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Die deutsche Bahn verkauft sich selber gerne als beliebtes Verkehrsmittel für Geschäftsleute. Unabhängig von Streik und sich häufenden Verspätungen im Nahverkehr ist die Bahn, sofern man per ICE reist, durchaus pünktlich und komfortabel. Von preisgünstig kann angesichts der aktuellen Konkurrenz von Billigfliegern nicht unbedingt gesprochen werden, aber immerhin: Nahezu alle Sitzplätze verfügen über einen Klapptisch, Steckdosen sind weit verteilt. Es ist also theoretisch möglich, vernünftig zu arbeiten - ein großer Vorteil gegenüber dem Auto.
Dumm nur, dass für viele Anwender das Internet essentieller Bestandteil des täglichen Werks ist. Die Bahn scheint dieses Problem erkannt zu haben und investiert kräftig in die Internetaufrüstung. Im Team mit T-Mobile versucht man jetzt, Internet an den Mann zu bringen. Gleichzeitig werden GPRS bzw. UMTS-Lösungen erschwinglich. Höchste Zeit also für einen Test auf der Strecke Köln-Stuttgart-Frankfurt, laut deutscher Bahn einer der Hauptachsen für den Geschäftsverkehr auf Schienen. Bis 2008 möchte man die Zahl der Internetfähigen Züge auf rund 50 erhöhen und wirbt mit dem Motto "Reisezeit ist Nutzzeit".
Zunächst einmal: Ich fühle mich wohl. Ich sitze durchaus bequem und mein Macbook ist vor mir ausgebreitet, ohne dass ich mein Gegenüber, ein junges Mädchen im Teenager-Alter, unangenehm belästigen würde. Dieser Zustand ändert sich zugegebenermaßen recht schnell, sobald ich den Tischplatz verlasse und mich auf einen gewöhnlichen Einzelplatz setze. Der Klapptisch ist zwar zu gebrauchen, von wirklicher Ergonomie kann man allerdings nicht gerade reden. Ich persönliche lasse jedoch auch den Einzelplatz gelten: Man könnte auch deutlich unbequemer arbeiten. Steckdosen sind unabhängig durch den ganzen Zug verstreut und sorgen dafür, dass meine diversen Geräte keine Akkuleistung einbüßen müssen.
So weit, so gut: Ich klappe das Book auf und erwarte blendende Internetleistung. Immerhin bin ich gerade in meinem kleinen persönlichen Rollenspiel eine tragende Stütze der deutschen Wirtschaft und verlange Internet. Zu meiner Überraschung ist die Leistung des internen W-LANs auffällig gut - da hätte man von der deutschen Bahn weniger erwartet. Noch vollkommen kostenfrei wird man von einem Portal begrüßt, dass im Stile der vielen Portale ohne echte Zielgruppe gehalten ist: Ohne großen Aufwand wird man mit leichter journalistischen Kost zu allen Themengebieten versorgt, von aktuellen politischen Nachrichten über das Wetter hin zu aktuellen Horoskopen. Bei akuter Langeweile wird außerdem ein umfangreiches Werbeprogramm für Leistungen der deutschen Bahn sowie ganz interessante Themenangebote, etwa ein Katalog zu aktuellen Projekten der europäischen Raumfahrtbehörde. Eine wirkliche großartige Idee ist eine dynamische Karte, die im Google Maps - Stil die aktuellen Bahnposition anzeigt. Dumm nur, dass sie nicht funktioniert.
Nach einem umfangreichen Studium der verschiedenen Preise, Angebote und aktuellen Nachrichten interessiere ich mich jedoch für das "echte" Internet - Google, Mail, Instant Messaging, das komplette Programm. Nach einigen Mausklicks bin ich offensichtlich richtig: Die Wahl zwischen Kreditkarte und T-Pay versichert mir: Hier wird gezahlt, hier bin ich richtig. Für Sicherheitsfanatiker bietet T-Mobile eine Datenverschlüsselung per VPN an, die Zugangsseiten selber sind ausnahmslos per SSL gesichert - vorbildlich. Einzig und allein die Information über VPN lässt zu wünschen übrig: Ohne danach zu suchen, findet man die Informationen über VPN nicht - auch fehlen Clients für Mac, die zum Beispiel kostenfrei von Cisco angeboten werden. Windowsbenutzer bekommen einen VPN-Client aus dem Hause T-Mobile.
