Unkomprimierte digitale kodierte Musik - ein Paradoxon?
1. Warum sprechen dann alle davon?
Weil alle nur den technischen Aufzeichnungsweg der Audio-CD als Referenz heranziehen.
In dem blinden und infantilen Aberglauben, das dahinterstehende technische Prinzip wäre das beste und sorgsamste was man mit Audiosignalen tun könne. Blödsinn, resultierend überwiegend aus Halbwissen.
Tatsache ist aber:
Stünde nicht schon dieses leidige PCM-Verfahren immer zwangsläufig am Anfang der Kette, wenn du deine Mucke irgendwie in den Computer bekommst...
(Denn du kommst nicht drum rum. Egal ob beim Import einer CD oder einer Aufzeichnung über deine Soundchips, überall wird analoges Material zuallererst im PCM-Verfahren abgetastet. Was irgendwie deinen Computer erreicht, ist immer zwangsläufig schon mal durch einen PCM-Reisswolf gegangen. Die Fehler und Signalabweichungen die dabei entstehen, begleiten die Information auf Schritt und Tritt und sie sind irreversibel.)
...wenn diese immer schon am Anfang stehende PCM-Kacke nicht wäre, dann könnten heutige AAC-Codecs sogar noch eine weitaus BESSERE Reproduktionsqualität erzielen als jede "unkomprimierte" Technik.
Kapiert nur keiner, dass beim heutigen Stand nicht mehr die Datenstromkompression der eigentliche Klangzerstörer ist, sondern vielmehr die gottgleich geadelte "Compact Disc", auf die du immer noch angewiesen bist. (Und die Standards, die sie uns in Folge beschert hat)
Um das mal etwas griffiger auszudrücken:
Wenn du irgendein komplexes, PCM-verwurstetes Sinoidsignal auf dem Qualitätsstand der CD (sei es nun Sprache, Musik oder auch beliebige synthetische Wellenformen) in einen derart fassungsfähigen AAC-Strom packst, dann ist das etwa so als würdest du eine bereits entleerte und mit den Füssen zertretene Konservendose ganz behutsam in eine Kiste von den Ausmassen einer Badewanne legen, die 50 cm dick mit Zuckerwatte gepolstert ist.
Denkst du, da ginge tatsächlich noch irgendwas kaputt dran, bis du sie wieder rausholst?
Was glaubst denn du, durch wieviele Quetschwalzen, Zentrifugen, Kreissägen und Hammerwerke dein heiliges Döschen von Musik schon gelaufen ist, noch bevor es überhaupt auf die CD gepresst wurde? Denkst du, da könntest du noch irgendwas vor der Zerstörung retten, indem du einfach eine riesige Kiste von der Grösse eines Fussballstadions verwendest? Absurd.
Du solltest endlich endgültig damit aufhören, das letztendlich an deinen Ohren ankommende Signal mit dem zu vergleichen, was auf einer CD drauf ist. Das ist die falsche Referenz.
Du solltest es stattdessen lieber mit dem vergleichen was es mal war, bevor man begonnen hat es aufzuzeichnen, als die Musik noch Live und "unplugged" war. Nicht vergleichen mit dem Medium, mit dessen Hilfe man es nur zu dir nach Hause transportiert hat, sondern einzig und allein in Relation setzen zur ursprünglichen
Quelle das Signals. Alles andere ist ein rein hysterischer Hirnfick, denn nur das allein zählt doch: Ob der wieder analog aus deinen Lautsprecherboxen dringende Schall möglichst exakt den Luftvibrationen entspricht, die vor langer Zeit mal auf irgendeiner Konzertbühne in ein Mikrofon hineingedrungen sind.
Ob dieser Schall zwischenzeitlich, als er auf der Plastikscheibe im eingefrorenen Zustand ruhte, nun als PCM, als AAC, als rote Ampel, als krumme Essiggurke oder als verrosteter Kleiderbügel gespeichert war, das kann dir doch völlig Banane sein. Entscheidend ist doch nur, was am Ende dabei wieder rauskommt. Oder nicht?
