Künstliche Intelligenz & Robotik [Café philosophique]

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Hobbes_

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Café philosophique
Neben der im technischen Bereich starken Community zeigt Apfeltalk seine besonderen Qualitäten insbesondere auch in der mondänen Café-Tradition im Stile eines Wiener Kaffeehauses. Deshalb anbei ein paar Gedanken zu einem Thema, das sicher auch für einige Apfeltalker von Interesse sein könnte - obwohl es klar off topic ist und sich deshalb auch im Café befindet. Ich habe übrigens längere Zeit im Apfeltalk gesucht und nur einzelne ältere Beiträge gefunden (siehe auch Links unten), so dass ich davon ausgehe, dass das ganze ein zwar interessiertes, jedoch noch wenig diskutiertes Thema ist...

Ich weiss, ein Café philosophique schweift deutlich aus dem üblichen Rahmen eines computer-orientierten Forums aus. Dennoch ist die Diskussion gerade bei dem folgenden Thema meines Erachtens deutlich interessanter in diesem Mischfeld von Personen verschiedenster Erfahrungsbereiche als in einem rein philosophisch orientierten Kreis (obwohl der philosophische Aspekt klar auch mit dazugehört):


Künstliche Intelligenz (artificial intelligence - AI)


Begriffe
Um diesen ersten Text einigermassen lesbar kurz zu halten, verzichte ich in diesem Post bewusst darauf, die verwendeten Begriffe ausführlicher zu definieren. Die kurzen Links auf einige Websites sollen nur gewisse Hinweise geben. Einige Begriffe wie beispielsweise die Intelligenz lassen sich nicht so rasch in ein paar Worten zusammenfassen und umspannen verschiedenste Facetten.

Bei Bedarf werde ich im Verlauf jedoch gerne einen Post nachschieben den Definitionen bzw. spezifischerer Diskussion einiger Begriffe. Es wäre schön, wenn wir in diesem Thread Konzepte, Ideen und auch Projekte diskutieren könnten. Ich möchte jedoch unbedingt vermeiden, dass die Diskussion in eine rein semantische Diskussion der Begriffe abdriftet. Danke!


Einleitung - Wieso überhaupt dieses Thema?
Unsere immer schnelleren Prozessoren erreichen eine rasch steigende Rechenkapazität. Somit erreichen wir bald Geschwindigkeiten, die nicht mehr so weit von der bisweilen als Science Fiction bezeichneten Idee der echten künstlichen Intelligenz entfernt sein könnten [ich weiss, dies wurde immer wieder gesagt :) ]. Nebst der rein technischen Anwendung ist dies insbesondere interessant, da Modelle künstlicher Intelligenz helfen können, die kognitiven Fähigkeiten des Menschen selbst besser zu studieren.


Medien
Wie so oft sind die Medien der Realität weit voraus. Bezüglich künstlicher Intelligenz finde ich insbesondere folgende Filme interessant:
- AI
- I, Robot
- (weitere Beispiele folgen, bzw. sind auch als Vorschlag herzlich willkommen!)

Auch Pressetexte zeigen, dass vielleicht bereits in nächster Zukunft einiges auf uns zukommen könnte, das nicht mehr nur mit technischem Spielzeug abgetan werden kann.
- Hondas Asimo (benannt nach Asimov)
- Fussball-WM der Roboter (Robocup) mit klarem Ziel bis 2050
- Rechte für Roboter in Korea (gerade aktuell; basierend auf Asimovs Gesetzen; schon länger bekannte Zukunftsprojekte)
- leider sogar bereits Waffen-tragende Roboter. Wieso investiert der Mensch nur soviel seiner Energie in die Erfindung und Produktion von Waffen?
- (auch hier weitere Beispiele willkommen!)


Was sind unsere Erwartungen an so ein "intelligentes" technisches System?
Gerade im Marketingbereich wird relativ rasch ein bestimmtes Feature eines Gerätes als intelligent bezeichnet: Ich denke da nur schon an die "intelligenten Ordner" in unserem Mac, "intelligente Rasenmäher und Staubsauger", die "intelligenten Autokorrekturen unserer Office-Programme (die nerviger sind als nervig) oder "intelligenten Autofokus" von Fotoapparaten...
Richtig. Hat wohl nicht wirklich sehr viel mit eigentlicher Intelligenz zu tun, sondern eher mit intelligenter oder weniger intelligenter Begriffsausnutzung durch die Werbeagentur. Ich erinnere dabei auch an den Hype, der um die Fuzzy-Logik gemacht wurde...


Intelligenz
Obwohl wir im Alltag meist relativ rasch eine Einschätzung machen, für wie intelligent wir eine Person halten, bleibt es relativ schwer, eine gute Definition zu liefern, die prägnant die verschiedensten Aspekte dieses Begriffs abdeckt. Kurz gesagt ist die Intelligenz ein Ausdruck für die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Für einige grundsätzliche Aspekte verweise ich nur kurz auf Wikipedia.

Um Intelligenz messen und vergleichen zu können wird der Intelligenzquotient IQ herangezogen. Obwohl – oder auch gerade weil – solche Tests die Denkleistung kulturell unabhängig (d.h. möglichst unabhängig von sprachlichen Limiten, erlerntem Wissen, Umgangsformen, Präsentationsfähigkeit, emotionales Verständnis, Aussehen, ...) und damit mit sehr abstrakten Tests zu ermitteln sucht, gibt es nicht zwingend eine Korrelation zwischen diesen Testergebnissen und dem was man im Alltag eine kluge, smarte, clevere Person nennt. So ist die Bedeutung der Resultate immer wieder umstritten.


Künstliche Intelligenz
Für eine kurze Übersicht bezüglich des Begriffs "künstliche Intelligenz" verweise ich aufgrund der "Kürze" dieses Beitrags erneut plump auf Wikipedia als Starthilfe. Desweiteren werden wir uns nun einige Beispiele dieses Gebietes gemeinsam ansehen...

Schachcomputer
Schon Jahrhunderte ist der Mensch fasziniert von Geräten, welche wenigstens scheinbar intelligenten Tätigkeiten nachgehen können. Sehr bekanntes Beispiel sind die Schachcomputer. Die ersten "Schachcomputer" waren dabei übrigens keine Maschinen, sondern Möbel, in denen sich Menschen versteckten. Die versteckten Schachmeister bewegten die Figuren dann mittels einer Mechanik zur Begeisterung der Zuschauer. :)

In den heutigen Schachcomputern befinden sich garantiert keine Menschen mehr. Dies insbesondere auch, weil der Mensch nicht mehr der stärkste Schachspieler auf Erden ist, seit auch der Schachweltmeister Garri Kasparow erstmals durch Deep Blue und spätere Schachweltmeister erneut durch andere Schachcomputer geschlagen wurden.
Dies zeigt jedoch auch klar, dass eine Maschine durchaus Probleme - welche eine Intelligenz voraussetzen - durchaus besser lösen können ohne selbst intelligent sein zu müssen. Die Schachcomputer basieren alle auf schnellen Rechnern, ausgeklügelten Algorithmen der intelligenten Entwickler, sowie einigen Eröffnungs-Datenbanken.
Trotz der beeindruckenden Leistung deshalb noch ein grosser Unterschied zu eigener Intelligenz, ganz zu schweigen von Selbstbewusstsein


Turing-Test
Der Turing-Test wurde 1950 von Alan Turing vorgeschlagen, um die Frage "Können Maschinen denken?" zu entscheiden. Im Zuge dieses Tests führt ein menschlicher Fragesteller über eine Tastatur und einen Bildschirm ohne Sicht- und Hörkontakt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung. Der eine Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Beide versuchen, den Fragesteller davon zu überzeugen, dass sie denkende Menschen sind. Wenn der Fragesteller nach der intensiven Befragung nicht klar sagen kann, welcher von beiden die Maschine ist, hat diese den Turing-Test bestanden (Wikipedia).

Zu dieser Frage wurde ein jährlicher Wettbewerb ausgeschrieben (Loebner-Preis, Originalseite), wobei bis heute noch keine Goldmedallie verliehen werden konnte. Dennoch steigt die Qualität der Programme kontinuierlich.

Eines der einfachsten Programme, das eine Simulation eines Gesprächs bietet ist ELIZA von Joseph Weizenbaum. Dabei wird ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten simuliert (gekürzter Original-Text, Beispiel einer Online-Version, bessere Weiterentwicklung JEliza). Man beachte dabei die ausserordentliche Simplizität und Kürze des Algorithmus. Mittels der Beschränkung auf insbesondere das Stellen von Fragen, sowie der Wiederholung des vom Benutzer eingegebenen (Simulation gewisser psychologischer Gesprächstechniken) wird ein bezüglich des kurzen Programmcodes überraschend gutes Ergebnis erzielt. Auch dazu gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen im Netz. Solche Programme können teilweise bereits in Chats bzw. Online-Hilfesystemen eingesetzt werden (sogennannte ChatBots) – jedoch sicher nicht in Apfeltalk :)

Der Turing-Test selbst ist bereits deutlich kiritisiert worden. In diesem Kontext ist sicher das Argument des chinesischen Zimmers (John Searle) erwähnenswert. Konklusion der Kritik am Turing-Test ist, dass dieser kein hinreichendes Argument zum Nachweis einer Intelligenz des getesteten Systems darstellt.


Inhaltsverzeichnis
  1. Künstliche Intelligenz: Einleitung, Begriffe, Medien, Turing-Test
  2. Roboter: Wahrnehmung, Gehen, Robotergesetze, Bewusstsein, Moviestars
  3. Expertensysteme und neuronale Netzwerke
  4. Exkurse zu Logik und Intuition
  5. Links auf Programme - jetzt wird's endlich prraktisch :)

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Abschluss
Ich weiss, dass dieser Text nicht einmal ansatzweise vollständig die Materie abdecken kann. Er ist nur ein Streiflicht in ein interessantes Diskussionsthema, welches meiner Meinung bereits in der Zukunft unserer Generation von weiterer Bedeutung ist.

