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Anleitungen, wie man einen Raspberry PI richtig einrichtet, auch unter OS X, gibt es im Netz zuhauf. Nicht zuletzt auch auf der Seite www.raspberrypi.org. Ich gehe also in dieser kleinen Praxis-Serie davon aus, dass es sich um einen Raspberry PI Model B mit 512 MB Ram handelt, auf dem nach Anleitung Debian Wheezy (7.1) installiert wurde. Dieser sollte auch bereits im Netz verfügbar sein und im Idealfall eine feste IP bekommen haben.
Und warum Debian? Es gibt viele Linux-Distributionen und vielleicht hat der eine oder andere seine Lieblings-Version. Debian wurde aber fast komplett für den Raspberry PI angepasst und viele der Standard-Debian-Pakete sind damit auch für die kleine Maschine verfügbar.
Ich arbeite auf dem Raspberry PI gerne mit der Eingabeaufforderung, denn damit geht vieles schneller und man kann präziser die nötigen Befehle beschreiben. Wenn der PI im Netz hängt kann man ihn dann sogar Headless, also ohne direkt angeschlossenen Bildschirm und Tastatur betreiben. Für OS X-Anwender mag das zunächst befremdlich sein, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und vielleicht verlieren so einige der geneigten Leser auch die Zurückhaltung vor dem Mac-Terminal.
Beginnen wir also mit dem kleinen Tutorial, das am Ende dazu führen soll, das ein alter USB- oder Netzwerkdrucker Druckaufträge vom iPhone, iPod-Touch oder iPad entgegennehmen kann. Weil der kleine, aber vollwertige, Linux-Computer so wenig Strom verbraucht (im normalen Betrieb so ca. 4-5 Watt), kann er auch immer aktiv sein.
Voraussetzungen:
- Eingerichtetes Netzwerk (inkl. WLAN für die iOS-Geräte)
- Eingerichteter Raspberry PI Model B mit Debian Wheezy (Bildschirm und Tastatur angeschlossen oder per ssh erreichbar, ein freier USB-Port für den Drucker)
- Raspberry PI mit fester IP im Netzwerk eingebunden (WLAN oder LAN, je nach Bedarf)
- Drucker mit USB-, WLAN- oder Netzwerk-Port. (Wenn im Netzwerk, dann mit fester IP)
- Keine Angst im Umgang mit der Eingabeaufforderung von Linux
- Kenntnis im Umgang mit dem Editor nano (dazu gibt es im Netz sehr viele Anleitungen)
- Grundkenntnisse im Umgang mit Linux
Für alle diese Anforderungen gibt es Anleitungen im Netz.
Als erstes sollte man zunächst das Linux auf dem Raspberry PI aktualisieren:
Paketlisten aktualisieren
Code:
sudo apt-get update
Evtl. Aktualisierungen installieren
Code:
sudo apt-get upgrade
Dann die benötigten Pakete installieren
Code:
sudo apt-get install avahi-daemon cups cups-pdf python-cups
Cups ist ein, unter Linux sehr verbreitetes Drucksystem, dass außerdem von Apple als Opensource weiterentwickelt wird. Avahi ist die Bonjour-Variante unter Linux, sie macht Netzwerk-Dienste für andere Geräte sichtbar.
Nachdem Cups installiert wurde, müssen ein paar Änderungen an der Konfiguration vorgenommen werden. Die Konfigurationsdatei von Cups bearbeitet man am Besten mit dem Editor nano.
Code:
sudo nano /etc/cups/cupsd.conf
Damit Cups nicht nur vom Raspberry PI selber, sondern von allen Geräten im Netzwerk Druckaufträge entgegennehmen kann, muss folgender Eintrag geändert werden (dort steht localhost):
Code:
# Only listen for connections from the local machine.
Port 631
Folgende Zeilen müssen in der Datei ergänzt werden:
Code:
# Restrict access to the server...
<Location />
Order allow,deny
Allow @Local
</Location>
# Restrict access to the admin pages...
<Location /admin>
Order allow,deny
Allow @Local
</Location>
# Restrict access to configuration files...
<Location /admin/conf>
AuthType Default
Require user @SYSTEM
Order allow,deny
Allow @Local
</Location>
Danach sollte der Cups-Dienst neu gestartet werden:
Code:
sudo service cups restart
Solltet ihr euren Raspberry PI standardmäßig eingerichtet haben, meldet ihr euch mit dem Benutzer pi an und arbeitet mit diesem. Damit ihr künftig Änderungen an der Konfiguration vornehmen könnt, muss der Benutzer pi (oder der von euch angelegte Standard-Benutzer) in die Benutzergruppe lpadmin aufgenommen werden. Das geht so:
Code:
sudo adduser pi lpadmin
Ab diesem Moment könnt ihr über einen Browser auf das Drucksystem zugreifen. Einfach die URL https://ip-des-raspberryPI:631 (Es kann sein, dass zunächst noch eine Bestätigung für das Zertifikat eingegeben werden muss.) Solltet ihr eurem Raspberry PI einen Netzwerknamen vergeben haben, könnt ihr ihn auch über diesen erreichen. Sicherer ist aber immer die feste IP. Wie man einem Raspberry PI eine feste IP vergibt, findet ihr im Netz. Immer wenn der Browser euch nach einem Benutzer und einem Passwort fragen sollte, gebt ihr euren Standard-Benutzer und sein Passwort ein. (Defaultwerte sind: Benutzername: pi, Passwort: raspberry)
Euer Drucker sollte nun entweder im Netz aktiviert sein, oder per USB direkt an einen der Ports des Raspberry PI angeschlossen werden. Idealerweise macht ihr das gleich zu Beginn. In einem späteren Teil der Serie zeige ich dann, wie man einen einfachen LAN- oder USB-Drucker mit Hilfe eines Raspberry PIs zu einem WLAN-Drucker macht.
Jetzt geht es daran, den Drucker in Cups verfügbar zu machen

