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"Unterschicht" - was meint Ihr?

groove-i.d

Rote Sternrenette
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guten morgen!

im zuge der aktuellen diskussion um die desolate soziale lage deutschlands, um bildungsdefizite und kulturelle verarmung möchte ich einerseits einmal selber kurz meine meinung dazu loswerden, aber auch Euch vorallem nach der wertigkeit des begriffs befragen.

ich halte den begriff "unterschicht" für das sonst so super-sensible deutschland als politisch schwierig. vorallem jedoch moralisch, denn welches gefühl wird dem volke durch seine verbreitung und etablierung in der politik dabei vermittelt?!

jetzt plötzlich reden alle drüber und es wird endlich auch den politikern (in öffentlicher ausdrucksweise) deutlich, was künstler und (medien-) pädagogen vor jahren schon prognostiziert haben.

die medien berichten derzeit über die schlechte bildung, welche viele bürger in die enge drängte.
ist noch ein bischen allgemein das ganze, denn bldung hängt schließlich neben schulischer und elterlicher bildung sicherlich zu einem nicht zu unterschätzenden teil auch von der medialen bildung (wissen und unsinn durch medien) ab.
was also fehlt sind zahlreiche medenpädagogen, die in schulen und anderen bildungsstätten konzepte zur kritischen betrachtung medialer phänomene anbieten.
dabei sollte es sowohl um die betrachtung neuer technologien als auch um die kritische bewertung ihrer vor- und nachteile für den menschen gehen.

leider scheint das bildungssystem mit solchen konzepten allerdings nur schwer nachzukommen.

was meint Ihr?
 
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stk

Grünapfel
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Moin,

mich kotzt es einfach an, das jetzt eine politische Diskussion um die Begrifflichkeit losgeht. Ob man diese - in der Tat vorhandene Gruppe - "Unterschicht", "neue Armut", "Prekariat" oder "was ich wie" heißt. ist so was von egal. Es ist beschämend genug, das es in einem an sich reichen Land eine solche Gruppe und auch noch in dieser Größe gibt, während anderseits die Einkommensmillionäre stetig zunehmen.

Gruß Stefan
 

mzet01

Gast
tolles thema,nur leider schon sowas wie ein alter hut,wird dieser jedoch momentan von den medien wieder entdeckt.
schon wahr,die vorran schreitende armut macht sich breit,sowie in der bevölkerung als auch in der aufmerksamkeit unserer spaßbacken in berlin.sollen dort doch aussagen der verwunderung zu hören gewesen sein "ich hab ARME menschen gesehen...".
nun werden si edort ganz hektisch und müssen nun beratschlagen was dagegen zu tun ist,KÖNNTE es eventuell an hartzIV liegen (die spd lässt heute verlauten das dem wohl nicht so ist) oder nicht,
ist die bildungsmiesere daran schuld oder nicht...
fakt ist doch das die spzialpolitik wie auch so vieles andere in den letzten 20 jahren auf der strecke blieb.und sich diese problematik so schnell nicht lösen lassen wird.
es sei denn staat und wirtschaft finden zusammen,schaffen wieder ordentlich arbeitsplätze und können so gegen die armut der "unterschischt" (erinnert irgendwie an "untermensch",hatten wir ja schon mal o_O )angehen.was aber wohl ehr unwahrscheinlich sein dürfte...
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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tolles thema,nur leider schon sowas wie ein alter hut,wird dieser jedoch momentan von den medien wieder entdeckt.

da hast Du recht und bist sicher nicht der einzige, der das so wahrnimmt.
die durch die medien vermehrt auftretende berichterstattung über die "aktuelle" diskussion unter den politikern ist ein gutes beispiel für medienmacht und meinungsmache.
plötzlich fand ich auf vielen sendern im tv gestern zahlreiche interviews und stellungnahmen zu diesem thema; so als wenn es diese probleme nicht schon länger gäbe (habe ich in meinem ersten beitrag auch schon angedeutet).

das thema bildung und soziales ist exemplarisch für des politikers kunstvolles schleichen um den heißen brei!:)
 

micki

Halberstädter Jungfernapfel
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Wirklich beschämend finde ich das grade die Politik, welche seit Jahren die Fördermittel für aus Randgruppen stammenden Jugendlichen zusammenstreicht und ihnen so die Möglichkeit immer weiter erschwert an Bildung und Gesellschaft teilzuhaben, nun eine Diskussion über Begrifflichkeiten führt.
Wieder ein Spitzenthema welches zum Wählerschwund beiträgt. Da frage ich mich doch langsam nicht mehr ob das gewollt ist.

