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Meinungsaustausch zu Studiengebühren

svaeni

Reinette Coulon
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949
Hallo zusammen,

nachdem wir kürzlich das Thema schon gestreift haben, und ich diese nacht gegen halb 3 eine sehr ergiebige Diskussion zu dem Thema geführt habe, möchte ich gerne dazu anstoßen Eure Meinung zu Studiengebühren und deren Höhe mitzuteilen.
Ich fände das interessant mal zu hören wie andere Leute (die vielleicht schon mit dem Studium fertig sind), aus anderen Gegenden die Sache sehen.

Heute Nacht waren wir eigentlich alle der Meinung, dass Bildung gleichermaßen für alle zur Verfügung stehen sollte.
Naheliegend wäre also zu sagen, dass Bildung – auch universitäre – kostenfrei sein könnte.
Man könnte dann sein Fach unabhängig von den späteren Gehaltsaussichten wählen, weil man nicht gezwungen wird, Kredite zurück zu zahlen, außerdem könnte man ohne finanzielle Einbußen verschiedene Studiengänge ausprobieren bzw. das Fach wechseln wenn es einem partout nicht zusagt (für die finanzielle Betrachtung haben wir an der Stelle außer acht gelassen, dass einem z.B. durch eine längere Studienzeit von einem Jahr das Einkommen des regulär letzten Arbeitsjahres verloren geht (weil wir den Eintritt in die Rente i.d.R. am Alter und nicht an den gearbeiteten Jahren festmachen)).

Die Nachteile liegen leider genau so auf der Hand – Frau Nahles konnte 20 Semester Politologie studieren und der vielzitierte Maschinenbauer ist nach 15 Semestern an der Uni auch fit für's Grundstudium.
Aus eigener Erfahrung wusste ein Bekannter zu berichten, dass es außerdem viele Menschen gibt, die zulassungsbeschränkte Fächer (in dem Fall Medizin) studieren, weil sie im Wunschfach (Journalismus and er Henri Nann Schule (ich hoffe ich habe den Mann richtig geschrieben) noch keinen Platz haben, und von vornherein wissen, dass sie nach 2 Semestern aufhören werden. Damit werden denjenigen die gern Medizin studieren würden natürlich die Plätze genommen.

Um solche Dinge auszugleichen wurden ja dann die Studiengebühren eingeführt, und da fängt der Ärger an, denn manche Eltern können Studiengebühren und lebenshaltungskosten bezahlen, während es schon nicht ganz einfach ist in Hamburg oder München nur von Bafög ein Studium zu bestreiten. Es liegt also eine ungewollte Ungleichbehandlung vor.

Eine mögliche Lösung zu der wir kamen wäre diejenige, dass es Eltern verboten wird, die Studiengebühren zu zahlen. D.h. sämtliche Studenten müssen die Studiengebühren nach dem Studium (u.U. geringfügig verzinst) abbezahlen. Die Abbezahlung erfolgt so, dass dieser Kredit anteilig am Jahreseinkommen, sobald dieses eine Gewisse Schwelle überschreitet, zurückzuzahlen ist (um die unterschiedlichen Gehaltsaussichten der verschiedenen Berufsfelder auszugleichen, und so auch weniger Job-Orientierte Studiengänge nicht zu benachteiligen, und Grundlagenforschung zurück nach Deutschland zu bringen, und so den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken).
Dadurch das die Gebühren pro Semester anfallen, überlegt man sich dann vielleicht auch statt eines Studiums aus Langeweile oder weil "man halt studiert" lieber Praktika zu machen, oder ein FSJ einzulegen.