Dies ist die Startseite von Cups. Hier den Bereich "Verwaltung" auswählen.

Die Haken bei "Freigeben von Druckern welche mit diesem System verbunden sind" und "Erlaube entfernte Verwaltung" setzen und auf Einstellungen ändern klicken. Dann oben auf "Drucker hinzufügen" klicken und den Drucker aus der Liste auf der nächsten Seite auswählen.

Mein HP-Drucker wird hier zweimal angezeigt, ich wähle einfach einen aus.


Man kann jetzt noch die Druckerbeschreibung anpassen und dann auf "Weiter".

Handelt es sich – wie in diesem Beispiel – um einen HP-Drucker ist die Einrichtung denkbar einfach und es sollte nun eine Testseite gedruckt werden können. Für andere Druckermodelle ist evtl. ein anderes Vorgehen nötig und es müssen evtl. Treiber gefunden werden.
Jetzt zu der eigentlichen Airprint-Funktion:
Bei Github gibt es ein Script, dass den eigentlichen Service erzeugt, also bitte folgendes in der Eingabeaufforderung eingeben:
Code:
sudo mkdir /opt/AirPrint
Code:
cd /opt/AirPrint
Code:
sudo wget -O airprint-generate.py --no-check-certificate [URL]https://raw.github.com/tjfontaine/airprint-generate/master/airprint-generate.py[/URL]
Code:
sudo chmod +x airprint-generate.py
Code:
sudo ./airprint-generate.py -d /etc/avahi/services
Sollte danach keine Meldung ausgegeben werden, ist der Airprint-Drucker nach einem Neustart des avahi und cups Service verfügbar.
Code:
sudo service cups restart
Code:
sudo service avahi-daemon restart
Danach kann frisch und frei vom iPad und iPhone gedruckt werden.

Mit einem Zeitaufwand von ca. 1 Stunde kann man auf diese Weise einem alten Netzwerkdrucker AirPrint beibringen. Natürlich geht das Ganze auch mit USB-Druckern. Diese müssen dann direkt am Raspberry PI angeschlossen sein. Generell kann man sagen, wenn ein Drucker von Cups erkannt wird, dann kann er höchstwahrscheinlich auch mit AirPrint ausgestattet werden.
Nützliche Tools für den Umgang mit dem Raspberry PI:
SDFormatter - SD-Karten unter OS X richtig formatieren
Noobs (New Out Of The Box) - Einfache Auswahl des OS und Installation des PI
Dieser Artikel basiert auf Infos und Skripten von diesen Webseiten. Ich übernehme keine Haftung für Vollständigkeit und Funktion der oben beschriebenen Prozedur. Insbesondere bei "exotischen" Druckern, kann es zu Problemen kommen, wenn diese nicht von Cups unterstützt werden. Dennoch hat es auf diese Weise bei mir funktioniert.
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