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Steuerhinterziehung? Durchsuchungen bei Netflix in Paris und Amsterdam

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Geschrieben von: Jan Gruber
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Netflix sieht sich aktuell in Europa mit schwerwiegenden Vorwürfen der Steuerhinterziehung konfrontiert. Am Morgen wurden die Niederlassungen in Paris und Amsterdam durchsucht, nachdem staatliche Steuerbehörden in Frankreich und den Niederlanden Zweifel an den Steuerpraktiken des Unternehmens geäußert hatten. Diese Durchsuchungen wurden von der BBC als Reaktion auf den Verdacht berichtet, dass Netflix möglicherweise nicht alle Umsätze und Gewinne ordnungsgemäß versteuert hat.

Steuerhinterziehung? Steuerbehörden gehen gegen Netflix vor​


Die französische Steuerfahndungsbehörde (PNF) bestätigte, dass sie Akten und Dokumente beschlagnahmt hat, um mögliche Vertuschungen und verschleierte Umsätze zu untersuchen. Die Behörde arbeitet in diesem Fall eng mit den Steuerfahnder:innen der Niederlande zusammen, da die Hauptniederlassung von Netflix für Europa, den Mittleren Osten und Afrika in Amsterdam sitzt. Diese internationale Zusammenarbeit zielt darauf ab, komplexe Steuerstrukturen und mögliche Steuerhinterziehung oder Umgehungstechniken offenzulegen.

Netflix äußerte sich zu den Vorwürfen in einem offiziellen Statement und versicherte, dass das Unternehmen kooperieren werde. Netflix betonte, dass es einen wichtigen Beitrag zur französischen Wirtschaft leiste und in allen Ländern, in denen es tätig ist, die Steuervorschriften respektiere.

Versteuerter Umsatz stieg durch Umstrukturierung signifikant an​


Die Untersuchung konzentriert sich auf den Zeitraum nach 2020, als Netflix seine Steuerstrategie in Europa änderte. In der Vergangenheit nutzte das Unternehmen eine beliebte Methode zur Steueroptimierung, indem es Gewinne aus französischen Umsätzen an die europäische Zentrale in den Niederlanden verlagerte. Diese Strategie ermöglichte es Netflix, von den niedrigeren Steuersätzen in den Niederlanden zu profitieren und dadurch erhebliche Kosten zu sparen.

Nach Aufgabe dieser Praxis verzeichnete Frankreich einen signifikanten Anstieg der versteuerten Umsätze von Netflix: Der Umsatz stieg von 47,1 Millionen Euro auf rund 1,2 Milliarden Euro, was einer Vervierundzwanzigfachung entspricht. Dieser drastische Anstieg zeigt das finanzielle Potenzial, das durch die Vermeidung von Steuerverlagerungen möglich wurde. Ob diese Steuerstrategie, die Netflix vor 2020 genutzt hatte, legal war, wird von den Behörden weiter untersucht.

Steuervermeidung durch Verlagerungen: Ein bekanntes Problem in der Tech-Branche​


Netflix ist nicht das erste Technologieunternehmen, das für seine Steuerstrategien in Europa unter die Lupe genommen wird. Unternehmen wie Apple und andere haben ebenfalls von steuerlich günstigen Standorten wie den Niederlanden oder Irland profitiert. Apple wurde beispielsweise zu einer Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro an Irland verurteilt, nachdem die EU-Kommission festgestellt hatte, dass das Unternehmen über Jahre hinweg unrechtmäßig Steuervorteile erhalten hatte.

Die aktuelle Untersuchung gegen Netflix könnte ein weiteres Beispiel dafür sein, wie europäische Länder versuchen, Schlupflöcher zu schließen und Technologiekonzerne zur Rechenschaft zu ziehen. Die internationale Kooperation zwischen Frankreich und den Niederlanden zeigt zudem, dass die EU-Länder gewillt sind, gemeinsam gegen steuerliche Praktiken vorzugehen, die als unfair empfunden werden.

Ob die Vorwürfe gegen Netflix gerechtfertigt sind und welche Konsequenzen sich daraus ergeben könnten, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Durchsuchungen in Paris und Amsterdam verdeutlichen jedoch, dass die europäischen Steuerbehörden entschlossen sind, größere Transparenz und Fairness bei der Besteuerung internationaler Unternehmen durchzusetzen.

Via BBC

Im Magazin lesen....
 
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Dieses Hin- und Hergeschiebe von Umsätzen, gehört meiner Meinung nach global abgeschafft.

Aus meiner Sicht sind Umsätze dort zu versteuern, wo sie entstehen.
 
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Aus meiner Sicht sind Umsätze dort zu versteuern, wo sie entstehen
Hier wird leider oft auch einiges vermischt, vorallem Ust und Köst. Die Ust wird immer im Land wo das Geld herkommt(also im, Land des Kunden) abgeführt. Köst ist normal Sache des Firmensitzes.