So hoffe ich sehr auch von Euren Meinungen lernen zu können (ich weiss, dass sehr viel Know-How in den Apfeltalkern liegt!). Dies ist übrigens auch der Sinn, dass ich es hier poste :)


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Disclaimer:
Die Diskussion dieses Themas bringt oft auch einige emotionale Diskussionskreise mit sich:
  • Oftmals kommt man auf die Diskussion, was bei entwickelter AI der Unterschied zwischen Leben, insbesondere menschlichem Leben und so einer Maschine sein könnte. Ja, es geht ans Eingemachte: Was ist Leben und was macht letztlich uns Menschen aus? Was macht uns so speziell? Sind wir es überhaupt? Ich verweise diesbezüglich auch auf einen früheren post.
  • Obwohl die Interpretation der wissenschaftlich messbaren Phänomene bereits ausserordentlich anspruchsvoll ist, und die Funktion unseres Gehirns selbst noch nicht letztlich klar ist (obwohl bereits einiges verstanden wird), bleibt trotzdem die Frage, ob die reine Betrachtung mittels dieser rein mit unseren durch Menschenhand entwickelten Methoden bereits eine Reduktion des Ganzen ist und so einige wichtige Elemente des Bewusstseins, ja des Lebens selbst bereits konzeptionell nicht erfasst werden können. In diesem Bereich spielen Glaubensfragen und Religionen eine Rolle in der Art der Anschauung.
  • Gerade aktuell wird über Roboterrechte gesprochen (etwas früh, wenn wir schauen wo wir sind – oder doch nicht so früh, wenn wir sehen, was für Pläne das Land hat, in dem diese Rechte verabschiedet werden?). Auch dies ist speziell. Meines Erachtens wäre es wichtiger, erst die Menschenrechte überall zu verwirklichen, als sich Gedanken über Roboter und deren Rechte zu machen. Doch dies ist meine persönliche Meinung.
  • Allgemein werden ethische Diskussionen wichtig werden.

Da es also sich also um einen sehr sensiblen Bereich handelt, ist es auch wichtig, in der Diskussion ebenso sensibel vorzugehen. Es geht um eine Diskussion der aktuellen Möglichkeiten – ja auch der evtl. bereits bald auf einem Mac bestehenden Möglichkeiten (erneut der Bezug zu Apfeltalk). Polemik ist deshalb strikt verpönt!


Auch wird es durchaus noch Fehler in diesem Text haben (Irren ist ja letztlich menschlich – doch dies müssen die Computer nicht unbedingt übernehmen :) ). Fehler bitte ich einfach kurz per PM an mich zu melden. Sie werden umgehend korrigiert werden.

Somit freue ich mich auf ein interessantes Café mit Euch!

psc


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Einige Links zu anderen Apfeltalk-Beiträgen
 
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Hobbes_

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Künstliche Intelligenz & Robotik [Café philosophique] - Teil 2

Teil 2:

Roboter
Roboter sind stationäre oder mobile Maschinen, die nach einem bestimmten Programm festgelegte Aufgaben erfüllen (siehe weitere Elemente: Wikipedia :) ). Der Begriff stammt ursprünglich aus der Science-Fiction-Literatur.

Initial bezeichnete der literarische Begriff tatsächlich menschenähnliche Maschinen (Humanoid, Android/Gynoid), der nun auch erneut durch Filme (unvergesslich C-3PO :) , weitere "Filmstars" in der Linksammlung unten) oder auch aktuelle Projekte (Asimo, Fussballroboter) präsent ist.

Daneben wurde der Begriff jedoch auch für Arbeitsgeräte der Industrie (Industrieroboter) angewandt, welche mit diesem "romantischen" humanoiden Roboter etwa gleich viel gemeinsam hat, wie eine Wäscheklammer und ein Sternenhimmel.
Roboter als Arbeitsgeräte sind in der industriellen Produktion mittlerweile ausserordentlich wichtig und weit verbreitet. Ihre Vorteile sind: Präzise Wiederholbarkeit vorgegebener Tätigkeiten ohne Ermüdbarkeit oder Konzentrationsschwäche wie beim Menschen, je nach Grösse des Gerätes Umgang mit schwersten Materialien, Arbeit auch in Gebieten, in denen der Mensch nicht hingelangt (zB Marsroboter oder Kanalroboter) oder aufgrund der Giftigkeit des Gebietes sich nicht aufhalten soll.

Im folgenden wollen wir uns vermehrt mit den humanoiden Roboter befassen, da sie ein Schlüsselelement zur Verbindung mit künstlicher Intelligenz sind. Auch scheint die Herstellung eines solch perfekten humanoiden Roboters - wie wir an den zahlreichsten Science-Fiction Fantasien und aktuellen Projekten sehen - doch ein klares Ziel der menschlichen Träume zu sein.

Dazu gehören zahlreiche Elemente. Wir werden in diesem Kontext gleichzeitig ein paar Dinge anschauen, welche allgemein für die künstliche Intelligenz bzw. auch für unser eigenes Erleben von grosser Bedeutung sind:

Wahrnehmung
Wie auch wir müssen mobile Roboter die Welt wahrnehmen können. Dabei sind meist Sinne implementiert, die denen von uns Menschen ähneln. Daneben können auch zusätzliche Funktionen (Infrarot, Radar,...) implementiert werden. Dabei stellen sich bereits die ersten Probleme, die unser menschliches Gehirn so selbstverständlich problemlos und mit Bravour löst: Wie werden aus dieser Fülle an Informationen zur rechten Zeit die wichtigen Informationen extrahiert.
Dabei profitieren Wissenschaftler beider Bereiche: Technische Modelle werden durch biologische Erkenntnisse befruchet. Andererseits helfen solche Modelle auch, Vorstellungen über biologische Vorgänge zu überprüfen und neue Ideen zu kreieren.

Es scheint allen klar zu sein, dass die altertümliche Vorstellung der Wahrnehmung analog beispielsweise eines Fotoapparates, indem die visuellen Eindrücke beispielsweise einfach auf eine Leinwand projiziert werden, nicht stimmt. Unsere Wahrnehmung ist nicht einfach eine camera obscura. Interessanterweise werden die sensorischen Impulse im Gehirn auf verschiedenste Arten getrennt. So reagieren einzelne Hirnzellen zwar exquisit auf bstimmte Farben, andere auf bestimmte Formen und wieder andere auf Bewegungen. Dennoch wird es so schwierig, sich vorzustellen, wie letztlich dann wieder ein gesmathaftes Bild entsteht, das wir von der uns umgebenden Welt ja haben... Noch schwieriger ist die Vorstellung, wie aus dieser Informationsfülle dann wieder kreativ neues entestehen kann.

Obwohl die funktionelle Neurobiologie deutliche Fortschritte erzielt hat, bleibt dieser synthetische Schritt der Wahrnehmung letztlich noch unklar. Es scheint jedoch, dass es keine einzelne "Leinwand" gibt, auf das alles projeziert wird, sondern dass es eher die zeitliche Synchronisation zahlreicher im Gehirn an verschiedensten Stellen ablaufender Ereignisse sind, welche letztlich zu dieser Synthese führen...


Der zweibeinige Gang
Pièce de résistance war lange Zeit der aufrechte Gang auf zwei Beinen. Roboter fühlen sich sonst wesentlich wohler, wenn sie sich auf Rädern oder zahlreichen Beinen bewegen können. Gerade in diesem Bereich haben die Ingenieure erneut von der Natur abgeschaut: Gerne werden 6 Beine wie bei den Insekten angewandt. Dies ist einfach zu erzielen, bietet auch reserven, falls es zu Defekten käme und erzeugt eine grosse Stabilität.
Gehen auf zwei Beinen erfordert im Gegensatz dazu ein kontinuierliches Anpassen des eigenen Schwerpunktes (Gleichgewicht). Diesbezüglich noch schwerer ist eigentlich das Stehen, da dasselbe so geschehen muss, ohne dass der Bezug zum Boden verändert werden kann...
Nun: Zahlreiche Beispiele zeigen, dass dieses Problem bereits sehr gut gelöst ist (erneut Asimo als Beispiel).


Die Robotergesetze
Die ursprünglich von Isaac Asimov in einem Science-Fiction-Roman definierten Gesetze dürfen auch heute noch in keinem besseren Science-Fiction Movie mit Robotern fehlen. Diese Gesetze beschrieb er in der Erzählung I, Robot:
  1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
  2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel Eins kollidieren.
  3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel Eins oder Zwei kollidiert.

Solange diese Regeln eingehalten werden, besteht eine absolute Sicherheit für den Menschen. Ein intelligenter Roboter, der sich an diese Gesetze hielte wäre gar wesentlich sicherer als alle von uns eingesetzten technischen Hilfsmittel, da er aktiv eine Schädigung des Menschen zu verhindern suchte. Dies kann man von den meisten heutigen Maschinen nicht sagen kann.

Es bleibt jedoch die Frage, ob es nicht auch möglich wäre, dass sich ein Roboter nicht an diese Gesetze halten würde. Wieso sollte eine Maschine besser sein als wir Menschen, die wir sie schliesslich geschaffen haben? Es gibt leider ja auch Menschen, die sich einen Deut um Gesetze kümmern...


Bewusstsein
Eine der philosophischen Schlüsselfragen ist nicht so einfach zu beantworten: Wäre es möglich, dass eine Maschine ebenso ein Bewusstsein entwickeln könnte? Dies ist umso mehr eine schwierige Frage als der Begriff des Bewusstseins selbst nicht so klar zu scheint. Es bietet sich an, diesen Begriff als solches ein einem separaten späteren Teil mal detailliert zu beleuchten.

Hier nur ein paar Spots, um etwas in diese Schwierigkeit hineinzusehen und ein besseres Verständnis für das folgende zu haben:
Aus dem persönlichen Erleben sind wir uns wohl alle unserer selbst bewusst. Wir wissen, wie wir aussehen, wie wir heissen, wie sprechen, wie wir uns bewegen, wie andere Leute auf uns reagieren, und zahlreiche oberflächliche Dinge mehr (einige kennen wohl sogar ihre eigene Personalnummer :) ).

Wir wissen jedoch auch, wer wir sind als Person, was wir für Wertvorstellungen und Ziele haben, wo unsere Stärken und Schwächen sind, letzlich also was für einen Charakter wir haben, wer wir sind als Person.

Noch tiefer jedoch besteht eine Vorstellung von unserem Körper als solches, unsere Grenze, unsere Wahrnehmung, die Erkenntnis einer Einheit, obwohl wir aus unzähligen Zellen bestehen, die erst durch konzertante Zusammenarbeit das generieren, was wir sind: Ein Mensch. Es hat eine Bedeutung zu sehen, dass wir uns als kontinuierliche Einheit fühlen, obwohl wir materiell teilweise täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich völlig anders "zusammengebaut" sind, je nachdem, wie schnell einzelne Gewebe erneuert werden.

Aus eigener Erfahrung wird diese Vorstellung zwar genauer und präziser, bleibt sich jedoch in den grossen Zügen gleich, auch wenn wir älter werden. Wir wissen, wer wir sind. So bleiben fühlen wir uns weiter geistig frisch und unverändert, auch wenn wir aussen herum plötzlich älter werden...

Ich weiss: Dies war jetzt keine wissenschaftliche Abhandlung über das Bewusstsein. Dieser Begriff verdient ein eigenes Posting (auch wenn dies ebenso keine wissenschaftliche Abhandlung werden wird :) ). Es ging nur darum, einige unserer als sebstverständlich erachteten Erfahrungen zu beleuchten. Sie sind nämlich keineswegs so selbstverständlich.

