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Gemischte Reaktionen ergaben sich nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen am gestrigen Abend. Eigentlich müsste alles in Ordnung sein: Gestern wurde klar, dass Apple im vergangenen Jahr mehr verdient hat als je ein Unternehmen zuvor. Auch das konkrete Quartal ist das viertbeste, das ein Unternehmen jemals präsentiert hat. Trotzdem stürzte die Aktie um zehn Prozent ab. Es stellt sich die Frage: Stößt Apple an die Grenzen seines möglichen Wachstums? Oder war gestern gar der Anfang eines größeren Absturzes? [PRBREAK][/PRBREAK]
Die Zahlen alleine berauschen: 54 Milliarden US-Dollar Umsatz, 13,1 Milliarden US-Dollar Gewinn, beide Zahlen brechen Rekorde. Zusätzlich hat Apple sich vor einem Jahr dazu entschlossen, eigene Aktien zurückzukaufen und Dividenden zu zahlen. Trotz dieser Entscheidungen hat Apple Geldreserven, die beinah so hoch sind wie ein Drittel des aktuellen Börsenwerts. Warum sollte man seine Aktien gerade jetzt verkaufen? Die Gründe liegen in einer Erwartungshaltung, die wohl einzigartig unter Apple-Anlegern ist.
Apple will nicht einfach nur ein Technologie-Unternehmen sein. Tief in der DNA des Unternehmens liegt die Überzeugung außerordentlich, großartig, in gewissem Maße perfekt zu sein. Anleger geben sich nicht damit zufrieden, dass das Unternehmen mehr Umsatz macht als je ein Unternehmen zuvor. Acht Milliarden US-Dollar mehr allein machen ein Unternehmen nicht perfekt. Auch das die Gewinne stabil bleiben, macht allein nicht glücklich.
Die Anleger erwarten vollkommen perfekte Ergebnisse ohne Schattenseiten. Dazu gehört eine Gewinnsteigerung sowie eine Umsatzsteigerung außerhalb der Vorstellungskraft, sowie im letzten Jahr, als der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr einfach mal um knapp 20 Milliarden US-Dollar anstieg. Dazu gehört, dass sich alle Produkte besser verkaufen, als im Jahr davor, allerhöchstens bei den iPods ist man bereit, ein Auge zuzudrücken. Sonst ist Apple einfach nicht das großartige, besondere Unternehmen, dass es in den Augen seiner Fans und Anleger zu sein hat. Sonst ist es IBM, Dell oder Samsung.
Der Haken
Und genau da liegt der Haken. Neben den seit Jahren kränkelnden iPods sind auch Mac-Verkäufe gestern um 23 Prozent eingebrochen. Das ehemalige Kerngeschäft des Konzerns ist nicht auf Expansionskurs. Noch enttäuschender als diese Tatsache sind die Erklärungsversuche Tim Cooks. Eine Woche kürzer sei das Quartal gewesen. Hauptsächlich lege es an der schlechten Verfügbarkeit des iMacs, die mobilen Rechner, für die es dieses Jahr zufälligerweise keine seperaten Zahlen gibt, verkaufen sich angeblich brillant. Apple, eine Vision, eine Philosophie, ein Lebensgefühl - gescheitert an der Logistik? Und das obwohl der Mann, der Apple als COO dazu gebracht hat, auf Zulieferer zu setzen, obwohl der Mann, der als COO dafür sorgte, dass Apple trotz minimaler Lagerzeiten immer genug verkaufte, um Rekorde zu vermelden, inzwischen an der Spitze steht? Das ist nicht das Bild, was die Menschen von Apple haben wollen. Kaum beginnt man den perfekten Konzern in dunkleren Farben zu malen, rollt die Lawine der Missgriffe der letzten Zeit auf einen zu.
Apple Maps. Siri. Das Austauschen von Führungskräften. Keinen Zuständigen für die Apple Stores. Keine neuen Produkte, ein kleineres iPad hier, ein größeres iPhone da, mit den Größen spielen andere Unternehmen auch. Schön, Retina-Displays hat jetzt auch der Mac, aber auch hier übernimmt Apple nur eine bereits bekannte Technologie auf eine Produktreihe, kombiniert die eigenen Komponenten. Das alles geschieht in dem Jahr, in dem der Konsument und Anleger sich sicher sein kann, dass Jobs keinen aktiven Einfluss mehr auf die Unternehmensführung hat. Heraufbeschworen wird das wahre Apple-Trauma.
