Ich habe keine Ahnung, welchen Kontext es betrifft, aber wenn man professionell mit Sprache zu tun hat (PR, Marketing, Journalismus und ähnliches), eine Lehrtätigkeit hat (gendergerechte Sprache, oder wie man sie auch immer nennen mag, ist glaube ich zB in Österreich auch Teil des Lehrplans) oder direkt in (schriftlichem) Austausch mit Kund:innen steht, halte ich es schon für rechtfertigbar (und auch nicht für unangemessen), wenn es bezüglich des Genderns oder der Ansprache von Kund:innen Empfehlungen oder sogar Vorgaben seitens des Unternehmens gibt.
Bei Journalismus möchte ich es nicht unbedingt gut heißen, im Marketing wird es zum Stolperstein jeder Veröffentlichung.
Hat man eine Lehrtätigkeit, ist es wahrscheinlich auch wichtig, das zu lehren, aber immer unter Berücksichtigung der amtlichen Rechtschreibung und dezidiertem behandeln der Grammatik, der im Gendern liegenden Sprachproblematik, der Ungenauigkeiten in der Nutzung substantivierter Begriffe sowie der sozial-psychologischen Komponente „Moralisierung und Sexualisierung der Sprache“.
Nur wer vollständig informiert ist, ist in der Lage, für sich geeignete Entscheidungen zu treffen.
Im schriftlichen Austausch mit Kunden kenne ich ja normal mein Gegenüber - und in all den Jahren meiner Tätigkeit in den Medien ist es mir nicht einmal passiert, dass ich von einem Kunden hören musste, „mein Personalpronomen ist…“ Bei einer E-Mail mit nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnungsfähigen Vornamen frage ich im ersten Kontakt nach, wenn ich über Recherche nichts weiter herausfinden konnte. Hier ist gendern also auch nicht nötig. In allgemeinen Kundenanschreiben wird es hingegen immer schwieriger, denn scheinbar fangen die Menschen schon an zu vergessen, das mit „Sehr geehrte Kunden“ alle Geschlechter angesprochen werden.
Ja,
@Martin Wendel ich stimme Dir zu, ich halte es tatsächlich in Unternehmen mittlerweile auch (wenn auch leider) für zu rechtfertigen, unabhängig meiner Einstellung. Es geht um die Aussendarstellung eines Unternehmens, das hat man als Mitarbeiter häufig nicht zu bestimmen aber zu unterstützen, auch wenn man dagegen ist. Zum Glück hören meine Vorgesetzten mir diesbezüglich zu und verstehen es, wenn ich erkläre, warum was nicht geht oder nicht eingesetzt werden sollte.
Aber eines muss nach all den Seiten hier doch klar sein. „Kund:innen“ ist definitiv falsches Deutsch, und wenn das ein Arbeitgeber von mir verlangen würde so zu schreiben, würde ich versuchen klar zu machen, dass Gendersprache, wenn diese denn gewünscht ist, auch in einer amtlichen Variante der Rechtschreibung funktioniert.
Wir haben es doch selber in der Hand, wie wir es gestalten, warum machen wir es nicht richtig, warum laufen doch so viele den von wenigen geschaffenen „Trends“ hinterher und vergessen dabei korrektes Deutsch?
Naja, wenn ich mir Berichte aus Schulen anschaue, manche Jugendliche untereinander sprechen höre, wenn ich mir solche Studien wie die Pisa anschaue, dann ist es mit dem korrekten Deutsch eh bald vorbei. Eieieieiei.
Ist ein Pflicht zum Gendern denn rechtlich überhaupt durchsetzbar, oder fischen wir im Trüben?
Äußerst fraglich, ob es mal gesetzliche Pflicht werden kann. Nicht in meiner Generation schätze ich.
Aber eine Pflicht kann eben auch durch sozialen, moralischen Druck erfolgen.