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Welt-Autismus-Tag: Apple veröffentlicht zwei Videos

Martin Wendel

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Zum Welt-Autismus-Tag und dem "Autism Acceptance Month" hat Apple am 2. April zwei Videos auf seinen YouTube-Kanal gestellt. Sie zeigen die Geschichte von Dillan, der als Autist nur schwer mit seiner Umwelt kommunizieren kann. Das iPad unterstützt ihn dabei, seine Gedanken in Worte zu fassen. Apple zählt, unabhängig von diesem Beispiel, zu den wichtigsten Unterstützern von Bedienungshilfen (Accesibilitiy-Funktionen), die Menschen mit Behinderungen die Verwendung von Smartphones und Tablets ermöglichen.

Dillan's Voice


Dillan's Path


Via MacRumors

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ullistein

Sonnenwirtsapfel
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Ohne die Videos jetzt gesehen zu haben (ich bin mobil unterwegs), eine gute Sache, da Aufklärung zu betreiben.

Es ist allerdings wichtig ebenfalls zu erwähnen, dass es viele Autisten gibt, denen man es nicht sofort anmerkt, die vielleicht auf ihre Umwelt allenfalls etwas seltsam wirken. Aber auch sie sind auf Toleranz und Teilhabe angewiesen.

Gerade was Barrierefreiheit für Autisten angeht, gibt es in jeder Hinsicht noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, um Vorurteile abzubauen und Verständnis zu erreichen.

Autisten <> Rainman
 
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Reaktionen: Haddock und Greenie77

Greenie77

Gelbe Schleswiger Reinette
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Ich bin selbst als Asperger diagnostiziert. Das sieht man einen auf den ersten Blick kaum an, man wirkt aber oft seltsam auf andere. Auch was die Ansichten und denkweisen angeht. Ich laufe zwar mit, komme mir in der Welt aber eher wie ein Außerirdischer vor. Das war schon immer so. Da Problem was wir hier haben ist, dass viele immer noch glauben Autismus sei nur der starke ausgeprägte aus dem Lehrbuch. Dem ist aber nicht so. Es gibt recht viele Menschen die von verschieden starken Autismus Spektren (so nennt man das) betroffen sind. Fehldiagnosen sind auch heute noch nicht selten. Bei mir waren das seelische Dinge seit der Kindheit die sogar zum vorrübergehenden Schulabbruch führten. Musste ich alles nachholen. Die Ärzte tappen hierzulande was das angeht immer noch im Dunkeln. Andere Länder sind dort weiter. Es ist nicht einfach mit einer anderen Weltansicht und komplett anderen Denkweise und auch erlebniswelt (wir nehmen Dinge nunmal anders war und Filtern ganz anders) in dieser Standardwelt zu überleben. Als Asperger muss man sich permanent verstellen und versuchen die Denkweisen der anderen zu verstehen. Auch wenn sie für einen selbst oftmals oberflächlich unverständlich erscheinen. Ich selbst wirke z.B. wie andere sagen oft sehr schroff und tue anderen mit meinen offenen Meinungen ohne Blatt vorm Mund weh. Dabei meine ich das garnicht so... Das ist auch so etwas was dann oft zu Problemen führt.
 

Cohni

Ananas Reinette
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Das macht die Sache hier im Forum für Dich sicher nicht einfacher, denn Missverständnisse sind hier auch ohne Krankheitsgeschichten an der Tagesordnung, weil man logischerweise das nonverbale Verhakten des Gegenüber nicht beobachten kann.

Wenn dann noch eine gewisse persönliche Symptomatik hinzukommt, die man ja kaum erahnen kann, dann wird es tatsächlich schwierig. Respekt vor Deiner Offenheit. So kann man der einen oder anderen Situation ganz anders begegnen. ;)
 