[PAGE]Steve Jobs und Tim Cook[/PAGE]Steve Jobs
Nachdem Steve Jobs im Januar 2011 zeitweise und im August 2011 endgültig von der Führung abtrat und kurz darauf, im Oktober des selben Jahres, verstarb, schallte es von allen Dächern, dass das dem Erfolg Apples keinen Abbruch tun könnte. Tim Cook sei zum Einen der richtige Mann für die richtige Zeit, unter seiner Führung könne Apple die hegemoniale Position, die es als Unternehmen, welches sich immer noch fühlte wie ein Start-Up, eher zufällig erwarb, festigen und nutzen. Zum anderen sei Jobs ja an den Plänen für die nächsten (je nach Quelle) zwei, drei, vielleicht sogar vier Jahre beteiligt gewesen. Spätestens das iPad mini allerdings bewies, dass Apple nicht einfach nur die von Jobs ausgearbeiteten Blaupausen fertigt, sondern dass es auf eigenen Füßen stehen muss. Das macht vielen Anlegern Angst.
Doch was war Jobs, was andere nicht sind? Interessanterweise beantwortete Jobs diese Frage selbst, wie er es mit vielen Fragen zu seiner Person getan hat. Wir schreiben das Jahr 1997, wir befinden uns auf der World Wide Developers Conference. Jobs, erst seit kurzem wieder CEO des Unternehmens, welches er mitgegründet hatte, steht auf der Bühne, beantwortet Fragen. Ein von Jobs Rede- und Präsentationskünsten wenig begeisterter, etwas reservierter Herr fragt Jobs höflich, jedoch bestimmt, womit er dem Unternehmen, dass er führt, dienen könne. Jobs ist kein Techie im eigentlichen Sinne. Er hat weder Informatik noch sonst irgendein Fach studiert, welches mit seinem Beruf zu tun hat. Viele in seinem Unternehmen kennen sich mit den Produkten, mit dem Code und der Hardware, wahrscheinlich wesentlich besser aus er selbst. Die Frage, der Vorwurf, der im Raum steht, ist: Warum sollte dieser Hippie, der das Glück hatte, Steve Wozniaks Genie richtig vermarkten zu können, dieses Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen?
[video=youtube;FF-tKLISfPE]http://www.youtube.com/watch?v=FF-tKLISfPE[/video]
Jobs nimmt den Schlag. Er braucht ein paar Sekunden um sich wieder zu fangen. Eigentlich wollte er die Welt von Apples Großartigkeit überzeugen, war nicht darauf vorbereitet, sich selbst verteidigen zu müssen. Doch nach einigen Momenten der inneren Seelensuche kann er in Worte fassen, was er ist, was kein anderer in seinem Unternehmen derzeit sein kann. Das Wichtigste sei nicht, alle Einzelheiten zu kennen. Viel schwieriger sei es, diese Einzelheiten in eine größere Vision einzufügen. Man müsse sich über die Erfahrung, die der Kunde haben möchte, im Klaren sein und daran die Technologie orientieren, nicht umgekehrt. Nach noch ein paar Beispielen wird klar, warum Steve Jobs dort ist, wo er ist. He is the keeper of the vision.
Tim Cook
Für diesen Visionär hat Apple keinen Ersatz gefunden. Es ist vielleicht auch nicht möglich. Nur Jony Ive sieht die Welt ungefähr so, wie sie Steve Jobs gesehen hat. Sehen wir mehr von Ive? Hält er Keynotes oder strahlt anders nach außen, um Anleger und Konsumenten zu inspirieren? Nein. Keynotes hält inzwischen Tim Cook, gibt im Gegensatz zu Steve Jobs dabei auch gerne große Teile davon an Phil Schiller und andere ab. Tim Cook ist durchaus charismatisch, durchaus kompetent und strahlt das in Keynotes auch aus. Aber er ist kein Steve Jobs, er ist kein „Keeper of the Vision“. Zumindest steht die Welt nicht unter diesem Eindruck.
