Aber ich finde, dass "Aussagen" wie "Man darf Frauen ja nicht mal mehr Komplimente machen" ziemlich nach Bierfleck auf Tresen riechen.
Vielleicht hilft Dir meine Position, aus der ich das schreibe, zu verstehen, was genau ich damit ausdrücken will.
Niemand kann von sich behaupten, vorurteilsfrei zu sein. Auch ich nicht. Aber ich bin auf einem ziemlich guten Weg. Es sind keine Gesellschaftsgruppen, denen ich mit Vorurteilen begegne, sondern Sachstände, Zustände, vielleicht auch einzelne Handlungen, die ich typisiere.
Mein Gegenüber betrachte ich allerdings immer in dem Kontext in dem er/sie sich befindet und aus der Motivation heraus, aus der er/sie handelt.
Ich habe noch nie einen Unterschied gemacht, egal in welcher Gesellschaftsgruppe ich mich bewegt habe und egal wen ich vor mir hatte. Ich habe im persönlichen Kontakt jeden Menschen mit dem gleichen Respekt oder auch mit der gleichen Abneigung behandelt und keine Unterschiede zwischen den Religionen, den Weltanschauungen, der Gesinnung oder der sexuellen Orientierung gemacht. So bin ich erzogen worden, das ist nach wie vor mein Kredo und daran wird sich auch nichts ändern.
Das Ganze ist jetzt auch kein Friede, Freude, Eierkuchen, sondern geht in beide Richtungen. Ich fetze mich natürlich auch, kann kontrovers diskutieren, mag manche Menschen mehr als andere und kenne auch ne Menge Arschlöcher. Allerdings ist es mir egal, ob es ein katholisches, muslimisches, christliches, schwarzes, weißes, gelbes, rotes, männliches, weibliches, neutrales oder was auch immer für ein Arschloch ist. Es ist schlicht ein Arschloch.
Mir sind daher auch Begriffe wie Anti-Diskriminierung oder Gleichstellung in meinem Leben ziemlich fremd, weil ich das schon immer gelebt habe. Bei mir heißt das Rücksicht, ohne die eigenen Bedürfnisse aufzugeben. Seine Forderungen mit Respekt durchzusetzen und vor allem, niemanden wegen seiner Position, seiner Herkunft, seiner Gefühle oder seines Glaubens unter sich zu stellen. Im Grunde eher anders herum zu erklären, nämlich sich nicht über andere zu stellen.
Das gelingt natürlich nicht immer, weil nicht jedes Gegenüber ebenso denkt und auch viele mit so einer Situation nicht umgehen können.
Und nochmal: Es war bildlich gesprochen und sollte mein Empfinden gegenüber dem Dualismus ausdrücken, in dem sich die Gesellschaft mittlerweile suhlt und auch suhlen darf, weil es von "oben" toleriert und sogar gefördert wird.
Niemand zeigt Dich an, wenn Du in Deinem Arbeitsumfeld ein nettes Kompliment machst. Im Extremfall kann aber das Kompliment zu einer auf Dich gerichteten Waffe werden. Und diese Entwicklung meine ich. Das gibt es erst seit Kurzem, dass durchaus völlig harmlose Vorgänge plötzlich in die Schublade des Sexismus, der Diskriminierung oder was weiß ich für Schubladen gesteckt werden können, und führt letztlich dazu, dass wir hunderte von Bildchen brauchen, um auch wirklich niemanden zu vergessen, dadurch automatisch diskriminieren, anstelle eine Form beizubehalten, durch die sich niemand ausgegrenzt fühlt und sich auch damit identifizieren kann.
Ein lachender Kreis mit freundlichen Augen, ein traurig aussehender Kreis oder ein erschrocken blickender Kreis lassen weder eine Assoziation mit Religion, noch mit ethnischer Herkunft oder sexueller Gesinnung zu. Jeder Mensch sieht, wenn er lacht oder weint gleich aus. Egal, ob er schwarz, weiß, homosexuell, Moslem, Jude oder Christ ist.
Aber das wirklich perverse an solchen Themen ist, während wir hier über Sinn und Unsinn von Emojis in jeglicher Form diskutieren, den Wegfall von Pistolen- und Zigaretten-Emoji feiern, sich ganze Gremien aus erwachsenen Menschen aus westlichen Ländern Gedanken über Kopftücher-Emojis machen, überall auf der Welt jeden Tag tausende Kinder an Hunger, Krieg und Krankheiten sterben. Die haben niemals die Chance gehabt, ein Wort wie Gleichberechtigung überhaupt zu erfahren.
Ich will damit nicht die moralische Keule schwingen, sondern nur zu meinem Eingangspost zurückkehren, wo ich bereits sagte, dass sich der Teil der Menschheit, der ein Smartphone in der Tasche mit sich rumschleppen kann, mal ein wenig "Gleich-"Gültigkeit aneignen sollte, was solche Themen angeht.