Bezüglich humanoider Robotik stellen sich folgende Fragen, die wir wenigstens mal theoretisch stellen wollen:
  • Wird es je einmal eine Möglichkeit geben, eine Maschine zu konstruieren, die sich selbst auch so erleben kann, wie wir selbst (siehe oben), die ebenso über sich selbst reflektieren kann, wie wir?
  • Können wir überhaupt prüfen, ob eine solche Maschine überhaupt ein eigenes Bewusstsein hat? Der Einwand des chinesischen Zimmers als Kritik am Turing-Test wurde ja bereits im ersten Teil erklärt.
  • Formal können wir auch das Bewusstsein der anderen Menschen nur aus Analogieschluss aus unserem eigenen Erleben schliessen. Wir gehen davon aus, dass sich Menschen, die sich so und so verhalten, wohl auch etwa dieselbe Vorstellung von der Welt und von sich haben müssen wie wir es haben. Letztlich bleibt jedoch jeder Mensch der Hauptdarsteller seiner eigenen Welt, so dass es wichtig ist, anderen Menschen mit derselben Achtung zu begegnen, wie wir sie auch uns gegenüber erwarten.
  • Ist es nur eine Frage der Komplexität der neuronalen Struktur bis letztlich "automatisch" ein Bewusstsein entsteht / braucht es einen zusätzlichen bestimmten Integrator (wo wäre der bei uns zu finden?) / oder braucht es noch andere Dinge, die wir beispielsweise nie konstruieren können (siehe auch Begriff der Seele, religiöse Elemente)?
  • Wenn wir mal annehmen, dass ein Roboter ein Bewusstsein von sich selbst erlangen könnte, wie würde er wohl auf Asimovs Gesetze der Robotik reagieren? Würde er sich nicht als Sklave der Menschen fühlen?

Ich weiss, dass diese Fragen nicht so einfach sind und hoffe, dass sie nicht falsch verstanden werden. Lassen wir uns Zeit und Ruhe um ohne Aufregung über den Sinn dieser Fragen nachzudenken...


In einem weiteren Posting werden wir weitere Elemente dieses Themas gemeinsam anschauen...


Links: Einige Moviestars
 
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Hobbes_

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Künstliche Intelligenz & Robotik [Café philosophique] - Teil 3

Teil 3:

Expertensysteme und neuronale Netzwerke

Expertensysteme
Computer können nicht nur zur reinen Datenverarbeitung (Einlesen, Speichern, Verändern, Ausgeben) verwendet werden. Sie können mit zunehmenden Rechenkapazitäten (siehe auch Einleitung) vermehrt eingesetzt werden, um sogar aufgrund der verfügbaren Daten selbständig Entscheidungen zu fällen - oder Menschen mit Vorschlägen zu unterstützen. Einen Vorteil haben Computer ja schon: Sie sind uns Menschen bezüglich der Fähigkeit, abstrakte Daten präzise zu speichern und wieder abzurufen klar überlegen. So kann ein unterstützendes System in einigen Bereichen sinnvoll sein. Auch ist so ein System wohl einfacher zu bedienen als eine kahle Datenbank.
Expertensysteme bilden als Zwischenstufe einen Ersatz für eigentliche Systeme künstlicher Intelligenz, da solche ausreichend guter Qualität mit der Fähigkeit, sich selbständig (wie wir) in ein Gebiet einzulernen, (noch) nicht verfügbar sind.
Weit gefasst ist auch ein simples Schachprogramm ein einfaches Expertensystem. Doch würden wir diesem Programm wie im ersten Teil diskutiert nicht eigentlich Intelligenz zusprechen. Zahlreiche Probleme eines Expertensystems haben mit der verfügbaren Datenquelle zu tun, die in bisherigen Systemen deutlich eingeschränkt ist und so auch zu Fehlschlüssen oder Übersehen von Veränderungen führen kann, was einem mit der Thematik vertrauten Menschen sicher nicht passieren würde (zahlreiche Beispiele in Wikipedia).


Neuronale Netzwerke
Wie bereits früher beschrieben, lassen sich Ingenieure oft von der Natur inspirieren. So basieren einige der lernfähigen Systeme auf einem Abbild des bisherigen neurobiologischen Wissens bezüglich der Funktion des Gehirns. Mit künstlichen neuronalen Netzwerken wird die Funktionsweise natürlicher neuronaler Netzwerke (Begriff allgemein) versucht nachzubilden. Damit konnten bereits einige Erfolge gefeiert werden zur Programmierung von lernfähigen Systemen. Umgekehrt konnten durch solche Modelle auch erneut Inputs gewonnen werden zur wissenschaftlichen Erforschung der Funktionsweise unseres Gehirns. So ist die Neuroinformatik ein wichtiger Bestandteil der Neurowissenschaften.

Es lohnt sich wirklich, etwas mehr über die Konzepte und Funktionsweisen dieser neuronalen Netze zu lesen (siehe Links oben). So muss ich nicht alles ausformulieren :) Nur ein paar Punkte:
  • Ein ausserordentliches Merkmal neuronaler Netze ist die Fähigkeit zur massiven Parallelverarbeitung von Informationen. Dies steht klar im Gegensatz zu bisherigen in Computern eingesetzten CPUs, die klassischerweise nur einen Befehl nach dem anderen verarbeiten konnten und scheinbar paralleles Arbeiten von Programmen nur durch ein ausgeklügeltes Wechselsystem (Multitasking) erzielen konnten. Dies wird insbesondere in Supercomputern mit Anwendung zahrleicher Prozessoren und nun zunehmend auch in unseren privaten Macs (siehe steigende Anzahl von Cores) Einzug halten. Eine einfache Illustration der Möglichkeiten so massiver paralleler Verarbeitung bildet die die 100-Schritt-Regel.
  • (wird noch erweitert)

Die Erforschung neuronaler Netzwerke bietet sich aus zahlreichen Gründen an. Solche Netzwerke bieten nicht nur die Vorteile massiver Parallelverarbeitung von Daten, sondern lassen auch eine Lernfähigkeit implementieren, wie sie in natürlichen Systemen vorkommt. Daneben befruchten sich Erkenntnisse aus der biologischen und der technischen Forschung gegenseitig, so dass Synergien ausgenutzt werden können.

[wird fortgesetzt]
 

Deppi

Tokyo Rose
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Du gibst dir ganz schön Mühe! :)

Das hier dürfte zum letzten Thema passen:

http://news.bbc.co.uk/2/hi/technology/6600965.stm

Wissenschaftler in den USA haben ein halbes Maushirn "nachgebaut". Mir bleibt bei solchen Sachen nur noch die Spucke weg.

"Half a real mouse brain is thought to have about eight million neurons each one of which can have up to 8,000 synapses, or connections, with other nerve fibres."

Von wegen ein Gehirn ist zu komplex, um verstanden, geschweige denn nachgebaut zu werden. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Gruß,
Deppi

 
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Hobbes_

Gast
Du gibst dir ganz schön Mühe! :)

Es kostet wirklich keine Mühe. Der Text hat nur eine gewisse Länge und eine gewisse Anzahl Links auf noch mehr Text ( :) ), da es ein paar Informationen braucht, so dass alle auf der gleichen minimalen Informationsbasis mitdiskutieren können...

http://news.bbc.co.uk/2/hi/technology/6600965.stm

Wissenschaftler in den USA haben ein halbes Maushirn "nachgebaut". Mir bleibt bei solchen Sachen nur noch die Spucke weg.

"Half a real mouse brain is thought to have about eight million neurons each one of which can have up to 8,000 synapses, or connections, with other nerve fibres."

Von wegen ein Gehirn ist zu komplex, um verstanden, geschweige denn nachgebaut zu werden. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Vielen Dank für diesen Link. Das erwähnte Forscherteam verwendete einen BlueGene L Supercomputer mit 4096 Prozesssoren.

Der neue BlueGene/L Computer erreicht scheinbar mit etwas über 131 Tausend PowerPC-Prozessoren bereits etwas über 280 TeraFLOPS...

Gewisse Dinge sind wirklich nur eine Frage der Zeit: Genau das ist der Grund für dieses Café philosophique...
 

Deppi

Tokyo Rose
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Gewisse Dinge sind wirklich nur eine Frage der Zeit

Sehe ich auch so!

Je mehr Fortschritt die moderne Wissenschaft macht, desto mehr habe ich das Gefühl, dass nach ihren ersten 50 Jahren die Informationstechnologie erst im 21. Jahrhundert aus den Kinderschuhen geschlüpft ist. Was sich bisher im Bereich Informationstechnologie abgespielt hat, war im Vergleich zu dem was heutzutage passiert kaum erwähnenswert.

Damit meine ich nicht die Neuerungen an sich (der erste Computer war wissenschaftlich gesehen eine Revolution), sondern die Tragweite, die diese Erfindungen für unser alltägliches Leben haben. Der erste Computer zum Beispiel war ein wissenschaftlicher Durchbruch, aber für mich als Individuum hat er keinerlei Einfluss genommen, bis ich selbst einen in meinem Haus stehen habe, die U-Bahn Tickets über einen Automaten kaufen kann, oder mein Auto elektronische anstelle von analogen Anzeigen benutzt.
Auch Roboter haben schon vor 20 Jahren eine wissenschaftliche Revolution dargestellt, aber erst seit kurzem haben sie das Potential, an sozialen Prozessen teilzunehmen.

Anders formluiert, legt die Wissenschaft jetzt erst richtig los mit Neuerungen, für die im 20. Jahrhundert die Grundlagen geschaffen wurden. Zugegeben, die Grenze ist fließend, da auch die 80er und 90er Jahre Computertechnologie produziert haben, die in unser Leben eingegriffen hat, und gleichzeitig noch im 21. Jhd. Grundlagenforschung betrieben werden muss - aber für eine klar definierte Grenze zwischen Prä-Informationszeitalter und Informationszeitalter ist das Jahr 2000 ein sinnvoller Zeitpunkt.

Ich bin mal gespannt, wo wir in 20 Jahren sind. Etwas beängstigend ist es ja schon, was die Wissenschaft teilweise für Fortschritte macht. Wer ein Maushirn nachbauen kann, kann es theoretisch auch mit einem menschlichen Hirn tun.

Uaaah... :eek::-D
 

Hobbes_

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Hallo Deppi,

Vielen Dank für Deine weiterführende Antwort. Sehe das ganze auch so, wie Du das beschreibst.

Anmerken möchte ich gerne noch folgendes:
Eine wissenschaftliche Entdeckung ist grundsätzlich mal wertfrei. Erst die Anwendung bringt ethische Konflikte mit sich. Das ist jedoch wohl so, seit der Mensch die Entdeckung gemacht hat, dass ein Stein als Hammer oder Schneidwerkzeug verwendet werden kann - aber auch als Mordwaffe.