Viel mehr steht er unter dem Verdacht, einfach nur ein CEO zu sein. Nicht auf der Suche nach dem bestmöglichen Produkt, sondern auf der Suche nach den besten Märkten, den besten Möglichkeiten, mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel Geld zu verdienen. Das iPad mini, obwohl es in den Gerüchten immer wieder hochkam, galt noch bis kurz vor Einführung als unwahrscheinlich. Ein billigeres, kleineres Tablet, nur um den von anderen eröffneten Markt zu attackieren? Das ist einfach nicht Apple-Like. Bei Apple wählt man Größen aus Überzeugung. Wie wir alle wissen, kam es doch.
[PAGE]Was Tim Cook von Steve Jobs lernen kann[/PAGE]Um es zusammen zu fassen: Die Gründe für den Absturz der Apple-Aktie liegen in Erwartungen und Ängsten, die Anlegern anderer Unternehmen unbekannt sind. Der Rekordumsatz ist nicht Rekord genug, der Gewinn allenfalls stabil. Die sinkenden Verkaufszahlen wegen Lieferschwierigkeiten würden bei anderen Unternehmen durchgehen, bei Apple nicht. Schließlich schwebt über allem die Erinnerung, dass Apple schon einmal abstürzte, als Steve Jobs ging und erst wieder erfolgreich wurde, als er wiederkam. Das ist nun ausgeschlossen, vorausgesetzt man erhebt Jobs nicht in den tatsächlichen Messiasstatus.
Was kann Apple tun, um dem entgegenzutreten? Steve Jobs hat Tim Cook geraten, sich nicht zu fragen, was er getan hätte. Vieleicht sollte er sich an diesen Rat nicht halten. Es gibt ein weiteres Apple-Gesetz, wie gemacht für die Situation: When behind, Leapfrog. Apple war nie, auch unter Steve Jobs nicht, besonders gut darin, bestehende Produktkategorien gegenüber der Konkurrenz zu halten. Es dauerte nicht lang, da hatte die Konkurrenz mit dem iPhone aufgeholt, seitdem beobachten wir ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Apples Stärke liegt in der regelmäßigen Schaffung neuer Produktkategorien, Produkte mit denen sie jahrelang an der Spitze stehen können, weil niemand auf diese neue Sparte vorbereitet ist. Der iPod, das iPhone, das iPad - alle drei überraschten die Konkurrenz und gaben Apple einen immensen Vorsprung, den es zum Teil verspielte. Wenn Apples Aktien wieder für 700 Dollar über den Tresen gehen sollen, muss das Unternehmen wieder eine solche kleine Revolution schaffen. Sonst ist es im besten Fall ein Unternehmen wie IBM, wie Samsung, wie Dell.
Die Zahlen alleine berauschen: 54 Milliarden US-Dollar Umsatz, 13,1 Milliarden US-Dollar Gewinn, beide Zahlen brechen Rekorde. Zusätzlich hat Apple sich vor einem Jahr dazu entschlossen, eigene Aktien zurückzukaufen und Dividenden zu zahlen. Trotz dieser Entscheidungen hat Apple Geldreserven, die beinah so hoch sind wie ein Drittel des aktuellen Börsenwerts. Warum sollte man seine Aktien gerade jetzt verkaufen? Die Gründe liegen in einer Erwartungshaltung, die wohl einzigartig unter Apple-Anlegern ist.
Apple will nicht einfach nur ein Technologie-Unternehmen sein. Tief in der DNA des Unternehmens liegt die Überzeugung außerordentlich, großartig, in gewissem Maße perfekt zu sein. Anleger geben sich nicht damit zufrieden, dass das Unternehmen mehr Umsatz macht als je ein Unternehmen zuvor. Acht Milliarden US-Dollar mehr allein machen ein Unternehmen nicht perfekt. Auch das die Gewinne stabil bleiben, macht allein nicht glücklich.
Die Anleger erwarten vollkommen perfekte Ergebnisse ohne Schattenseiten. Dazu gehört eine Gewinnsteigerung sowie eine Umsatzsteigerung außerhalb der Vorstellungskraft, sowie im letzten Jahr, als der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr einfach mal um knapp 20 Milliarden US-Dollar anstieg. Dazu gehört, dass sich alle Produkte besser verkaufen, als im Jahr davor, allerhöchstens bei den iPods ist man bereit, ein Auge zuzudrücken. Sonst ist Apple einfach nicht das großartige, besondere Unternehmen, dass es in den Augen seiner Fans und Anleger zu sein hat. Sonst ist es IBM, Dell oder Samsung.
