder im Zeitplan ... sonst hätte mir ein Monat gefehlt.

Die Welt dreht sich wirklich weiter. Und wie man sehen kann, gibt es auch Lichtblicke und schöne Momente, in denen man wirklich merkt, dass man vielen Menschen nicht egal ist und das ist das beste Balsam für die Seele.

Danke euch allen!

Julia
 
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Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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Meine liebe Julia, das liest sich gut.

Du hast "gehen" gelernt/lernen müssen - und Du darfst gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln werden, beim Weiter-Gehen. Ich bin sicher, dass Du viel zu entdecken haben wirst und dass Du Dich auf einem guten Weg befindest.

"Das Leben besteht aus einer Vielzahl kleiner Schritte" - so banal wie wahr. Ein Fuss vor den anderen setzen, die Schrittlänge anpassen, wo nötig, auch mal Sprünge machen, wo notwendig und gelegentlich mal stehenbleiben.

Ich wünsche Dir, dass Du keine Angst hast vor der Entscheidung, wann welche Geh-art die angemesssene ist.

Fühl Dich umarmt, Bertha
 

jarod

Spartan
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Die Welt dreht sich wirklich weiter. Und wie man sehen kann, gibt es auch Lichtblicke und schöne Momente, in denen man wirklich merkt, dass man vielen Menschen nicht egal ist und das ist das beste Balsam für die Seele.
verdammt ja das tut sie, die gute welt dreht und dreht und dreht sich ständig weiter.
ich selbst stehe vor einem schweren tag,denn vor fast einem jahr habe auch ich einen geliebten und mir nahestehenden menschen verloren.
und es ist so unglaublich,dass das ganze nun schon ein jahr zurück liegt.die zeit ohne sie ist so verdammt schnell vergangen.
nur gut das man auch ebenso schnell lernte ohne diese person weiter zu machen,so schwer es zunächst auch war.

ich hoffe auch für dich vergeht die zeit schnell liebe julia und du findest hoffentlich eben so schnell wieder zum (mehr oder weniger) gewohnten leben zurück.