Ganz kann man damit die Ungleichbehandlung auch nicht ausschließen:
Der "Druck" oder die Motivation die entsteht wenn man in dem Bewusstsein lebt, sein Studium bezahlen zu müssen (was sich ja faktisch nur darin auswirkt, dass der Sprung im Lebensstandard mit Eintritt ins Berufsleben in so drastisch ausfällt) kann natürlich wieder genommen werden, wenn man sicher ist, dass die Eltern ohnehin dafür aufkommen. Aber wir dachten dass es nicht zu leisten ist, das komplett zu verhindern.
Außerdem gibt es Ungleichbehandlungen bei den Lebenshaltungskosten, obwohl wir dachten dass es von 670€ Bafög schon deutlich realistischer ist, zu leben, und Literatur anzuschaffen (in knapp ausgestatteten Präsenzbibliotheken wie es sie an vielen Unis gibt meist unabdingbar). Man kann nicht jeden Abend Party machen, das ist klar, aber wir wollen ja eben weg vom Image des Faulenzenden Studenten.
Ein weitere Vorteil des System wirkt sich z.B. bei Jura-Studenten oder Promotionsstudenten aus:
Wenn man nicht unmittelbar nach Ende des Studiums in den Beruf einsteigt

Wie seht ihr das? Sollte es Studiengebühren geben? Sollte man die während des Studiums oder danach zahlen müssen?

Ich persönlich muss meine Studiengebühren auch leihen, und 10 Jahre lang 10% meines Bruttoeinkommens zurückzahlen, es sei denn ich erreiche schon vorher das inflationierte Doppelte der Gebühren (~100.000 Euro), und finde das eigentlich sehr gut, denn ich habe das Gefühl, ich habe etwas von den Gebühren, und außerdem habe ich mir vorher sehr gut überlegt ob ihc mein Fach tatsächlich studieren möchte, habe Vorlesungen angesehen und Praktika gemacht, und bin mir sicher, dass ich nicht bloß aus Langeweile studiere und so meine Lebenszeit verschenke.
Alles natürlich nur unter der Bedingung, dass die Gebühren nicht nach obskuren Schlüsseln umverteilt werden, und faktisch in der Verwaltung versickern.

Wie gesagt ich würde mich über andere, begründete, Meinungen und Ansichten freuen.


Cheerio
 

paul.mbp

Sternapfel
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Meine Meinung:
- ein Studium pro Nase mit einer maximal vorgegebenen Anzahl an Semestern kostenlos
- jedes Zusatzsemester kostet Geld
- jedes neue Studium (anderes Fach) kostet Geld

Damit haben alle die gleiche Chance kostenlos ein Studium durchzuführen.
Wer nur mal "ausprobiert" oder das Fach wechselt weil es ihm "nicht gefällt" zahlt in jedem weiteren Studium dann Gebühren. Ein Mensch sollte nach dem Abitur ausreichend Reife haben um sich langfristig für eine Studienperspektive zu entscheiden. Ist er sich unsicher, dann hilft eventuell ein Vorpraktikum bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Fach.
 
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drummintom

Pferdeapfel
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Wer nur mal "ausprobiert" oder das Fach wechselt weil es ihm "nicht gefällt" zahlt in jedem weiteren Studium dann Gebühren. Ein Mensch sollte nach dem Abitur ausreichend Reife haben um sich langfristig für eine Studienperspektive zu entscheiden. Ist er sich unsicher, dann hilft eventuell ein Vorpraktikum bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Fach.

Hast du studiert? Ich glaube nicht! Es kann während des Studiums durchaus vorkommen, dass man merkt, dass das Fach, welches einen eigentlich interessiert und das man immer studieren wollte, sich im Studium selbst als nicht das Wahre herausstellt oder man schlicht und einfach nicht damit zurecht kommt.

Ich habe während meines Studiums diverse Leute erlebt, die die Juristerei schon interessiert hat, die aber mit Teilaspekten des Studiums nicht zurecht kamen. Da ist auch nichts Verwerfliches dran. Nicht umsonst gibt es z.B. die Möglichkeit, bis zum 4. Semester das Studienfach zu wechseln und trotzdem BAföG zu erhalten.