Der Haken
Und genau da liegt der Haken. Neben den seit Jahren kränkelnden iPods sind auch Mac-Verkäufe gestern um 23 Prozent eingebrochen. Das ehemalige Kerngeschäft des Konzerns ist nicht auf Expansionskurs. Noch enttäuschender als diese Tatsache sind die Erklärungsversuche Tim Cooks. Eine Woche kürzer sei das Quartal gewesen. Hauptsächlich lege es an der schlechten Verfügbarkeit des iMacs, die mobilen Rechner, für die es dieses Jahr zufälligerweise keine seperaten Zahlen gibt, verkaufen sich angeblich brillant. Apple, eine Vision, eine Philosophie, ein Lebensgefühl - gescheitert an der Logistik? Und das obwohl der Mann, der Apple als COO dazu gebracht hat, auf Zulieferer zu setzen, obwohl der Mann, der als COO dafür sorgte, dass Apple trotz minimaler Lagerzeiten immer genug verkaufte, um Rekorde zu vermelden, inzwischen an der Spitze steht? Das ist nicht das Bild, was die Menschen von Apple haben wollen. Kaum beginnt man den perfekten Konzern in dunkleren Farben zu malen, rollt die Lawine der Missgriffe der letzten Zeit auf einen zu.
Apple Maps. Siri. Das Austauschen von Führungskräften. Keinen Zuständigen für die Apple Stores. Keine neuen Produkte, ein kleineres iPad hier, ein größeres iPhone da, mit den Größen spielen andere Unternehmen auch. Schön, Retina-Displays hat jetzt auch der Mac, aber auch hier übernimmt Apple nur eine bereits bekannte Technologie auf eine Produktreihe, kombiniert die eigenen Komponenten. Das alles geschieht in dem Jahr, in dem der Konsument und Anleger sich sicher sein kann, dass Jobs keinen aktiven Einfluss mehr auf die Unternehmensführung hat. Heraufbeschworen wird das wahre Apple-Trauma.
[PAGE]Steve Jobs und Tim Cook[/PAGE]Steve Jobs
Nachdem Steve Jobs im Januar 2011 zeitweise und im August 2011 endgültig von der Führung abtrat und kurz darauf, im Oktober des selben Jahres, verstarb, schallte es von allen Dächern, dass das dem Erfolg Apples keinen Abbruch tun könnte. Tim Cook sei zum Einen der richtige Mann für die richtige Zeit, unter seiner Führung könne Apple die hegemoniale Position, die es als Unternehmen, welches sich immer noch fühlte wie ein Start-Up, eher zufällig erwarb, festigen und nutzen. Zum anderen sei Jobs ja an den Plänen für die nächsten (je nach Quelle) zwei, drei, vielleicht sogar vier Jahre beteiligt gewesen. Spätestens das iPad mini allerdings bewies, dass Apple nicht einfach nur die von Jobs ausgearbeiteten Blaupausen fertigt, sondern dass es auf eigenen Füßen stehen muss. Das macht vielen Anlegern Angst.
Doch was war Jobs, was andere nicht sind? Interessanterweise beantwortete Jobs diese Frage selbst, wie er es mit vielen Fragen zu seiner Person getan hat. Wir schreiben das Jahr 1997, wir befinden uns auf der World Wide Developers Conference. Jobs, erst seit kurzem wieder CEO des Unternehmens, welches er mitgegründet hatte, steht auf der Bühne, beantwortet Fragen. Ein von Jobs Rede- und Präsentationskünsten wenig begeisterter, etwas reservierter Herr fragt Jobs höflich, jedoch bestimmt, womit er dem Unternehmen, dass er führt, dienen könne. Jobs ist kein Techie im eigentlichen Sinne. Er hat weder Informatik noch sonst irgendein Fach studiert, welches mit seinem Beruf zu tun hat. Viele in seinem Unternehmen kennen sich mit den Produkten, mit dem Code und der Hardware, wahrscheinlich wesentlich besser aus er selbst. Die Frage, der Vorwurf, der im Raum steht, ist: Warum sollte dieser Hippie, der das Glück hatte, Steve Wozniaks Genie richtig vermarkten zu können, dieses Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen?
