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The Hurt Locker ("Tödliches Kommando")

Kang00

Zwiebelapfel
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The Hurt Locker

Ein Kabel. Unscheinbar, umgeben von Plastiktüten, Müll, Dreck und Wüstensand. Sekunden später, zerstörte Häuserfassaden, schreiende Menschen, Blut, Sirenen, Feuer. Kein Leben mehr im Bereich von 25 Metern. Nur ein Krater, Müll, Dreck und Wüstensand.

Das zu verhindern ist der Job der EOD, der Bombenentschärfungseinheit der U.S. Army. Die Einheit, bestehend aus drei Männern rückt aus, wenn es Alarm gibt, Bombenalarm. Das immer gleiche Bild: Gaffer und leere Straßen, aus sicherer Entfernung wird die tödliche Aufgabe zum Spektakel für die Massen. Der Feind, der Auslöser, er kann überall sitzen, der Tod wartet hinter keiner Ecke, er versteckt sich nicht, er liegt am Boden vor dem Team, wartet darauf, sie mitzureißen.

Die Geschichte beginnt mit dem Tod des Teamführers, der bei der Entschärfung einer Bombe ums Leben kommt, ausgelöst von einem Mann am Straßenrand, durch einen Telefonanruf.
Sein Nachfolger ist Staff Sergeant William James, ein Dandy, ein Experte, mit Nerven aus Stahl, gemacht für den Job, nicht gemacht für die Arbeit im Team.
In den folgenden Einsätzen steht die neue Konstellation des Teams im Mittelpunkt, das sich mit der neuen Führungsart des Leiters nicht zurecht findet, in einer Welt, in der eine falsche Entscheidung den Tod bringt.

"The Hurt Locker" zeigt in erster Linie einen Krieg, der sich selbst erübrigt, der den Tod bringt und nie ein Ende findet. Aus der Perspektive der Besatzer - stets mit der nötigen Distanz - wird ein eindringliches Bild gezeichnet: das Bild einer Armee, die fremd ist, in einem Land, das ihr fremd ist. In der jeder ein Feind ist, in der die Kommunikation mit dem Volk nur dazu dient, es zu vertreiben. Wer sich auf den Dialog einlässt, findet den Tod.

Das Motiv der Sprachlosigkeit, des Abhandenkommens der Kommunikation als verbindendes Mittel, ist das zentrale Element des Films. Die Kommunikation mit dem Volk ist entweder nicht vorhanden oder dient der Einschüchterung - im Zweifelsfall sagt der Lauf einer Pistole mehr, als jede Unterhaltung. Wer aus diesem Muster ausbricht, stirbt. Die Basis für Vertrauen wird ausgehöhlt durch die Art des Krieges, in der jeder Freund und jeder Feind sein kann.
Darin verlieren sich auch die Charaktere des Filmes: sie leben in einer Welt, in der die Entscheidung die Lösung ist - nicht die Erörterung, in der Zögern sterben heißt.
Durchladen, schießen, töten, das ist der Auftrag, kein anderer. Ein Auftrag, der zermürbt, der den Soldaten seiner Menschlichkeit entfremdet, er ist nur so gut wie seine Waffe, seine Ausbildung; sein Leben ist nur so lange wichtig, bis der Gegner tot ist.

The Hurt Locker gibt eine sehr intensive Einsicht in das Leben und Sterben im Irak, in Menschen, die sich selbst verlieren auf dem Weg zur Beendigung des Auftrages, die sich nie mehr zurecht finden, wenn es um mehr geht, als durchladen, töten, weitermachen. In einen Krieg, der Leben zur Makulatur verkommen lässt, der den Tod genauso wertvoll (und wertlos) erscheinen lässt, wie das Überleben. Er zeichnet den Krieg als Droge, die abhängig macht, die immer mehr abverlangt, der man sich ganz hingeben muss, die in jeden Raum des Lebens eindringt und letztlich ihren Konsumenten zerstört. Die nächste bombe, die nächste Gefahr, der nächste Kitzel.

Durchladen, schießen, töten. Weitermachen.
 
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Reaktionen: Nathea

homer_s

Hildesheimer Goldrenette
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689
Hab ich gestern (also am Montag) inner Sneak Preview gesehen. Ein Film, den ich mir sonst nicht unbedingt angesehen hätte. War aber mal was anderes und die 4€ haben sich trotzdem gelohnt.
 

Kang00

Zwiebelapfel
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17.06.06
Beiträge
1.292
Jupp, habe ihn ebenfalls Montag in der Sneak gesehen (Originalversion) und war wie oben zu lesen ist, hellauf begeistert. Die Kameraführung und der Schnitt sind in meinen Augen brillant und vermitteln eine perfekte Atmosphäre. Die Dialoge lassen unheimlich gut die Sprachlosigkeit der Charaktere durchscheinen und die Bilder intensivieren diesen Eindruck noch. Ein wirkliches Meisterwerk, das man gesehen haben muss. Hat für mich auf jeden Fall (mindestens) einen Oscar verdient.