Bin auch nicht mit Mac in die Wiege geboren.OS9 kennen die meisten ja über Classic Umgebung. Aber was war das vor?
Alles hat mit der Lisa angefangen, das war der zweite Computer mit einer graphischen Oberfläche die Xerox Maschine war vorher da und hat Jobs ja zur Lisa bzw. Mac angeregt.
Lisa hatte ein richtiges OS, mit Multitasking Fähigkeit 1MB RAM und einer optionalen 10MB Festplatte (1983!). Nur war Lisa zu teuer und so wurde das System abgespeckt und der Mac war geboren, Multitasking gab's nicht mehr, einige andere Einschränkungen wurden in das System integriert. Lisa hatte einen 5MHz Motorola 68000 Prozessor.
Alle nachfolgenden Macs hatten erstmal einen Motorola 68000 mit 8MHz drin. Diese Rechner waren alle ähnlich aufgebaut, all-in-one Schwarz/Weiß-Monitor mit 512x384 Bildpunkten, Tastatur und Maus sowie 1 oder 2 Floppydrives (3.5"). Ab dem Mac Plus gab es dann die Möglichkeit extern eine Festplatte anzuschließen.
Auf den alten Macs lief das Mac System 1-5, erst mit dem Mac II (1987) wurde System 6 eingeführt und das brauchte vorallem ColorQuickdraw, LaserWriter Treiber, NuBus Steckplätze und natürlich Graphikkarten; unter anderem gab's maximal 24Bit in 1192x870 mit 2D Hardwarebeschleunigung. Mit System 6 wurde am Ende kooperatives Multitasking möglich. Der Mac II wurde mit einem Motorola 68020+68881 mit je 16MHz ausgeliefert.
Steve Jobs hatte John Sculley (Ex-Pepsi Manager) zu Apple geholt und es gab nicht viel später einen riesen Krach, so daß Jobs kurz nach der Einführung des Macs gehen mußte und schmollte. Der Hintergrund des Streits waren die Entwicklungskosten des Macs und die daraus resultierenden Finanzprobleme. Er gründete die Firma NeXT, die sich daran machte den nächsten Schritt in der OS Entwicklung zu tun (NEXTSTEP). Der erste Rechner war der NeXT Cube mit 68030+68882 mit 50MHz und einem magnetooptischen Laufwerk, es gab dazu NeXTDimension eine spezielle Graphikkarte mit Hardware 2D Rendering (damals eine riesen Sensation, da das Ding Display Postscript von NEXTSTEP beschleunigte). Danach kamen noch ein Cube mit 68040@25MHz die Mono und Color Stations sowie das alles als Turbo Variante mit 68040@33MHz. Der Hauptvorteil des Cubes war die NeXTDimension. Die Stations erlaubten nur Grayscale bzw. einige Farben. Truecolor gab es nicht bei denen nicht.
Apple hat weiter am Mac entwickelt, mit System 7 wurde 32Bit Adressierung eingeführt. Eigentlich war das nur ein Resultat einer Schlamperei bei der Entwicklung der alten Macs, den schon der Motorola 68000 konnte 32Bit Adressen verarbeiten, die Register waren groß genug. Aber selbst Apple hatte die oberen 8Bit eines Adreßregisterns beim 68000 (es wurden nur 24Bit benutzt) für irgend welchen Obercoolen Unsinn mißbraucht. Mit dem Resultat, daß Macs bei Einführung der richtigen 32Bit CPUs (68020) von Motorola nicht sauber liefen und weiterhin auf 16MB Adreßraum begrenz bleiben mußten.
Mit System 7 wurde auch der "virtuelle Speicher" eingeführt, d.h. es konnten Programme seitenweise ausgelagert werden. Voraussetzung dafür war ein Mac mit einer PMMU (mindestens 68030 oder Mac II mit eingebauter PMMU).
Parallel zu System 6/7 hat Apple auch an einem eigenem UNIX entwickelt, weil das damals vom US DoD gefordert wurde. Das hieß damals A/UX und bot schon ziemlich was man auch heute schon kennt. A/UX 3.x konnte normale System 7 Programme ausführen, normale UNIX Software und spezielle Mac A/UX Programme, die mit einer angepaßten Mac Toolbox geschrieben wurden (Carbon ist bloß eine Neuauflage davon).
Ein anderes wichtiges Produkt war M.A.E. (Macintosh Applications Environment), das lief unter HP-UX bzw. SunOS und ermöglichte Mac System 7.x Applikationen unter den betreffenden OS auszuführen (Classic läßt grüßen).
Motorola hatte damals schon große Probleme zeitig den Nachfolger des 68030 auf den Markt zu bringen, der 68040 ließ länger aus sich warten. Der schnellste je gebaute 68k Mac war der Quadra 840AV mit einem Motorola 68040 mit 40MHz, da sich die Entwicklung des Nachfolgers (68050) extrem verzögerte und dieser gleich übersprungen wurde zu Gunsten des 68060.
