Joa, typische Einthoven I Ableitung, ne?
Könnt ihr nix mit anfangen? Ah, also reichts doch nicht aus, mal ein EKG durch die Gegend gefahren zu haben um zu wissen, wie das funktioniert, wieviele Ableitungen für welche Diagnostik notwendig sind oder um
überhaupt den Nutzen des hier besprochenen Geräts beurteilen zu können. Aber erstmal von "völligem Schrott" schreiben. Bei einigen Usern kann man wahrscheinlich nur noch von Resthirnaktivität sprechen, mit der gewisse Zeilen hier getippt wurden. "EY ist doch klaroooo, 12 Kanäle is bessa als 3 oda nur einaaa. Dat is ja als hätte man nur ARD und ZDF, isch guck aba liba korrekt RTL!"
Mit nur einer zusätzlichen Meßelektrode für das linke Bein könnte
jeder Laie auch noch Einthoven II und III, sowie Goldberger I-III ableiten. Könnte man als Zusatz über eine Klinke an diese Bluetoothbasis anschliessen. Schon hat man ein 6-Kanal EKG das jeder Idiot bedienen kann und diagnostisch schon erstaunliches leistet.
Fachkundige Personen können mit zusätzlichen Elektroden noch Wilson und/oder Nehb ableiten und die hätten ein komplettes 12-Kanal EKG
für die Kitteltasche. Software ersetzt keinen Kardiologen, aber sie kann schon bei der Auswertung helfen. Das EKG ist eines der wichtigsten Diagnoseinstrumente, es mobiler zu machen ist eine tolle Sache. Zudem können die Daten über das iPhone verschickt werden. Ein Patient kann regelmäßige EKGs an seinen Hausarzt senden, sogar vom Urlaub aus. So ein kleines Gerät muss allerdings vernünftig gegen Störgrößen abgeschirmt werden. Man sieht ja schon im Video dass man es absolut ruhig halten muss. Aber da wurde ja erstmal die Machbarkeit des Ganzen demonstriert.
@smooky:
Ich hab schon länger kein EKG mehr ausgewertet, aber ich werde trotzdem mal versuchen, das Prinzip einer EGK-Messung allgemeinverständlich zu formulieren. Das wird länger, also: dranbleiben!
Das Elektrokardiogramm ist im Prinzip eine Aufzeichnung der messbaren Spannungsänderungen auf der Körperoberfläche im Millivoltbereich, die von den elektrischen Aktvitäten der Herzmuskelfasern herrühren. Dazu muss man wissen, dass die elektrische Erregung nicht das komplette Herz auf einmal erfasst, sondern wie eine Welle vom Sinusknoten bis in die Herzspitze fliesst. Bestimmte Bereiche sind gegeneinander isoliert. Wikipedia hat z.B. ein wunderbares
animiertes GIF dazu. Diese Spannungsänderungen beeinflussen natürlich auch das elektrische Feld des Körpers.
Wenn ich jetzt nur
einen Kanal habe, das heisst sagen wir mal die Potentialdifferenzen zwischen rechtem und linkem Arm (Einthoven I) ableite, bekomme ich eine Aussage darüber, wie der "Strom" horizontal durch das Herz fliesst. Da der liebe Gott das Herz aber leider nicht horizontal und in Form eines schmalen Schlauches in den Menschen eingebaut hat, reicht uns das nicht. Das Herz liegt schräg und gekippt und die Erregunsfortleitung erfolgt in allen 3 räumlichen Dimensionen
ungefähr von rechts-oben-hinten nach links-unten-vorne. Wenn wir jetzt ein Bein als zusätzlichen Messpunkt verwenden, können wir auch die Spannungsdifferenzen in der Vertikalen messen! Einthoven I-III sind bipolare Messungen, man misst die Potentialdifferenzen zwischen 2 Elektroden. Damit bekommen wir 2 Projektionsebenen hin: von
links nach rechts und von
oben nach unten. Die 3 Goldberger-Ableitungen sind unipolar, d.h. 2 Elektroden sind als Bezugselektroden zusammengeschaltet und werden gegen die 3. Elektrode gemessen. Im Endeffekt bekommen wir mit diesen zusätzlichen 3 Ableitungen aber keine zusätzliche Projektionsebene, sie ergänzen nur die Projektionslinien nach Einthoven.
Mit den 6 Wilson- und 3 Nehb-Ableitungspunkten an der Brustwand kommt die 3. Projektionsebene dazu. Prinzipiell ist das, was wir auf dem EKG-Monitor sehen, aber immer nur eine 2-dimensionale Projektion eines 4-dimensionalen Vorgangs (in allen 3 Raumebenen über einen Zeitraum hinweg). Mit einem 12-Kanal EKG kann man den Weg der Erregungsfortleitung über das komplette Herz verfolgen und z.B. totes Infarktgewebe (leitet den Strom anders weiter) räumlich relativ genau zuordnen. Zur Erkennung von Extrasystolen, AV-Leitungsstörungen, Vorhofflimmern/-flattern, Kammerflimmern/-flattern und zur Diagnose eines Herzinfarkts reichen die ersten 6 Ableitungen aus 3 Elektroden zumeist aus.
Wenn man alle Ableitungspunkte inclusive Wilson und Nehb haben kann, dann soll man die auch nehmen. Am allerschnellsten sind aber die 3 Elektroden für Einthoven und Goldberger geklebt und das ist auch von absoluten Laien schnell machbar.
Guten Rutsch!