Je potenter unsere technologischen Werkzeuge werden, desto klarer muss man sich jedoch auch Gedanken machen, was für potentiell globalere und langfristig wirksame Effekte die Anwendung einer Methode hat. Diese Gedanken muss man sich selbstverständlich schon bei der Erforschung stellen, da bereits das Experiment selbst solche Folgen haben kann.

Es gibt zahlreiche Beispiele dazu. Ein prominentes scheint mir die Problematik bezüglich Biotreibstoffe zu sein, die en vogue zu sein scheinen, da sie eben CO2-neutral benutzt werden können. Andererseits muss man sich neben ökologischen Aspekten auch anderen Aspekte ansehen (Zunahme von Monokulturen; gleichzeitig Verteuerung einiger Grundnahrungsmittel, so dass es für einige Länder noch schwieriger wird, die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen - es ist verrückt: Plötzlich treten Fahrzeuge, Nutztiere und Menschen in Konkurrenz um landwirtschaftliche Produkte, wobei leider festzuhalten ist, dass verrückterweise die ersten beiden die besseren ökonomischen Karten haben als die letzteren, die davon betroffen sind).

Ich denke, es wird klar: Leider ist es so, dass einzelne Dinge, die im kleinen problemlos funktionieren, im grossen Massstab plötzlich Probleme mit sich bringen, an die man vorher evtl gar nicht gedacht hat.

Kurz: Ethische Aspekte sind ausserordentlich wichtig im wissenschaftlichen Bereich, im Umgang mit neuen Technologien, ja im Leben allgemein. :)
 
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Hobbes_

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Künstliche Intelligenz & Robotik [Café philosophique] - Teil 4

Teil 4:

Exkurse zu Logik und Intuition

Logik
Intelligenz wird häufig nur mit der rein logischen Denkfähigkeit eines Menschen assoziiert. Auch die typischen Intelligenztests klopfen v.a. einzelne Funktionen dieses Denkens ab. Damit erfüllen sie ihre Aufgabe - ein vergleichbares Mass für die "Rechenleistung" eines Gehirns zu finden - nicht schlecht. Andere Elemente spielen jedoch klar auch eine Rolle und werden so nicht erfasst.

Die Logik stellt mit ihren Regeln der Argumentation eine Basis für unser ganzes wissenschaftliches Gebäude. Insbesondere Disziplinen wie Mathematik und Informatik befassen sich naturgemäss sehr intensiv formal mit der Logik. Doch wird sie auch sonst in der Diskussion implizit verwendet. Nur durch Anwendung einer gemeinsamen Sprache, d.h. Verwendung der gleichen logischen Grundelemente wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kreation grosser Modellvorstellungen unserer Welt möglich.

Exkurs schrieb:
Neben den explizit formulierten Modellvorstellungen unserer Welt haben wir alle im Alltag eine implizite Modellvorstellung von der Welt. Diese kann je nach kulturellem Hintergrund und Ausbildung sehr unterschiedlich sein, doch widerspiegelt diese Vorstellung ein einfaches praktisch nutzbares Abbild der Realität, mit der wir umgehen und arbeiten können. Wichtig: Diese Vorstellung definiert unser Handeln. So macht es sicher einen Unterschied, ob man sich beispielsweise Autos als magisch angetriebene Konstruktionen vorstellt, oder eine Vorstellung der aktuellen Verbrennungsmotoren hat. Klassisches Beispiel bleibt die Vorstellung des Sonnenauf- und untergangs. Obwohl der Wechsel vom geozentrischen zum heliozentrischen (und weiteren) Modellen schon lange vorbei ist, stellen wir uns im Alltag nicht die Bewegung der Erde im Kosmos vor (wenigstens ich nicht :), sondern geniessen einfach jeden Tag den einfachen Auf- und Untergang unserer Sonne, des Mondes und der Sterne...

Kommen wir zurück zur Logik :)
Logik spielt selbstverständlich auch im Computer eine zentralste Rolle. Integrierte Schaltkreise (Chips) werden so konstruiert, dass sie logische Aufgaben wahrnehmen können. All die Dinge, die ein Chip leistet, könnte man auch mit Papier und Bleistift selbst durchrechnen. Nur macht es der Chip wesentlich schneller.
Dabei ist es interessant, sich mal etws zu belesen, wie aus einfachen Schaltern (technisch als Transistor umgesetzt), logische Grundfunktionen (beispielsweise NAND: technisch als NAND-Gatter, aktuell als NAND-Flash-Speicher wieder modern), und aus diesen weitere logische Funktionen (Digitaltechnik, Logikgatter mit entsprechenden weiteren Links) und dann höhere Elemente (Rechenfunktionen: Bsp, Speicherfunktionen) zusammengesetzt werden können.

Wir sehen schon: Chips sind eine recht komplexe Angelegenheit. Sie bieten jedoch den Vorteil, dass sie Aufgaben identisch und präzis ausserordentlich schnell erledigen können (gemäss Taktrate), insofern sie fehlerfrei konstruiert sind. Bezüglich Rechenaufgaben können wir nur forfait geben: Keine Chance für uns, so viele FLOPS zu erreichen, wie dies Computer tun. Deshalb sind sie ja auch praktische Rechenmaschinen für die Arbeit :)

Diese Rechenpower kann benutzt werden, um aufgrund von Messdaten Simulationen laufen zu lassen und beispielsweise die Wetterprognose für die nähere Zukunft zu erstellen.

Andererseits läuft diese Rechenarbeit so präzise in logischen Bahnen ab, dass auch kein Raum für neues entsteht. Nur durch ein präzises Abarbeiten von Rechenaufgaben entsteht kein Bild eines Ganzen und damit auch keine Möglichkeit zur kreativen Gestaltung von etwas neuem, auch wenn die Aufgaben rasend schnell gelöst werden. Dies ist im Normalfall auch nicht erwünscht: Wer möchte schon eine Buchhaltungssoftware, die kreativ mit den eingegebenen Daten umgeht :)

Kreativität in Computern wird heutzutage weiterhin nur scheinbar erreicht, wobei dieser Programmfunktion eine wichtige Rolle zukommt.


Intuition
Daneben zeigen sich weitere Auffälligkeiten, wenn unser eigenes Denken untersucht wird: Man kann die Aktivität von speziellen Hirnarealen bildgebend darstellen. Dabei zeigen sich offensichtlich deutliche Unterschiede, welche Areale benutzt werden, ob jemand ein bestimmtes Problem löst, der sich erst seit kurzem mit einer Materie befasst oder ein Experte dieses Gebietes ist mit seiner ganzen Erfahrung.

Einschub schrieb:
Dies widerspiegelt in etwa unsere Alltagserfahrung. In neuen Dingen bewegen wir uns ohne Sicherheit, halten uns präzise an die gelernte Theorie und handeln das ganze Problem nach Checkliste ab, um letztlich auf diesem sicheren Weg auf die Lösung zu kommen.

Bei der Lösung von Problemen in denen wir viel Erfahrung haben, fällt es oft leicht, das ganze Bild zu überblicken und ja gelegentlich gar ohne weitere Frage direkt die Lösung geben zu können. So staune ich immer wieder, wie einige Experten in diesem Forum eine präzise Lösung einfach so präsentieren können, auf die ich nie gekommen wäre und höchstens durch Abklopfen sämtlicher Details evtl per Zufall gefunden hätte.

Kurz: Es gelingt uns in Gebieten, in denen wir erfahren sind, recht schnell einen Überblick zu verschaffen. Wenn wir in einen Raum kommen, können wir nicht nur die direkten Sinneseindrücke als ganzes wahrnehmen, sondern können auch gleich die Stimmung, die Dynamik und weiteres der involvierten Personen wahrnehmen, die in diesem Raum sind. Da geht es nicht erst um eine schrittweise Analyse der Situation, wie dies in Filmen oft bei Robotern schematisch gezeigt wird, sondern eine kurze Wahrnehmung der ganzen Situation.

Sicher hat das ganze auch mit der massiven Parallelisierung zu tun, mit welcher unser Gehirn arbeitet (siehe auch Teil 3 dieser Serie). Doch entsteht etwas, das nicht einfach mittels Durchrechnen von Parametern als Endresultat herausfallen kann, sondern es entsteht ein übergeordneter Gesamteindruck. Die Frage nach dem Bewusstein (ist ja ganz simpel :) ) werden wir erst in einem späteren Teil mal ansehen. Dies nur mal als Vorbereitung und Einleitung für die Intuition, um die es jetzt geht.

Wenn man von der klassischen Logik her kommt, dann kann man sich vorstellen, dass eine Entscheidung umso besser und fundierter wird, umso mehr Fakten für diese Entscheidung mit hinzugezogen werden. So wird auch immer wieder diese klassische Überlegung mit Positiv-/Negativ-Liste aufgeführt, wobei quasi arithmetisch bzw. wenigstens logisch die einzelnen Pro-/Kontra-Argumente gegeneinander abgewogen werden können.

Ein analytischer Computer würde so wohl zur besten Entscheidung kommen. Insbesondere nutzen beispielsweise Schachcomputer ihre Stärke, dass sie wesentlich mehr Positionen sicher (d.h. ohne Gefahr einer Verwechslung durch ein unpräzises Gedächtnis) durchrechnen können als der menschliche Gegner. Auch Simulationen jeglicher Art beruhen darauf möglichst alle entscheidenden Fakten mit hineinzunehmen (Limite durch Rechenkapazität gesetzt).


Wichtig: Scheinbar funktioniert das menschliche Gehirn nicht so.
Dies passt auch, da rein technisch gesprochen dem Verarbeiten von Informationen einige Grenzen gesetzt sind. Computer sind einfach wesentlich schneller.

Es gibt einige Untersuchungen, die gezeigt haben, dass man auch mit nur der Berücksichtigung einiger weniger Fakten mindestens gleich gute Entscheide fällt wie nach langfädigem Evaluationsprozess. Die schwierigste Frage ist jedoch, welches sind die wenigen relevanten Fakten, die man berücksichtigen muss?

Nun macht sich unser obenstehender Einschub bezahlt. :) Ein wichtige Element für diesen Selektionsprozess ist sicher die Erfahrung, die man bezüglich einer bestimmten Fragestellung in einem bestimmten Gebiet hat. Aus früheren Entscheiden und den folgenden Konsequenzen lernen wir oft sehr unbewusst, welches relevante Informationen sein könnten, und welches nicht. Als weiteres Hilfsmittel besteht erneut die massive Parallelverarbeitung, welche diesen Gesamteindruck entstehen lässt.