Zum Thema Studiengebühren: Ich lehne sie ab. Einen Betrag von 400-500 € pro Semester können sich viele einfach nicht leisten. Ich hätte z.B. dann nicht studiert. Studiengebühren führen nur zu mehr sozialer Ungerechtigkeit. Wer Kohle hat, hat Zugang zu Bildung. Wer keine Kohle hat, hat halt Pech gehabt.

Für Zweitstudien machen Studiengebühren Sinn. Somit dürfte unterbunden werden, dass Leute zum "Berufsstudenten" mutieren. Allerdings sollten solche Zweitstudien ausgenommen werden, die mit dem ersten Fach zusammenhängen oder es zumindest fördern (im Sinne einer Spezialisierung -> z.B. studiert der ehemalige Jurastudent nun noch Architektur, um später den Sachverstand für den Bereich Baurecht zu haben, für den er eine Spezialisierung anstrebt).

Dass die Studiengebühren nicht sinnvoll ausgegeben werden können und zu hoch angesetzt sind, hat sich erst vor kurzem gezeigt: http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/unis-wissen-nicht-wohin-mit-dem-geld/

drummintom
 

eichyl

Rhode Island Greening
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480
Ich stimme paul.mbp vollkommen zu.

Hast du studiert? Ich glaube nicht! Es kann während des Studiums durchaus vorkommen, dass man merkt, dass das Fach, welches einen eigentlich interessiert und das man immer studieren wollte, sich im Studium selbst als nicht das Wahre herausstellt oder man schlicht und einfach nicht damit zurecht kommt.

Dafür gibt es das Schnupperstudium, Tag der offenen Tür, etc. Jeder Schüler kann sich zudem in den Ferien einfach in die Vorlesungen setzen und mal rein schnuppern (wenn die Uni in der nähe ist). Es gibt mehr als genügend Informationsmöglichkeiten über die einzelnen Studiengänge, es gibt Absolventennetzwerke bei den meisten Unis in denen man sich mit Absolventen austauschen kann. Wem dann erst im 3. Semester einfällt das es einem nicht passt hat sich nicht ausreichend informiert.

Ich habe während meines Studiums diverse Leute erlebt, die die Juristerei schon interessiert hat, die aber mit Teilaspekten des Studiums nicht zurecht kamen. Da ist auch nichts Verwerfliches dran. Nicht umsonst gibt es z.B. die Möglichkeit, bis zum 4. Semester das Studienfach zu wechseln und trotzdem BAföG zu erhalten.

Für mich ein klarer Fall dafür, dass man sich nicht ausreichend über das Studium informiert hat. Allerdings lernt man auch sich durchzubeissen wenn man für den Wechsel zahlen muss. Niemand der studiert hat kann mir erzählen das er alle Teilaspekte des Studiums gut fand. 80% meines Grundstudiums waren absolut unnötig, ebenso einige Teile im Hauptstudium, dennoch bin ich am Ball geblieben weil mich der Hauptaspekt des Studiums interessiert und mir liegt. Zudem kann man ja immer noch in verwandte Studiengänge wechseln und sich ggf. einiges an Leistungen anrechnen lassen, wodurch es eigentlich nicht zu größeren Verzögerungen kommen dürfte.Natürlich ist das vom Einzelfall abhängig aber i.d.R. wechseln wirklich interessierte nicht. Es ließe sich sicher auch ein Kompromiss finden, wie 2 Semester die einem bei einem einmaligen Wechsel gutgeschrieben werden.
 

svaeni

Reinette Coulon
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Danke für Eure Meinungen.

