Plattenspieler Beratung

philr3x

Antonowka
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Hallo liebe Vinyl-Freunde!

Aus verschiedenen (hier unwichtigen Gründen) möchte ich mir einen Plattenspieler zulegen. Gleich von vornherein: ich will kein DJ-Pult zum Scratchen, sondern einen Plattenspieler zum kultivierten Musikhören. :)
Ich bin auf dem Gebiet noch relativ frisch und kenne mich nur mit den Grundlagen aus. Was ist beim Plattenspielerkauf also zu beachten?
Mich interessiert die untere Preisklasse (allerhöchstens bis 120 €, je weniger desto besser), möglichst mit integriertem Vorverstärker. Wenn ein USB-Anschluss dabei ist: umso besser - wenn nicht: ist auch nicht schlimm. Einigermaßen schick sollte er auch sein. Kein Designerdingens, aber auch kein hässlicher Klotz. Klangqualität ist natürlich wichtig.

Ich bin z.B. über den Lenco L-76 oder den Lenco L-3867 USB gestolpert, die bei Amazon so von 60 € bis 80 € rangieren.

Sind die für meine Zwecke gut geeignet, oder gäbe es vielleicht etwas besseres? Vielleicht kennt ja jemand noch einen Geheimtipp.

Vielen Dank im Voraus
und liebe Grüße

philr3x
 

eyecandy

Graue Französische Renette
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in der preisklasse brauchst du defintiv nicht anfangen - schon gar nicht, wenn von kultiviertem vinylhören die rede ist.

ein guter einstieg ist mit den debut-modellen von project möglich (auch mit usb-anschluss erhältlich).
 

markthenerd

Cellini
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Deine Kriterien schliessen sich teilweise gegenseitig aus. Vor allem dann, wenn Du heute einen neuen kaufen möchtest.

Als Eigentümer eines (revidierten) Thorens TD 124 Mark II muss ich sagen, wahre Klangqualität setzt Riemenantrieb voraus. Direktantrieb ist eher was für Scratcher.

Bei Deinem Preisrahmen wird es, trotz des heutzutage recht eingeschränkten Angebotes, nicht gerade einfach was vernünftiges zu empfehlen. Abgesehen von den bisher genannten könnte es sich auszahlen, sich im Bekanntenkreis rumzuhören ob irgendwo ein "antikes" Modell schläft.
 

dusty1000

Weißer Trierer Weinapfel
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Also, wenn du nicht viel Geld ausgeben möchtest aber trotzdem auf halbwegs guten Klang Wert legst, dann wirst du mit den von dir aufgeführten Plattenspielern nicht glücklich werden.
Schau dich lieber bei Ebay nach einem gut erhaltenen Klassiker um. Den Vorverstärker gibt es in brauchbarer Qualität auch schon ab 20 Euro.
Tipps für günstige und brauchbare Plattenspieler sind die Dual aus der 500er Reihe, Telefunken oder auch Sony. Manchmal kann man auch günstig einen Thorens ergattern, die sind dann aber oft noch stark wartungsbedürftig.
Wenn du ein Schätzchen aus den 70ern oder 80ern erstehen möchtest, dann achte darauf, ein Gerät mit Riemenantrieb zu kaufen. Direkt angetriebene Plattenspieler sind leider meist nicht die langlebigsten und du hörst jede Unwucht und jedes Kratzen im Motor.
 

philr3x

Antonowka
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@eyecandy:
Auweia, das geht ja ziemlich zackig los mit den Preisen. Hatte mir schon sowas gedacht.
Nehmen wir jetzt einfach mal aus Preisgründen den Debut III. Da steht ja nichts von Vorverstärker, seh ich das richtig? Brauch ich denn so einen überhaupt, oder reicht meine HiFi-Endstufe?

@markthenerd:
Das mit dem Riemen habe ich irgendwie schonmal gehört, danke für den Tipp!
Ehrlich gesagt hatte ich auch schon über den "Bekanntenweg" nachgedacht. Aber man will sich ja ein neues Gerät kaufen, wo es möglichst noch Support und Ersatzteile für gibt. Oder ist das alles einheitlich (Nadeln usw.)?

@dusty1000
Aus persönlichen Gründen bin ich leider kein Fan von eBay und Privat-Onlineverkäufen. Findet man auch brauchbare Sachen in Antikshops o.ä.?