Greenie77

Gelbe Schleswiger Reinette
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Ich finde viel mehr Menschen sollten offen damit umgehen. Denn nur so kommt das "Problem" ja auch in der Gesellschaft an. Es ist noch zu wenig bekannt. Gerade weil Autismus eigentlich immer mit den extrem krassen Fällen gleichgesetzt wird. Naja, nonverbal das Problem bei uns "Aspies" ist ja gerade dass wir gerade damit Probleme haben. Ich hatte mich immer gewundert lange Jahre warum ich wie sagt man so schön - den Wink mit den Zaunpfahl oft nicht verstand. Während andere sofort wie intuitiv drauf ansprechen kommt bei mir bewusst oft nichts an. Sagt man mir dann direkt was los ist... Ach Mensch klar!! Logisch! Klar lernt man dazu mit der Zeit, trotzdem führt das halt zu Missverständnissen. Man ist ja am munkeln das Steve Jobs - was übrigens auch wunderbar zu seiner schroffen, direkten seltsamen Art passen würde (die ich übrigens niemals so empfand nachdem ich die Biografie gelesen habe) ebenfalls ein leichtes Asperger Spektrum zeigte. Das ganze kann durchaus Vorteile haben, einen anderen Filter für die Wahrnehmung und Wichtigkeit zu haben. Seitdem ich weiß warum das so ich kann ich recht gut damit umgehen. Vorher dachte ich immer ich bin nicht ganz naja "normal".

Interessante Einblicke in das Asperger leben gibt's hier in diesen Comic. Das ganze ist fast ein Abziehbild meiner Lebenserfahrungen:
http://www.fuchskind.de/galerie/schattenspringer/aspie.php
 

EddyOS

Weigelts Zinszahler (Rotfranch)
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Ich beschäftige mich mit dem Thema auch schon seit längerem aus eigenem Interesse und musste leider auch schon feststellen, dass es in Deutschland eine viel zu unbekannte Krankheit ist, obwohl jeder hundertste betroffen sein soll. Schön, dass es in diesem Forum mal angesprochen wird.

Das macht die Sache hier im Forum für Dich sicher nicht einfacher, denn Missverständnisse sind hier auch ohne Krankheitsgeschichten an der Tagesordnung, weil man logischerweise das nonverbale Verhakten des Gegenüber nicht beobachten kann.

Ich glaube Chaträume und Foren sind aus dem von dir genannten Grund für die meisten Autisten weniger ein Problem als Kommunikation im "wahren Leben". Dadurch, dass hier der Austausch von Informationen (statt Emotionen) im Vordergrund steht und wir alle die Reaktionen unserer Gesprächspartner (Mimik und Gestik, Stimmenlage) nicht sehen können, sind wir hier gewissermaßen alle Autisten, zumindest was die Kommunikation betrifft.

Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
 
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ullistein

Sonnenwirtsapfel
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Bill Gates ist übrigens Asperger Autist, bei Mark Zuckerberg vermutet man es.
 

Frank SoS

Akerö
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..auch von mir Respekt @Greenie77 für deine Offenheit.
Schöne Beiträge hier. Ich habe beruflich häufig mit Autisten zu tun. Ich würde Autismus dabei allerdings nicht als Krankheit oder Störung bezeichnen.
Autisten sind einfach anders, wobei wir Nicht-Autisten Teil des Problems sind. Meist hat ein Autist selbst weniger Leidensdruck. Dieser entsteht erst durch die Interaktion mit Anderen, durch verschiedene Formen der Interpretation, der Verarbeitung von Eindrücken.
So gesehen geht es uns allen so, im Kontakt mit einem Autisten tritt dies nur deutlicher und eher hervor.
Der Mensch fürchtet was er nicht kennt. Wer sich mehr Offenheit und Toleranz wünscht, sollte vor allem zum Mut Neuem zu begegnen ermutigen ..es gibt Kostbares zu entdecken.
"Here' s to the crazy ones. Think different."
 

ullistein

Sonnenwirtsapfel
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Autisten sind einfach anders, wobei wir Nicht-Autisten Teil des Problems sind. Meist hat ein Autist selbst weniger Leidensdruck. Dieser entsteht erst durch die Interaktion mit Anderen, durch verschiedene Formen der Interpretation, der Verarbeitung von Eindrücken.

Das kann man so nicht verallgemeinern.

Leidensdruck entsteht nicht nur in sozialen Situationen, sondern auch durch Reizüberflutung aufgrund Hypersensitivität oder durch andere kognitive oder Verarbeitungsprobleme.