Hast du studiert? Ich glaube nicht! Es kann während des Studiums durchaus vorkommen, dass man merkt, dass das Fach, welches einen eigentlich interessiert und das man immer studieren wollte, sich im Studium selbst als nicht das Wahre herausstellt oder man schlicht und einfach nicht damit zurecht kommt.
Da hast du schon recht. Die Frage die ich mir dabei stelle ist eher die danach, wie viel man verlangen darf. Ich meine jemand der einen mittelprächtigen Realschulabschluss hat, kann sich eben auch nicht den Job aussuchen, sondern er wird vielleicht von seinen 30 Bewerbungen 2 Zusagen bekommen, und eine davon muss er nehmen (jedenfalls ist das bei Schülern, die ich betreue so). Ich fänd's dann recht ungerecht denen gegenüber, wenn Abiturienten, die ja nicht per se bessere Menschen sind, die größere Auswahl haben dürfen, obwohl sie hinterher ohnehin schon mehr

Zum Thema Studiengebühren: Ich lehne sie ab. Einen Betrag von 400-500 € pro Semester können sich viele einfach nicht leisten. Ich hätte z.B. dann nicht studiert. Studiengebühren führen nur zu mehr sozialer Ungerechtigkeit. Wer Kohle hat, hat Zugang zu Bildung. Wer keine Kohle hat, hat halt Pech gehabt.

Für Zweitstudien machen Studiengebühren Sinn. Somit dürfte unterbunden werden, dass Leute zum "Berufsstudenten" mutieren. Allerdings sollten solche Zweitstudien ausgenommen werden, die mit dem ersten Fach zusammenhängen oder es zumindest fördern (im Sinne einer Spezialisierung -> z.B. studiert der ehemalige Jurastudent nun noch Architektur, um später den Sachverstand für den Bereich Baurecht zu haben, für den er eine Spezialisierung anstrebt).

Dass die Studiengebühren nicht sinnvoll ausgegeben werden können und zu hoch angesetzt sind, hat sich erst vor kurzem gezeigt: http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/unis-wissen-nicht-wohin-mit-dem-geld/

drummintom

Wie weit ich dem was die taz so schreibt traue lasse ich mal außen vor.

An meiner Unizahlen wir insgesamt 50.000 Euro Studiengebühren. Die Uni wird darüber zu 25% finanziert. Der Rest kommt zu einem kleinen Teil aus Spenden, und den Hauptlast trägt die Zeit-Stiftung. D.h. in dem Fall werden die Studiengebühren sehr sinnvoll, nämlich für die Uni, ausgegeben.

2/3 meine Kommilitonen können sich das nicht leisten, und müssen ihr Studium nach Abschluss abbezahlen. Am Anfang haben sich einige über die Höhe beschwert, mitlerweile sind sogar übereugte Jusos von dem Konzept überzeugt. Wir haben eine Abbrecherquote unter 10%, und die 4mio € Studiengebühren kommen tatsächlich uns zu Gute. Kleinere Kurse, daueroffene Bibliothek, gute Infrastruktur.

Entspr. wird das Examen besser, und damit steigt auch die Chance auf einen Job. Falls man keinen Job findet und das Einkommen unter der Schwelle von 30.000 pro Jahr bleibt, muss man nicht bezahlen. Steigt das Einkommen darüber muss man 10 Jahre lang 10% seines Einkommens abgeben.

Findest du das so schlecht?
 

Ashura

Hildesheimer Goldrenette
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676
Schön, Schnupperstudium. Mhm, dort wo ich Abi gemacht habe, gab es eine TU, die nächste geistige Uni, ist mal lockere 3 Stunden mit dem Zug entfernt.
Wer etwas entsprechendes in der Nähe hat, klar, da ist das ne Idee. Nur müsste man dann schon ein komplettes Semester drin sitzen und von dem Uni+Schule halte ich nicht sonderlich viel.

Mit Studiengebühren selbst kann ich auch gar nicht, dann hätte ich auch nicht studiert. Mit nachgelagerten kann ich mich schon eher anfreunden, nur ist mir das eigentlich zu wischiwaschi.
 

drummintom

Pferdeapfel
Registriert
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2/3 meine Kommilitonen können sich das nicht leisten, und müssen ihr Studium nach Abschluss abbezahlen.

