a) Was genau macht unter OS X dieses ominöse "Journaling"? Das Dateisystem "Mac OS Extended" existiert ja mit und ohne "Journaled". Worin besteht in der täglichen Praxis der Unterschied?
Ein aktiviertes Journaling kostet dich als permanent aktive Zusatzfunktion ein kleines bisschen Festplattenperformance. (im nur mit Anstrengung messbaren, aber nicht wahrnehmbaren Bereich.)
Aber es bringt einen gewaltigen Zuwachs an Datensicherheit, falls zB mal genau während eines Schreibzugriffs auf die HD der Strom ausfällt oder ähnlich schlimme Dinge passieren, die früher den Unix-Benutzern schlaflose Nächte in Folge beschert haben. Unerwünschte Seiteneffekte gibt es dadurch jedenfalls nie.
Lass es auf jeden Fall an. Und zwar auf allen Festplatten.
Wenn du aber zB
ein Image vorbereitest, das du auf CD/DVD brennen willst, dann kannst du dieses gerne ohne Journaling anlegen, um dort ca. 8 MB mehr nutzbaren Speicherplatz zu gewinnen. Auf Medien, die man sowieso nicht beschreiben kann, hat es nämlich gar keine Wirkung. Da bringt es so viel wie ein Eunuch auf der Samenbank.
Bei Images aber, die du später komprimiert speichern und zB archivieren willst, kannst du dir das auch schenken. Da wird das Journal sowieso automatisch weggelassen, und bei einer Rückumwandlung in ein beschreibbares Volume auch von alleine wieder neu angelegt.
WARNUNG (Nur so. Wird wahrscheinlich nie passieren, aber trotzdem):
Falls du jemals in die Verlegenheit kommen solltest, ein HFS Extended Volume an einem alten Mac mit OS 8.x oder 9.x (also ein nativ gebootetes, kein Classic Environment), oder zB an einem PC zu bearbeiten, der solche Volumes zu lesen imstande ist, dann wirst du im Stammverzeichnis des Volumes evtl. mehrere unsichtbare Objekte vorfinden, die du unter OS X niemals sehen kannst. Bei manchen Menschen lösen solche unheimlichen Begegnungen Schweissausbrüche und den Hang zu ungebremstem Löschwahn aus. Au au...
Dazu gehören mehrere Dateien, die ein 'journal' im Namen tragen (das *ist* dieses ominöse Journal) sowie ein Ordner namens "HFS+ Private Data" mit evtl gaaaaanz vielen Dateien darin.
Rühre diese Objekte niemals auch nur im geringsten an, oder du bist so tot wie ein in Salzsäure frittierter Kaugummi.
Naja, DU natürlich nicht. Aber wenn du den Inhalt deines Volumes danach siehst, wirst du dir vielleicht wünschen, es zu sein...
Details darüber liest du bei heftigem Interesse vielleicht besser nach ein paar Semestern Informatikstudium
hier nach. Da steht alles bis zur letzten Schraube dokumentiert. Nuts and Bolts of HFS+
Sieh aber lieber vorher zu, dass du auch genügend Cracker, Tiefkühlpizza und Mokka oder Espresso im Haus hast. Und eine frische Brille falls angesagt. Da wirds dir warm beim lesen...
b) Ich habe beim formatieren der Platte - mit Mac OS Extended (Journaled) - gerade festgestellt, dass ich einen Tick weniger Speicherplatz frei habe, als vorher unter NTFS. Es sind 63 MB bereits belegt. Ist das normal? Hat das mit dem Journaling zu tun?
Wie schon mal erwähnt, ein journal belegt in den Standardeinstellungen etwa 8 MB, bei grösseren Volumes wird es schrittweise mehr. (8 MB pro angefangene 100 GB Volumegrösse, maximal bis zu 512 MB, um genau zu sein.)