Grrr.
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Was stk AKA Stefan sagt. Dem ist IMO nichts mehr hinzuzufuegen.

Gleichzeitig sind die Arbeitsgemeinschaften verbreitet dazu gezwungen, Gelder an die Arbeitsagentur zurueckzugeben, weil sie sie nicht fuer die Foerderung der Hartz-IV-"Faelle" eingesetzt haben, wie's eigentlich gedacht war. Der Staat schafft sich langfristig die "lokalen" Armen ab, der gedankenlose Rest kauft "billich" auch Billiglohnlaendern, wo man die Armen nicht direkt vor der Nase hat. Ich krieg' da SO eine Wut. Arbeite fast taeglich mit der "Unterschicht", und mich trennen nur teilweise meine Bildung und kaum mein Einkommen um Haaresbreite davon. Und dann werden diese zu Recht frustrierten und zu Unrecht minderprivilegierten Menschen pauschal fuer arbeitsunwillig erklaert, bah!
 

Hilarious

Gelbe Schleswiger Reinette
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Wäre das Thema nicht so brisant, könnte man meinen, es gäbe gerade wieder ein journalistisch gefülltes Sommerloch. So aber macht mich vor allem wütend, dass jetzt wohl einigen Mitbürgern die Möglichkeit gegeben wird zu sagen, »Ach so, ja dass das sooo schlimm ist, das wusste ich ja gar nicht.« Ich hoffe nur, das hat auch sein Gutes.
 

pi26

Adams Parmäne
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guten morgen!

im zuge der aktuellen diskussion um die desolate soziale lage deutschlands, um bildungsdefizite und kulturelle verarmung…

Naja, gäbe man der Unterschicht – sagen wir mal 5.000.000 Arbeitslosen – mal jedem ca. 2000 Euro mehr pro Jahr, dann wären das 10.000.000.000 Euro. Wenn man bedenkt, dass die Oberschicht für den UTMS-Flop 5 mal soviel ausgeben musste, versteht man, dass sie wegen überraschend fehlender Durchschlagkraft der in intellektueller Reichweite gewohnten Einkommensmodelle schlicht nicht in der Lage für soziales Engagement sind…

Im übrigen glaube ich, dass grundsätzlich ein Modell in dieser Art anzustreben ist

http://de.wikipedia.org/wiki/Unternimm_die_Zukunft

Damit würde sich schnell zeigen, wieviel Oberschicht aus der Unterschicht steigt.

mfg pi26
 

KayHH

Gast
Tja, so ist das, Globalisierung gern wo es nützt, das ist das was unsere Politiker darunter verstehen. Ich würde aber auch gern mehr bezahlen, wenn es anständig produziert würde, aber das gibt es leider nicht. Gruss KayHH
 

KayHH

Gast
Schon jetzt gibt der Staat mtl. 700 EUR je Bundesbürger aus (Quelle: Monitor). Streicht man die ganzen Subventionen sind 1.000 EUR Existenzsicherung/Grundversorgung/Bürgergeld (name it) für jeden überhaupt kein Problem. Okay, die es haben müssten was abgeben. In meinem Bekanntenkreis sind alle dazu bereit, weil sie einfach sehen, dass es so nicht weiter gehen kann.


Gruss KayHH
 

pi26

Adams Parmäne
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Schon jetzt gibt der Staat mtl. 700 EUR je Bundesbürger aus (Quelle: Monitor). Streicht man die ganzen Subventionen sind 1.000 EUR Existenzsicherung/Grundversorgung/Bürgergeld (name it)

Es ist inzwischen ein Muss zur Absicherung der Demokratie, weil man in wirtschaftlicher Abhängigkeit nun mal weitgehend zum Kuschen gegenüber jedem Irrsinn gezwungen ist. Es ist auch eine Innovationsspritze, weil Projekte generell ohne den Segen von Führungskräften möglich werden. Und es ist ein Notausgang für einen nicht unerheblichen Anteil volkswirtschaftlich kontraproduktiver Virtual Workers…

mfg pi26
 
Zuletzt bearbeitet:

