Im Test: HDR-Applikation Hydra

Felix Rieseberg

̈Öhringer Blutstreifling
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[preview]HDR ist eines der großen neuen Stichworte in der modernen Fotographie und kann immer wieder durch Bilder mit beeindruckenden Lichtspielereien begeistern. HDR steht für 'High Dynamic Range' und basiert auf einem ausgetüfteltem Prinzip, dass sich grob gesprochen mit einem sehr hohen Kontrastverhältnis in einem einzelnen Foto beschreiben lässt. Überbelichtete Bereiche eines Bildes werden abgedunkelt, während unterbelichtete Bereiche aufgehellt werden. So ist es zum Beispiel möglich, den Eingang einer Höhle in einem Bild so darzustellen, dass sowohl die sehr dunkle Höhle als auch der sehr helle äußere Eingang gleichermaßen erkennbar sind. Das übliche Verfahren, um solche HDR-Bilder zu erstellen, ist die Zusammensetzung von unterschiedlich belichteten Fotos - in der Regel von einer speziellen Software.[/preview] Ein Beispielbild findet sich links im Artikel und stammt von ABPhoto.

[float="left"][imglnk=http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra3.jpg|midway]http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra3_tn.jpg[/imglnk][/float]Wir haben uns eines dieser HDR-Tools für den Mac etwas näher angesehen: Hydra aus dem Hause Creaceed kommt sowohl als Einzelapplikation als auch als Aperture-Plugin und verspricht beeindruckende Bilder in Verbindung mit einer Funktion, die klassische HDR-Renderapplikationen nicht haben: Die Fotos müssen nicht zwangsläufig mit einem Stativ geschossen worden sein, leichte Unterschiede zwischen den einzelnen Bildern stellen laut Hersteller kein Problem dar: Ein eingebauter Morphing-Algorythmus sorgt dafür, dass alle einzelnen Bilder passend zusammengesetzt werden. Im Gegensatz zu früheren Versionen kann Hydra nun mit RAW-Formaten umgehen, nimmt aber nach wie vor auch gewöhnliche JPEG-Fotos. JPEG dürfte gerade Anfängern die Arbeit erleichtert, obwohl das Format RAW über die nachträglich noch veränderbaren qualitätsentscheidenden Parameter wie Weißabgleich, Farbsättigung, Kontrast und Schärfung über viele Möglichkeiten verfügt, die bei einer Aufnahme in JPEG nicht ausgenutzt werden können.

[float="right"][imglnk=http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra2.png|midway]http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra2_tn.jpg[/imglnk][/float]Die Benutzeroberfläche ist simpel gehalten, orientiert sich stark an der Optik von Apples Aperture und kann direkt überzeugen. In einem Hauptfenster werden die einzelnen Fotos wahlweise in einer 3D- oder einer 2D-Ansicht präsentiert, eine Schwebepalette gibt Auskunft über alle möglichen Werkzeuge und verfügbaren Informationen. Wer es eilig hat, kann es schnell zu einem gerenderten Bild bringen: Die Fotos können einfach in das Hauptfenster gezogen werden, einen Klick auf "Render" später verfügt man über ein fertiges HDR-Bild. Wer jedoch ein wahres HDR-Meisterstück erschaffen möchte, kann selber Hand anlegen und diverse Arbeitsschritte manuell ausführen.

[float="left"][imglnk=http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra1.jpg|midway]http://www.apfeltalk.de/redaktion/riesenzwerg/mag/hydra1_tn.jpg[/imglnk][/float]Die automatische Zusammensetzung von Fotos, die nicht mit Stativ geschossen wurden, funktioniert - jedoch nicht gerade perfekt. Die Abweichungen zwischen den einzelnen Bildern dürfen nicht allzu groß ausfallen, sonst kommt Hydra ins Schwitzen. Abhilfe kann hier unter Umständen die Angabe von korrespondierenden Punkten bieten: So ist es möglich, auf den einzelnen Bildern bestimmte Punkte zu setzen, um fälschlichen Zusammensetzungen vorzubeugen. Vollkommen auszuschließen sind Fehler jedoch nicht: Nahezu unmöglich ist die saubere Verbindung von Fotos, die zum Beispiel Pflanzen im Wind zeigen.

