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no country 4 old men - gesehen

groove-i.d

Rote Sternrenette
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sie sind und bleiben einzigartig, einmalig in ihrer erzähl- und darstellungsweise. einmal mehr erklären die coen-brüder das land der unbegrenzten möglichkeiten zu einer spielwiese der skurrilitäten und ungebügelten manier, dem zwischen- und miteinander der amerikanischen gesellschaft.

der einfach gestrickte llewelyn moss, bewohner eines trailers in einem dieser typischen trailerparks, ist auf der jagd, als er auf einen angeschossenen hund trifft, der ihn an eine stelle in der wüste führt, welche zweifellos ein schlachtfeld ist. mehrere pickups weisen einschußlöcher auf und rundherum liegen leichen. spanier. llewelyn sieht sich die situation an und stößt auf das unvermeintliche: ein haufen kohle und drogen. er greift sich das geld, ein paar kanrren und fährt zurück nach hause. zeitgleich tötet ein fremder einen alten mann mit einem bolzenschußgerät mitten auf der straße. diese beiden männer, llewelyn und anton werden sich noch kennenlernen.
eine treibjagd quer durch die wüste, motels an den highways bis nach el paso beginnt.

no country for old men erzählt die geschichte von männern, die sich für ein leben auf messers schneide entschieden haben oder eben auch nur ein stückchen vom kuchen wollen. wie erbahrmungslos diese gesellschaft mit outsindern ist, die zufällig in ihre quere geraten, erfahren wir durch den protagonisten llewelyn. er ist zwar hart im nehmen, aber eben keiner von ihnen.

der heimliche hauptdarsteller ist t.l. jones. er spielt den sheriff, der sich mit diesem fall mehr oder weniger betraut, unterschwellig aber fühlt, daß er nichts ausrichten kann, was die mordserie angeht, die sich entlang des highways zieht. sheriff bell ist alt, phlegmatisch und handlungsohnmächtig. bell und die geschichte um kohle und drogen zeigen uns, weshalb dieses land nichts für alte männer ist.

die coenbrüder haben es erneut geschafft, gesellschaftskritik mit groteskem humor zu paaren, ohne dabei in heillose gewalt und lächerlichem abkillen zu verfallen. der stil der beiden ist unverwechselbar.

interessant: das rollenprofil t.l. jones' (nebst message) ähnelt in diesem film sehr dem von "im tal von elah". übrigens spielt hier auch josh brolin mit.

der verlinkung halber:
http://www.apfeltalk.de/forum/insight-film-workflow-t130446.html

zusätzlich einen link zu einer anderen besprechung:
http://www.filmstarts.de/produkt/71611,No Country For Old Men.html
 
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jensche

Korbinians Apfel
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Ich habe den film vor knapp 5 Wochen gesehen. Ich finde ihn genial.

Ich verrate nichts über die Geschichte... aber trotzdem ein paar Facts:

– Keine Musik
– Keine Kamerafahrten (fast keine.... sprich sehr ruhige)
– Lange Dialoge
– Grosszügige Bilder
– Keine Ruckelbilder
– rohe Gewalt
– Also das Reine Gegenteil von MTV Musicvideos

usw... Also wieder mal richtig gutes Kino. (trotzdem werden sich die Geister scheiden... )
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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richtig, der film ist großzügig und langsam photographiert. auch die erzählweise hat ihr "tempo". damit beschreiben die beiden brüder land und leute.
die stille im film kommt uns blockbustergewohnten konsumenten eigenartig und befremdlich vor, tut aber oder gerade deshalb ihre wirkung.
 
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MrNase

Champagner Reinette
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Ich habe ihn gestern Abend spontan mit meiner Freundin gesehen und wollte dazu schon einen Thread eröffnen weil er mich schlichtweg begeistert hat.

Es war auf alle Fälle etwas erfrischend neues, leider aber auch etwas verstörendes und verwirrendes (SPOILER: allein durch das abrupte Ende) aber allein die Macht der Bilder hat mich begeistert. Ich kann es schwer beschreiben aber die Abkehr von der üblichen Effekthascherei, den üblichen kurzen Dialogen und actiongeladenen und schnellen Szenenwechsel hat mich gefesselt. Wenn der Film eines nicht ist, dann schnell. Die Ruhe unterstützt aber die Bilder, ein hastiges „durcheilen“ würde der grandiosen Naturkulisse nicht gerecht werden.