Auch die anderen Verwaltungsstrukturen von HFS Volumes brauchen etwas Platz der kontinuiierlich grösser eingeplant wird, je grösser das Volume ist. Wenn das als ein für "Allround Use" gefällter Kompromiss meist recht gut getroffene, vorausgeplante Mass während des Betriebs dann doch mal zu knapp werden sollte und mehr Raum für die Organisation der Daten benötigt wird (ganz unabhängig von den Dateiinhalten selbst), beispielsweise wenn du sehr viele Dateien oder Ordner anlegst, deren Namen, Geburtsdatum, Zugriffsrechte und all diese Infos ja auch irgendwo untergebracht werden müssen ("Metadaten" == "Daten
über die eigentlichen Daten"), dann werden diese Strukturen "on the fly" dynamisch erweitert, wiederum schrittweise.
Das bringt das System immer kurz ins Stocken, weil das einer Art von "häppchenweiser Formatierung" gleichkommt, und das ist programmtechnisch schon recht aufwändig. Also plant man grosszügig genug, dass das nicht zu allzu oft geschieht. Passiert aber allerdings eh nicht besonders oft, denn wenn es einmal geschehen ist, bleibt die Grösse bestehen, auch wenn du wieder Dateien löscht. (Einmal aufgebläht - immer aufgebläht.) Solange bis du halt NOCH mehr Dateien als vorher... und so weiter...
Nachdem du zB ein komplettes OS X mit allen Schikanen, Druckern, Sprachen, Xcode, iLife und und und installiert hast, und du würdest all die Dateien und Ordner danach gleich wieder löschen, dann würdest du feststellen, dass diese Verwaltungsstrukturen auf (grob geschätzt) rund 200-300 MB angeschwollen sein dürften, was wie gesagt permanent ist (nur durch neu formatieren geht das wieder weg).
Und mit Verlaub, selbst das ist noch SEHR WENIG (relativ).
Fang mal an, ein NTFS in Betrieb zu nehmen und fülle es mit Daten. Da wirst du aber staunen, wie das regelrecht explodiert. Da fressen diese Strukturen nach einer Windows XP Pro Installation schon fast genauso viel. Das macht aber noch nicht mal 10% der Anzahl Dateien und Ordner eines OS X aus. Spielst du eine komplette Kopie von OS X auf ein NTFS Volume auf, bekommt das einen Wasserkopf, der sich sogar in medizinischen Fachbüchern sehen lassen kann. Da brauchst du dir um "defragmentieren" keinen Kopf mehr zu machen, denn da gibt es fast nichts mehr an Platz, wo noch was zum fragmentieren möglich wäre.
"Zwangsdefrag - some Patents pending".
Und
dann erst fängt das Journal auf dem NTFS zu laufen an, das ETWAS grosszügiger mit Platzbedarf um sich wirft als HFS ... dann dazu noch die Systemwiederherstellung ("Driver Rollback"), der Indexdienst von XP (anstatt Spotlight), die Listen zu erweiterten Dateiattributen und Zugriffsrechten, evtl benutzte Streams .......... ram tam tam, ram tam tam...
(Der Fairness halber: das Full Content Journaling von NTFS ist auch um einiges anspruchsvoller konzipiert als das reine Metadaten-Journal von HFS. Würde Apple das genauso machen, dann bräuchten die diese exzessive Menge Platz dafür natürlich ebenso. Ein HFS+ Journal wächst nie an, weil es auch gar nie wachsen muss. Da wird was völlig anderes aufgezeichnet als beim NTFS, der direkte Vergleich gültet hier also nicht.)
Bei anderen Dateisystemen dagegen sind diese Strukturinformationen meist statisch bemessen und nehmen von vorneherein den maximalen Raum ein, den sie haben können. Bei typischen "iNode"-basierten FS mit Herkunft aus der Unixwelt (zB Apples UFS, die diversen Linux ext-Varianten, XFS, ReiserFS oder sowas) fressen die Strukturdaten (eben diese "iNodes") sowie ein aus Sicherheitsgründen für das System selbst vorbehaltener "Headroom" zusammen nicht selten geschlagene 10-20% der Gesamtkapazität.
Wenn du nachrechnest: Bei HFS+ liegt das (frisch formatiert) noch unterhalb der Promillegrenze.
Da kann man gut leben mit...
