In die Schweiz umziehen

[Gin666]

Guten Tag,
ich hoffe, dass sich hier jemand damit auskennt und mir eine Auskunft geben kann, wie ich vorgehen soll.

Ich bin 22 Jahre alt und wohne zZ in Deutschland. Meine Freundin wohnt in der Schweiz und ich möchte dahinziehen. Nicht nur wegen der Freundin (auch wenns der Hauptgrund ist), aber auch, weil mir die Schweiz als Land schon immer gefallen hat!

Ich habe hier ein Abitur gemacht, aber ich möchte nicht studieren, sondern eine Ausbildung machen. Sprich: in der Schweiz.

Meine Fragen sind:

1) Darf man als Deutscher in die Schweiz ziehen und da leben bzw arbeiten?

2) Eine Wohnung würde mich ca in Aarau 700 Warm kosten. Verdient man in der Ausbildung dort genug, damit man wenigstens die Wohnung bezahlen kann?

Und falls nicht: gibt es einen Zuschuss (Hilfe) vom Staat?

3) Wie läuft es mit den Steuern ab? Muss ich die in der Schweiz UND Deutschland zahlen? Die Frage ist komisch, ich weiß, aber ich hatte mal gehört, dass ich auch nach Deutschland bestimmten Pronzentanteil abgeben muss. Ich denke aber ehrlich gesagt nicht, dass es so ist.

4) Sind die Deutschen in der Schweiz generell willkommen als Arbeitskräfte?

Vielen Dank! Hoffe jemand kann mir paar Sachen dazu sagen!

 

[BwDragon]

Hallo,

Ich bin Schweizer der in Deutschland lebt.

Was ich dir gleich sagen kann ist dass die meisten Schweizer mit 22 schon 4 Jahre voll Arbeiten, da die meisten mit 18 die Ausbildung Fertig haben.

Meine Fragen sind:



1) Darf man als Deutscher in die Schweiz ziehen und da leben bzw arbeiten?
Das ist kein Problem, da es ein Personenfreizügigkeitsabkommen gibt zwischen den beiden Staaten.


2) Eine Wohnung würde mich ca in Aarau 700 Warm kosten. Verdient man in der Ausbildung dort genug, damit man wenigstens die Wohnung bezahlen kann?
Eine Wohnung mit einem Ausbildungsgehalt zu Unterhalten ist nicht möglich!


Und falls nicht: gibt es einen Zuschuss (Hilfe) vom Staat?
Nein gibt es nicht! Jedenfalls noch nie sowas mitbekommen.


3) Wie läuft es mit den Steuern ab? Muss ich die in der Schweiz UND Deutschland zahlen? Die Frage ist komisch, ich weiß, aber ich hatte mal gehört, dass ich auch nach Deutschland bestimmten Pronzentanteil abgeben muss. Ich denke aber ehrlich gesagt nicht, dass es so ist.
Man muss nur in dem Land Steuern bezahlen in dem der Hauptwohnsitz ist.


4) Sind die Deutschen in der Schweiz generell willkommen als Arbeitskräfte?
Jein, es kommt immer auf die Branche an.


Hilfe gibt es auch unter www.admin.ch

 

[jowokeller]

Hallo Gin666,

ich bin während dem Studium für 6 Monate Praktikum aus Deutschland in die Schweiz und anschliessend für den Berufseinstieg für ein Traineeprogramm wieder dort hin - habe also ein bisschen Erfahrung mit dem "Auswandern".

1) Man darf prinzipiell schon als Deutscher in die Schweiz ziehen, muss dies aber (anders wie in einem EU Land) beantragen. Sprich du solltest also erst mal einen Job haben und dich dann um die Sache mit der Genehmigung kümmern. Einfach ohne Job in die Schweiz "einbürgern" könnte kniffelig werden. In der Schweiz zählt eine Berufsausbildung noch wesentlich mehr als in Deutschland, es gibt entsprechend auch eine Vielzahl an guten Ausbildungsmöglichkeiten. Die Schweizer machen jedoch auch oft eine Ausbildung, selbst wenn sie später noch studieren gehen - es gibt also nicht gerade freie Stellen wie Sand am Meer.