Außerdem kann auch die soziale Interaktion unter Autisten ganz schön schwierig sein. Denn jeder ist anders, es gibt kaum "den" Autisten.
 

Frank SoS

Akerö
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..ich sehe nicht den Widerspruch zu meinem Post. Müssen wir aber auch nicht ausdiskutieren. Wie schon erwähnt, das Spaktrum ist weit.
 

Ronald011

Hildesheimer Goldrenette
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Gute Beiträge, macht weiter so. Ich sehe sonst oft nur oberflächliches Geplänkel, gespickt mit miserabler Rechtschreibung, darum Danke!
 

Mitglied 161234

Gast
Ich bin selbst als Asperger diagnostiziert. Das sieht man einen auf den ersten Blick kaum an, man wirkt aber oft seltsam auf andere. Auch was die Ansichten und denkweisen angeht.

Ist die 77 dein Jahrgang? In welchem Alter hast du deine Diagnose erhalten? Ich bin von 92 und hab die Diagnose seit ca 4 Jahren. Das fing alles mit dem Studium an. Ich war schon immer "anders und In der Schule hatte ich meine Probleme, aber das lief soweit gut, dass meine Eltern und ich das eher unter Eigenart verbucht haben. (Bin ich auch insoweit froh, da auch gerne mal überreagiert wird. Ohne jetzt die Existenz von AD(H)S in Abrede stellen zu wollen, wird das heute auch gerne bei aktiveren Kindern "vermutet" und "diagnostiziert" und nicht selten direkt mal mit Medikamenten behandelt. (Was viele nicht wissen: Ritalin darf erst verschrieben werden, wenn eine Therapie nicht funktioniert hat. Bei den Zuwachsraten der letzten Jahre und dem Mangel an Fachärzten und Therapieplätzen hege ich stärkste Zweifel, dass diese Vorschrift immer eingehalten wird.)


Ich laufe zwar mit, komme mir in der Welt aber eher wie ein Außerirdischer vor. Das war schon immer so.

Das kann ich mehr als unterschreiben.


Da Problem was wir hier haben ist, dass viele immer noch glauben Autismus sei nur der starke ausgeprägte aus dem Lehrbuch. Dem ist aber nicht so. Es gibt recht viele Menschen die von verschieden starken Autismus Spektren (so nennt man das) betroffen sind.

Dazu kommt - und hier breche ich allgemein mal eine Lanze für alle nicht körperlichen Gebrechen - es wird generell anders eingeschätzt. Jemandem im Rollstuhl wird niemand sagen, dass er sich nur mehr anstrengen muss, um die Treppe hochgehen zu können.


Fehldiagnosen sind auch heute noch nicht selten. Bei mir waren das seelische Dinge seit der Kindheit die sogar zum vorrübergehenden Schulabbruch führten. Musste ich alles nachholen. Die Ärzte tappen hierzulande was das angeht immer noch im Dunkeln. Andere Länder sind dort weiter.

Die Kapazitäten sind auch fast nicht vorhanden. (Leider betrifft das viele Bereichen der medizinischen Versorgung). Glücklicherweise liegt ein Universitätsklinikum mit entsprechender Fachabteilung nur ca. 40 km von mir entfernt. Als ich diagnostiziert wurde lag die Wartezeit bei ca 6-9 Monaten. Ich hatte nach 7 Monaten einen Termin. Mittlerweile geben die 12-15 Monate an. Bis - sofern der Verdacht bestätigt wird - dann ggf. Hilfe anrollt, gehen locker 2 Jahre ins Land. Wie lange es gedauert hat bis ich endlich die Diagnose schriftlich hatte war unfassbar. Zumal ich teilweise auch frech angelogen wurde. („Muss nur noch vom Chefarzt unterschrieben werden“, zwei Wochen später hieß es, dass noch gar nichts geschrieben sei)


Es ist nicht einfach mit einer anderen Weltansicht und komplett anderen Denkweise und auch erlebniswelt (wir nehmen Dinge nunmal anders war und Filtern ganz anders) in dieser Standardwelt zu überleben.