Dein sog. "Referenzobjekt", der Audio-CD Player nämlich, der setzt (wenn man sein mittlerweile ziemlich reifes Alter bedenkt) eine wahre Vielfalt von Tricks und Kniffen ein, um dir nicht Ampeln oder Essiggurken zu kredenzen, sondern eben das was man ursprünglich mal reinstecken
wollte in die Aufzeichnung - aber nicht
konnte. Weil PCM-Signaltreue eben ihre recht bescheidenen Grenzen hat. Würde der Player stur und unnachgiebig exakt das wiedergeben, was er auf dem Aufzeichnungsmedium tatsächlich vorfindet, dann wärst du mit dem Resultat wohl eher weniger zufrieden. Raus käme nämlich eine Anhäufung von nadelförmigen Signalspitzen, bestenfalls ein auf Dreiecks- oder Trapezform mehr oder weniger grob zugeschnittener Kurvenverlauf, aber
keinesfalls ein reiner Sinuston. (Erklärungsbedarf?)
Also macht er folgendes: Er "glättet" das Signal, das vom Plastik kam. Er ergänzt zwischen den einzelnen PCM-Pulsen liegende Lücken durch einen möglichst charmant
geschätzten Kurvenverlauf, so sinoid wie es eben mit einer ziemlich intelligenzfreien Interpolation und einer real existierenden, physikalisch limitierten Elektronik möglich ist.
Im Klartext: Er VERFÄLSCHT das exakte Signal, um die Klangqualität zu VERBESSERN.
Lies es nochmal: Verfälschung führt zu Verbesserung.
Und nochmal, weils wichtig ist das zu realisieren: Verfälschung ---> Verbesserung.
Und du hast da überhaupt nichts dagegen? Aber Hoppla!
Mit dieser Formel noch im Hinterkopf ein kleines Stückchen "Facts about AAC":
Man ist heute dort mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man Feuer erfolgreich mit Feuer bekämpft. Über viele jahrzehnte (seit der primitiven Drahtgrammophone des Thomas Alva Edison) hatte die akustische Industrie einen klaren Erzfeind: Das Rauschen.
Der Alptraum der Alpträume schlechthin für jeden, der sich um authentische Reproduktion und Qualität bemühte. Der personifizierte Luzifer der Akustik und sein Satansbruder: "Pink Noise" und "White Noise". Was hat man nicht alles unternommen, um die loszuwerden.
Dann kam in dieser Hinsicht endlich der grosse Durchbruch: Die Digitalaufzeichnung.
Mit einem Paukenschlag waren 99,9% des bisherigen Rauschproblems ins Nichts verschwunden.
Und inzwischen hat sich noch mehr in dieser Hinsicht getan. Soweit es um das Medium geht (egal welches, ob nun PCM oder MPEG oder sonstwas digitales): Rauschen existiert hier nicht mehr.
Toll, nicht wahr?
Naja, so toll vielleicht auch nicht. Denn bei AAC ist man schon dazu übergegangen, dem aufgezeichneten Material wieder Rauschen
hinzuzufügen, um die Klangqualität zu
verbessern. Nochmal: Rauschen hinzufügen --> verbessern.
Verfälschen --> Verbessern.
Hoppla. Schon wieder!
Mit Rauschen? Ja, das funktioniert! Warum? Weil diese Leute nicht das
Medium zur Referenz erküren, so wie du das immer noch gedanklich tust, sondern sie richten den Blick auf das eigentliche Ziel, die
ursprüngliche Quelle des Signals.
Das intelligent durchgeführte, gezielte Verfälschen des auf dem Medium gespeicherten Datenmaterials kann sehr wohl der Verbesserung des Endergebnisses dienen.
Druck dir das aus und häng es an die Wand. Das ist der Denksprung, den du bisher noch nicht vollzogen hast. Vergiss einfach die als falsch beweisbare Annahme, eine lediglich rein arithmetisch feststellbare Manipulation des Mediums würde automatisch einer Verschlechterung im Ergebnis gleichkommen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine sehr gezielt und gewieft durchgeführte psychoakustische Datenreduktion kann dein Hörerlebnis
verbessern. Weil es nicht darum geht, sich am (fehlerbehafteten) Medium zu messen. Es geht darum, seine Fehler auszubügeln. Lass das doch einfach mal zu, dir das vorzustellen, dass das wegfiltern von auch auf einer CD noch vorhandenen Störgeräuschen etwas GUTES sein kann.
