Ich glaube ihr macht euch das mit den Rechnungen deutlich zu einfach.
Es ist nicht so, dass Spotify Summe X einnimmt und die dann gleichmäßig auf die Künstler aufgeteilt werden, je nachdem wer wie oft gestreamt wurde.
Zum einen: Große Stars haben ganz andere Deals, aber die Band von nebenan.
Wenn man mal die Originalquelle nimmt, steht da "
Apple paid out an average of $0.00735".
Das wichtige Wort ist "avarage". Da kann es einfach sein, dass jemand wie Taylor Swift, die ja mit viel Trallala erst nicht und dann doch bei Apple Music war vllt sogar (vollkommen spekulativ) 0,01$ per Stream bekommt, und der nobody eben nur 0,002$.
Sprich: es könnte einfach sein, dass bei Apple Music viel mehr Mainstream-Künstler gestreamt werden, die einfach bessere Deals haben und deswegen das Avarage höher liegt, als bei Spotify.
Und die ganze Rechnung mit "ich zahle 120€ in 'die Musikindustrie'..".. was ist denn 'die Musikindustrie'?
Ist doch vollkommen aussagelos, wenn ihr hier darüber diskutiert, was ein Künstler verdient.
Mal angenommen ich zahle 120€ im Jahr an Spotify und höre keinen einzigen Song, weil ich keine Lust hab.
Dann verdient Spotify 120€ und kein Künstler bekommt überhaupt irgendwas, weil ja keiner gestreamt wurde.
Was ein Künstler letztlich an Streaming verdient hängt ganz exorbitant davon ab, wie sein Deal mit dem Label aussieht, denn da bleibt die meiste Kohle hängen.
Pronzentual sieht es relativ ähnlich aus wie bei einer CD: der Künstler bekommt bei einem Major-Label zwischen 5 und 10%.
Es gab 2015 eine Studie zu Spotify, wo grob 0,60€ der 10€ beim Künstler ankamen, wo aber teilweise auch Annahmen gemacht wurden, wieviel Leute prozentual ein Premium Abo haben etc.
Premium- und nicht-Premium-Streams werden meines Wissens sowieso noch einmal unterschiedlich bewertet.
D.h. das Ganze ist deutlich komplexer als, dass man es mit solch kleinen Rechnungen vergleichen könnte, zumal nicht immer klar ist, was bei Spotify hängenbleibt, was bei den Labels und was beim Künstler.
Ob Spotify für einen Künstler mehr lohnt als CDs dürfte sehr individuell sein, einfach weil die Streuung auch ganz anders verläuft:
Kaufe ich eine CD, kaufe ich automatisch meist auch einige Songs mit, die ich vllt gar nicht so gut finde. Ich bezahle sie aber trotzdem.
Bei Spotify kann es sein, dass ich von zehn Titeln auf der CD nur zwei höre.. dann verdient der Künstler aber auch nur an den beiden. d.h. ich müsste die beiden Titel fünfmal so oft hören um das auszugleichen..
Es könnte also sein, dass ich nun zwar 120€ im Jahr für Musik ausgebe, statt 80€.. aber dass diese 40€ Differenz einfach bei den Labels oder bei Spotify versackt und kein Künstler daran mehr verdient.
Wenn ihr wirklich einen Künstler unterstützen wollt, ist die CD sicher der bessere Weg. Denn daran verdient der Künstler auch, wenn ihr sie nur einmal hört und dann in den Schrank stellt.
Bei Spotify müsstet ihr über Jahre hinweg sehr oft das Album streamen, damit das auf denselben Betrag für den Künstler hinausläuft.
So ist das ganze System nämlich gedacht. Die CD ist eine Initial- und Einmalzahlung. Der Künstler bekommt sofort und einmalig das Geld. Bei Spotify tröpfelt das ganze nach und nach ein.
Nehmen wir mal stupide an, man müsste ein Album bei Spotify 100x komplett streamen, damit beim Künstler dasselbe ankommt als wenn ich die CD kaufe.
Das passiert vielleicht nicht dieses Jahr.. aber in den nächsten 10 Jahren? Durchaus möglich. In den nächsten 50 Jahren? Durchaus wahrscheinlich. Das wäre ja nur zweimal im Jahr..
Und so muss man als Künstler planen. Streaming-Dienste geben vielleicht nicht sofort das große Geld, aber über die Jahre hinweg kann sich das schon summieren.
Weiß natürlich keiner, ob das in 10 Jahren immer noch so läuft..