Einfaches Beispiel: Ein Unternehmer (gerne auch kleiner) Liefert Waren ins EU Ausland. Die Umsatzsteuer wird im Land des Kunden abgeführt (OSS,... dazu gibts paar Verfahren, je nach Art ob es sich um Materielle oder Immaterielle Güter handelt, + paar Sonderbestimmungen), die Einkommensteuer(Bei Kapitalgesellschaften halt die Köst) muss der Unternehmer aber in seinem Heimatland abführen.

Deswegen haben große Unternehmen ihren Sitz oft in Ländern mit niedriger Köst gegründet. Hier müsste man dann halt die Köst "aliquot" aufteilen. Dies müsste dann aber Fairerweise auch für die Kleinunternehmerin, die nur 50 Pakete ins Ausland schickt, auch gelten (Gleichbehandlungsprinzip im Steuerrecht). Dann hat der Kleine Unternehmer auf einmal deutlich höhere Steuerberaterkosten, weil er in jedem Land, wohin er versendet, eine Erklärung abgeben muss. Auch muss hier alle 3 Monate eine Meldung abgegeben werden(jetzt schon), in welchem Land wieviel Umsätze gemacht wurden, und die Steuern dafür teilt das eigene Finanzamt entsprechend auf.

Und auch andere Abgaben, wie Lohnabgaben, Kommunale,... bleiben im Land, und können NICHT verschoben werden. zb die Lohnabgaben der rund 40.000 Amazon Angestellten in DE bleiben auch in DE, ebenso wie die Ust aller nach DE ausgelieferten Pakete.

Am beispiel Amazon(hier hab ich Zahlen dazu) sind das rund 1 Milliarde an Lohnsteuer und 2,5 Milliarden Sozialabgaben(Krankenkasse, Rentenvers...) die Amazon zusätzlich zu rund 7-8 Milliarden Umsatzsteuer in Deutschland jedes Jahr lässt.

Netflix hat hier ein anderes Loch genutzt, dass inzwischen geflickt wurde, denn früher wurde die Ust nicht im Land des Kunden abgeführt (gilt nur für Digitale Dienstleistungen wie eben Netflix), sondern am Stammsitz. Für Physische Güter ist dieses Loch schon viel länger dicht.
 
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Dieses Hin- und Hergeschiebe von Umsätzen, gehört meiner Meinung nach global abgeschafft.

Aus meiner Sicht sind Umsätze dort zu versteuern, wo sie entstehen.
Bin ich grundsätzlich dafür. Hat aber auch Auswirkungen auf uns, denn das gilt dann auch für unsere verkauften, überteuerten Schrotthaufen von Mercedes, Audi, VW, .... (sofern die überhaupt noch jemand haben will)

Und Tim Cook wird sich vermutlich ganz besonders kuschelig auf Donalds Schoß setzen, um den Hals fallen und jammern, dass die Europäer wieder so gemein zu Apple sind.
 
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Überteuert ok, Schrotthaufen? Come on Micha, das ist nun nicht der Fall. Wenn ich in einem Mercer, Audi oder VW sitze, dann ist das eine andere Liga als viele andere Hersteller.
 
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Überteuert ok, Schrotthaufen? Come on Micha, das ist nun nicht der Fall. Wenn ich in einem Mercer, Audi oder VW sitze, dann ist das eine andere Liga als viele andere Hersteller.
Mit einem Fetisch für Spaltmaße und "Materialanmutung" ... ja. Die Verarbeitungsqualität dürfte durchaus noch (meistens) über dem weltweiten Durchschnitt liegen. Von den Standards die wir bei Mercedes und BMW aber schon mal gewohnt waren sind die Herrschaften aber auch schon lange weg. Saß letztens in einem 130.000€ Mercedes und da konntest auch an alle möglichen Verkleidungen rumdrücken und ziehen, die Spalten links vom Lenkrad waren 3mm, die rechts vom lenkrad n halben mm ... hätten die sich vor 15 Jahren auch nicht getraut. Nicht mal in einem 50.000€ "Billigmodell"

Mir geht es aber mehr um ihren Antriebsstrang. Und da können sich die deutschen Wutbürger und Fließbandarbeiter bei VW (deren Job ich wirklich nicht haben möchte, Hut ab vor der Arbeitsleistung!) noch so sehr auf den Kopf stellen, das wird schon seit Jahren weltweit immer weniger nachgefragt und die Nachfrage wird noch schneller noch weiter sinken. Und die deutschen Autobauer haben da vielleicht hier und da immer wieder ein paar Lichtblitze an Ideen oder Modellen. Und schaffen es dann doch nicht ihr Zeug an den Mann zu bekommen. Weil eben entweder viel zu teuer oder nicht konkurrenzfähig.
Deshalb etwas despektierlich "Schrotthaufen".

Wie hieß es letztens bei Lanz? Wir sind Weltmarktführer. Weltmarktführer in Technologien des letzten Jahrhunderts.
Und das tut jetzt eben sehr, sehr weh.
 
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