• In diesem Bereich findet ihr Tutorials und Reviews. Die Forenrechte zur Erstellung neuer Themen sind hier eingeschränkt, da Problemdiskussionen bitte in den übrigen Forenbereichen auf Apfeltalk zu führen sind. Wer ein Tutorial oder Review einstellen möchte, kann im Unterforum "Einreichung neuer Tutorials" ein neues Thema erstellen. Die Moderatoren verschieben den Beitrag dann in den passenden Bereich.
  • Apfeltalk ändert einen Teil seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), das Löschen von Useraccounts betreffend.
    Näheres könnt Ihr hier nachlesen: AGB-Änderung
  • Viele hassen ihn, manche schwören auf ihn, wir aber möchten unbedingt sehen, welche Bilder Ihr vor Eurem geistigen Auge bzw. vor der Linse Eures iPhone oder iPad sehen könnt, wenn Ihr dieses Wort hört oder lest. Macht mit und beteiligt Euch an unserem Frühjahrsputz ---> Klick

Tutorial: Yosemite nach Partitionsfehler neu aufsetzen

Registriert
30.03.15
Beiträge
29
Hallo Apfeltalk-Community und Hilfesuchende,


mein Name ist Micha, ich besitze seite 2011 einen iMac, der aktuell mit OS X 10.10. Yosemite läuft. Ich hab am Samstag nach Installationsorgie und Rat aus dem Internet den Inhalt des Ordners /private/var/folders gelöscht. Ergebnis: das gute Stück startete nicht mehr.

Ich habe nie ein Installationsmedium gebrannt und auch kein Backup meiner Daten angefertigt (man kann ja seine externe Platte soooo oft für anderes brauchen, und wenn man sie nur oft genug abgestöpselt hat, lässt man's mit Time Machine auch irgendwann bleiben). Natürlich sind auch auf meinem Rechner Daten, die auf gar keinen Fall verloren gehen dürfen und so begann ich am Sonntag mit der Wiederherstellung meines iMac.

Parallele Internetrecherche hat mir gezeigt, dass auch andere unbedarfte und/oder leichtsinnige Mac-User vor der gleichen Problematik standen. Und ehrlich gesagt, haben ihre Anfragen meist recht arrogant wirkende Antworten (á la: Pech gehabt, schön blöd) erhalten und so möchte ich mit meinem Beitrag Trost spenden und zeigen, dass doch noch was gehen kann und wie das nun in meinem speziellen Fall funktionierte. Aber Achtung: das Fehlerbild kann bei jedem anders sein. Insbesondere Hardwaredefekte wird nur der Apple-Store reparieren können. Ich würde selbst das Austauschen der eingebauten Festplatte dem versierten Fachmann überlassen!


Zielgruppe meines Artikels sind also unbedarfte Anwender mit gefährlichem, autodidaktisch erworbenem Halbwissen.


Also: los geht's.


Prinzipiell gilt als erstes: Ruhe bewahren und Gedanken sortieren. Primäres Ziel ist die Datenrettung, erst dann kommt die Fehlersuche /-behebung. Wir benötigen also zuerst eine externe Kopie des Inhaltes der Festplatte. Egal wie zerschossen die ist, wir werden später sehen, was wir da noch rausholen können. Also beschaffen wir uns eine Festplatte, die mehr Speicherplatz haben muss als die interne Festplatte des Mac. In meinem Fall eine Toshiba ThinState mit 1 TB, doppelt so groß wie meine Systemplatte, angeschlossen per USB.


Das Tool der Wahl ist das Festplattendienstprogramm. Gut, wird der geneigte Leser erkennen, schwer zu nutzen, wenn der Rechner nicht startet. Den Ausweg bietet ein Start der Recovery-Installation. Laut I-Net soll man dazu den Rechner einschalten und beim Ertönen des Start-Gongs die ALT-Taste drücken und gedrückt halten bis das Apfel-Logo erscheint. Das hat bei mir nicht sicher funktioniert, besser war es, die ALT-Taste gedrückt zu halten und den Rechner so einzuschalten.