2) 700 Euro oder Franken? Ein kleines Zimmerchen wirst du schon bekommen dafür... Mietpreise in der Schweiz sind ABARTIG hoch! Ich habe für 45qm in einem kleinen Nest 1500 CHF bezahlt (knapp 1300 Euro).
In der Schweiz verdient man auf jeden Fall mehr als in Deutschland. Meist kann man die Deutschen Gehälter in Euro mal 2 nehmen und hat dann das Gehalt in Franken. Verdienst du in Deutschland 500 Euro hättest du in der Schweiz 1000 Franken. Dies ist aber nur ganz ganz grob als Anhaltspunkt zu sehen. Kosten sind auch so allgemein viel Höher. Um mal einen kleinen Vergleich zu haben, der bekannte 1€ Cheesburger bei MC Donalds kostet in der Schweiz umgerechnet ca 2,20€ - den Faktor kannst du auch bei Milch, Käse und noch extremer bei Fleisch ansetzen.

http://www.lohnrechner.bfs.admin.ch/Pages/SalariumWizard.aspx

Ist aber soweit ich weiss nicht für Ausbildungsgehälter.

3) Steuern bezahlst du als Deutscher einfach pauschal per Quellensteuer. Dir wird einfach Prozentsatz X direkt vom Lohn abgezogen. In Deutschland musst du nichts abgeben wenn du in der Schweiz wohnst. Die Quellensteuer schwankt je nach Kanton. Ich zahle mit allem was abgezogen wird rund 20% + Krankenversicherung.

4) Allgemein kann man wohl sagen, dass man als Deutscher in der Schweiz lieber als Skifahrer willkommen geheissen wird. Es gibt mittlerweile recht extreme Ausmasse an Auswanderungen in die Schweiz und damit verbunden eine etwas angespannte Stimmung gegenüber den Deutschen. Über den neuen deutschen Azubi wird man sich im Zweifel nicht unbedingt überschwänglich freuen. Im Einzelfall mag das natürlich anders sein, allgemein ist es jedoch leicht angespannt für Deutsche.

Wenn du noch weitere Fragen hast, nur her damit.

Viele Grüsse

 

[Gin666]

Vielen Dank für eure Antworten! Jetzt bin ich um einiges besser informiert.

Also das heißt, dass man mit 22 Jahren schlechte Karten hat eine Ausbildung zu kriegen?
Mal angenommen ich finde keine.. kann man denn nicht einfach in einer Produktionsfirma arbeiten? Wie zB hier in GKN? Selbst hier kann ich bei GKN arbeiten (ohne Ausbildung) und verdiene recht gutes Geld. Gibt es sowas in der Schweiz auch und ist es schwer da reinzukommen?

Mir ist das unglaublich wichtig dass ich in die Schweiz ziehe zu meiner Freundin. Wir sind schon fünf Jahre zusammen und langsam wirds Zeit fürs Zusammenziehen und mehr..

 

[jowokeller]

Da kann ich dir nur einen ganz grundsätzlichen Tipp geben (auch wenn du den wahrscheinlich nicht hören willst): Such dir eine fundierte Ausbildung, sie legt die Basis für den weiteren Verlauf deines Lebens! Ich gehe mal nicht davon aus, dass dich bis ans Lebensende von deiner Freundin durchfüttern lassen willst?

Wie willst du die Wohnung mit deiner Freundin bezahlen? Wie möchtest du dein Leben finanzieren? Mit einem Aushilfsjob in der Produktion geht das auf Schülerniveau vielleicht mal 1-2 Jahre gut, dann wird es aber schwer ohne Ausbildung. Such dir eine Berufsausbildung, geh studieren oder mach irgendwas für deine Existenzsicherung - sonst wird es später mal verdammt hartes Brot!

Es gibt Möglichkeiten eine Ausbildung zu bekommen mit dem Alter, in einem fremden Land mit dann noch schwierigen Rahmenbedingungen ist es aber sicherlich was anderes wie in Deutschland. Erst Ausbildung/Studium etc suchen, nen Plan für die nächsten 5 Jahren machen und DANN das Land wechseln.

 

[ThomasN]

Die frage ist, und die kannst du dir nur selbst beantworten, willst die die nächsten 40 Jahre oder mehr als Hilfsarbeiter irgendwo arbeiten, dein Leben lang dasselbe verdienen, weil du ja keine Ausbildung hast, und deinen Lebensstandard nicht steigern?
Wenn du jetzt ein brauchbares Studium oder eine Ausbildung hättest und damit schon fertig bist, würd ich dir sofort raten in die Schweiz zu gehen.

Du lernst so viel fürs leben wenn du auf eigenen Füßen stehst. Egal ob das mit deiner Freundin hält oder nicht.
Ich bin damals wegen einer Flamme die ich grad 3 Monate kannte von Österreich nach Berlin gezogen. Studium IT war praktisch fertig. Hab mir dort einen Job gesucht, Wohnung und mein leben dorthin verlegt. Nach weiteren 3 Monaten war dann schluss mit dem Mädl und nach insgesamt 1 1/2 Jahren bin ich wieder zurück nach Österreich.