Auch die Berechnung der HDR-Bilder kann beeinflusst werden, obgleich Hydra auf diesem Gebiet auch sehr gut ohne menschliche Hilfe klarkommt. Zentraler Bestandteil der Anpassung ist ein Histogramm, auf dem die verschiedenen Bilder zusammen eingetragen sind. Über einen Regler lässt sich der Einfluss einzelner Fotos vergrößern oder verkleinern. Über zwei weitere Regler lässt sich der Übergang der einzelnen Bildteile weicher gestalten. Die richtige Einstellung ist nicht immer ganz leicht zu finden, wer sich jedoch ein bisschen Zeit lässt, kann unter Umständen deutlich beeindruckendere Bilder als die Hydra-Automatik produzieren.

Insgesamt kann Hydra überzeugen und bietet vor allem für Hobbyfotografen Möglichkeiten. Die groß beworbene Funktion der Stativfreiheit funktioniert nicht perfekt, kann im großen und ganzen jedoch das Versprechen einhalten. Einzig der Preis ist mit stolzen 60 US-Dollar bzw. 38 Euro ein wenig hoch gegriffen, kostet Photoshop Elements 6 mit rund 60 Euro nur wenig mehr und bringt neben HDR-Fähigkeiten noch viele andere Funktionen mit. Wer jedoch eine in Aperture integrierte HDR-Funktion vermisst, dürfte mit Hydra die perfekte Ergänzung gefunden haben.
 

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Tekl

Fairs Vortrefflicher
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Gibt's auch Beispielbilder die nicht so künstlich und verwirrend aussehen? Hat HDR nur künstlerischen Nutzen, oder ist es auch dezenter einsetzbar?
 

TaTonka

Neuer Berner Rosenapfel
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Ich find die Bilder, die dabei rauskommen, dermaßen geil....die sind es alle irgendwie Wert, auf Poster gedruckt zu werden.
 

Imit

Idared
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Die Bilder schauen doch zu 90% künstlich aus...
Mit Fotografie hat dieser ganze Nachbearbeituzngs-Wahn nichts mehr zu tun.
Ich habe nichts gegen Nachbearbeitung. Ob dezent oder auch stärker.
Aber ab einem gewissen Punkt darf man nicht mehr von Fotos sprechen...
Fotografie sollte ehrlich sein.
 

philipxD

Friedberger Bohnapfel
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Picnik.com bietet auf eine HDR-Funktion an. Sogar kostenlos :cool:
 

TexanSteak

Pomme Miel
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Finde ja das ganze sehr interessant, mal anzuschauen und über die Technik nachzudenken.
Aber irgendwie erinnert mich das ganze an klebrige Süßigkeiten: Ab und zu mal ein kleines Stückchen ist ja ganz lecker - aber die Sättigungsgrenze ist dann doch recht schnell erreicht.
Also mehr als 3-4 Bilder kann ich mir von den Sachen wirklich nicht ankucken, sonst hab ich das Gefühl, ich fall ins Diabetes-Koma... Foto und Film leben von Kontrasten, vom Lichtspiel, von Hell und Dunkel. Sowas ist mir einfach zu weit davon entfernt..
 

Tekl

Fairs Vortrefflicher
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Also die Beispiele bei Flicker sehen mit wenigen Ausnahmen sehr grauselig aus. Ist die übertriebene Sättigung Absicht?
 

WDZaphod

Prinzenapfel
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Schaut doch mal in den Bilderthreads, da gibts einen mit vielen HDRs :)
Generell sehen diese "anders" aus, aber nicht unbedingt "künstlich", sondern mehr in einer ungewohnten Echtheit. Die Bilder zeigen einfach, was andere vorher nicht gezeigt haben - was das Auge aber trotzdem wahrnimmt. (natürlich kann der Effekt auch übertrieben werden).
Wie wirklich abstrakten Bilder sind meist keine reinen HDRs, sondern haben ein mehr oder weniger starkes Tonemapping hinter sich.
Hier mal 2 Beispiele für HDR OHNE Tonemapping:


[Link entfernt - Apfeltalk]

und, wirken die auch so künstlich? :)