[video=youtube;FF-tKLISfPE]http://www.youtube.com/watch?v=FF-tKLISfPE[/video]
Jobs nimmt den Schlag. Er braucht ein paar Sekunden um sich wieder zu fangen. Eigentlich wollte er die Welt von Apples Großartigkeit überzeugen, war nicht darauf vorbereitet, sich selbst verteidigen zu müssen. Doch nach einigen Momenten der inneren Seelensuche kann er in Worte fassen, was er ist, was kein anderer in seinem Unternehmen derzeit sein kann. Das Wichtigste sei nicht, alle Einzelheiten zu kennen. Viel schwieriger sei es, diese Einzelheiten in eine größere Vision einzufügen. Man müsse sich über die Erfahrung, die der Kunde haben möchte, im Klaren sein und daran die Technologie orientieren, nicht umgekehrt. Nach noch ein paar Beispielen wird klar, warum Steve Jobs dort ist, wo er ist. He is the keeper of the vision.
Tim Cook
Für diesen Visionär hat Apple keinen Ersatz gefunden. Es ist vielleicht auch nicht möglich. Nur Jony Ive sieht die Welt ungefähr so, wie sie Steve Jobs gesehen hat. Sehen wir mehr von Ive? Hält er Keynotes oder strahlt anders nach außen, um Anleger und Konsumenten zu inspirieren? Nein. Keynotes hält inzwischen Tim Cook, gibt im Gegensatz zu Steve Jobs dabei auch gerne große Teile davon an Phil Schiller und andere ab. Tim Cook ist durchaus charismatisch, durchaus kompetent und strahlt das in Keynotes auch aus. Aber er ist kein Steve Jobs, er ist kein „Keeper of the Vision“. Zumindest steht die Welt nicht unter diesem Eindruck.
Viel mehr steht er unter dem Verdacht, einfach nur ein CEO zu sein. Nicht auf der Suche nach dem bestmöglichen Produkt, sondern auf der Suche nach den besten Märkten, den besten Möglichkeiten, mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel Geld zu verdienen. Das iPad mini, obwohl es in den Gerüchten immer wieder hochkam, galt noch bis kurz vor Einführung als unwahrscheinlich. Ein billigeres, kleineres Tablet, nur um den von anderen eröffneten Markt zu attackieren? Das ist einfach nicht Apple-Like. Bei Apple wählt man Größen aus Überzeugung. Wie wir alle wissen, kam es doch.
[PAGE]Was Tim Cook von Steve Jobs lernen kann[/PAGE]Um es zusammen zu fassen: Die Gründe für den Absturz der Apple-Aktie liegen in Erwartungen und Ängsten, die Anlegern anderer Unternehmen unbekannt sind. Der Rekordumsatz ist nicht Rekord genug, der Gewinn allenfalls stabil. Die sinkenden Verkaufszahlen wegen Lieferschwierigkeiten würden bei anderen Unternehmen durchgehen, bei Apple nicht. Schließlich schwebt über allem die Erinnerung, dass Apple schon einmal abstürzte, als Steve Jobs ging und erst wieder erfolgreich wurde, als er wiederkam. Das ist nun ausgeschlossen, vorausgesetzt man erhebt Jobs nicht in den tatsächlichen Messiasstatus.
Was kann Apple tun, um dem entgegenzutreten? Steve Jobs hat Tim Cook geraten, sich nicht zu fragen, was er getan hätte. Vieleicht sollte er sich an diesen Rat nicht halten. Es gibt ein weiteres Apple-Gesetz, wie gemacht für die Situation: When behind, Leapfrog. Apple war nie, auch unter Steve Jobs nicht, besonders gut darin, bestehende Produktkategorien gegenüber der Konkurrenz zu halten. Es dauerte nicht lang, da hatte die Konkurrenz mit dem iPhone aufgeholt, seitdem beobachten wir ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Apples Stärke liegt in der regelmäßigen Schaffung neuer Produktkategorien, Produkte mit denen sie jahrelang an der Spitze stehen können, weil niemand auf diese neue Sparte vorbereitet ist. Der iPod, das iPhone, das iPad - alle drei überraschten die Konkurrenz und gaben Apple einen immensen Vorsprung, den es zum Teil verspielte. Wenn Apples Aktien wieder für 700 Dollar über den Tresen gehen sollen, muss das Unternehmen wieder eine solche kleine Revolution schaffen. Sonst ist es im besten Fall ein Unternehmen wie IBM, wie Samsung, wie Dell.
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