Hallo.
Wir üben am lebenden Menschen. Durch gute Kontakte zu SM-Treffs bekommen wir immer neues "Rohmaterial". Ausserdem sehen wir dieses Lehrvideo:
[yt]bOtMizMQ6oM[/yt]
Spaß beiseite. Es fängt damit an dass man technische Kurse absolviert in denen man Kronen, Brücken usw. selbst herstellen muss. Dazu wird an einem Phantomkopf mit simuliertem Kiefer präpariert. Die Zähne aus Kunststoff lassen sich einzeln herausnehmen, sodass jeder Zahn so oft präpariert werden kann bis die Präparation korrekt ist. Das Ganze wird peinlich genau gehandhabt, Präzision ist hier oberstes Gebot, Maßeinheit sind Mikrometer. Hier fallen viele Studenten wieder und wieder durch, bis sie die Präparationstechnik so beherrschen wie die Lehrmeinung an der Universität sie vorgibt.
Später werden zusätzlich Füllungskavitäten usw. präpariert, teilweise an Echtzahnmodellen. Das heisst nichts anderes als dass sich der Student von einer Zahnarztpraxis zur nächsten begeben muss um dort die extrahierten, äh, gezogenen Zähne einzusammeln. An diesen Zähnen werden dann auch Wurzelkanalbehandlungen geübt und eben auch das Präparieren an der "echten" Zahnhartsubstanz. Nach 6 Semestern bekommen die Studenten dann erstmals regulär einen lebenden Patienten zu Gesicht, den sie dann stellvertretend für den überwachenden Assistenzarzt behandeln dürfen. Das fängt mit so kleinen Sachen wie Füllungen an, später kommen Präparationen für größere Kronen, Brücken, Verankerungselemente usw. (Prothetik) dazu sowie die Endodontie (Wurzelkanalbehandlungen), Parodontologie, Chirurgie usw., die Patienten sind Patienten aus der Uniklinik, das heisst sie kommen erst in die Ambulanz und dort können sie sich entscheiden ob sie von einem Studenten weiterbehandelt werden wollen (was meistens günstiger ist) oder von einem Assistenzarzt. Studentenbehandlung dauert meist länger, da die Arbeit schrittweise erledigt wird und von Assistenz- und Oberärzten kontrolliert und bewertet wird.
Es folgt das Examen, das ca. ein Semester dauert. Man wird dort in 16 Fächern geprüft, teilweise mündlich, teilweise besteht die Prüfung aus einem praktischen (Behandlung) und einem mündlichen Teil. In jedem Prüfungsfach wird das gesamte Wissen des jeweiligen Faches abgefragt, manche Prüfer grenzen die Fragen aber fairerweise ein. Insgesamt gilt das Studium als eines der härtesten, viele verzweifeln vor den psychischen Anforderungen (harte Regeln, Beliebigkeit der Durchfallkriterien, äußerst strenge Hierarchie), eigentlich muss man es studieren um es zu glauben. Die Semester sind im Verhältnis zur Medizin ziemlich klein, dementsprechend kennt meist jeder jeden. Geschlossene Gesellschaft... ganz im Geiste Sartres.
Richtig erlernt man seinen Beruf aber erst als Assistenzarzt bei einem praktizierenden Zahnarzt in der Praxis. Dort muss man 2 Jahre lang arbeiten um die "Kassenzulassung" zu bekommen, das heisst erst nach diesen 2 Jahren darf man eine eigene Praxis eröffnen und Kassenpatienten behandeln. Wenn man also die fixe Idee hat direkt nach dem Studium eine eigene Praxis aufzumachen darf man dort nur Privatpatienten behandeln. Man kann zwar schon alles, aber nun geht es darum, die erforderliche Geschwindigkeit zu erreichen ohne die Qualität leiden zu lassen. Der Beruf ist sehr schön, man hat mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und man kann meist etwas relativ Einfaches tun um ihnen wirklich zu helfen. Diese Menschen kommen meist nicht todkrank oder sterbend zu einem und man lernt oft die ganze Familie kennen und begleitet sie als Hauszahnarzt über einen langen Zeitraum.
Immer mehr Zahnärzte spezialisieren sich auch mit einer Facharztausbildung, die noch einmal universitäre Ausbildung, Arbeit in einer Praxis und eine Facharztprüfung beinhaltet, dafür kann man noch einmal 4 Jahre einkalkulieren, die aber mit der Assistenzzeit verbunden werden können.