Immerhin vertraust du diesem Prinzip doch längst, ohne es aber zu bemerken. Weil du gedanklich einen PCM-Code mit einer Sinuskurve assoziierst. Was aber total falsch ist. Falscher gehts gar nicht, weiter weg davon kann man sich nämlich gar nicht entfernen.
Denk wie die Erfinder des heiligen CD-Players:
"Verfälschen tut gut! Verfälschen ist nötig! Verfälschen statt klirren!"
Warum soll das in sich widersprüchlich sein? (Es ist mir klar, dass eine Digitalisierung ihrem Wesen nach zwangsläufig eine "Datenreduktion" bedeutet - sehr genau genommen...
Man
muss das schon sehr genau nehmen, denn darin verbirgt sich die rauschende Wahrheit:
Digitale Erfassung eines beliebigen analogen Phänomens mit einer als endlich vorauszusetzenden Datenmenge ergibt zwangsläufig
immer eine relative Datenreduktion von (und zwar exakt!)...
Eins zu unendlich!
Eine ziemlich irrsinnig hohe Kompression, um das nur "beim genau nehmen" zu berücksichtigen, viel zu krass um das bei seinen Erwägungen völlig ausser acht zu lassen, findest du nicht?
Doch werden diese Daten in einem PCM-File unkomprimiert
...bedeutungslos. Auswirkung: Null. ...
bzw. unreduziert gespeichert
Irrtum.
Unendlich reduziert. Immer. Mathematik lügt nicht.
Es geht mir darum, dass ich meine CD-Sammlung gerne so wie sie ist (als Suppe - nicht als Suppenwüfel - d.h. VERLUSTFREI) auf HD kopieren möchte.
Das erinnert mich irgendwie an das sammeln gestempelter Briefmarken.
Völlig nutzfrei, aber dennoch beliebt. Merkwürdiges Verhalten. Psychologisch durchaus interessant, aber nicht die Spur logisch.
Wenn ich meine Instant-Suppe jedesmal neu aufbrühen müsste, um sie zu verfeinern, ist das - mit Verlaub - ein völliger Mist.
Wir reden doch von Musik, die man
hören will, oder?
Für Soundloops oder andere akustischen Elemente, die man noch einer weiteren nennenswerten Bearbeitung unterziehen will, ist Datenreduktion mit psychoakustischen Methoden fehl am Platz, das stimmt. Weil man sie in diesem Fall zwangsläufig mit völlig falschen Parametern anwenden würde. Das wäre natürlich kontraproduktiv.
Mag sein, dass es für Otto Normalverbraucher (gibt es den?) tatsächlich keinen Sinn macht, die Daten als AIFF oder Lossless zu speichern. Für mich ist es wichtig.
Dann beschwer dich bitte vehement bei den Herstellern so gut wie aller hochwertigen elektronischen Instrumente, die auf dem Markt sind. Die machen das nämlich schon sehr lange nicht mehr. Da zählen nur noch möglichst umfangreich vorliegende Wavetable-Sammlungen, und das in möglichst wenig ROM (o.ä.) gespeichert.
Da wird längst komprimiert bis der Arzt kommt. Auch wenn du das nicht merkst, weil das schon vor der Wiedergabe in Hardware wieder dekomprimiert wird.
Vor einigen Jahren war die Rede von der SACD
Ein reiner Marketingbluff. Niemand braucht mehr als 16 bit oder 44.1 kHz, um Musik besser zu hören. Die Industrie braucht "besseres", um neuen Umsatz zu generieren. It's a material world.
Aber die Geschichte wird weitergehen.
Sie ist längst weitergegangen. Bei Fraunhofer arbeitet man fleissig am 32-Kanal Soundsystem fürs Zuhause. (Natürlich datenreduziert, was sonst)
DAS hat Zukunft. Mein ganz persönlicher Eindruck bei einer ersten, kurzen Begegnung damit ist nur mit zwei Worten angemessen zu beschreiben: "Spontane Tränendrüsenaktivität". Unbelievable.