Mittlerweile bin ich verheiratet und habe ein 3 Monate altes Baby

Es kann so viel geschehen.
Ich würde dir Raten zuerst eine Ausbildung oder Studium zu machen. Dann hast du was in der Hand und kannst dir dein leben selbst finanzieren.
Deine große Liebe kann auch noch ein paar Jahre warten, vor allem wenn man eine vernünftige Entscheidung trifft die einen dann sein Leben lang begleitet.

Was macht deine Herzensdame eigentlich?

 

[raven]

Was ich dir gleich sagen kann ist dass die meisten Schweizer mit 22 schon 4 Jahre voll Arbeiten, da die meisten mit 18 die Ausbildung Fertig haben.

Stimmt so nicht. Eine Berufslehre dauert in der Regel 4 Jahre also kann man mit 18 die Ausbildung nicht fertig haben.

4) Sind die Deutschen in der Schweiz generell willkommen als Arbeitskräfte?
Jein, es kommt immer auf die Branche an.

Zu 4. Ja sie sind willkommen und es gibt auch noch genügend offene Lehrstellen. Es kommt darauf an was der TE lernen will.

 

[jowokeller]

Um das noch einmal klar zu stellen: Als Deutscher ist man in der Schweiz durchaus willkommen, als Arbeitskraft sehen das aber viele Schweizer anders. Als Deutscher geht man mit dem Gefühl in die Schweiz "die sprechen meine Sprache, die sind wie ich" es ist aber anders. Es ist eine andere Kultur und speziell der Jobtourismus der vermehrt im Grenzgebiet gelebt wird (ähnlich dem Einkaufstourismus in die andere Richtung) nimmt schon recht heftige Ausmaße an! Ich habe mich in der Schweiz immer wohl gefühlt und tue es auch noch, bin immer noch dort angestellt. Man erlebt aber schon auch die ein oder andere kritische Situation. Bin sehr oft freundlich empfangen worden aber eben auch ein paar mal dumm angemacht worden. Ich führe das nicht allgemein auf die Deutschen bzw Schweizer zurück sondern auf die vermehrte Völkerwanderung aus Deutschland (auch wenn ich einer von denen bin)

http://www.spiegel.de/unispiegel/jo...chweiz-geht-doch-heim-ins-reich-a-457783.html

Gibt es dutzende Beispiele! Die Deutschen sind mit Ausländern sicher genauso kritisch, wenn nicht noch kritischer... will nicht mit dem Finger zeigen oä.

Man soll nur nicht dem trugschluss erliegen, dass die Schweiz nur aufgrund der Sprache der südliche Teil von Baden Württemberg ist!!!
Ich mag sie trotzdem

 

[raven]

@Gin666 Du kannst das mal durchlesen. GAAV Was du tun musst um inder Schweiz arbeiten zu können. Zudem ist dies Kantonal verschieden. Auch das Lohngefälle, wie die Mietzinse sind kantonal geregelt. Wo willst du den hinziehen? Wenn du es nicht im Forum schreiben willst, dann gerne auch per PN.

Steuern bezahlst du in der Schweiz, dort wird aber zusätzlich die Quellensteuer gleich abgezogen. Vom Staat bezw. Kanton bekommst du keinerlei Zuschüsse. Und es gibt noch einige wesentlich Unterschiede zw. der CH und DE. Wir sind nicht in der EU. (was für ein Glück)

@jowokeller: Der Spiegelartikel von 2007 ist nicht eben repräsentativ noch ist er aktuell. Es ist das Niveau der B***-Zeitung.

 

[BwDragon]

Stimmt so nicht. Eine Berufslehre dauert in der Regel 4 Jahre also kann man mit 18 die Ausbildung nicht fertig haben.
Da würde ich das Gegenteil Behaupten und Sage das sicher 80-90% 3 Jahre dauern. Es kommt immer darauf an was man macht.

 

[proteus]

Das erinnert fatal an die zahlreichen unsäglichen Auswanderersendungen, wo Vati morgens am Küchentisch sagt: "So, wir tun jetzt mal auswandern" und dann total erbost feststellt, das in Brasilien Portugiesisch gesprochen wird und man kein Köpi kaufen kann.

Mal abgesehen davon, das ich mich selbst bei den einschlägigen Stellen, bsp. der Botschaft, der AHK und entsprechenden Internetseiten, fundiert informieren würde - so naiv kann man in dem Alter doch nicht mehr sein.

Neben Sprachproblemen und einem sehr hohen Preisniveau, das letzte worauf die Schweizer warten, sind Hilfsarbeiter. Der Wettbewerb ist extrem, Schweizer werden bei gleicher Qualifikation immer bevorzugt, meistens ist die aber höher als bei deutschen Schulabgängern. Und das, um mit 22 bei seiner Freundin zu leben, die dann auch noch Schweizer ist?

