Zum Protokoll
Guten Tag,
Da bestimmte Probleme dort behandelt werden sollen, wo sie auftrete, und mir diese leidlich sauer auf stößt, schreibe ich hier einen kurzen OT Beitrag, der, so er als konstruktive Kritik aufgefasst wird, durch aus förderlich und damit durchaus recht am Platz ist.
Deutsche Newsgroups und Foren haben ja seit je her einen schlechten Ruf, was die Umgangsformen angeht. In letzter Zeit habe ich aber mehrfach Entwicklungen bemerkt, die wirklich pathogen zu sein scheinen.
1. Forenregelwerke etc. sind keine Gesetze, sind nicht Gottgewollt und ja - sie sind nie der Weiheit letzter Schluss. Der kluge User sieht sie also nicht als Zwang sondern als Vorschlag aus dem es durchaus Ratsam sein kann auszubrechen. Keine Regel ist so effektiv wie autonom denkende Anwender und wären wir alle autonome, vernünftige Subjekte, bräuchten wir keine Regeln - auch wenn es dem Deutschen scheinbar schwer fällt sich nicht der nächst besten Autorität zu verschreiben; der Autoritäre Character (Adorno) scheinbar einfach drin.
2. Im Zweifel ist es ratsam von der Kompetenz der User auszugehen und nicht vom Gegenteil.
Foren sind ein essentieller Teil der Informationsgesellschaft und können theoretisch einen sehr sinnvollen Beitrag zur subjektiven Informationskompetenz leisten. Nichts ist hierbei so destruktiv wie auf Suchfunktionen zu verweisen, anstatt die Fragen direkt und simpel zu beantworten.
Die reduziert die tatsächlich brauchbaren Artikel enorm und es ist mitlerweile immer schwerer vernünftige Frage-Lösung-Threads zu finden. Auf die Suchfunktion hinzuweisen mag in Einzelfällen (in den seltensten) sinnvoll sein, generell sollte der Schwerpunkt jedoch auf das Behandeln von Problemen liegen. Im Zweifel erhöt es bestenfalls die Anzahl brauchbarer Artikel, doppelpostings etc. schaden also kaum, ungelöste Threads dagegen sehr.
3. Sätze wie "- Einen Beitrag KOMPLETT zu zitieren ist unnötig und beweist, dass man das System nicht verstanden hat!" Sind nicht nur charakteristisch für deutsche Foren, sie sind auch enorm diskreditierend, da sie nicht Sinnschaffend und auch nicht Wissenschaffend, sondern bestenfalls der eigenen Reputation zuträglich sind. Es ist ja schön, wenn man das Gefühl hat etwas verstanden zu haben, was andere noch nicht zu wissen scheinen, doch ist das selten wirklich der Fall. Hier wird beispielsweise nichts kommuniziert, außer dass ein gewisser Joey23 sich auf die Schulter klopft und sein gefühl der Superiorität mitteilen möchte. Der Glaube an ein System generell als etwas dem autonomen Menschen übergeordnetes ist einfach nur blinder Strukturglaube und so ganz und gar als unclever zu entlarvend, ich rege also an derartiges im Interesse vieler zu unterlassen.
4. Da niemand sich der Relevanz seiner eigenen Erkenntnisse so ganz allein vergewissern kann ist jede Sicherheit maximal ambivalent und mindistens mit Skepsis zu ertragen. Jedes Prinzip, das von einem vernünftigen Prinzip abweicht ist hier nicht hilfreich und ich lege nahe, sich dem kategorischen Imperativ nach über 200 Jahren nun endlich zu nähern. Wer sich für wie gut hält, das interessiert wirklich niemanden.
5. Sicherheitswahn ist die Grundlage der Gesellschaft heute. Er wird niemals hinterfragt, denn damit wird immer auch ein Stück grundfeste Realität kritisiert.
Auf Risiken hinzuweisen ist eine Sache - das in kauf nehmen von Risiken pauschal zu kritisieren, anstatt ideal anzustreben halte ich für eine der ausgesuchtesten Abscheulichkeiten.
Gemeinsam ist die Masse der Communities genauso in der Lage das Netz zu einem Quell der Möglichkeiten zu machen, wie zu einem unverwertbaren Schlamassel; ich mag aber keine Schlamassel.
Ein mindistmaß an Höflichkeit und sensibler Selbstreflexion kann doch so schwer nicht sein.
Susrich, Alex 1994 und remur sind also durchaus die vernünftigeren, während
Dr. Apfelkern und Joey23 ihre Aufgabe schlecht angehen und darum auch an ihr scheitern.
Mir ist klar, dass dieser Beitrag vermutlich das Gemüt schon durch Länge belastet, aber ich werde nicht aufhören darauf hinzuweisen, bis der pathogene Charakter, der in den Foren herrscht überwunden ist und das ist bisher nicht der fall.
Denkt mal!