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Gast
Mit einem Gewinnspiel will ein Grundeigentümer sein Haus zum Marktpreis losschlagen. Das deutsche Lottomonopol macht die Sache allerdings kompliziert. Die Teilnehmer müssen zusätzlich Wissensfragen lösen. Dafür kann der Gewinner für 19 Euro an eine Villa kommen.
Der neue Eigentümer des Fünfzimmerhauses im beschaulichen Baldham am Münchner Stadtrand wird nur 19 Euro gezahlt haben, wenn er Herr über den im mediterranen Stil errichteten Ziegelbau mit 156 Quadratmeter Wohnfläche ist. So viel kostet die Teilnahmegebühr an dem Gewinnspiel, mit dem sich der heutige Besitzer, Volker Stiny, von der Immobilie trennen will. Am 15. März soll die öffentliche Verlosung unter notarieller Aufsicht erfolgen.
Der 53-Jährige hatte das Haus mit dem heutigen Marktwert von mehr als 600.000 Euro als Altersruhesitz für seine Eltern erworben. Der Vater ist inzwischen gestorben. Die 86-jährige Mutter musste in ein Pflegeheim umziehen. Erfolglos versuchte Stiny die Immobilie zu veräußern. "Wegen der Finanzkrise sind solche Objekte derzeit nur mit hohen Preisabschlägen verkäuflich", sagt der Besitzer.
Um dennoch den Marktwert zu erlangen, ließ sich Stiny von Immobilienverlosungen in Großbritannien und Österreich inspirieren. In beiden Ländern konnte sich in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Eigenheimbesitzern trotz der Finanzkrise erfolgreich per Losentscheid von ihren Objekten trennen. Das Prinzip ist simpel: Alle Teilnehmer zahlen den gleichen Einsatz. Das Geld geht an den Eigentümer. Am Ende erhält nur ein Spieler das Haus. Damit die Gewinnchancen klar berechnet werden können, ist die Zahl der Teilnehmer limitiert.
In Österreich verkauft Rudi Aichbauer gerade 8888 Lose zu jeweils 65 Euro für sein Haus in der Steiermark. Finden alle Lose einen Käufer, nimmt die Familie 577.720 Euro ein. Das ist auf den ersten Blick nicht schlecht für eine Immobilie mit einem Schätzwert von 430.000 Euro. Allerdings erhebt das Finanzamt bei derartigen Deals insgesamt rund 15,5 Prozent Steuern auf den Gesamterlös und die Grundstücksübertragung. Darüber hinaus müssen die Notargebühren und weitere Nebenkosten vom Veranstalter der Verlosungsaktion beglichen werden. "Unter dem Strich", sagt ein Beamter des Wiener Finanzministeriums, "dürfte Aichbauer also in etwa noch der Schätzwert bleiben."
Zwar gibt es wie in Deutschland auch in Österreich ein staatliches Lotteriemonopol. Doch die Behörden im Alpenland tolerieren Hausverlosungen. "Solange die Lotterie nicht gewerblich betrieben wird, sondern nur der einmaligen Veräußerung eines Eigenheims gilt, haben wir damit kein Problem", sagt der Finanzbeamte. "Und würde die Immobilie nicht den Besitzer wechseln, könnte der Staat schließlich auch nicht die Grunderwerbsteuer einstreichen."
In Deutschland hingegen soll das staatliche Lotteriemonopol nicht angetastet werden. "Mir wurde von den bayerischen Finanzbehörden eine reine Verlosungsaktion untersagt", erläutert Stiny. Daraufhin tüftelte er die Idee des Gewinnspiels aus, zu der das Finanzministerium in München jetzt seinen Segen gab. Jeder Spieler muss nicht nur die 19 Euro Teilnahmegebühr zahlen. Um in die Endausscheidung zu gelangen, müssen zudem wie in TV-Quizsendungen Fragen zum Allgemeinwissen korrekt beantworten werden. Zum Beispiel: "Nach welchem Tier ist ein Schwimmstil benannt?" Stiny: "Die Behörde war erst einverstanden, nachdem ich zusichern konnte, dass nicht allein Glück über den Loserfolg entscheidet."
Zudem verpflichtete sich Stiny, neben dem Haus 99 weitere Preise unter jenen Teilnehmern zu verlosen, die die Fragen korrekt beantworten. Darunter als zweiter Preis immerhin ein Kleinwagen im Wert von 8500 Euro. Die Zahl der Spieler ist auf 48.000 limitiert. Bei einem Einsatz von jeweils 19 Euro käme Stiny somit auf 912.000 Euro. "Davon müssen die übrigen Preise gekauft, die Kosten für Notar, Anwälte und Steuerberater sowie die Grunderwerbsteuer für den neuen Immobilienbesitzer gezahlt werden", sagt Stiny und hofft, dass ihm am Ende etwa der Marktwert des Hauses bleibt.
Villa Hausverlosung Hauslotterie Immobilien München
Ob der Plan aufgeht, entscheidet sich am 15. März. Für diesen Tag ist die öffentliche Verlosung der Preise unter notarieller Aufsicht in München geplant. Sicher ist, dass die Aktion kein Einzelfall bleiben wird. Stiny: "Ich habe bereits Anrufe von mehreren Hauseigentümern erhalten, die ebenfalls ein solches Gewinnspiel organisieren wollen."
Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des Maklerverbands IVD, sieht in der Aktion keine Gefahr für den Berufsstand der Immobilienvermittler: "Die meisten Käufer suchen gezielt das für sie geeignete Haus und sehen solche Verlosungen eher als Scherz."
Quelle: welt.de
Der neue Eigentümer des Fünfzimmerhauses im beschaulichen Baldham am Münchner Stadtrand wird nur 19 Euro gezahlt haben, wenn er Herr über den im mediterranen Stil errichteten Ziegelbau mit 156 Quadratmeter Wohnfläche ist. So viel kostet die Teilnahmegebühr an dem Gewinnspiel, mit dem sich der heutige Besitzer, Volker Stiny, von der Immobilie trennen will. Am 15. März soll die öffentliche Verlosung unter notarieller Aufsicht erfolgen.
Der 53-Jährige hatte das Haus mit dem heutigen Marktwert von mehr als 600.000 Euro als Altersruhesitz für seine Eltern erworben. Der Vater ist inzwischen gestorben. Die 86-jährige Mutter musste in ein Pflegeheim umziehen. Erfolglos versuchte Stiny die Immobilie zu veräußern. "Wegen der Finanzkrise sind solche Objekte derzeit nur mit hohen Preisabschlägen verkäuflich", sagt der Besitzer.
Um dennoch den Marktwert zu erlangen, ließ sich Stiny von Immobilienverlosungen in Großbritannien und Österreich inspirieren. In beiden Ländern konnte sich in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Eigenheimbesitzern trotz der Finanzkrise erfolgreich per Losentscheid von ihren Objekten trennen. Das Prinzip ist simpel: Alle Teilnehmer zahlen den gleichen Einsatz. Das Geld geht an den Eigentümer. Am Ende erhält nur ein Spieler das Haus. Damit die Gewinnchancen klar berechnet werden können, ist die Zahl der Teilnehmer limitiert.
In Österreich verkauft Rudi Aichbauer gerade 8888 Lose zu jeweils 65 Euro für sein Haus in der Steiermark. Finden alle Lose einen Käufer, nimmt die Familie 577.720 Euro ein. Das ist auf den ersten Blick nicht schlecht für eine Immobilie mit einem Schätzwert von 430.000 Euro. Allerdings erhebt das Finanzamt bei derartigen Deals insgesamt rund 15,5 Prozent Steuern auf den Gesamterlös und die Grundstücksübertragung. Darüber hinaus müssen die Notargebühren und weitere Nebenkosten vom Veranstalter der Verlosungsaktion beglichen werden. "Unter dem Strich", sagt ein Beamter des Wiener Finanzministeriums, "dürfte Aichbauer also in etwa noch der Schätzwert bleiben."
Zwar gibt es wie in Deutschland auch in Österreich ein staatliches Lotteriemonopol. Doch die Behörden im Alpenland tolerieren Hausverlosungen. "Solange die Lotterie nicht gewerblich betrieben wird, sondern nur der einmaligen Veräußerung eines Eigenheims gilt, haben wir damit kein Problem", sagt der Finanzbeamte. "Und würde die Immobilie nicht den Besitzer wechseln, könnte der Staat schließlich auch nicht die Grunderwerbsteuer einstreichen."
In Deutschland hingegen soll das staatliche Lotteriemonopol nicht angetastet werden. "Mir wurde von den bayerischen Finanzbehörden eine reine Verlosungsaktion untersagt", erläutert Stiny. Daraufhin tüftelte er die Idee des Gewinnspiels aus, zu der das Finanzministerium in München jetzt seinen Segen gab. Jeder Spieler muss nicht nur die 19 Euro Teilnahmegebühr zahlen. Um in die Endausscheidung zu gelangen, müssen zudem wie in TV-Quizsendungen Fragen zum Allgemeinwissen korrekt beantworten werden. Zum Beispiel: "Nach welchem Tier ist ein Schwimmstil benannt?" Stiny: "Die Behörde war erst einverstanden, nachdem ich zusichern konnte, dass nicht allein Glück über den Loserfolg entscheidet."
Zudem verpflichtete sich Stiny, neben dem Haus 99 weitere Preise unter jenen Teilnehmern zu verlosen, die die Fragen korrekt beantworten. Darunter als zweiter Preis immerhin ein Kleinwagen im Wert von 8500 Euro. Die Zahl der Spieler ist auf 48.000 limitiert. Bei einem Einsatz von jeweils 19 Euro käme Stiny somit auf 912.000 Euro. "Davon müssen die übrigen Preise gekauft, die Kosten für Notar, Anwälte und Steuerberater sowie die Grunderwerbsteuer für den neuen Immobilienbesitzer gezahlt werden", sagt Stiny und hofft, dass ihm am Ende etwa der Marktwert des Hauses bleibt.

Villa Hausverlosung Hauslotterie Immobilien München
Ob der Plan aufgeht, entscheidet sich am 15. März. Für diesen Tag ist die öffentliche Verlosung der Preise unter notarieller Aufsicht in München geplant. Sicher ist, dass die Aktion kein Einzelfall bleiben wird. Stiny: "Ich habe bereits Anrufe von mehreren Hauseigentümern erhalten, die ebenfalls ein solches Gewinnspiel organisieren wollen."
Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des Maklerverbands IVD, sieht in der Aktion keine Gefahr für den Berufsstand der Immobilienvermittler: "Die meisten Käufer suchen gezielt das für sie geeignete Haus und sehen solche Verlosungen eher als Scherz."
Quelle: welt.de