Du verstehst augenscheinlich denn Sinn der Buchpreisbindung allein aus einer de-regulierten Marktsicht heraus. Das ist freilich einengend, substanziell eingeschränkt und schließlich fehlleitend. Den zweifelhaften Nebenwirkungen eines de-regulierten Marktes soll die Buchpreisbindung u.a. aber entgegenwirken; das gilt auch für Dominanz-Stellungen in Zeiten, in denen Konzerne zunehmend Markt-Macht und Alleinstellungen missbrauchen. Ähnlich sollen sich ja auch die Rundfunk-Gebühren im Idealfall auswirken, also um eine Presse- und Kultur-landschaft zu erhalten, die frei und allein der Bürgerschaft verpflichtet ist; wie es auch auf dem sonstigen 'Markt' eigentlich ebenfalls längst der Fall sein müsste, um Mensch, Sozialwesen und zivilisatorische Kultur zu schützen! (Nix gelernt aus dem Raubtierkapitalismus oder noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden?)
Es geht hier nicht um 'freien Markt oder Wettbewerb', sondern um den Schutz von Kulturgütern und die Wahrung demokratisch freier Strukturen. Freie Presse gehören dazu wie auch freie Verlage, weitestgehend unabhängige Autoren-Netzwerke usw. Diese können durch Marktdominanz ausgeschaltet werden. Wie das aussieht, hat man bei Apple ja schon gesehen, indem u.a. Apple auch Zensur betreibt. Apfeltalk selber war doch auch schon hinsichtlich der eigenen App Opfer der Vorgaben Apples...
Aber genau das soll verhindert werden. U.a. eben auch darüber, dass andere Geschäfte und Vertriebe über das Mittel gleicher Preise geschützt sein sollen. So bleibt Pluralität und Wahlmöglichkeit erhalten, sowohl bei Verlagen wie auch bei den Geschäften und ihrem Sortiment. Das mindert das Risiko, das für Demokratien und freie Kultur problematische Dominanz-System entstehen können. Oder in der Praxis im 'Real-Life': ein kleiner Buchladen kann mit einem freien Sortitment überleben, auch wenn eine große Kette Konkurrenz macht. Verlage wie auch Autoren sollen überdies erst einmal geschützt sein. So sollen sie u.a. nicht von Wettbewerb der Verlage mit Händlern oder Handels-Kartellen getrieben sein. Genau so wenig sollen über Preisdruck Zensur-Modelle ermöglicht werden.
So wie du es schreibst, klingt das wie eine Bürde. Wie nur andere Branchen bisher im freien Wettbewerb überleben konnten?
Das große Sterben der Vielfalt geht an Dir wohl anscheinend völlig vorbei, nicht wahr... Nicht nur auf dem Buchmarkt ist das aber so! Auch sonst. Beispiel Konsummärkte: Media-Markt oder Saturn? Alles Metro... Wer bei Geizhals.de Preise vergleicht, wundert sich womöglich über die Spitzenreiter... wie Hardwareversand.de, anobo, Atelco... und wird nicht sofort begreifen, dass die Läden zusammenhängen... Ach, die Liste ließe sich unsagbar ausweiten... Computerproduzenten (wenn allerhand Firmen aber in den selben Fabriken fertigen lassen), Autoindustrie usw. Auf Grund des Preiskampfes haben wir heute u.a. kaum mehr Hardware-Technik-Industrie im Lande, was die EU insgesamt in nachteilige Abhängigkeiten bringt. Das große Zeitungssterben wird ja ohnenhin schon merklich. Aber auch dort ist 'Preis' (und nicht nur das Vertriebsmodell, wie manche meinen) relevant und müsste zum Schutz von Demokratie und Kultur reguliert werden. Denn Demokratie braucht nicht Kampf und Wettberwerb, sondern Vielfalt, Freiheit und Chance, ohne Zensur durch Monopolisten, die uns immer wieder mit der gleichen Lüge eines 'freien Marktes' kommen. Aber bietet Apple wirklich einen freien Markt? Lachhaft, wenn man an die Zensur denkt, die Apple bereits geliefert hat... Freilich nix für Leute, deren Denken bereits neo-liberalistisch verformt ist. Die kapieren bestimmte Aspekte gar nicht mehr, obschon spätestens der Banken-Raubzug der letzten Jahre etwas Wind im Kopf erzeugt haben müsste, ohne gleich in Kapitalismus/Sozialismus-Beschränkungen zu verfallen, sondern sich die Frage nach dem gesellschaftlichen Faktor Demokratie, Solidar-Wesen, Kultur und Freiheit zu stellen! Das alles angesichts der Proklamation der Menschenrechte - und schon wird der ungezügelte Wettbewerb, Marktdominanz usw. mehr als nur etwas fragwürdig...
Die Buchpreisbindung gilt auch für E-Books.
Faktisch besteht sie. Richtig.
Praktisch gibt es aber immer wieder Durchsetzungsprobleme. U.a. Amazon (aber auch Apple) ist ja sehr bemüht, eigene Modelle durchzusetzen, die schlussendlich aber nur die eigene Marktdominanz und Zwangs-Bindungen mit Verlagen zur Folge hat. Und aber einer gewissen Größe eines Unternehmens und dessen Macht, muss es eben reguliert werden, um u.a. Nachteile für die Gesellschaft aufzufangen.