Die Preise selber sind knackig: Verfügt man über keine Mitgliedschaft bei einer der Telekomtochtern T-Mobile, T-Home oder T-DSL zahlt man zwei Euro für 15 Minuten, 18€*für 24 Stunden. Als besagter Kunde ist eine Minutenabrechnung möglich, die jedoch ähnlich überteuert ist: 12 Cent pro Minute summieren sich schnell. Für Vielnutzer gibt es noch eine Flatrate, die rund 15€*im Monat kostet, was im Vergleich zu den anderen Tarifen auffällig günstig ist, wenn man bedenkt, dass man mit bereits drei Stunden Nutzung den gleichen Preis zahlt.
Die Geschwindigkeit selber ist ziemlich gut: Im Geschwindigkeitstest durch die Seite "Speedreport.de" erreichte ich auf offener Strecke rund 100kb pro Sekunde - das ist nicht wirklich gut, aber in Ordnung. Der Upload ist dafür mit rund 90kb auf relativ gutem Niveau, während der Pingtest mit 80ms wieder ebenfalls nicht gerade an DSl herankommt.
Als letzte Alternative bleibt für Andersdenkende noch eine der vielen UMTS-Karten, die jedoch ein wirklich großes Loch in die Tasche reißt: Vodafone etwa bietet zwar volle Macunterstützung inklusive komfortablen Dashboardwidget an, verlangt jedoch eine Zweijahresbindung an einen Vertrag über 50€*pro Monat - das sind 1200€*für zwei Jahre Internet. Die UMTS-Anbindung im Zug ist sehr gut, bricht jedoch in den vielen Tunnels oft ab - ist ansonsten aber extrem komfortabel. Bereits wenige Minuten nach Auspacken der UMTS-Karte bin ich online - mit einer Geschwindigkeit, die mit 3,6MB eigentlich alles bietet, was man ohne große Downloads braucht. Downloads sind ohnehin nicht wirklich drin - "Flatrate" bedeutet bei Vodafone, dass man nach 5GB Nutzung pro Monat extra bezahlt. Insgesamt ist die UMTS-Lösung jedoch insbesondere für Vielnutzer mit ausgeprägtem Standortwechsel von Vorteil - wer im Zug erreichbar ist, möchte oft auch in der Stadt erreichbar sein - ein Vorteil, den die UMTS-Lösung mitbringt.
Insgesamt lässt sich das Fazit ziehen, dass die Deutsche Bahn ausnahmsweise mal ein Versprechen hält: Das Internet im Zug ist praktisch - und vollständig nutzbar.
Dumm nur, dass für viele Anwender das Internet essentieller Bestandteil des täglichen Werks ist. Die Bahn scheint dieses Problem erkannt zu haben und investiert kräftig in die Internetaufrüstung. Im Team mit T-Mobile versucht man jetzt, Internet an den Mann zu bringen. Gleichzeitig werden GPRS bzw. UMTS-Lösungen erschwinglich. Höchste Zeit also für einen Test auf der Strecke Köln-Stuttgart-Frankfurt, laut deutscher Bahn einer der Hauptachsen für den Geschäftsverkehr auf Schienen. Bis 2008 möchte man die Zahl der Internetfähigen Züge auf rund 50 erhöhen und wirbt mit dem Motto "Reisezeit ist Nutzzeit".
Zunächst einmal: Ich fühle mich wohl. Ich sitze durchaus bequem und mein Macbook ist vor mir ausgebreitet, ohne dass ich mein Gegenüber, ein junges Mädchen im Teenager-Alter, unangenehm belästigen würde. Dieser Zustand ändert sich zugegebenermaßen recht schnell, sobald ich den Tischplatz verlasse und mich auf einen gewöhnlichen Einzelplatz setze. Der Klapptisch ist zwar zu gebrauchen, von wirklicher Ergonomie kann man allerdings nicht gerade reden. Ich persönliche lasse jedoch auch den Einzelplatz gelten: Man könnte auch deutlich unbequemer arbeiten. Steckdosen sind unabhängig durch den ganzen Zug verstreut und sorgen dafür, dass meine diversen Geräte keine Akkuleistung einbüßen müssen.