Nachgelagerte Studiengebühren lösen das Problem auch nicht, können jedoch durchaus neue schaffen. Was ist beispielsweise, wenn ich die nicht zahlen kann, da ich noch andere Schritte in den Beruf bewältigen muss (Referendariat z.B.)? Bei Anwälten z.B. hängt an der wirtschaftlichen Situation die Zulassung. D.h., zahle ich die Gebühren nicht, weil ich es nicht kann (Berufsanfänger, hohe Kosten [Kanzlei, Zulassung, Berufshaftpflicht], als Einsteiger geringer Verdienst) und die Uni betreibt die Zwangsvollstreckung, verliere ich automatisch die Zulassung und kann gar nichts mehr zahlen, weil arbeitslos. Damit ist auch niemandem gedient.

Die Unis können sich doch durchaus über Spenden und Drittmittel finanzieren. Denkbar wären auch einkommensabhängige Studiengebühren. Hier würde das soziale Umfeld hinreichend berücksichtigt und die Lasten entsprechend der Möglichkeiten verteilt.

drummintom
 

svaeni

Reinette Coulon
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Ich studiere Jura und die Uni hat eben genau das Referendariat/Promotion/Master Problem berücksichtigt.

ich muss grundsätzlich 10 Jahre lang 10% meines Bruttoeinkommens zahlen. Allerdings nur wenn das Bruttoeinkommen über 30.000 Euro in dem entsprechenden Jahr liegt (also nicht während Promotion, Referendariat, etc), und falls ich den mega Job habe nur so lange bis eine Obergrenze erreicht ist. Selbstständigkeit birgt natürlich immer ein großes Risiko, aber wenn man dann nichtselbstständig arbeitet geht's eben.

Ein weiterer Vorteil im vergleich zum sofortigen zahlen ist der, dass man während des Studium i.d.R. unter dem Steuerfreibetrag bleibt, die Gebühren also nicht absetzen kann. Zahle ich die Gebühren erst später geht das.

Finde ich keine Job, verfällt meine Zahlungspflicht nach 20 Jahren.

Im Gegenzug tragen meine Studiengebühren aber dazu bei, dass die Prädikatsquote um die 70% liegt. D.h. diese zusätzlichen 3,5 mio Euro Einnahmen für die Uni (mit 600 Studenten) scheint sich positiv auf das Lernumfeld auszuwirken. D.h. auch mein Einkommen erhöht sich, und ich habe die Kosten schneller abbezalt.
 

verd

Golden Delicious
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Bei uns in Freiburg gibt es leider nur die eine Möglichkeit: vor dem Semester bezahlen.
Ich kann mir das momentan zwar leisten und könnte ich es nicht, zahlten meine Eltern für mich...Trotzdem finde ich den Zahlzwang schlecht. Es gibt mit Sicherheit Kommilitonen, denen die 500 Euro (+110 Euro Verwaltungskostenbeitrag) richtig wehtun.
Ich wünsche mir auch die Möglichkeit, sagen zu können, dass man die Gebühren nach dem Studium abbezahlen kann. Das setzte einen weniger unter Druck und liese ein wenig finanzielle Luft während des Semesters. Wenn ich sehe, dass 1/5 meines erarbeiteten Geldes aus den Ferien gleich wieder verpufft, ist das zudem nur ärgerlich. Später, in fester Anstellung, stellt die Abbezahlung kein Problem mehr dar.
Zudem muss absolut sichergestellt sein, dass die Gebühren in die Lehre investiert werden. Hier gab es den Fall, dass die Uni damit Heizkosten begleichen wollte...