Was mich an der Programmbeschreibung etwas stört: Es kann RAW und JPG als Eingangsformat. Kann es aber auch das eigentlich wichtigste Format TIFF?
Ich habe noch kein Prog gesehen, was wirklich alle RAWs einwandfrei lesen kann. Aperture und Lightroom hauen z.B. bei Nikon RAW farblich leicht daneben, das vom Hersteller erhältliche Capture NX kann es. Alle Programme können jedoch TIFF-16 ausgeben, daher sollte so eine Soft das unbedingt können!
(konnte es nicht testen, hab kein Leo...)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Tekl

Fairs Vortrefflicher
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Ja, das sieht deutlich besser aus. Die Beispiele von stefansimons sind teilweise auch ganz gut, wobei es wohl keine HDR-Bilder sind, sondern DRI-Bilder. Besteht bei der Umwandlung von HDR-Bildern in 8Bit eigentlich noch ein Unterschied zu DRI?
 

WDZaphod

Prinzenapfel
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Besteht bei der Umwandlung von HDR-Bildern in 8Bit eigentlich noch ein Unterschied zu DRI?

HDR und DRI bezeichnet das gleiche, oder genaugenommen: Das Ergebnis von DRI (=Dynamic Range Increase = Erweiterung des Dynamikbereiches) ist HDR (=High Dynamic Range = großer Dynamikbereich).
 

nev03

Freiherr von Berlepsch
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Diese Bilder sind zwar alle sehr schön aber als Wallpaper taugen die leider nicht - jedenfalls bekomm ich von denen immer Augenkrebs.
 

MrNase

Champagner Reinette
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[schnipp]
und verspricht beeindruckende Bilder in Verbindung mit einer Funktion, die klassische HDR-Renderapplikationen nicht haben: Die Fotos müssen nicht zwangsläufig mit einem Stativ geschossen worden sein,[/schnapp]

Ich empfehle den Test der wohl bekanntesten HDR-Software für den Mac -> Photomatix. Die Software bietet ebenfalls eine automatische Ausrichtung der Bilder (siehe http://www.hdrsoft.com/resources/tut_mac/part3.html) die beim letzten Test recht gut funktioniert hat (wobei ich _immer_ auf ein Stativ zurückgreife).
75 EUR sind zwar keine Kleinigkeit aber ich habe die Investition nicht bereut.

 

Pasci

Roter Delicious
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Finde ja das ganze sehr interessant, mal anzuschauen und über die Technik nachzudenken.
Aber irgendwie erinnert mich das ganze an klebrige Süßigkeiten: Ab und zu mal ein kleines Stückchen ist ja ganz lecker - aber die Sättigungsgrenze ist dann doch recht schnell erreicht.

Dem schliess ich mich voll und ganz an.... Die HDR Sache ist inzwischen dermassen ausgelutscht. Ich muss ehrlich sagen dass ich diesen Stil nicht mehr sehen kann. Am Anfang wars ja noch ganz nett, aber irgendwann reichts. Man kann ja sogar schon von HDR-Wahn sprechen: Fast jeder (Hobby)Fotograf verpasst seinen Bildern den HDR-Look - Haupsache HDR - egal ob passend oder nicht. Ist doch eigentlich ziemlich fantasielos.

Naja...
 

Sigur

Adams Parmäne
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Tekl

Fairs Vortrefflicher
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Also der Bagger sieht aus wie aus Kunststoff und die Farbe des Grases wirkt auch überkünstelt. Ich dachte HDR solle der Wahrnehmung näher kommen und sich nicht von diese entfernen. Ich sehe selten so knallige Farben in der Natur.
 

jensche

Korbinians Apfel
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Also der Bagger sieht aus wie aus Kunststoff und die Farbe des Grases wirkt auch überkünstelt. Ich dachte HDR solle der Wahrnehmung näher kommen und sich nicht von diese entfernen. Ich sehe selten so knallige Farben in der Natur.

dribt8.jpg


dri2st4.jpg


Gute HDRI, also Bilder mit hohem Kontrastumfang, sollten nicht künstlich aussehen.

(Off-Toppic: im aktuellen starwars film gibts ja diese Anfangsszene mit den Raumschiffen, dort wurden animierte HDRI für Spiegelungen auf den Raumschiffen benutzt, durch HDRI ist es möglich einfach ein perfektes fotorealistisches Rendering zu bekommen. Ohne gross licht zu setzen)