Der Entscheid scheint oft sogar unbewusst oder ausserordentlich rasch vorzuliegen auch ohne dass man eigentlich nachgedacht hätte. Wir reden nun von intuitiven Entscheiden ("Bauchentscheid"). Es lohnt sich, etwas längere Zeit beim Begriff der Intuition zu bleiben, da sie ein Schlüsselelement unseres Denkens ist - obwohl oft wie oben dargestellt der Logik oft der grössere Stellenwert eingeräumt wird. Die Intuition steht letztlich hinter unserer ganzen Kreativität. Auch machen intuitiv gefällte Entscheide oftmals subjektiv oft glücklicher, als rein durch die Logik deduzierte.

Hand aufs Herz: Wie viele von uns haben einen Mac gekauft, nur weil er in einer abstrakten Auflistung von Vor- und Nachteilen so wesentlich besser war als die anderen Produkte. :) Emotionen spielen immer mit!​

Gerade diese Ergänzung der Emotionen spielt eine grundlegende Rolle, da das Denken, insbesondere der intuitive Anteil stark durch unseren emotionalen Zustand beeinflusst ist.

Auch kann der logische Anteil des Denkens nicht völlig beiseite geschoben werden, da unsere Wahrnehmung oft auch getäuscht sein kann (siehe Exkurs zu Beginn dieses Teils; ja, auch der macht sich bezahlt :) ) und man so intuitiv eine falsche Entscheidung fällen würde (Sinnestäuschungen, Piloten im Instrumentenflug, Ingenieurwissenschaften [man kann die Statik eines Gebäudes nicht einfach so aus der Luft herleiten, sondern muss sie berechnen; andererseits hat ein erfahrener Experte durchaus bereits ein Gefühl, was realistischerweise gehen könnte, und was nicht],...).

--------

Damit haben wir uns nun wirklich nur sehr kurz zwei wichtige Gegensätze in inserem Denken angeschaut. Glücklicherweise bestehen beide Möglichkeiten: Logisches und intuitives Denken. Was hat dies nun mit künstlicher Intelligenz (also dem eigentlichen Thema) zu tun?

Normale Computerprogramme haben zwar ihre Stärke in der Berechnung, exakten Datenverwaltung und -reproduktion, jedoch nur begrenzte Möglichkeiten zu "intuitiven Entscheidungen". Supercomputer, die genügend Rechenkapazität zur Verfügung stellen, so dass sie auch neuronale Netze rechnen können (siehe Teil 3, bzw. Link künstliches neuronales Netz), ergeben die echte Möglichkeit zur Konstruktion selbstlernender Expertensysteme, die dann aufgrund ihrer Geschwindigkeit auch den Eindruck eines intuitiven Geschehens geben können.
 
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Hobbes_

Gast
Künstliche Intelligenz & Robotik [Café philosophique] - Teil 5

Teil 5:

Linksammlung

Anmerkung: Diese Linksammlung ist noch weit davon entfernt, auch nur die wichtigsten Links zu enthalten. Doch irgendwie muss man ja mal starten :) Die Liste wird im Verlauf ergänzt und angepasst. Ich freue mich, über die Mitteilung von Euch bekannten Links / Projekten / Texten / Filmen / Personen, die auch in diese Liste aufgenommen werden können (am einfachsten per PM). Diskussionen zu einzelnen Punkten dieses Threads oder von Links in die Weite des WWW gerne im Thread selbst. Vielen Dank!


Portale / Linksammlungen
- AI-Tools / community space and toolbox [en]
- Artificial Intelligence Directory [en]
- Wikipedia: AI Portal [en]
- Einige interessante AI-Projekte (Wikipedia) [en]
- dmoz open diretory project [en]

Nachschlagewerke
- Wikipedia: Künstliche Intelligenz [de] [en]
- Artificial Intelligence WIKI [en]
- Stanford Encyclopedia of Philosophy [en]
* Logic and AI [en]
* Intrinsic vs. extrinsic properties [en]

Kurze interessante Artikel
- Wer hat Geist - wer nicht? [de]
- John McCarthy: What is artivicial intelligence? [en]

Documentary Movies
- Machines with Minds [en]

Journals
- Journal of Artificial Intelligence Research [en]

ChatBots
- ELIZA--A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man and Machine (Joseph Weizenbaum) [en]
- Elizas Rückkehr (der Bot, dein Buddy: Chat-Robots mausern sich zum Über-Interface) [de]
- Der King bittet zum Chat (Elvis Presley, John Lennon und Alice sind die Stars unter den Chatbots) [de]

Turing-Test
- Loebner-Preis [en]
- Turing-Test & Chinese Room [en]

Robotik
- Asimo
- Robocup - nicht Robocop :)
- Rechte für Roboter [en]
- Roboter mit Waffen (leider schon :() [de]

Movie-Stars
- HAL9000
- AI
- I, Robot | Sonny [de]
- C-3PO
- R2-D2
- Terminator

Hall of Fame / einige wichtige Personen
(alphabetisch sortiert, noch weit jenseits jeder Art von Vollständigkeit)
- Isaac Asimov [de]
- John Searle [de]
- Alan Turing [de]
- Joseph Weizenbaum [de]
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Sehr schöne Artikel!

Ich teile den Optimismus bezüglich von KIs, der insbesonders in den USA geschürt wird, ganz und gar nicht. Momemtan werden einige Nervenzellen simuliert bzw. nachgebildet durch sogenannte neuronale Netze, diese Netze können dann "lernen". Für mich ist dies das falsch Wort, da hier verschiedene Backtracking Optimierungsalgorithmen zum Einsatz kommen. Mit diesen Modellen kann man einfache Nerzenzellen nachbilden und deren Verhalten verstehen. Das trifft etwa auf Nervenzellen in der Netzhaut zu, die die Reize vorverarbeiten bevor sie ans Gehirn weitergeleitet werden.

Das ist aber immer noch meilenweit davon entfernt was sich im Gehirn abspielt. Diese ganzen neuronalen Netze haben eines gemein, sie sind in ihrem Lernverhalten streng deterministisch. Alle Endzustände nach dem "Lernen" sind prinzipiell schon vorher bestimmbar, auch wenn diese von nicht bekannten Reizen in einen vorher nicht vorhersagbaren Endzustand gebracht werden. Man kennt die korrekte Lösung vorher nicht, man kann aber den Raum der Lösungen schon vorher bestimmen. Neuronale Netze taugen nur dazu eine Art von Lexikonwissen anzuhäufen. Aber einer Enzyklopädie würde doch auch niemand Intelligenz zuschreiben?

Dem gegenüber steht das menschliche Gehirn, welches in der Lage ist diese deterministische Hürde zu sprengen. Es gibt immer wieder Ereignisse in denen der Mensch in der Lage ist vollkommen Neues zu erdenken, woran vorher noch niemand gedacht hat. Der wissenschaftliche Fortschritt ist ein unwiderlegbarer Beweis dieser Fähigkeit.

Ein solches Verhalten ist aber mit den Modellen von neuronalen Netzen vollkommen unmöglich, da diese sich immer deterministisch verhalten. Auch ein jeder Computer ist streng deterministisch. Aus diesem Grund ziehe ich das Fazit, daß mit einem klassischen Computer, so wie sie zur Zeit weitverbreitet sind, niemals es gelingen wird eine künstliche Intelligenz zu erschaffen. Man wird eine Imagination einer solchen vielleicht erschaffen können (hier sei nur an Jospeh Weizenbaums Programm Eliza erinnert und sein sehr gutes Buch: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft), aber der große Durchbruch wird nicht möglich sein. Hier wird ein neuer Deus ex Machina erschaffen, aus mir unverständlichen Gründen. Ein Computer ist eine Maschine und damit ein Werkzeug wie ein Hammer. Einem Hammer schreibt auch niemand eine Intelligenz zu.

Für mich steht fest, daß bis jetzt noch kein Mensch auch nur die Vorstellung hat, wie man eine künstliche Intelligenz erschaffen kann. Möglicherweise haben quantenmechanische Effekte im Gehirn einen nicht unerheblichen Anteil daran, wie das Gehirn letztlich funktioniert. Aber das ist nur eine Spekulation von mir.
 
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Trapper

Meraner
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Diese ganzen neuronalen Netze haben eines gemein, sie sind in ihrem Lernverhalten streng deterministisch.

Natürlich, und das ist für die Aufgaben, in denen NN aktuell eingesetzt werden (Mustererkennung, Klassifizierung, Funktionsapproximator, ...) auch erforderlich.
Neuronale Netze taugen nur dazu eine Art von Lexikonwissen anzuhäufen.

Aber mit der Fähigkeit (ein effektives Training vorausgesetzt) zu generalisieren und beispielsweise auch bisher unbekannte Muster zu erkennen. Das kann ein Lexikon eher nicht...

Dem gegenüber steht das menschliche Gehirn, welches in der Lage ist diese deterministische Hürde zu sprengen. Es gibt immer wieder Ereignisse in denen der Mensch in der Lage ist vollkommen Neues zu erdenken, woran vorher noch niemand gedacht hat. Der wissenschaftliche Fortschritt ist ein unwiderlegbarer Beweis dieser Fähigkeit.

Der Vergleich NN mit Intelligenz ist natürlich Blödsinn. Nicht umsonst wird dieser Bereich der Informatik "Soft Computing" oder "Neuroinformatik" und nicht KI genannt.
 

Hobbes_

Gast
@tjp: Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Beitrag, mit dem Du genau eine der zentralen Fragen triffst, die mich bewogen diesen Thread zu starten. Daneben schneidest Du direkt und indirekt einige philosophische Filet-Stücke an, die eigentlich bereits wieder einen eigenen Thread verdient hätten :)

Auch verstehe ich Deine Argumente sehr gut. Auch mir widerstrebt es ausserordentlich, den Menschen mit einer Maschine zu vergleichen, die vielleicht mal die gleichen Fähigkeiten haben könnte (wer weiss?). Ich bin mir im Moment jedoch noch nicht klar, ob es prinzipiell unmöglich ist oder wir nur noch nicht die richtige Technologie dazu haben...

Sehr schöne Artikel!

Ich teile den Optimismus bezüglich von KIs, der insbesonders in den USA geschürt wird, ganz und gar nicht. Momemtan werden einige Nervenzellen simuliert bzw. nachgebildet durch sogenannte neuronale Netze, diese Netze können dann "lernen".
(...)
Das ist aber immer noch meilenweit davon entfernt was sich im Gehirn abspielt. Diese ganzen neuronalen Netze haben eines gemein, sie sind in ihrem Lernverhalten streng deterministisch.
(...)
Auch ein jeder Computer ist streng deterministisch. Aus diesem Grund ziehe ich das Fazit, daß mit einem klassischen Computer, so wie sie zur Zeit weitverbreitet sind, niemals es gelingen wird eine künstliche Intelligenz zu erschaffen. Man wird eine Imagination einer solchen vielleicht erschaffen können (hier sei nur an Jospeh Weizenbaums Programm Eliza erinnert und sein sehr gutes Buch: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft), aber der große Durchbruch wird nicht möglich sein.