KayHH

Gast
Moin pi26,

ich schätze Deine Beiträge immer sehr, diesen verstehe ich (vielleicht?!) jedoch nicht. Meinst Du die Bevölkerung kuscht, wenn es ein Bürgergeld gibt? Ich glaube nicht, wer halbwegs nachdenkt weiß wem er den Schlamassel zu verdanken hat. Außerdem hat man dann auch noch Zeit über andere Dinge nachzudenken. Ich weiß gar nicht was ich hier als erstes anführen soll, deswegen beschränke ich mich mal auf einen Link zu einer Seite wo ausschließlich Negativmeldungen gesammelt werden, http://www.boocompany.com/


Gruss KayHH
 

pi26

Adams Parmäne
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Moin pi26,

ich schätze Deine Beiträge immer sehr, diesen verstehe ich (vielleicht?!) jedoch nicht. Meinst Du die Bevölkerung kuscht, wenn es ein Bürgergeld gibt? Ich glaube nicht, wer halbwegs nachdenkt weiß wem er den Schlamassel zu verdanken hat. Außerdem hat man dann auch noch Zeit über andere Dinge nachzudenken. Ich weiß gar nicht was ich hier als erstes anführen soll, deswegen beschränke ich mich mal auf einen Link zu einer Seite wo ausschließlich Negativmeldungen gesammelt werden, http://www.boocompany.com/


Gruss KayHH

Nein, richtige Demokratie braucht letzlich Meinungsfreiheit – notfalls auch unabhängig von absoluten wirtschaftlichen Zwängen. Die Bevölkerung kuscht daher natürlich eher solange es kein Bürgergeld gibt. Es ist letztlich auch nicht die Masse, die "danach" URSÄCHLICH demokratisch stablisierend aktiv wird – den Impuls geben Minderheiten, dieselben die bald über eine solche Grundabsicherung auch aus der Unterschicht heraus innovative Wirtschaftsimpulse erbringen könnten...


mfg pi26
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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gut, daß Ihr auch nach den (wirtschaftlichen) ursachen fragt, während ich (wieder mal) nur den moralischen standpunkt angesprochen habe.
mir ist, als die meldung vor einigen tagen morgens im radio "besprochen" wurde, auf anhieb die gemeinheit dieses wortes aufgefallen.

daß wir dieses problem schon eine ganze weile vor uns her schieben und, wie Ihr folgert, auch gezüchtet haben, liegt dabei ebenfalls auf der hand.
bestes aktuelle beispiel:
angestrebter abbau von bis zu 25.000 mitarbeitern der telekom bis zum jahr xy (habe ich gerdae nicht parat) und die involvenzanmeldung des taiwaner unternehmens (die werke in deutschland betraffend) nach nur einem betriebsmonat.

globalisierung ist in diesem falle das allgemeinwort für ursachen, die billigen produktionsstätten im ausland ein konkreter grund.

und schumi, wo zahlt(e) der seine steuern eigentlich als gebürtiger deutscher?


EDIT:
was den stellenabbau der telekom betrifft muß ich mich verbessern. ich lese gerade, daß die telekom bis zum jahre 2008 32.000 stellen abbauen will.
 
Zuletzt bearbeitet:

newman

Roter Eiserapfel
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Im übrigen glaube ich, dass grundsätzlich ein Modell in dieser Art anzustreben ist

http://de.wikipedia.org/wiki/Unternimm_die_Zukunft
Ich finde den Ansatz sehr interessant. Stutzig wurde ich jedoch bei folgenden Annahmen, welche ich für das Gelingen eines solchen Modells als substantiell wichtig erachte:

"Die Menschen würden nicht mehr arbeiten, um das Einkommen zu sichern, sondern nur noch, weil die Menschen Freude an der Arbeit haben. Es wird effektiver und stressfreier gearbeitet. Die Angst der Menschen, Einkommen sichern zu müssen, entfällt."

