Kann das irgendwie verstehen, da es mir seit einiger Zeit ähnlich geht. Ich hab mit der Watch nix am Hut, aber das lässt sich ja problemlos auf andere Produkte projizieren. Bis hin zur 6er-Reihe war ich jedes Jahr immer so gespannt auf das neue iPhone, und bis auf das aller erste iPhone (da hatte ich einfach noch kein Smartphone), 3gs und 5s hab ich auch nie ein Modell übersprungen. Und obwohl die Schritte von Nachfolger zu Nachfolger nie so unglaublich groß waren und sind, war ich trotzdem jedes Mal begeistert. Zum Beispiel das im Gegensatz zur 3er-Reihe total futuristische und schöne iPhone 4 in Metall-Glas-Optik (was heute immer noch toll aussieht) sowie ein hochauflösendes Display, welches man so noch nie gesehen hatte.
Das 6s war dann aber das erste iPhone, an dem ich schon kein Interesse mehr hatte. 3D Touch ist sicherlich nix Schlechtes, aber ganz anders als bspw. Touch-ID oder eben damals das hochauflösende Retina Display ist das einfach nichts mehr was mich sofort begeistert. Genauso wenig wie der neue Homebutton im iPhone 7: definitiv richtiger Schritt und natürlich auch perfekt umgesetzt mit der Taptic Engine, aber ich hab trotzdem kein Verlangen mehr mir das sofort zu kaufen.
Dem gegenüber stehen dann aber die ganzen Feinheiten, die einem immer mehr missfallen.
Ich fand zwar die negativen Aussagen hier zum 6/6s immer sehr übertrieben (also dass es hässlich sei), da es unterm Strich immer noch ein schickes und hochwertiges Gerät ist, aber natürlich muss man auch zugeben können, dass mit der abstehenden Kamera zum ersten Mal ein kleines Stück von Apples sonst so perfektionistischem Designverständnis verloren gegangen ist. Normalerweise hätte sich Apple nämlich nie die Blöße gegeben einen Kompromiss einzugehen. Und genau dieser Perfektionismus scheint bei Apple, wenn auch nur ganz langsam, verloren zu gehen. Ich finde immer noch, dass der etwa 1mm dicke Kameraring kein Weltuntergang war. Man konnte ja damit leben und es ist nach kurzer Eingewöhnung nicht mehr groß aufgefallen. Aber dass es ohne diesen Ring besser gewesen wäre sollte trotzdem jedem klar sein. Und normaler Weise hat sich Apple doch nie mit einem "wird schon ok sein" zufrieden gegeben. Beim iPhone 6 aber scheinbar schon. Und jetzt beim iPhone 7 ist die Kamera noch dicker und auffälliger. Fast schon wie bei einem 120€-Lumia.
Ich kann zwar nicht bestätigen, dass Apple an Qualität verloren hat, da meine Geräte wie immer alle super funktionieren und natürlich auch top verarbeitet sind. Auch die Software läuft seit Jahren problemlos. Die Probleme sind meiner Meinung nach auf einer anderen Ebene. Ich weiß, dass das keiner mehr hören kann (kann ich eigentlich selber nicht), aber es gibt trotzdem immer häufiger diese nicht nachvollziehbaren Entscheidungen, die deutlich machen, dass da keiner mehr ist, der Köpfe rollen lässt. Wahrscheinlich konnte man sich die ersten Jahre noch an Steves geleisteter Vorarbeit bedienen, indem man die Produkte nicht sofort vollständig erneuert sondern nur ein bisschen weiterentwickelt hat. Zum Beispiel finde ich wurde mit der 5er-Reihe absolut nichts falsch gemacht, nur: was soll auch schiefgehen wenn es im Grunde eh nur ein langgezogenes 4 ist? Schaut man sich jetzt aber Produkte an, die entweder noch nie existiert haben (Apple Pencil) oder die zumindest komplett redesigned wurden (iPhone 6) kommen plötzlich die ganzen Kompromisse zum Vorschein. Da wird ein Stift im 90°-Winkel eingesteckt und das iPhone muss unbedingt 1mm zu dünn gemacht werden, damit man die Kamera 1mm abstehen lassen kann. Beim Stift wäre es z.B. eleganter gewesen, diesen magnetisch am iPad zu befestigen und per Induktion laden zu lassen. Und das iPhone hätte einfach nur diesen einen Millimeter gebraucht um eine ebene Rückseite zu haben. Vor Allem wäre es damit immer noch dünner als sein Vorgänger geworden, welches ja auch schon sehr dünn war, und der Gedanke "The thinnest iPhone ever" hätte genauso funktioniert. Achja, und dann wurde aus der Magic Mouse noch Magic Turtle gemacht.
Und das find ich schon auffällig. Ich bin überzeugt, dass da ein Zusammenhang besteht, und Apple somit tatsächlich immer gewöhnlicher wird. Auch wenn das wie gesagt ein schleichender Prozess ist und vieles noch Jammern auf hohem Niveau ist.
Solange ich iOS und macOS weiterhin als die fortschrittlichsten, durchdachtesten und am wenigsten Ärger machenden Systeme sehe, bleibt Apple für mich an der Spitze. Aber trotzdem muss einem nicht alles gefallen und das wird irgendwie immer mehr.