Hat man das hinbekommen, bietet der Mac ein Bootmenü an, nämlich die „Macintosh HD“ und die „Recovery“-Partition. Zweiteres ausgewählt, wird schon nach kurzer Zeit ein Auswahlmenü der hier verfügbaren Tool‘s angezeigt, und voller Freude können wir auch hier das Festplatten-Dienstprogramm auswählen.


Unter dem Reiter „Erste Hilfe“ lässt sich das Dateisystem auf Fehler prüfen und ggf. reparieren. Hier versagte in meinem Fall das Tool total. Das Dateisystem sei fehlerhaft, konnte aber auch nicht repariert werden. Die Platte war im „Nur-lesen-Modus“ eingehangen, aber im Dateizugriff (… Aha?). Ich soll neu installieren und meine Daten aus meinem Backup einspielen. Na danke …


Unter dem Reiter „Wiederherstellen“ verbirgt sich ein Festplattenkopierprogramm. Ich nutze es allerdings, um die Daten aus dem Mac herauszubekommen, nicht hinein. Damit das funktioniert, musste ich zuerst die ext. HDD für die Verwendung am Mac vorbereiten, sprich formatieren. Denn in das Windows Dateiformat NTFS, das original auf der Platte war, kann der Mac erst einmal nicht ohne Weiteres schreiben. Das erledigt man unter dem Reiter „Löschen“.


Hier aufpassen: Finger weg von der Systemplatte Macintosh HD! Da ist das drauf, was wir retten wollen! Links ist die externe Platte zu markieren!


„Löschen“ bedeutet in der Logik von Apple nicht nur das Entfernen einer Partition, sondern auch das sofortige Anlegen einer neuen. Aus diesem Grund sind hier Angaben zur Neuformatierung zu treffen. Ich entscheide mich für das Standard-Dateiformat des Mac „HFS+ mit Journal“ (der erste Eintrag, Achtung, Vorauswahl war bei mir anders!). Für den normalsterblichen Mac-User ist das ok, die anderen Dateisysteme sind nicht Thema meines Beitrages. Bei Bedarf dem Datenträger einen neuen Namen verpassen und ein Klick auf „Löschen“ formatiert das gute Stück und hängt sie auch gleich unter ggf. neuem Namen wieder ein.


Weiter geht’s jetzt unter dem Reiter „Wiederherstellen“. Per Drag & Drop lässt sich die Systemplatte „Macintosh HD“ ins Feld „Quelle“ ziehen und die externe HDD in Feld Ziel. Der Klick auf „Wiederherstellen“ löst einen kompletten Kopiervorgang aus. In meinem Fall dauerte dieser Vorgang 5 Stunden. Das lassen wir in Ruhe laufen und gehen derweil Essen oder beschäftigen uns mit der Ehepartnerin.


Ist die Kopie erstellt, starten wir das System neu (wieder mit gedrückter ALT-Taste), zur Auswahl erscheinen nun neben den beiden bekannten Partitionen der internen Festplatte zwei zusätzliche Einträge (als orangene Symbole dargestellt). Es sind die Klone auf der externen Platte. Wir entscheiden uns für das Recovery auf der externen Platte. Wer den Zugriff per HDD-LED visualisiert bekommt, kann jetzt den Zugriff des Rechners auf die externe HDD beobachten.


Ist das Ganze gestartet, öffnen wir wieder das Festplattendienstprogramm. JETZT können wir unter dem Reiter „Löschen“ die Systemstartpartition „Macintosh HD“ löschen und neu anlegen, denn jetzt besteht kein Dateizugriff mehr und das deaktivieren der Partition ist möglich. Wieder auf die korrekte Auswahl des Dateisystems achten (für die Systemstartpartition muss beim HFS das Journaling zwingend aktiviert sein). Unter „Erste Hilfe“ kann man sich nochmal kurz davon überzeugen, ob die neue Partition ok ist. Dann das Festplattendienstprogramm schließen und die Installation des Betriebssystems starten.