Einige Dinge können wirklich mit elektronischen Mitteln mittlerweile simuliert werden. Man ist diesbezüglich auch schon weiter. Man simuliert nicht mehr nur einzelne Nervenzellen, sondern sogar schon halbe Gehirne (siehe oben). Zweifelsfrei ist so eine elektronische Nachbildung der einfachen bis komplizierten Nervenzellverbände auf jeden Fall nur eine Simulation.

(1) Die von Dir völlig zu Recht betonte Schlüsselfrage bleibt dennoch: Ist es grundsätzlich unmöglich, ein Gehirn in seiner Komplexität nachzubauen - oder fehlen uns im Moment nur die technischen Möglichkeiten dazu?​

Kann so ein Konstrukt denn wirklich dem Original entsprechen (mit virtueller Modifikation von Synapsen und grundsätzlicher Möglichkeit, bei gleichem Input nicht nur identische Outputs zu generieren, sondern auch gleichartige innere Veränderungen durchzuführen und darstellbar zu machen) oder bleibt es eine Simulation, die nur im engen Rahmen des vorgegebenen Settings ein paar Antworten generieren kann.

ELIZA ist diesbezüglich ein hervorragende Beispiel, da wirklich mit ausserordentlich kurzem Programmcode (wer hat ihn auch schon mal gelesen?) eine verblüffend gute Darstellung eines Psychotherapeuten einer bestimmten Schule imitiert werden kann. Dennoch werden bei diesem Programm die Grenzen ausserordentlich schnell klar.

Auch bei den aktuellen sich im jährlichen Turing-Test sich messenden Varianten (Loebner-Preis) und auch bei den wirklich bereits sehr starken Schachprogrammen bin ich völlig mit Dir einverstanden, dass jede scheinbare Form der Intelligenz nur simuliert und sicher nicht konkret vorhanden ist. Beide Formen widerspiegeln nur die Intelligenz des Autors dieser Programme, der einen eleganten und oder schnellen Algorithmus gefunden hat.

Eine ähnliche Argumentation brachte ja auch Searle mit seinem chinesischen Zimmer als Gegenargument zur Validität des Turing-Testes. Deshalb ist es klar, dass insbesondere die heute verfügbaren heutigen Systeme (noch) keine echte Intelligenz haben, sondern effektiv eine solche nur mehr oder weniger erfolgreich innert eines klar definierten Bereiches vorgaukeln. Da bin ich völlig mit Dir einverstanden.

Die Frage bleibt meines Erachtens jedoch, ob dies nur aufgrund unserer technischen "Unverstandes" so ist und es nicht eben doch möglich ist, die Komplexität des Gehirns nachzubauen und damit auch dessen Funktion zu kreieren.

In diesem Kontext stellt sich nicht nur die Frage nach Intelligenz wie oben beschreiben, sondern es muss sich auch die Frage nach dem Bewusstsein, das etwas ausserordentlich spezielles ist, stellen.

(2) Eine daraus folgende Frage ist jedoch noch viel schwieriger: Wie können oder wollen wir dann prüfen, ob in einem solchen "Gehirn" dann auch ein Bewusstsein vorhanden ist, wie wir es alltäglich von uns selbst erleben?​

Diese Frage ist umso schwieriger, da bereits die zugrundeliegende Frage keine wirklich guten Antworten kennt.

(3) Wie können wir kontrollieren, dass ein anderer Mensch oder allgemeiner ein anderes Lebewesen ein Bewusstsein hat?​

Diese Frage ist meines Erachtens ausserordentlich schwierig zu beantworten (wenigstens habe ich keine einfache schnipp-schnapp-Lösung bereit). Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
  • Im Alltag denken wir ja überhaupt nicht darüber nach, sondern leben "einfach" vor uns hin.
  • Aus Analogieschluss scheint uns evident, dass wenn wir ein Bewusstsein haben, dann werden wohl alle Menschen ein Bewusstsein haben. Doch ist dies wirklich so? Wie erleben Menschen mit Demenz ihre Umwelt? Wie erlebt ein Kleinkind die Umwelt, ja wie erlebt ein Foetus oder gar ein Embryo die Umwelt? (und dabei möchte ich gar nicht erst darauf eingehen, wie verschiedene Kulturen in ausserordentlich rassistischer Art und Weise gewissen anderen Menschengruppen Bewusstsein oder andere Qualitäten einfach absprachen - um wohl letztlich ihr schändliches Tun vor sich selber besser entschuldigen zu können). So kann man ganz allgemein fragen: Erleben wir alle die Welt auf die gleiche Weise, haben wir eine gleiche Form / Qualität / Quantität von Bewusstsein?
  • Funktionell kann man gewisse Gehirnaktivitäten nachweisen und so kann man erneut aus Analogieschluss anfügen, dass ähnliche Muster wohl auch gerade ähnlichen Prozessen entsprechen.
  • Gibt es denn Tiere, die Bewusstsein haben, kann man sich fragen. Und wenn ja, welche sind es und wie gehen wir mit ihnen um?
  • Genetisch/darwinistisch gefragt stellt sich sowieso die Frage, wieso so etwas wie ein Bewusstsein überhaupt Sinn macht.
  • (...)

Wirklich keine einfache Sache :)

Ein solches Verhalten ist aber mit den Modellen von neuronalen Netzen vollkommen unmöglich, da diese sich immer deterministisch verhalten. Auch ein jeder Computer ist streng deterministisch.
(...)
Ein Computer ist eine Maschine und damit ein Werkzeug wie ein Hammer. Einem Hammer schreibt auch niemand eine Intelligenz zu.

Wie gesagt verstehe ich Deine Argumente sehr gut. Auch mir widerstrebt es ausserordentlich, den Menschen mit einer Maschine zu vergleichen, die vielleicht mal die gleichen Fähigkeiten haben könnte (wer weiss?). Ich bin mir im Moment jedoch wirklich noch nicht klar, ob es prinzipiell unmöglich ist oder wir nur noch nicht die richtige Technologie dazu haben...

Ich sehe da im Moment nicht zwingend einen Unterschied, was jetzt deterministischer sei, ein Computer oder unser eigener Geist.

(4) Das entscheidende Gedankenexperiment ist doch: Wenn es uns technisch gelingen würde, eine 1:1-Kopie unseres Gehirnes (bzw. unseres ganzen Körpers) anzufertigen, hätten wir dann auch eine 1:1-Kopie unser selbst?

(und mit dieser Frage meine ich jetzt nicht die Technik des Klonens, denn damit wird eben keine 1:1 Kopie angefertigt)

Konkret also: Könnte ein technisches Äquivalent neben den gleichen Reaktionen auf äussere Reize auch die gleichen Empfindungen / Bewusstsein / Erfahrungswerte haben, wie ich es habe?

Eine wichtige Frage, auf die es meines Erachtens nicht so eine einfache Antwort gibt.

Möglicherweise haben quantenmechanische Effekte im Gehirn einen nicht unerheblichen Anteil daran, wie das Gehirn letztlich funktioniert. Aber das ist nur eine Spekulation von mir.

Dies ist eine interessante Idee. Doch auch dies spricht nicht letztlich gegen eine grundsätzliche Möglichkeit, künstliche Intelligenz zu erschaffen. Auch quantenmechanische Abläufe können "locker" simuliert werden.

(Als interessanten Buchtipp zur Quantenmechanik empfehle ich noch allgemein folgendes Buch: Silvia Arroyo Camejo: Skurrile Quantenwelt, Springer)

---------

Abschliessend möchte ich noch sagen, dass es mir mit diesem Thread nicht etwa darum geht, den Menschen im Speziellen oder das Leben im Allgemeinen abzuwerten.

Ganz im Gegenteil! Ich habe eine ausserordentlich grosse Hochachtung vor dem Leben und erachte nur schon die Tatsache, dass ich die mir zustehende Zeit leben und zahlreiche Erfahrungen erleben darf, als unaussprechlich wertvolles Geschenk. So gehen wir allgemein nach meinem Geschmack zu wenig sorgfältig mit dem Leben als solches um.

Dennoch scheinen mir die obenstehenden Fragen relevant und diskussionswürdig zu sein! Da ich dazu selbst noch nicht alle Antworten habe, freue ich mich über weitere Inputs. Danke!

(mein 600. Post :))
 

cdek

Granny Smith
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Nun, ich denke, dass künstliche Intelligenz machbar sein muss, denn die Existenz von Intelliganz beweist doch, dass Intelligenz möglich ist ;)
Folglich ist es nur eine Frage des Verständnisses und der technischen Möglichkeiten.
Allerdings wird es wohl noch etwas dauern, bis der Mensch eine richtige künstliche Intelligenz bauen wird. Wobei man da natürlich nur spekulieren kann. Ich denke, dass es auch stark davon abhängen wird, wie lange wir noch brauchen, bis wir erste wirklich komplexe Quantencomputer bauen können. (Um die 100 Atome/Ionen/... würden wohl erstmal komplex genug sein ;) )
Auch wird wohl (wie schon erwähnt) das Verständnis des Gehirns eine zentrale Rolle spielen
(So hat erst vor kurzem ein Forscherteam herausgefunden, dass Erinnerungen offensichtlich in der DNA von Nervenzellen niedergeschrieben werden. Eine Information die für die Herrstellung von KI sicher von nutzen sein kann).
 
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Hobbes_

Gast
Auch wird wohl (wie schon erwähnt) das Verständnis des Gehirns eine zentrale Rolle spielen
(So hat erst vor kurzem ein Forscherteam herausgefunden, dass Erinnerungen offensichtlich in der DNA von Nervenzellen niedergeschrieben werden. Eine Information die für die Herrstellung von KI sicher von nutzen sein kann).

Vielen Dank für dies Information. Auch wenn ein Computersystem mit künstlicher Intelligenz nicht "zwingend" gleich gebaut werden muss, wie das "biologische Vorbild", bieten sich analoge Modelle sicher an, da so Synergien für technische und biologische Forschungszweige genutzt werden können.
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Der Vergleich NN mit Intelligenz ist natürlich Blödsinn. Nicht umsonst wird dieser Bereich der Informatik "Soft Computing" oder "Neuroinformatik" und nicht KI genannt.
Alle bekannten Computerprogramme haben dasselbe Problem sie sind nicht in der Lage über ihre Programmierung hinauszuwachsen. Gerade im Bereich der Datenbanksuche könnte man mit einer echten KI Milliarden verdienen, aber es gibt keine KI. Es gibt zur Zeit nur pseudo KIs, und man übertreibt die Fähigkeiten dieser Systeme maßlos.
 