Achso, und danke für die Antworten. :)
 

dusty1000

Weißer Trierer Weinapfel
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mit wenigen ausnahmen findet sich von diesem hersteller in dem bereich nur minderwertiges …

Ja, das stimmt allerdings. Da muss man schon wissen, welche man kaufen kann. Dummerweise hat Sony schon sehr früh konsequent auf Direktantrieb gesetzt. Diese waren zwar nicht schlecht, allerdings gibt es dort eben gerade mit zunehmender Laufleistung die bekannten Probleme. Man sollte so ein Schätzchen also immer probehören, sonst kauft man schnell teuren Schrott.
 

eyecandy

Graue Französische Renette
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sorry, phil, das ist etwas untergegangen. wenn es um die fragestellung nach dem vorverstärker geht, gilt es zu prüfen, ob der verstärker über phono-eingänge (mit entsprechender vorverstärkerstufe) verfügt.

wenn nicht, sollte ein phonovorverstärker miteingeplant werden …
 

mightyM

Lambertine
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Technics 1210. Je nach Geschmack auch der 1200 ;) Gibt es bei eBay mehr oder minder günstig. Liegt zwar über deinem Budget, würde sich aber rentieren. Ist halt nicht so hochpreisig wie ein klassischer HiFi-Turntable.

Mich interessiert aber brennend der Einfluss der Antriebsart auf die Klangqualität @markthenerd. Direktantrieb ist zwar in der Tat für DJ's enorm von Vorteil, jedoch sind die Laufschwankungen im Vergleich zum Riemenantrieb auch gemindert - wovon der reguläre Vinyl-Hörer wesentlich profitiert.

Was seltsamer Weise von niemanden bisher angesprochen wurde: Das passende System. Der beste Plattenspieler bringt nichts, sofern die Nadel nichts taugt. Hier empfehle ich ein Concorde-System von Ortofon, je nach dem was du hören magst, das jeweils passende Modell (sphärisch, elliptisch... die Auswahl ist groß).
 

philr3x

Antonowka
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Mein Verstärker ist ein alter Technics "Stereo Integrated Amplifier SU-X930" mit eingebautem "Double Cassette Deck". Phono-Cinch-In ist vorhanden. Über Integrierten Phono-Vorverstärker weiß ich nichts, da ich das Gerät irgendwann mal von meinem Vater geerbt habe und ich im Netz nicht fündig geworden bin. Ist schon High-End-Class, bloß eben aus den 80ern. Klingt trotzdem super. Die Anlage ist im alten Turm-Prinzip gebaut. Einen passenden CD-Player habe ich als Erweiterung oben drauf stehen. Eine Phono-Erweiterung gab es damals auch, nur die haben wir leider nicht. Ich denke mal, dass die solch eine Anlage wohl einen Vorverstärker intus hat, oder?

Wie gesagt, hätte ich noch eine Bekannte, die einen Plattenspieler hätte. Ist auch ein Ding aus den 70ern bis 80ern und ich weiß gar nichts darüber (sie übrigens auch nicht). Jetzt habe ich noch Sorge wegen der Ersatzteile. Sind Nadeln bzw. Tonabnehmerköpfe einheitlich, oder kann das vergessen, wenn die Nadel bei dem Gerät kaputt ist?

@ Martin Lexow:
Danke für die Antwort. :) eBay ist wie gesagt leider nicht mein Ding.
Könntest du mir einen kleinen Überblick mit Erklärung über die verschiedenen Nadelsysteme geben?
 

janniz

Ingrid Marie
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80er? Phono-Eingang? Dann hat der Verstärker definitiv auch einen Phonovorstufe an Bord.

Nadeln/Abnehmer sollten kein Problem sein. Es gibt ja zum Glück noch genug Vinylhörer auf der Welt.Abnehmer wechseln ist recht einfach.

Zum Direktantrieb ist zu sagen das er Bauartbedingt eben weniger "sanft" läuft als ein Riemenantrieb. Es sei denn es ist ein wirklich schweinsteures Teil für Radiostationen. Der elastische Riemen gleicht leichte "Ruckler" oder Vibrationen des Motors aus und entkoppelt den Plattenteller damit quasi vom Motor. Dafür läuft ein Riemenantrieb "schwammiger" und langsamer an als ein Direktangetriebener. Da du allerdings nur hören und nicht mixen/scratchen willst brauchst du das nicht. Also: Riemen.

Elliptische Nadeln sind in der Regel etwas teurer, klingen aber besser, da sie tiefer in die Rillen eintauchen. Sphärische hingegen eigenen sich besser zum Scratchen und so, da sie die Platte dabei weniger "abhobeln". Aber Scratchen willst du ja aber immer noch nicht ;)
 

mightyM

Lambertine
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Elliptische Nadeln greifen vorallem auch mehr in den Höhen und bilden weniger Bass ab. Außerdem ist auch bei regulärer Nutzung der Plattenverschleiß höher, auch unabhängig vom Scratchen. Die Elastik beim Riemen ist doch das Problem: Er nutzt sich ab, ist nicht so präzise wie ein Direktantriebler. Ich konnte auch noch nie einen Motorruckler bei bspw. einem Technics feststellen, der läuft präzise wie ein Metronom.

Klar, ich möchte nicht wiedersprechen wenn jemand sagt: Riemenantriebler sind geeignet zum Hören. Das ist durchaus der Fall. Aber doch nicht fernab des HiFi-Bereiches. Da ist der Direktantrieb m.E. ganz klar die bessere Wahl.
 