Das Ende hat mich verwirrt aber da es mir bei SAW 4 genau so ging werde ich es nicht dem Film sondern mir als Negativpunkt anrechnen. ;)
 

zweiundvierzig

Horneburger Pfannkuchenapfel
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finde den Film absolute Klasse! schön erzählt und gut fotografiert... die Gewalt ist verglichen mit anderen "Blockbustern" bei weitem nicht so brutal wie oft erwähnt - sie wirkt jedoch umso grausamer, da der Film auf Musik verzichtet und somit die Brutalität unterstützt.
Hab leider den Fehler gemacht und ihn im Original angesehen... keine Freude, da der texanische Akzent dann doch nicht mehr allzuviel mit Englisch zu tun hat!
Aber: Sehenswert!
 

hover

Auralia
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Handwerklich und technisch ist das wirklich ein toller Film.
Die Bilder sind auch sehr schön anzusehen, trotz der rohen Gewalt.

Was mir nicht so ganz klar ist:
in wie fern soll der Film denn gesellschaftskritisch sein?

Für mich ist es einfach ein Werk, das durch seine groteske Schönheit besticht.
Am besten finde ich den Dialog über den Kampf zwischen Mensch und Ochse.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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gesellschaftskritik

na ja, es ist das bereits in machnerlei filmen erwähnte alte lied vom schnellen leben und menschen, die nicht nachkommen. die coenbrüder haben es unterschwellig und wenig plakativ gemacht.

zur gewaltdarstellung:
die coenfilme sind keine gewalttätigen actionfilme im klassischen sinne, sondern bedienen sich auf ihre ganz spezielle und eigenartig ungeschliffene art&weise dem thema gewalt (siehe goodman in "o brother..." oder die morde in "fargo".)
der tod wird schonungslos und direkt geschildert. das ist es vielleicht, was uns auch "no country..." als gewalttätig betrachten läßt.
 

zweiundvierzig

Horneburger Pfannkuchenapfel
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im Endeffekt wird also der Tod also solcher so dargestellt, wie er halt ist: schonungslos und direkt.

v.a. Javier Bardem is einfach erschreckend kalt.
 

MasterDomino

Roter Eiserapfel
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Für die Leute die "No Country for Old Men" mögen ist auch unbedingt der erste Coen-Brothers-Film "Blood Simple" zu empfehlen. Die beiden Filme sind sich sehr ähnlich.

Der Film ist zwar schon älter und hat eine typische 80er-Ästhetik, ist aber extrem gut.

Mir persönlich gefällt "Blood Simple" noch besser als "No Country for Old Men".


Gruß, MasterDomino
 
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MrNase

Champagner Reinette
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Danke für die Info, ich werde mal nen Kollegen fragen ob er ihn zufällig im Regal stehen hat. :)
 

Dante101

Ralls Genet
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Danke an alle (im Speziellen an groove) für diese ausführliche Review und die anknüpfende "Diskussion". Dadurch habe ich nun noch mehr "Blut geleckt" (im wahrsten Sinne ;)) und werde ihn mir definitiv im Kino ansehen!

Das nenn ich mal ein Film-(Unter)Forum mit Qualität!

Liebe Grüße
Daniel
 

muechue

Hildesheimer Goldrenette
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Ich fand ihn richtig gut, ist halt keine seichte Samstagabendunterhaltung, eher schwere Kost, aber trotzdem sehenswert.
 

unknown7

Kaiserapfel
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28.01.07
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1.716
Karten sind bestellt, morgen geb ich meinen Senf dazu ab ;) Bin schon sehr gespannt. Meine Freundin lasse ich aber mal vorsichtshalber daheim ;)
 

Dinofelis

Gast
Ich habe den Film am Wochenende gesehen und musste ihn bis heute reifen lassen.

Erst mal ist dies ein Film des meisterhaften Suspense, und ich finde, die Coens haben Hitchcock mit diesem Film weit übertroffen. Hitchcock brauchte für Suspense Filmmusik. Die Coens machen das nur mit den Bildern, teilweise unglaublich subtil.