Ich glaube dass Werner in seiner Grundeinschätzung ein Fehler unterläuft bzw. dass er ein etwas zu idealisiertes Menschenbild hat.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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die unternimm die zukunft-theorie

interessante variante. vorallem die grundsätzliche sicherung eines grundbetrages für JEDEN bürger (=alle gleich). was ich bedenkenswert finde, ist die besteuerung von konsum in anbetracht unseres derzeitigen konsumverhaltens. möglicherweise verbirgt sich hier eine neue krankheitsform: depression durch materielle entbehrung (meine ich jetzt nicht sarkastisch).
 

stk

Grünapfel
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Moin,

@groove-i.d: an einer (ausschliesslichen, vorrangigen) Besteuerung von Konsum wird über kurz oder lang kein Weg vorbeiführen - eben um den Unterschied zwischen inländischen und importierten Produkten zu nivellieren. Blöderweise wird dann immer vergessen andere Steuern dafür zu senken :oops:.

@newman: als so sehr idealisiert sehe ich dieses Menschenbild gar nicht. Nach einer gewissen Zeit des "bequemen Daseins" wird ein jeder anfangen a) sich mit dem Grundeinkommen von 1.500 EUR nicht mehr zufrieden zu geben und b) eine Langeweile-Kompensation finden wollen. Und genau hier entsteht dann motivationsgesteuerte Leistung und Arbeit. Und was unsere Freizeitgesellschaft schon heute alles zur Bekämpfung von Langeweile erfunden hat, mag eine Vorschau auf dann einsetzende Kreativitätsschübe auslösen.

Wer das Modell weiterspinnt, kommt bei StarTrek NG raus: Geld ist abgeschafft, wirtschaftliche Notwendigkeiten sind nicht mehr vorhanden, die Menschheit strebt nach (gesellschaftlicher, geistiger, spiritueller, ...) Vollendung.

Die Frage die bleibt: wie groß muß der Knall vorher sein, damit der Leidensdruck groß genug wird um einen Paradigmenwechsel einzuleiten, anstatt wie bisher an einzelnen, kleinen Stellschrauben weiter rumzuwurschteln?

Gruß Stefan
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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Wer das Modell weiterspinnt, kommt bei StarTrek NG raus: Geld ist abgeschafft, wirtschaftliche Notwendigkeiten sind nicht mehr vorhanden, die Menschheit strebt nach (gesellschaftlicher, geistiger, spiritueller, ...) Vollendung.


hit stefan,

daran mußte ich vorhin auch denken.:)
zu der besteuerung:
klingt nach sowas wie einer luxussteuer. die gibt's in holland zum thema auto ja auch schon länger; undzwar nicht zu knapp!
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Goertz Werners Buch und Ideen zum bedingungslosen Grundeinkommen finde ich hervorragend. Goetz W. Werner, "Ein Grund fuer die Zukunft: das Grundeinkommen".

Die Website dazu: http://www.unternimm-die-zukunft.de


Wer sich mit einer Kritik an diesen Ideen von links, mit der ich diesmal interessanterweise nicht einverstanden bin, auseinandersetzen will, dem moechte ich diese Broschuere von Rainer Roth nahelegen: Zur Kritik des Bedingungslosen Grundeinkommens


Eine weitere, unabhaengige (?) Website zum Thema: http://www.grundeinkommen.info/

Grundsaetzlich ist zu bemerken, dass es eine weltweite Bewegung zum bedingungslosen Grundeinkommen gibt, Infos dazu auf der letztgenannten Website.


Vielfach wird als Kritik genannt: "Dann werden die Deutschen win Volk von Faulenzern, die nur noch auf der Couch abhaengen, Bier trinken und Nachmittagstalkshows kucken". Das glaube ich nicht. Zunaechst einmal werden viele Eltern mehr Zeit fuer ihre Kinder haben ... angesichts des psychischen Elends, mit dem ich taeglich in meiner Arbeit mit jungen Hartz-IV-Faellen konfrontiert bin, halte ich das fuer eine gute Sache. Auch die Idee, dass man dann wirklich dafuer arbeiten kann, was einen interessiert, halte ich fuer valide.

Allerdings wird es, wie auch Goetz Werner zugibt, lange dauern, bis solche Ideen sich in der Gesellschaft verfestigen koennen. Er selbst rechnet mit ca. 30 Jahren.