Hobbes_

Gast
Gerne füge ich noch einen Link hinzu auf einen lernfähigen Roboter. Immerhin ist es der bezüglich seiner Grösse am schnellste Roboter auf 2 Beinen.

Link

Es gibt dort auch ein Movie, das man aktivieren und dann ansehen kann.

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Alle bekannten Computerprogramme haben dasselbe Problem sie sind nicht in der Lage über ihre Programmierung hinauszuwachsen. Gerade im Bereich der Datenbanksuche könnte man mit einer echten KI Milliarden verdienen, aber es gibt keine KI. Es gibt zur Zeit nur pseudo KIs, und man übertreibt die Fähigkeiten dieser Systeme maßlos.

Oh, ich habe erst jetzt Deinen Beitrag gesehen. Vielen Dank!

Ja, im Moment gibt es noch keine echte KI. KI wird momentan hauptsächlich als Werbespruch verwendet, siehe auch all die intelligenten Features, welche uns Software-programme zur Verfügung stellen. Dennoch frage ich mich, ob es mit der Weiterentwicklung unserer technischen und biologischen Kenntnisse nicht doch möglich sein wird, so etwas zu entwickeln.

Weitere Fragen bezüglich Bewusstsein und allfällige Implikationen folgen dann automatisch :)
 

TUL

Pferdeapfel
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Ich denke, dass es - perspektivisch gesehen - kein Problem sein wird, ein Abbild des menschlichen Gehirns zu schaffen. Also einen Computer, der in Sachen Logik sicherlich dem Menschen überlegen sein dürfte. Das beweisen ja schon jetzt diverse Schachspiele. Lernfähige Computer (s.o.) sind sicher auch machbar. Allerdings, ist das künstliche Intelligenz? Ich denke, es gibt Strukturen im menschlichen Denken, die sich nicht auf Rationalität und Logik festnageln lassen. Erinnerungen und Träume sind wesentlich komplexer und lassen sich nur schwer reproduzieren.

Wesentlich schwieriger wird es dann da:
Aus Analogieschluss scheint uns evident, dass wenn wir ein Bewusstsein haben, dann werden wohl alle Menschen ein Bewusstsein haben. Doch ist dies wirklich so? Wie erleben Menschen mit Demenz ihre Umwelt? Wie erlebt ein Kleinkind die Umwelt, ja wie erlebt ein Foetus oder gar ein Embryo die Umwelt? (und dabei möchte ich gar nicht erst darauf eingehen, wie verschiedene Kulturen in ausserordentlich rassistischer Art und Weise gewissen anderen Menschengruppen Bewusstsein oder andere Qualitäten einfach absprachen - um wohl letztlich ihr schändliches Tun vor sich selber besser entschuldigen zu können). So kann man ganz allgemein fragen: Erleben wir alle die Welt auf die gleiche Weise, haben wir eine gleiche Form / Qualität / Quantität von Bewusstsein?

Nein, wird haben nicht die gleiche Form und Qualität von Bewusstein. Ich habe hier sehr viel von E. Husserl gelernt ("Phänomenlologie"). Nicht schmimpfen, aber das ist ja ein philosophischer Thread.:-[

Wir dürfen nie vergessen, dass wir die Welt immer von einem bestimmten Standpunkt aus wahrnehmen. Das gilt für jedes Lebewesen. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Signale, die im Gehirn ankommen. Man kann also nur einen Computer/eine künstliche Intelligenz erschaffen, die dem logistischen/eventuell mentalen Stand seines Erbauers reproduzieren. Wie eine Ameise oder ein Bienenschwarm denken können wir nicht, nur deren Bewegungen vielleicht nachahmen (bei Robotern). Wir müssen es (und das ist wieder Husserl) akzeptieren, dass wir die Welt von einem begrenzten Standpunkt aus wahrnehmen. Wir sind nicht Gott und haben daher keine Draufsicht. J.-P. Sartre hat übrigens diesen Denkansatz mit seinem Begriff der "Situation" ausgebaut: Jeder Mensch lebt in seiner spezifischen Situation: sozial, kulturell, geschlechtsspezifisch usw.

Damit haben wir schon genug Probleme bei zwischenmenschlichen Diskussionen. Wieviel schwieriger wird es da beim Kontakt mit anderen Kulturen oder Lebensformen?

Um es zu einem Ende zu bringen: Man kann - davon bin ich überzeugt - Roboter und Computer als Klone des jeweiligen Schöpfers bauen. Damit wäre auch der Erbauer eines solchen Teils Gott gegenüber seinem Geschöpf. Aber man kann bestimmt nicht "menschliche Intelligenz" nachbilden. Und schon gar nicht Bewusstsein. Weil - siehe Zitat - jeder Mensch ein Bewusstsein hat (jeder Foetus, jeder Mensch mit Demenz) hat ein ebenso reiches Gefühlsleben wie "normale Menschen", das transzendent ist, sich also unserem Zugriff entzieht. Und das lässt sich sicherlich nicht nachgestalten. Es bleiben also, so perfekt sie auch sein mögen, Maschinen, keine künstliche Intelligenz.

Ciao

Tul

PS: Ich finde die Diskussion hier übrigens sehr interessant. Ließe sich vielleicht nicht auch ein Extra Bereich/Unterbereich für Philosophie einrichten? Es wurde ja in den letzten Tagen viel über den Gehalt der Beiträge hier im Forum diskutiert. Und dabei wurde immer wieder angemerkt, dass Beiträge in Sinnlos-Threads wie "Was trinkt Ihr gerade" nicht die gleiche Wertigkeit haben sollten wie fachlich gute Antworten. Ließe sich - so meine Idee - nicht vielleicht das Café in "Café" ( das klingt schon philosophisch in der alten französischen aufklärerischen Tradition) und "Talking" ("Was esst Ihr gerade?", "Wir posten, wo wir Macs sehen", "Gimmie your Screenshot") aufspalten? Es wurden im "Café" schon sehr viele Diskussionen mit Tiefgang geführt. Und daneben dann der Small Talk. Das müsste eigentlich getrennt werden.
 
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Hobbes_

Gast
Ich denke, dass es - perspektivisch gesehen - kein Problem sein wird, ein Abbild des menschlichen Gehirns zu schaffen. Also einen Computer, der in Sachen Logik sicherlich dem Menschen überlegen sein dürfte. Das beweisen ja schon jetzt diverse Schachspiele. Lernfähige Computer (s.o.) sind sicher auch machbar. Allerdings, ist das künstliche Intelligenz? Ich denke, es gibt Strukturen im menschlichen Denken, die sich nicht auf Rationalität und Logik festnageln lassen. Erinnerungen und Träume sind wesentlich komplexer und lassen sich nur schwer reproduzieren.

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag!

Es ist sicher deutlich einfacher, eine Maschine zu schaffen, die nur von aussen betrachtet (also in diesem Sinne perspektivisch, wenn ich Dich richtig verstanden habe) dieselben Reaktionen auf vorgegebene Reize / Eingaben hat, als auch das Innenleben eines Menschen zu reproduzieren.

Obwohl: Auch in diesem Punkt sind wir noch nicht sehr weit: Die erwähnten Spiele haben extrem eng gesteckte Regelwerke, in dem eine Maschine rascher Erfolg haben kann.

Doch auch ich denke, dass es nicht grundsätzlich unmöglich ist, irgendwann so eine Maschine zu kreieren. Bezüglich Para-AI-Funktionalitäten (gesprochene Worte als Eingabequelle / Bilderkennung) ist die Technik auch schon weiter als auch schon. :)

Die weiteren von Dir erwähnten geistigen Fähigkeiten (Erinnerungen - die nachweislich nicht immer sehr objektiv sind, Träume, ja weiter auch Emotionen,...) haben wirklich eine andere Qualität. Sie sind m.E. sehr eng mit dem Bewusstsein verknüpft, bzw. dem Unbewussten, kurz mit der Art, wie die Welt in uns selbst repräsentiert wird.

Und bezüglich dieser Frage - wie wird die Welt in uns repräsentiert und wie können wir erfahren, wie die Welt in anderen menschen repräsentiert ist - fügst Du ja wie auch im verwendeten Zitat bereits getan doch grosse Fragezeichen an :)

Das ist sicher einer der Knackpunkte: Wie entsteht Bewusstsein?
Denn nur durch schnellere Rechenprozesse (oder schnellere Nervenbahnen und kompliziertere synaptische Verknüpfungen) entsteht es nicht einfach so. Oder doch? :)

Nein, wird haben nicht die gleiche Form und Qualität von Bewusstein. Ich habe hier sehr viel von E. Husserl gelernt ("Phänomenlologie"). Nicht schmimpfen, aber das ist ja ein philosophischer Thread.:-[

Wir dürfen nie vergessen, dass wir die Welt immer von einem bestimmten Standpunkt aus wahrnehmen. Das gilt für jedes Lebewesen. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Signale, die im Gehirn ankommen. Man kann also nur einen Computer/eine künstliche Intelligenz erschaffen, die dem logistischen/eventuell mentalen Stand seines Erbauers reproduzieren. Wie eine Ameise oder ein Bienenschwarm denken können wir nicht, nur deren Bewegungen vielleicht nachahmen (bei Robotern). Wir müssen es (und das ist wieder Husserl) akzeptieren, dass wir die Welt von einem begrenzten Standpunkt aus wahrnehmen. Wir sind nicht Gott und haben daher keine Draufsicht. J.-P. Sartre hat übrigens diesen Denkansatz mit seinem Begriff der "Situation" ausgebaut: Jeder Mensch lebt in seiner spezifischen Situation: sozial, kulturell, geschlechtsspezifisch usw.

Unbedingt! Husserl war mir bisher nicht so näher bekannt. Man lernt ja gerne jeden Tag etwas dazu. :)

Damit haben wir schon genug Probleme bei zwischenmenschlichen Diskussionen. Wieviel schwieriger wird es da beim Kontakt mit anderen Kulturen oder Lebensformen?

Es ist so. Es wird viel schwieriger, insbesondere wenn ethische Implikationen verknüpft werden.

Um es zu einem Ende zu bringen: Man kann - davon bin ich überzeugt - Roboter und Computer als Klone des jeweiligen Schöpfers bauen. Damit wäre auch der Erbauer eines solchen Teils Gott gegenüber seinem Geschöpf. Aber man kann bestimmt nicht "menschliche Intelligenz" nachbilden. Und schon gar nicht Bewusstsein. Weil - siehe Zitat - jeder Mensch ein Bewusstsein hat (jeder Foetus, jeder Mensch mit Demenz) hat ein ebenso reiches Gefühlsleben wie "normale Menschen", das transzendent ist, sich also unserem Zugriff entzieht. Und das lässt sich sicherlich nicht nachgestalten. Es bleiben also, so perfekt sie auch sein mögen, Maschinen, keine künstliche Intelligenz.