Dann ist dies auch ein Film voller ikonischer Bilder. Keine Zitate, sondern Coen'sche Eigenleistungen! Ganze Szenen setzen sich im Kopf fest, wahrscheinlich für immer.

Dieser Film läuft im eigenen Inneren weiter, nachdem man ihn gesehen hat. Er lädt geradezu ein, nach einem gewissen Abstand noch einmal gesehen zu werden, was ich nicht so häufig empfinde.
 
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unknown7

Kaiserapfel
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28.01.07
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Ich habe den Film am Wochenende gesehen und musste ihn bis heute reifen lassen.

Erst mal ist dies ein Film des meisterhaften Suspense, und ich finde, die Coens haben Hitchcock mit diesem Film weit übertroffen. Hitchcock brauchte für Suspense Filmmusik. Die Coens machen das nur mit den Bildern, teilweise unglaublich subtil.

Dann ist dies auch ein Film voller ikonischer Bilder. Keine Zitate, sondern Coen'sche Eigenleistungen! Ganze Szenen setzen sich im Kopf fest, wahrscheinlich für immer.

Dieser Film läuft im eigenen Inneren weiter, nachdem man ihn gesehen hat. Er lädt geradezu ein, nach einem gewissen Abstand noch einmal gesehen zu werden, was ich nicht so häufig empfinde.

Ich wollte mir auch Zeit lassen, bis ich hier was dazu schreibe. Ich finde du hast es annähernd perfekt getroffen. Ich finde der Film is wirklich ein Meisterwerk. Die Tatsache, dass keine Musik vorkommt macht den Film noch eindrucksvoller. Es setzen sich wirklich ganze Szenen im Kopf fest.

Einfach ein Meisterwerk als Ganzes. Der trockene Humor an manchen Stellen ist auch phänomenal unter gebracht.

Etwas zum Thema was ich zum Schießen lustig finde: :-D

http://www.boreme.com/boreme/funny-2008/no-country-for-old-men-conan-p1.php
 

Dinofelis

Gast

"No, you've ruined it." :-D Witzig.

Aber der originale Film-Dialog hat mich als Zuschauer an den Film gebunden. Vorher noch relativ locker (Ok, ok, da hat einer knapp zwei Millionen Dollar gefunden, und ein Killer ist ihm auf der Spur), bis mit diesem Dialog klar wird, was für eine seltsames Weltbild der Killer hat. Ich konnte mich ab diesem Moment darauf verlassen, dass er den Film bis zum Ende trägt, mit einer bisher noch nie gezeigten Psyche. Viel Abgründe, wenig Geschwätz.
 

unknown7

Kaiserapfel
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"No, you've ruined it." :-D Witzig.

Aber der originale Film-Dialog hat mich als Zuschauer an den Film gebunden. Vorher noch relativ locker (Ok, ok, da hat einer knapp zwei Millionen Dollar gefunden, und ein Killer ist ihm auf der Spur), bis mit diesem Dialog klar wird, was für eine seltsames Weltbild der Killer hat. Ich konnte mich ab diesem Moment darauf verlassen, dass er den Film bis zum Ende trägt, mit einer bisher noch nie gezeigten Psyche. Viel Abgründe, wenig Geschwätz.

Jo, genau, so sehe ich das auch. Ab diesem Dialog merkt man: "Oha, so einen Typen hab ich bisher noch nicht mal im Film gesehen". Von dem Typen geht eine Aura aus, die wirkt bis in den Kinosaal.


No, you've ruined it!!! :-D
 

Dinofelis

Gast
Von dem Typen geht eine Aura aus, die wirkt bis in den Kinosaal.

Sehr gespenstisch fand ich den Dialog gegen Ende:

"Ich habe versprochen, Dich zu töten.". Was mich daran besonders horrifiziert hat, war die danach folgende seltsame Logik, die so überzeugend klang, als würden wir täglich über so etwas nachdenken.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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der killer lebt nach einem simplen und skurilen codex, sein weltbild hingegen scheint komplexer. dieser killer symbolisiert in meinen augen das kranke, irre und undurchdringliche am menschen.
und dann ist der killer widerum ein typischer coen-charakter:
eigenartig, eigensinnig, skuril, ländlich und wenig weltgewand im feinen sinne, roh und ungeschliffen und doch emotional und berührend.

ich bin übrigens begeistert von den letzten beiträgen! danke Euch!