SUN, SGI, Apollo, HP, DEC haben wegen dieser Probleme sich allesamt von Motorola abgewendet und eigene CPU Architekturen eingeführt: MIPS, SPARC, HP-PA, Alpha.
Motorola hatte unterdessen noch einen Versuch unternommen eine eigene neue Prozessorarchitektur auf die Beine zu stellen, das war der Motorola 88000. Das war ein RISC Prozessor der maximal 4 CPUs + 1 Memory Controller auf einem SMP Board erlaubte. NeXT hat auf Basis dieser CPU Prototypen gebaut, aber Apple hat zwischenzeitlich mit Motorola und IBM (AIM) eine neue Prozessor Familie entwickelt, den PowerPC.
Mit System 7.1.2 wurden erstmals PowerPCs unterstützt, das waren damals Rechner mit PPC 601 und NuBus Steckplätzen.
System 7 Pro (eine System 7.1 Variante) brachte PowerTalk mit, ein spezielles Kommunikationsframework. Mit System 7.5 wurde QuickDrawGX eingeführt, eine sehr viel verbesserte Version von QuickDraw, aber damals waren schon die Zeiten vorbei in denen Apple den DTP Markt alleine dominierte. Also gab es kaum Software.
Ebenfalls zu Zeiten von System 7.5 wurde die Unterstützung von OpenDoc in das OS eingebaut. Das war eine Gemeinschaftsentwicklung mit IBM, die hatten das nur in AIX eingebaut die OpenDoc fähige OS/2 kam genauso wie die PowerPC OS/2 nie auf den Markt. OpenDoc war eine der Entwicklungen die aus dem Taligent Projekt stammten, das wurde ursprünglich von IBM und Apple als gemeinsames neues OS entworfen. Am Schluß sollte es nur noch ein gemeinsames Applikationsframework sein, das auf P.ink (Apples neues OS), OS/2 bzw. AIX benutzt wird.
Das neues OS sollte ursprünglich schon mit den neuen PowerPC Computern eingeführt werden, dann sollte System 8 die Übergangslösung und System 9 das neue Super-OS sein.
System 7.6 wurde dann in MacOS umbenannt, zu diesem Zeitpunkt gab es Mac Clones von diversen Firmen und MacOS 7.6 sollte eine vollständige Entkopplung von Hardware und OS bringen. Bis zu diesem Zeitpunkt brauchte jeder Mac oder Clone ein spezielles ROM von Apple, das wurde mit der PReP-Version von System 7.6 überflüssig. Allerdings hat Apple alle Verträge mit den Clone Anbietern gekündigt, so daß MacOS 7.6 PReP nicht mehr zum Einsatz kam, jedenfalls bei den Clone Anbietern.
Apple selbst hat dann bei allen nachfolgenden Rechnern auf ein MacROM verzichtet und das PReP bzw. CHRP Konzept umgesetzt. Man kann alle PCI PowerMacs daher in zwei Gruppen einteilen OldWorld mit MacROM und NewWorld ohne dassselbe.
PReP und CHRP sind zwei PowerPC Plattform Beschreibungen basierend auf PCI, PReP erlaubte auch noch ISA Slots. Das "BIOS" war bei allen Rechnern OpenFirmware eine gemeinsame Entwicklung zwischen SUN, Motorola und IBM. Das ganze ist sehr viel leistungsfähiger als der ganze BIOS Schlonz von Wintel.
MacOS 8 und 9 brachten einige Verbesserungen, aber das war ein schlechter Witz im Vergleich zu dem was Apple ursprünglich für 8 und 9 geplant hatte.
Wenn man die gesamte Entwicklung im Rückblick sieht, dann ist es besonders ärgerlich, daß Apple nicht mit der Einführung der PowerPCs konsequent auf A/UX 4 (oder AIX) setzte, das sich damals in der Entwicklung befand. Das sah nicht viel anders aus als System 7.01. Was wir jetzt haben ist nicht viel anderes als ein UNIX + Carbon (die A/UX MacOS Toolbox) + M.A.E. (Classic) + Openstep (NeXT Applikationsframework). So mußte man als Mac Nutzer jahrelang mit 68k Emulationen von wichtigen Bestandteilen des OS leben. Die ersten Versionen des 68k Emulators von Apple waren bescheiden. Mit einem Emulator von einem Drittanbieter konnte man mit den ersten PowerMacs schon die Integer Rechenleistung eines Q840AV übertreffen!
Kurz nach den ersten PowerMacs kamen von IBM die ersten PowerPC Workstations auf den Markt, die waren damals mit AIX sehr viel schneller als die PowerMacs, da sie konsequent PowerPC Code abgearbeitet haben, IBM exzellente Compiler für AIX hatte und IBM sehr viel bessere Chipsätze für die eigenen Rechner verwendete. Bei Apple hat es Jahre gedauert bis die Compiler halbwegs brauchbaren Code erzeugten.
Bliebe noch zu erwähnen, daß Jobs über Motorolas Einstellung des 88000 alles andere als glücklich war, es soll noch einen PowerPC Prototypen gegegeben haben, aber Jobs zog es vor 486 Hardware mit dem NeXT OS zu verkaufen.