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markthenerd

Cellini
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Genau das ist das Thema (was eyecandy in Post 10 schreibt). Allerdings ist die Bezeichnung nicht ganz korrekt.

Ein Plattenspieler benötigt(e) einen Vor-Vor-Verstärker. Und zwar ganz einfach darum, weil alle anderen Signalquellen (Tape, Tuner, CD usw.) eine einheitliche Signalstärke liefern, ich glaube 100 mOhm oder so was (hab's jetzt gerade nicht mehr präsent). Plattenspieler oder genauer gesagt Tonköpfe (schliesslich tönen die ja) haben jedoch nur einige wenige mOhm (oder was auch immer).

Deshalb hatten "damals" alle Verstärker einen Phono-Eingang, die späteren (besseren) Modelle gar mit einem Wahlschalter für MM (Moving Magnet) oder MC (Moving Coil) in dem das Eingangs-Signal auf eben die 100 (weissnichtmehr) angehoben wurden. Heute ist das praktisch ausgestorben weshalb viele aktuelle Plattendreher (aber nicht alle!) einen solchen Vor-Vor-Verstärker bereits eingebaut haben.

@philr3x
Mach Dich VORHER schlau über all die Fisseligkeiten die Dir mitspielen können. Nadeln dürften relativ leicht verfügbar sein, Tonköpfe weiss ich nicht mehr. Und achte immer vor allem auf eine gepflegte Nadel. Wenn eine kaputt ist hörst Du das zwar (lange) nicht, eines Tages aber ist die Platte Schrott.
 
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philr3x

Antonowka
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Wenn nicht am Klang, woran erkennt man dann eine kaputte Nadel? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei so einem winzigen Gerät per Auge etwas feststellen kann, oder doch?

Habe ich das richtig verstanden? Man braucht/brauchte 2 Vorverstärker? (Zitat: "Vor-Vor-Verstärker")
Also ist es legitim, wenn ich einen Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker über Cinch an meine Anlage anschließe? Der Signalweg sähe dann so aus:
Abnahme => Integrierter Vorverstärker => Anlagen-Vorverstärker => Endstufe => Output
3 Verstärker?
 

mightyM

Lambertine
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Warum sollte man eine kaputte Nadel nicht hören? Ich habe es immer recht deutlich vernehmen können...
 

janniz

Ingrid Marie
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Habe ich das richtig verstanden? Man braucht/brauchte 2 Vorverstärker? (Zitat: "Vor-Vor-Verstärker")
Also ist es legitim, wenn ich einen Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker über Cinch an meine Anlage anschließe?
Dein alter Verstärker sollte sowas wie gesagt schon an Bord haben. Einen extra Phono-Vorverstärker (sei es im Plattenspieler oder als externes Gerät) brauchst du nur, wenn dein Verstärker ausschließlich über Hochpegel-Eingänge (CD-Player, Tape, AUX, usw.) verfügt. Wenn du den Plattenspieler jetzt z.B. direkt an den Line-In vom Mac anschließen wolltest, bräuchtest du ihn. Aber solange an deinem Verstärker ein Phono-Eingang vorhanden ist (und das war bis späte 80er oder noch länger Standard) brauchst du nix weiter.
 

markthenerd

Cellini
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Warum sollte man eine kaputte Nadel nicht hören?
Man kann muss aber nicht.

Ich habe in meiner Laufbahn schon so ziemlich alles erlebt zwischen:

- verdreckte Nadel ersetzt wegen Verdachtes sie sei kaputt
bis
- völlig zerfledderte Nadel hat auf sämtlichen Platten einen Stereo-Kanal rausgehobelt.


Darum.


Und wie stellt man das fest?
Indem man:

1. Der Nadel Sorge trägt.
2. Verschmutzte Platten reinigt.
3. Im Auge behält wie viele Stunden eine Nadel auf dem Buckel hat.
 

markthenerd

Cellini
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Mich interessiert aber brennend der Einfluss der Antriebsart auf die Klangqualität @markthenerd.
Der Klang eines Plattenspielers hängt von einigen Faktoren ab. Wenn alles übrige im grünen Bereich ist, führt ein Riemenantrieb zwangsläufig zu einer völligen Entkopplung von Motor und Tonkopf. Ein Direktantrieb schafft das zwangsläufig nie. Physikalisch eben.

Wenn allerdings die gelauschte Musik hauptsächlich über der akustischen Schmerzgrenze liegt wird das niemand feststellen.

Wenn jedoch auch leisere Töne z. B. von Streichinstrumenten, Stimmen oder ganz speziell Klavieren/Flügeln abgespielt werden wird es eng.

Wem es möglich ist sollte sich mal einen Transrotor anhören. Spätestens in dieser Klasse verschwendet niemand mehr einen Gedanken an was anderes als Riemenantrieb.