Ich sehe auch, dass die Wahrscheinlichkeit wesentlich grösser ist, dass es möglich ist, eine Simulation einer Person / eines Personentyps zu kreieren, als wirklich ein selbständiges eigenes Wesen mit eigenem Bewusstsein.

Die einfachste Variante scheint mir nach wie vor ELIZA zu sein, die mit den richtigen Texten gefüttert eine verblüffende Ähnlichkeit zu einem Psychotherapeuten simuliert und dies mit sehr wenig Computercode.

Es ist eine meiner Kernfragen in diesem Thread, ob es einfach technisch nur sehr schwierig sei, eine Maschine mit einem Bewusstsein, d.h. mit einem eigenen Verständnis von der Welt und vor allem von sich selbst (so dass ein ich-Gefühl entsteht), zu bauen oder ob es prinzipiell unmöglich sei.

Im zweiten Fall müsste jedoch etwas postuliert werden, das über all das materielle hinausgeht (denn sonst könnte es ja materiell gebaut werden). Die Frage wäre dann, was das sein könnte.

-------

Nebenbei: Gerade kann wieder über eine weitere Hirnfunktionalität nachgelesen werden (Link). SCIAM hat sowieso einen eigenen Bereich, der sich nur mit diesem Thema beschäftigt.
 

Hobbes_

Gast
Semantisches Web...

Künstliche Intelligenz: Sehr gerne diskutiere ich in diesem Zusammenhang die grundlegenden philosophischen Elemente, die auch zur Erforschung der Basis unserer eigenen (ebenso künstlichen?) Intelligenz, ja unseres Bewusstseins und damit auch unserer menschlichen Existenz bilden. Siehe dazu auch die obenstehenden Postings.

Machen wir jedoch erneut einen Schritt in einen allgemeineren und wohl in praktischer Hinsicht schon früher relevanten Aspekt:

Das semantische Web

Ich gebe zu, dass ich darauf kam, weil ich gerade in einer aktuellen Ausgabe des c't Magazins darüber las. Dort werden einige wichtige Punkte diskutiert und einzelne Vertreter kommen auch zu Wort.

Kurz zusammengefasst finden sich auch die grundlegenden Informationen wie gewohnt in Wikipedia :) . Von dort auch eine kurze Definition: "Das semantische Web (engl. Semantic Web) ist eine Erweiterung des World Wide Web (WWW) um maschinenlesbare Daten, die die Semantik der Inhalte formal festlegen. Das Konzept beruht auf einem Vorschlag von WWW-Begründer Tim Berners-Lee."

Obwohl moderne Suchmaschinen uns Informationen zu den wildesten Anfragen in millisekundenschnelle liefern, verstehen sie durchwegs nichts (oder nur mit technischen Tricks etwas) vom Inhalt. Wenn überhaupt gewisse Interpretationen und Neugliederungen der Informationen erfolgen, so werden diese durch die Suchmaschine selbst erledigt.

In einem semantischen Web werden jedoch bereits die Webseiten so angelegt, dass der Inhalt durch eine formalisierte maschinenlesbare Beschreibung klar definiert ist und so keine Fehlinterpreteationen durch die Suchmaschine erfolgen können.

Die Konzepte folgen logischen Gesetzen (siehe auch Ontologien). Ziel dieses "Verständnisses" der Webseiten durch die Maschinen ist es, dass aus diesen präzisen Informationen neue logisch korrekte Schlussfolgerungen automatisch maschinell erstellt werden können und so wir Benutzer nicht nur direkt suchen können, sondern klare Meta-Anfragen starten können, die wesentlich wertvollere, da angereicherte, Informationen generieren.

Einige grundsätzliche Probleme müssen diskutiert werden, insbesondere auch schon aus logischen Gesichtspunkten nicht ganz klar ist, wie aus rein formal logisch korrekt abgebildeten und verknüpften Informationen wirklich "Intelligenz" entstehen soll (insbesondere nicht von einem Bewusstsein ausgegeangen werden kann)...

Nichtsdestoweniger könnte sich diese Technologie in Zukunft als äusserst wertvoll erweisen, weshalb sie bereits als Web 3.0 benannt wird (nachdem nun Web 2.0 Einzug gehalten hat). Auch können sich die interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0 und die semantischen / logischen Aspekte des Web 3.0 optimal ergänzen.

Was meint ihr so zu dieser Technologie? Hat jemand schon Erfahrung damit? Wo sind bereits klare Anwendungsgebiete ersichtlich? Oder ist alles nur wieder ein Hype?
 

Maksi

Gast
Oje, jetzt hat mir eine versehentliche, unglückliche Tastenkombination in Camino meinen fast fertigen Beitrag gelöscht und dabei war der so schön :(
Für meine Begriffe ist Camino also nicht intelligent, sonst hätte es nicht zurück geschalten, ich kann die Tastenkombination auch nicht mehr reproduzieren und ein Klick auf den Zurück-Knopf hat auch nicht geholfen, der Text ist im Nirvana verschwunden.

Allerdings ist damit auch schon wieder ein Einstieg gefunden. Ich habe Camino als nicht intelligent bezeichnet, da es eine bestimmte gedankliche Leistung, die ich mir gewünscht/erwartet hätte, nicht leisten konnte. Eine Möglichkeit wäre es freilich, dass Camino jede Useraktivität speichert und abrufbar und reproduzierbar macht, dann wäre das zwar noch nicht intelligent aber eine riesige Datenbank an Handlungen. Würde man Camino jetzt noch Algorithmen verpassen, die entscheiden können, welche Handlungen wann besonders häufig vorgenommen werden, könnte Camino einen Großteil des Surfens im Internet für mich übernehmen... aber hatten wir das ganze nicht schon mal? War nicht Fritz eines der ersten großen und klugen Schachprogramme, das auf ähnliche Weise rechnete, also gewissermaßen mit Erwartungswerten umgehen konnte?

Doch ich möchte tiefer in das Thema einsteigen. Eingangs wurde eine Begriffsdefinition eher umgangen denn angegangen, mit der Begründung, die Leser nicht erschrecken zu wollen. Wie aus den ersten Posts herauszulesen ist, wurden sie mit einem eher technischen Zielpublikum im Hinterkopf geschrieben, mir als Student der Philosophie gehen die Begriffsdefinitionen jedoch schwer ab, da ich auch in den sehr interessanten Folgeposts das Gefühl hatte, dass sie immer wieder relevant wurden. Ich frage mich also:
  1. Was ist Intelligenz?
  2. Und was ist dann künstliche Intelligenz?
Reden wir von Intelligenz so reden wir von einem abstrakten Begriff, also einem solchen, von dem wir keine klare Vorstellung haben, da er nicht materiell ist. Reden wir hingegen von einem Apfel, so haben wir alle eine viel klarere und miteinander kongruentere Vorstellung. Schon in unseren Kinderbüchern sind wir Äpfeln begegnet, zwar waren diese manchmal rot, grün oder gelb, hatten Stiele oder keine, an diesen ein oder zwei Blätter hängen aber alles in allem war uns der Begriff »Apfel« irgendwann klar. Wir konnten ihn klar unterscheiden von anderen Begriffe, irgendwann sogar von der Birne.
Die Intelligenz aber, die wurde nicht dargestellt in unseren Büchern. Wir haben sie zwar schon als Kind mitbekommen und schon als Kind begriffen, dass es etwas Gutes sein muss, wenn Erwachsene uns als intelligent bezeichnen (vorwiegend unsere Eltern :)), wir wussten, dass es irgendwie mit unseren Bildern, unserem Sprechen, unserem Singen, unserem Lego oder Duplo zusammenhing, aber einen klaren Begriff hatten wir dennoch nicht. Später dann lernten wir vom Intelligenzquotienten und dass Intelligenz messbar wäre - und hier teilen sich wieder die Auffassungen, denn viele sind nach wie vor der Meinung, dass ein IQ von 140 auf einen überdurchschnittlich begabten Menschen hinweisen muss, andere hingegen berechnen längst schon den EQ und wieder andere haben ganz andere Sorgen.
Sprache aber ist ein soziales Konstrukt und also auch die Begriffe einer jeden Sprache. Wie alle sozialen Konstrukte ist sie wandelbar und vermutlich gibt es soviele Vorstellungen von Intelligenz wie es Menschen auf der Erde gibt, die diesem Begriff schon mal begegnet sind.
Hier möchte ich also nachhaken und fragen: Was ist Intelligenz? Ist es nur reine Erkenntnisfähigkeit, wie die Etymologie uns verrät. Und wenn ja, was bitteschön ist denn »Erkenntnisfähigkeit«? Und da hier nicht allein über Intelligenz gesprochen wird, sondern auch und vor allem über künstliche Intelligenz, frage ich mich: was unterscheidet künstliche Intelligenz von normaler Intelligenz? Freilich können wir schon diese Frage nicht beantworten um die erste Frage hinreichend geklärt zu haben.
Um also über künstliche Intelligenz reden zu können (auch in stark vereinfachter Form, denn das Reden über Realität ist immer eine starke Vereinfachung derselben), müssen wir einen gemeinsamen Begriff von Intelligenz haben. Und dieser wiederum ist schon nicht nur in diesem Thread sondern in der sozialen Realität selbst nicht gerade gemeinsam.
Bezüglich der künstlichen Intelligenz stellt sich mir dann noch die Frage, wie etwas nachgebildet werden soll, dass nur sozial und also zwischen einzelnen Menschen besteht? Würde also ein Staubsauger, der jedem Morgen um elf Uhr meine Wohnung saugt (weil zu dem Zeitpunkt sowohl ich als auch meine Freundin meistens auf der Uni sind) als intelligent durchgehen? Würde ein Kühlschrank, der meine Kochvorlieben kennt und mir per Email einen Einkaufszettel schickt als intelligent durchgehen? Würde ein Schachprogramm, dass irgendwann lernt, welche Züge ich besonders häufig ausführe und mich dann mit bewährten Gegenzügen aus seiner Datenbank die Prioriät selbst berechnet habend schlägt als intelligent durchgehen? Oder doch eher meine Katze, die gerade sauer auf mich ist, weil ich ihr heute eine halbe Stunde zu spät zu fressen gegeben habe und mich seither trotz all meiner Bemühungen gekonnt ignoriert?

Leider ist dieser Beitrag jetzt doch viel kürzer geworden als der vorherige,
aber ich schiebe sicherlich noch etwas nach in den nächsten Tagen.
Bin wohl noch zu verägert über Camino und meine Grobmotorik
als dass ich jetzt nochmal alles reproduzieren könnte.​