Fazit: Studiengebühren, ja, aber nur, wenn sie nach dem Studium abbezahlbar sind und auch nur der Lehre zu Gute kommen.
 

proteus

Langelandapfel
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Leute, Ihr klagt auf hohem Niveau. Grundsätzlich studieren die Leute in Deutschland, grösstenteils ungewollt, im internationalen Vergleich zu lange. Wer mit Jura fertig ist, hat nach dem 2. Staatsexamen mindestens das 28. Lebensjahr erreicht. Dazu kommt die halbherzige Angleichung an den Bachelor / Master und das wird kombiniert mit dem Abitur nach der 12. Klasse ohne Anpassung der Lehrinhalte. Also schon mal suboptimal. Da es aber, der weichgespülten Gutmenschenpolitik sei Dank, leichter ist, die Anforderungen so weit nach unten zu schrauben, bis auch der dümmste Depp noch studieren könnte, studieren vielfach auch Leute, die es lieber lassen sollten. Dennoch liegt die Studienquote nur bei 2,4 % der Bevölkerung. Und das in einer Industrienation, deren Zukunft in Forschung und Entwicklung liegen muss. Um das zu verhindern, werden ambitionierte oder sehr gute Absolventen konsequent ins Ausland vertrieben, wo sie bessere Möglichkeiten, bessere Gehälter und größere Entfaltung geniessen.
Dafür haben wir eine zunehmende Anzahl von Freizeitstudenten, die fliessend vom Bafög in die Rente gleiten. Stipendien, die es sehr wohl gibt, werden so geheim gehalten, das man meist erst davon erfährt, wenn man schon angefangen hat.
Das ist zum Beispiel eines der Mankos. Eine Uni ist ein Dienstleister, man sollte anfangen, den zukünftigen Studenten schon vpr dem Abitur auch Hilfestellungen und Angebote nahezubringen. In den angelsächsischen Ländern ist Studieren ungleich teurer und auch wesentlich leistungsorientierter. Regelstudienzeit um ein Semester überschritten = Man zahlt alles. Drei Semester überschreiten = Man fliegt raus. Auslandssemester oder begleitende Tätigkeit wird im Grunde vorausgesetzt. Ansonsten landet man in schlechtbezahlten Jobs. Und, wohlgemerkt, die Lebenshaltungskosten liegen in England 35 % über denen in Deutschland.
Die Deutschen müssen sich langsam damit abfinden, das die soziale Hängematte in der sie ewig lagen, nicht mehr finanzierbar ist. Das gilt für Renten, Krankenkassen und eben auch Studiengebühren. Der Ami startet sein Berufsleben durchschnittlich mit 100.000 Dollar Schulden.
Was allerdings dringend verbessert und reformiert werden muss, ist der Zugang für Studierende aus sozialschwachen Familien. Leistung sollte entscheiden und entsprechend durch Stipendien gefördert werden. Und da wird es sicherlich viele geben, die sich ein Bein dafür ausreissen würden. Das es für den Mittelstand vielleicht auch hart ist, Ihre Kinder durch das Studium zu bringen, ohne Frage. Aber in anderen Ländern verschulden sich Eltern dafür, Ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. In Deutschland wird das quasi als staatsfinanziertes Grundrecht eingefordert.
Und das ist sicherlich ein größeres Problem als Migrantenkinder, die in Harz 4 rutschen, statt als Hilfsarbeiter auf dem Bau zu stehen. Muskeljobs werden nie mehr nach Deutschland gehen, dafür sind sie viel zu teuer. Wir brauchen Eliten, dringend. Und wir brauchen auch die besten 5%, ausgebildet an elitären Kaderschmieden. Das ist natürlich politisch unkorrekt und bekommt direkt wieder was vom "Schwarzen Orden" In Deutschland muss man sich ja fast schämen, zur Elite zählen zu wollen.
Der deutsche Dipl. Ing. geniesst weltweit noch einen guten Ruf, noch. China bildet jedes Jahr 200.000 Ingenieure aus, die haben in 4 Jahren in Peking eine topmoderne, bestens ausgestattete Uni hingebaut. Geld spielt dabei keine Rolle. Das wird in den nächsten Jahren die Messlatte, der internationale Vergleich wird immer härter und Deutschland droht den Anschluss zu verlieren. Es hat gerade erst angefangen, die entspannten Jahre sind vorbei.
 
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