Gerade Geräusche und Licht sind bei mir ein massives Problem.


Als Asperger muss man sich permanent verstellen und versuchen die Denkweisen der anderen zu verstehen. Auch wenn sie für einen selbst oftmals oberflächlich unverständlich erscheinen. Ich selbst wirke z.B. wie andere sagen oft sehr schroff und tue anderen mit meinen offenen Meinungen ohne Blatt vorm Mund weh. Dabei meine ich das garnicht so... Das ist auch so etwas was dann oft zu Problemen führt.

Dem kann ich ebenfalls nur zustimmen. Da ich mich fast perfekt verstellen kann (Nicht im Sinne von eine „falsche Schlange“ sein), schaff ich es meistens Dinge recht diplomatisch mitzuteilen. Auch werd ich selten mal laut oder energisch. Selbst wenn ich ausflippen könnte (und so geht es mir leider oft), merkt man es mir nicht an. Da sind viele Zeitgenossen weitaus dünnhäutiger. Allerdings stoße ich manchmal dann Leuten vor den Kopf und bin mir keiner Schuld bewusst. (Bei vielen hilft es, wenn man sich überlegt, ob man das selbst in der Art und Weise hören wollte oder es nicht anders formuliert dann besser rüberkommt, wenn es ein anderer zu einem Sagen würde.)


Generell kann man m.E. viel für Autisten tun ohne wirklich großen Aufwand betreiben zu müssen. Stichwort: reizarme Umgebung. In einem ruhigen Büro kann ich den ganzen Tag problemlos konzentriert arbeiten und bin Abends nicht total erschöpft. Eine Stunde in einer vollen Regionalbahn kosten mich da weitaus mehr. Zumal ruhige Büros auch „normalen“ Menschen nicht schaden. Verschiedenen Studien senkt Lärm die Leistung dort schon um ca. 5-10 Prozent. Soviel kann so ein - man erlaube mir den Ausdruck - verkacktes Großraumbüro gar nicht an Kosten sparen, dass es sich lohnt 11 Leute einzustellen, um die Arbeit von 10 zu schaffen. (Grob gerechnet) Man schaue sich mal an, wer die Idee für Großraumbüros hatte, aber naja das ist ne andere Baustelle …

Und jetzt muss ich mich beeilen, um rechtzeitig im Büro zu sein :D
 

Cohni

Ananas Reinette
Unvergessen
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Die Frage nach dem "Normalen" ist ohnehin sehr schwer zu beantworten. Wo ist die Grenze zwischen dem Individuellen und dem schon als nicht normal Empfundenen? Wer bestimmt dieses Empfinden? Gesellschaft, Zeitgeist, Wissenschaft?
Wann wird man zum "Irren" gemacht? Logischerweise sind die Grenzfälle am schwierigsten zu beurteilen und diese Beurteilung der Grenze zwischen "Normal" und "Irre" variiert so denke ich am wenigsten aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Ich habe mal ein nettes Büchlein gelesen: "Irre - Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen - Eine heitere Seelenkunde"
von Manfred Lütz

Auf jeden Fall haben die Betroffenen nicht mein Bedauern, denn dies hilft in keiner Weise, sondern vielmehr meinen vollsten Respekt und meine Anerkennung. Es muss eine unglaubliche Energieleistung sein, sich entsprechend verstellen zu müssen und gegen das eigene Innere zu agieren.

PS: Ein Großraumbüro käme auch für mich unter keinen Umständen in Frage....;)

PPS: Es soll sich bitte Niemand an dem verwendeten Wort "Irre" stören. Es ist wenig wissenschaftlich korrekt, aber mit einem warmen Augenzwinkern gemeint.
 

Apfelhonk

Westfälische Tiefblüte
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Ich finde es schön, dass es nicht nur "normale" Menschen gibt.
Und wie @Cohni schon gesagt hat, was ist schon "normal"? Ich denke das definiert jeder für sich aus seiner Umwelt aus seinen Erfahrungen...
Ich denke für @bitbyte 's Eltern ist er auch normal weil er immer schon so ist.
Dafür habe Autisten auch oft Gaben die unser eins nicht hat. Das beeindruckt mich auch.