Mal zum Hintergrund von RED: ein kleines Beispiel skrupellosen wie zynischen amerikanischen Neo-Liberalismusses, der sich seit Jahrzehnten nur immer unverblühmer barbarisch etabliert hat - und auch von uns mittlerweile bald schon als natürlich verstanden wird:
Als die Aids-Epedemie losging, baten u.a. Brasilien, diverse afr. Regierungen und viele andere bei Lilly um Lizens-Eingeständnisse, um Betroffenen, die sich keine Medikamente leisten konnten, lebensrettende Pharmazeutika zukommen zu lassen. Es ging also um Nothilfe, wie bei einer Naturkatastrophe! Es ging allein darum, Menschen zu helfen, die sich die Medikamente nicht leisten konnten! Es gab sogar Angebote, dafür von all jenen, die sie sich leisten könnten, höhere Einnahmen zu fordern!
Die Patente wurden aber dennoch geblockt. Von wem?
Von einem Menschenfreund, dem Vadda Bush! Der war nicht nur irgendwann US-Präsident, sondern zuvor Chef des CIA wie zugleich Vorstand vom Pharmaunternehmen Lilly! Man ließ Hunderttausende sterben!
Äh, Moment mal: Hunderttausende?
Obwohl die Medikmante vorliegen, ließ man bislang min. 16 Mio. Menschen sterben! Die Dunkelziffer besonders auf dem afr. Kontinent wird von Fachleuten x 3 (!) genommen! Das nenn' ich Massenmord im größten Stil...
http://www.unric.org/de/pressemitteilungen/4711
Aber ist ja Kapitalismus? Von wegen… Als in den USA plötzlich - weil diverse Militär-Chemiker unvorsichtig waren - Milzbrand zu eskalieren drohte, musste Bayer
sofort die Patente abdrücken. Man einigte sich dann auf 'Ramschpreise'… (angesichts von AIDS-Medikamenten
undenkbar!)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/ciprobay-pillen-usa-erzwingen-von-bayer-ramschpreise-a-164080.html
Um 22 Amerikaner potentiell zu retten (5 sind schließlich verstorben), waren den Amis also plötzlich alle Handelsvereinbarungen, Patentrechte usw. schnurz...
http://de.wikipedia.org/wiki/Anthrax-Anschläge_2001
Nur noch mal für völlig zur Gegenüberstellung: 5 Tote Amis gegen min. 16 Mio. Toter, die man hätte retten können, wenn man angesichts der Aids-Medikamente genau so verfahren wäre, wie die Amis es mit den Milzbrand-Medikamenten taten!
Damals entdeckte selbst ein Präsident Chirac einen Restbestand von Menschlichkeit und konnte nicht mehr an sich halten. Er nannte es, was es ist. Er sprach zu Recht von einem Weltgesundheitsnotstand - und der mündete in Erpressung der Zivilgesellschaft angesichts des Sterbens von MILLIONEN an Menschen! Zahlt oder seht zu, wie sie sterben...
http://www.sueddeutsche.de/politik/...rac-weltgesundheitsnotstand-ausrufen-1.914896
http://www.spiegel.de/wissenschaft/...hirac-wirft-bush-erpressung-vor-a-308440.html
Heute schicken sie Bono, den Sänger von U2, scheinheilig durch die Kanäle, der überall mit seiner Firma RED wirbt, dass die Aids-Medikamente (bei vollem Preis) entweder über Steuer-Hilfen oder per Spenden zusammengekratzt werden. Wohlgemerkt: ohne ein einziges Zugeständnis der US-Regierung und der eng verbundenen amerikanschen Pharma-Industrie: Charity so gut und teuer wie möglich verkauft - aber eine tatsächlich menschenwürdige Nothilfe verweigert! Dafür, dass Bono der
Tetzel unserer Generation ist, kriegt er dann auch von den Bushs Orden umgehängt. Ekelhaft zynisch obendrein: Liberty Medal...
http://www.u2station.com/news/archives/2007/09/bono_receives_2.php
Also zusammengefasst: Dieses Charity-Projekt gibt es nur, weil der Notstand willentlich und künstlich geschaffen und aufrecht erhalten wurde. Das Charity-Projekt ist eine unmenschliche Geldbeschaffungsmaschine mit dem gleichen Tetzel-Anhang, den wir zu Zeiten der Reformation als schäbig empfinden: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“
Die Todeszahlen – die konsequenter Weise jeder auf dem Gewissen hat, der diese Politik unterstützt – schwanken jährlich übrigens weiterhin zwischen 2,5 und 2,7 Mio Menschen! Hauptsächlich in Afrika, aber auch weiteren Ländern, denen verbilligte Medikamente oder deren Not-Produktion von der US-Regierung konsequent untersagt wird! Prominente wie Politiker verwenden den von ihnen künstlich gar gehaltenen Notstand zur scheinheiligen Selbstprofilierung. Ganz vorne dabei: Bono und RED. Damit kann dann auch der schnöde End-Konsument mitmachen... Mit dem Hintergrund eines neo-liberalen, zynisch noch zum Charity-Geschäft umdeklarierten Massenmords.
Und man stelle sich das einfach mal vor, dies geschähe HIERzulande: Aids-Morde wegen unterlassener Hilfeleistung - während die Aidskranken noch der Gesellschaft wie Geiseln vogeführt werden, wie Präsident Chirac richtig formulierte!
Da wäre also keine Krankenkasse, die hülfe und für den EU-Markt angehoben 'regulierte' Preise begliche… Wir hätten lediglich Pharma-Unternehmen, die ihre Preise weiter anheben. Und einen selbstverliebten Sänger, der uns Scheinheiligkeit verkauft: anhand einer humanitären Katastrophe, die zur Profit-Maschine gemacht worden ist. Mit 2.7 Mio Opfer jährlich!
RED. Blutrot. Man hat das Blut der Menschen mit den Produkten wortwörtlich an den eigenen Händen. Ob den Designern des Labels dieser Hintergrund bewusst war oder ob es nur ein unbedachter, selbstdesavouierender Lapsus war, ändert leider nichts am Zynismus von RED.