Da ich unter anderem auch Schulen im Bereich Medienausstattung berate, kann ich etwas dazu sagen. Zum einen gibt es tatsächlich noch sehr viele Schulen, in denen höchstens vereinzelt Whiteboards vorhanden sind, zum anderen ist meine Erfahrung, dass sehr viele Whiteboards nicht wirklich als interaktive Tafel, sondern nur als Projektionsfläche für den Beamer verwendet werden, und dafür sind die Dinger einfach viel zu teuer. Meine generelle Kritik an den interaktiven Boards ist, dass man das Klassenzimmer abdunkeln muss, um vernünftig damit arbeiten zu können. Eigentlich sollte man froh sein, wenn ein bisschen Tageslicht und ein paar Sonnenstrahlen ins Klassenzimmer eindringen. Im Grunde leiden sämtliche Systeme, die mit Beamern arbeiten darunter, dass eben nichts dunkler dargestellt werden kann, als die weiße Projektionsfläche selbst. Das führt dazu, dass ein Beamer Bild grundsätzlich sehr kontrastarm ist, hinzu kommen relative Unschärfe und Lüftergeräusche.
Meiner Meinung nach ist es für Schüler unzumutbar, auf so ein Medium den ganzen Tag zu starren. Wer schon einmal längere Zeit bei einem Vortrag war, bei dem Beamer benutzt wurden, weiß wovon ich spreche.
Die grundsätzlich besseren Technologieen sind daher große Monitore. An meiner Schule werden hierzu sehr große Fernseher verwendet, die machen weder Geräusche, noch muss man stark abdunkeln, weil ein Fernseher von sich aus schwarz ist und Licht absorbieren kann, so dass ein echter Kontrast hergestellt werden kann. Wer schon einmal beim Public Viewing in einen Biergarten ein Beamer Bild mit dem eines Fernsehers verglichen hat, weiß wovon ich spreche.
Weitere Nachteile klassischer interaktiver Whiteboards sind: Man muss sie immer wieder kalibrieren, es ist ein Computer dazu erforderlich, der im Zweifelsfall auch mal nicht funktioniert, weil beispielsweise der Schulserver, der gerade nicht arbeitet, und man muss sich von den Schülern abwenden, um daran zu schreiben.
Die Vorteile des iPads sind: Man hat alle notwendigen Medien, bis auf den externen Monitor, in einem Gerät. Man kann in Blickrichtung der Schüler arbeiten (wie bei einem Overheadprojektor), man muss nicht kalibrieren, man hat seine Unterrichtsmaterialien immer auf dem Gerät dabei. Man kann mit der eingebauten Kamera beispielsweise Gegenstände aus dem Unterricht direkt ins Tafelbild einfügen, wenn man die entsprechenden Apps verwendet. Man kann die Tafelbilder als PDF exportieren und den Schülern digital zur Verfügung stellen.
Ich selbst arbeite seit Jahren an meiner Schule mit dem iPad als interaktives Whiteboard. Über ein entsprechendes Kabel oder ein Apple TV ist dann das iPad mit einem großen Fernseher verbunden.
Die Schüler bestätigen mir, dass sie trotz des etwas kleineren Bildes am 70 Zoll Fernseher, die Schrift wesentlich besser lesen können, als am Smartboard, die physikalischen Gründe habe ich ja schon genannt.
Klassische interaktive Whiteboards mit Beamertechnologie sind eine Übergangstechnologie, die durch Großbildschirme ersetzt werden, wobei es auch sicherlich in Zukunft Systeme geben wird, bei denen der Computer und die Touch Technologie im Bildschirm eingebaut sein werden. Solche Systeme gibt es auch bereits schon auf dem Markt für sehr viel Geld.
Ein Fernseher, der ein günstiges Massenprodukt darstellt, mit einem iPad Pro und dem Pencil kombiniert, ist immer noch die preiswertere und aus meiner Sicht auch flexiblere Lösung.
Ich habe alle meine Arbeitsblätter und Tafelbilder immer bei mir, muss mich nicht mit irgendwelchen Netzlaufwerken herumschlagen, mich an keinem Server anmelden usw.
Der nächste Schritt für mich wäre dann, dass man auch mal die Schüler mit solchen Geräten ausstattet. Interaktive Bücher würden enorme pädagogische Möglichkeiten eröffnen. Hefte, Ordner usw. könnte man auch digital organisieren. Handschrift würde nicht verloren gehen, solange man mit einem Stift vernünftig auf dem Gerät schreiben kann. Der Schulranzen würde wesentlich leichter werden. Es wären kollaborative Arbeitsformen möglich, die Schüler würden entsprechend ihrer beruflichen Zukunft, viel mehr Medienkompetenz vermittelt bekommen. Mir ist klar, dass das noch Zukunftsmusik ist. Momentan gibt es kaum vernünftige digitale Bücher bei den Schulbuchverlagen. Es fehlt das Geld für eine solche Ausstattung für Schüler und nicht zuletzt gibt es, je nach Bundesland, für Schulen kein Supportnetz für Apple Produkte, man hat sich langfristig auf klassische Netzwerklösungen mit Windows Computern festgelegt.
Dennoch bin ich der Überzeugung, dass das, was in Gesellschaft und Beruf bereits Normalität ist, wenn auch mit Jahrzehnten Zeitversatz irgendwann in den Schulen ankommen wird.