Das ist doch Realsatire.

 

[markthenerd]

Mal abgesehen vom Realsatirischen Aspekt.

Vor allem, nicht alles allzu ernst nehmen.

Die einen bezeichnen die Schweiz als den südlichen Teil Baden Würtembergs. Die andern Deutschland als den "grossen Kanton". Einäugige Flachdenker gibt es eben überall. Laut sind sie, mehr nicht.

So ganz nebenbei, der lautstärkste Gegen-alles-ausser-sich-selbst-Hetzer der Schweiz ist ein eingebürgerter Baden Würtemberger.

Meine Ansicht: Die Sprache, der Dialekt ist die Crux. Der ist erlernbar. Wenn "man" will. Mir geht es jedenfalls so. Wenn ich in D bin, merkt keiner, dass ich kein Deutscher bin. Und wenn ich in CH bin, merkt keiner, dass ich kein Schweizer bin. Wenn ich in der Öffentlichkeit mit Leuten rede.

 

[landplage]

Vielleicht ist AT einfach nicht das richtige Forum für diese Frage.
Aus meiner Sicht würde sich das hier viel besser eignen.

 

[raven]

@proteus: da sieshte mal die jungen Leute heute. Due trauen sich was. Wahrscheinlich angespront aus den einschlägigen Sendungnen die du ansprichst. Ein Sprachproblem sehe ich nicht, und bei gleicher Qualifikation werden in der Regel (nicht immer) die Deutschen bevorzugt eingestellt. Dies hat auch einen Grund. Die Deutschen haben ein besseres Selbstbewusstsein und ein besseres Autreten als die Schweizer.


Und an all die, welche in dem Thread schreiben: Ich weiss wovon ich rede. Im Übrigen bringt man es heute nirgends weit, ohne Ausbildng. Sei es ein Studium oder eine Berufslehre. Und bei mancher Berufslehre ist die Matura (Abitur) Voraussetzung. Weil unser Schulsystem nicht das beste der Welt ist. Kantonal verschieden und bei uns sind sie gerade daran es wieder einmal neu zu erfinden......

 

[proteus]

Ich sprach nicht von studierten oder Berufsanfängern, sondern von der zauberhaften Idee des Threaderstellers, es als ungelernter Hilfsarbeiter zu versuchen. Die Schweiz hat, wie nahezu jedes europäische Land auch, Probleme, genügend gering qualifizierte Jobs für die eigene Bevölkerung zu generieren. Also werden dann Einheimische bevorzugt, sofern sie für das selbe Geld arbeiten. Und da Ausländer in diesem Lohnniveau meist billiger und leichter zu entsorgen sind, werden die gerne genommen. Ohne staatliche Hilfsleistungen, die es in der Schweiz meines Wissens nach nur sehr eingeschränkt gibt, wird es schwerfallen, davon zu leben. Wenn er denn überhaupt eine Wohnung bekommt. Und ohne Wohnung kein Job, es sei denn, er pendelt.

In qualifizierten Jobs sieht es sicherlich anders aus, davon war hier aber nicht die Rede. Und ich unterstelle einfach mal, aufgrund der Argumentation und Vorstellung, das der Abschluss des Threadstarters nicht der Beste ist. Auf sowas hat auch die Schweiz nicht gewartet. Sicher wird er sich mit Abitur leichter tun, eine Lehrstelle zu finden. Und dann?

Ich schließe mich Landplage an, ein solches Forum ist sicher nicht die richtige Quelle, um derart fundamentale Entscheidungen zu treffen. Potentielle Informationsquellen wurden genannt, er sollte sich dahin wenden, bevor am Ende das böse Erwachen kommt.

Und das Ganze in dem Alter auf eine Beziehung aufzubauen, ist in meinen Augen schierer Wahnsinn.

 

[raven]

@proteus: Deinen Ausfhrungen ist eigentich nichts zu zufügen. Bedauerlicherweise stellen einige Firmen gerne Leute an und bezahlen sie unter Niveau. Man möge sich an den unsäglichen Messeneubau in Basel erinnern. Ein Teil der Arbeiter warten noch heute auf ihr Geld. Aber das ist eine andere unrühmliche Geschichte.

Vorallem aber gebe ich dir recht:

Und das Ganze in dem Alter auf eine Beziehung aufzubauen, ist in meinen Augen schierer Wahnsinn.

Wobei ich das nicht mal alterabhängig mache. Wäre der TE 40+ wäre genauso ein Wahnsinn. Oder noch wahnsinniger.

 

[proteus]

Das wäre dann kein Wahnsinn, das wäre Hoffnung