So weit, so gut: Ich klappe das Book auf und erwarte blendende Internetleistung. Immerhin bin ich gerade in meinem kleinen persönlichen Rollenspiel eine tragende Stütze der deutschen Wirtschaft und verlange Internet. Zu meiner Überraschung ist die Leistung des internen W-LANs auffällig gut - da hätte man von der deutschen Bahn weniger erwartet. Noch vollkommen kostenfrei wird man von einem Portal begrüßt, dass im Stile der vielen Portale ohne echte Zielgruppe gehalten ist: Ohne großen Aufwand wird man mit leichter journalistischen Kost zu allen Themengebieten versorgt, von aktuellen politischen Nachrichten über das Wetter hin zu aktuellen Horoskopen. Bei akuter Langeweile wird außerdem ein umfangreiches Werbeprogramm für Leistungen der deutschen Bahn sowie ganz interessante Themenangebote, etwa ein Katalog zu aktuellen Projekten der europäischen Raumfahrtbehörde. Eine wirkliche großartige Idee ist eine dynamische Karte, die im Google Maps - Stil die aktuellen Bahnposition anzeigt. Dumm nur, dass sie nicht funktioniert.
Nach einem umfangreichen Studium der verschiedenen Preise, Angebote und aktuellen Nachrichten interessiere ich mich jedoch für das "echte" Internet - Google, Mail, Instant Messaging, das komplette Programm. Nach einigen Mausklicks bin ich offensichtlich richtig: Die Wahl zwischen Kreditkarte und T-Pay versichert mir: Hier wird gezahlt, hier bin ich richtig. Für Sicherheitsfanatiker bietet T-Mobile eine Datenverschlüsselung per VPN an, die Zugangsseiten selber sind ausnahmslos per SSL gesichert - vorbildlich. Einzig und allein die Information über VPN lässt zu wünschen übrig: Ohne danach zu suchen, findet man die Informationen über VPN nicht - auch fehlen Clients für Mac, die zum Beispiel kostenfrei von Cisco angeboten werden. Windowsbenutzer bekommen einen VPN-Client aus dem Hause T-Mobile.
Die Preise selber sind knackig: Verfügt man über keine Mitgliedschaft bei einer der Telekomtochtern T-Mobile, T-Home oder T-DSL zahlt man zwei Euro für 15 Minuten, 18€*für 24 Stunden. Als besagter Kunde ist eine Minutenabrechnung möglich, die jedoch ähnlich überteuert ist: 12 Cent pro Minute summieren sich schnell. Für Vielnutzer gibt es noch eine Flatrate, die rund 15€*im Monat kostet, was im Vergleich zu den anderen Tarifen auffällig günstig ist, wenn man bedenkt, dass man mit bereits drei Stunden Nutzung den gleichen Preis zahlt.
Die Geschwindigkeit selber ist ziemlich gut: Im Geschwindigkeitstest durch die Seite "Speedreport.de" erreichte ich auf offener Strecke rund 100kb pro Sekunde - das ist nicht wirklich gut, aber in Ordnung. Der Upload ist dafür mit rund 90kb auf relativ gutem Niveau, während der Pingtest mit 80ms wieder ebenfalls nicht gerade an DSl herankommt.
Als letzte Alternative bleibt für Andersdenkende noch eine der vielen UMTS-Karten, die jedoch ein wirklich großes Loch in die Tasche reißt: Vodafone etwa bietet zwar volle Macunterstützung inklusive komfortablen Dashboardwidget an, verlangt jedoch eine Zweijahresbindung an einen Vertrag über 50€*pro Monat - das sind 1200€*für zwei Jahre Internet. Die UMTS-Anbindung im Zug ist sehr gut, bricht jedoch in den vielen Tunnels oft ab - ist ansonsten aber extrem komfortabel. Bereits wenige Minuten nach Auspacken der UMTS-Karte bin ich online - mit einer Geschwindigkeit, die mit 3,6MB eigentlich alles bietet, was man ohne große Downloads braucht. Downloads sind ohnehin nicht wirklich drin - "Flatrate" bedeutet bei Vodafone, dass man nach 5GB Nutzung pro Monat extra bezahlt. Insgesamt ist die UMTS-Lösung jedoch insbesondere für Vielnutzer mit ausgeprägtem Standortwechsel von Vorteil - wer im Zug erreichbar ist, möchte oft auch in der Stadt erreichbar sein - ein Vorteil, den die UMTS-Lösung mitbringt.
Insgesamt lässt sich das Fazit ziehen, dass die Deutsche Bahn ausnahmsweise mal ein Versprechen hält: Das Internet im Zug ist praktisch - und vollständig nutzbar.