Der Assistent ist selbsterklärend. Für die Installation auf die korrekte Auswahl des Partition „Macintosh HD“ auf der internen Platte achten. Es empfiehlt sich, für die Dauer der Installation eine Kabelverbindung zum Router herzustellen. Dadurch entfällt jegliche Netzwerkkonfiguration und die Internetverbindung wird automatisch hergestellt.



Selbige ist zwingend nötig, denn das Setup lädt die kompletten Installationsdaten vom Apple-Server herunter und installiert anschließend das Betriebssystem. Nach 2 Neustart’s ist es soweit und der Rechner läuft wieder. Welch Freude.

Auf den zweiten Blick stellen wir fest, dass die Datensicherungspartition auf der externen Platte nicht eingehängt wurde. Eigentlich auch nicht verwunderlich, da sie ja ein genauer Klon unserer alten „zerschossenen“ Systempartition ist. Und wenn die nicht mehr funktionierte, wird es deren Kopie auch nicht tun.

Und richtig, auch das Festplattendienstprogramm sieht sich außerstande, hier zu helfen (nebenbei: auch Terminaltool’s wie diskUtil konnten’s nicht). Hier musste ich dann doch auf Drittanbietersoftware zurückgreifen und ein Recovery-Programm bemühen. Das sind Programme, die Speicher blockweise ohne Rücksicht auf die Partitionstabelle auslesen und ein Kopieren der gefundenen Daten in einen anderen Datenträger ermöglichen.

In meinen Fall übernimmt das Programm „M3 Data Recovery“ diesen Job. Es bleibt zu erwähnen, dass ich bis jetzt KEINE kostenlose brauchbare Recovery-Software für Mac im Internet gefunden habe (da wäre ich auch für Hinweise dankbar). Ich habe dieses Programm schon vor einer Weile käuflich erworben. Lobenswert ist die Möglichkeit, auch nicht eingehängte Laufwerke zu lesen. Die Darstellung und Benutzung ist selbsterklärend.

Ich konnte meine Daten vollständig wiederherstellen. Allerdings musste ich alle Konfigurationen und Programme neu anlegen (Mail, Facetime etc.) Kontakte und Termine kamen über iCloud wieder rein.

Fazit:

- Es war einfach nur pures Glück, dass die Platte wenigstens noch lesbar war. Ich empfehle jedem dringend, Time Machine zu nutzen und auf die korrekte Ausführung der Sicherungen zu achten. Kaputte Hardware kann man neu kaufen, verlorene Daten nicht. Da gelobe ich ab sofort auch Besserung.

- Die Neuinstallation war bei mir erst nach der manuellen Löschung und dem Neuanlegen der Systemstartpartition möglich. Warum das im Ablauf des Setup‘s nicht automatisch funktionierte, erschließt sich mir nicht. Der Zugriff war erst nach dem Start aus dem Recovery der externen Platte gelöst.

- Ohne Weiteres hätte auch das Kopieren der Recovery-Partition fehlschlagen können. Aus diesem Grund empfiehlt es sich dringend, sich einen Installationsdatenträger anzufertigen, solange das System sauber läuft. Wie das geht, sowohl auf Double-Layer-DVD als auch auf USB-Stick, wird in anderen Thread’s ausführlich beschrieben.

- Im absoluten Worst-Case-Szenario (Recovery auch hinüber) bleibt noch die Möglichkeit, sich einen Installationsdatenträger auf einem anderen Mac zu bauen (auf Version achten, nie älter als die ursprünglich mitgelieferte!), ansonsten bleibt der Gang zum Apple-Store, um sich dort mit einem Datenträger zu versorgen oder gleich den Rechner zur Reparatur abzugeben (ja, kostet Geld) …

Ich hoffe, mit diesem Beitrag die Nervosität bei denjenigen senken zu können, die sich in ähnlich missliche Lage gebracht haben. Es ist noch vieles möglich, auch wenn die Lage erstmal hoffnungslos erscheint. Ebenfalls möchte ich jenen, die sich wie ich auf einen Plattencrash nicht vorbereitet haben zurufen: Denk mal drüber nach! Auch der Mac kann kaputt gehen!

Viel Glück!


Micha
 
  • Like
Reaktionen: Robert und raven