Filme werden auf 35mm geFILMt.
Und nein, den Look kann man höchstens versuchen nachzumachen. Da spielt zu viel eine Rolle: Dynamikumfang, Tiefen(un)schärfe, mit der Kamera umgehen können, Farbkorrektur, Weitwinkel, 24fps, gutes Licht, ...
Film, bzw. das chemische Material, aus dem er besteht, besitzt eine um ein Vielfaches (Ein einzelnes 35mm-Filmbild Film mit ISO 100 bei 3200K besitzt etwa 2700 vertikale Linien – die jedoch auch wieder dem Bildstand fast jedes Filmprojektors und schlecht justierte Projektionsoptiken zum Opfer fällt!) höhere Auflösung als Video - eine Tatsache, die das gebeamte Videobild auf Kinoleinwand einfach nur matschig erscheinen lässt.
Außerdem bewältigt dieses Material bedeutend höhere Kontraste (zwischen 250 bis 1000 : 1), d.h. dunkle Bildstellen saufen nicht gleich ins schwarze ab und die helleren überstrahlen nicht gleich weiß wie der Himmel, der bei Videoaufnahmen oftmals gleich grell hellblau oder knallweiß ist. Sogar die Highend-HD-Kameras bieten nur einen Kontrastumfang von ca. 100:1 .
Film ist "weich", an harten Kanten stoßen keine hellen und dunklen Farbflächen zusammen, wie dies bei durch CCDs ausgelesenen Bildern immer wieder passiert. Film arbeitet vergleichsweise formuliert "analog" und kann damit "unendlich" weiche Farbübergänge darstellen (Anmerkung: Wenn digital erzeugte Szenen auf Film ausbelichtet werden, wird dies auch meist mit 12Bit linear/ 10Bit logarithmisch pro Farbkanal Farbe gemacht statt der üblichen 8 bit pro Kanal).
Digitale Kamerabilder werden über die CCDs aufgenommen und "landen dann" in einer festen zweidimensionalen und mosaikartigen Anordnung von Pixeln. Film dagegen hat den charakteristischen "Grain", die Struktur des Materials, feine unregelmäßige Punkte (mikroskopisch kleine Silberhalogenid-Kristalle beim nicht entwickelten Film), die in der Emulsionsschicht dreidimensional verteilt sind. Wenn Filmmaterial belichtet wird, reagiert er logarithmisch auf das Licht und formt ein dauerhaftes aus kleinen Silberatomen in der Filmschicht bestehendes Bild. Dieser Look & Feel von Film wird auf nicht-chemischer Basis auch oft als "Grain" bezeichnet, das im Endbild zwar normalerweise nicht überdeutlich sichtbar ist, aber "gefühlt" werden kann, und seine Form und Lage über die Einzelbilder hinweg ständig verändert.
Da das menschliche Auge auch logarithmisch auf Licht reagiert, kommt das resultierende auf Film aufgenommene Bild der menschlichen Wahrnehmung deutlich näher.
Grain ist auch ein schönes Beispiel zur Sinnhaftigkeit/Unsinnhaftigkeit von Filmlook:
Oft wird durch hinzufügen von Grain zu digitalem Material ein analoges Bild zu imitieren versucht - trotzdem bleibt es ein digitales Bild mit Pixelstruktur!
Daneben gibt es noch mehr weniger offensichtliche Film-Merkmale. Zum Beispiel der meist perfekte Weißabgleich, der auf eine Videokamera schließen lässt. Film kann sich nicht "weißabgleichen" wie eine Videokamera, das eingelegte Material ist nur für eine Lichttemperatur gedacht (z.B. 3200K, Studiolicht, d.h. Sonnenlicht erscheint sehr blau) - im Übrigen sind helle Lichter auf Film dadurch nur selten richtig weiß.
Auch die Art und Weise bzw. die Technik, wie ein Filmbild aufgezeichnet wird, unterscheidet sich in wichtigen Faktoren von gängigen DV/Video-Kameras. Objektive von 35mm Filmkameras werfen ein anderes Bild auf das Filmmaterial als Objektive in MiniDV Camcordern. Sicher finden sich auch sehr gute Optiken unter den Videokameras, aber eines unterscheidet die beiden dennoch: Eine 35mm Optik projiziert ein größeres Abbild – das hat dadurch ganz andere optische Eigenschaften als ein kleines Mini-DV Bild.
Vergleicht man die Größe des vom Objektiv auf den Film bzw. auf das CCD projizierten Bildes, so entspricht 16mm Film ziemlich genau 2/3" Video. Das Standard 35mm Format, also Seitenverhältnis 4:3, würde einem fiktiven 4/3" (also 1.33") CCD entsprechen. Bei Consumer-DV-Kameras reicht die Spanne etwa von 1/6" bei Minicameras bis zu 1/3" CCDs bei anspruchsvollen Modellen. Verglichen mit den Film-Formaten ergibt hier eine wesentlich kürzere Brennweite den gleichen Bildausschnitt. Kürzere Brennweite bedeutet aber größere Tiefenschärfe. Zusätzlich ist beim wesentlich geringer aufgelösten und üblicherweise auf einem Fernsehgerät betrachteten Video eine stärkere Unschärfe erforderlich als beim Kinofilm, um vom Betrachter überhaupt als Unschärfe wahrgenommen zu werden.
Warum das ausgerechnet gut sein soll, geringe Tiefenschärfe? Weil genau das ein Hauptgestaltungsmerkmal professioneller Kameramänner ist und dem menschlichen Sehen in der Konzentration auf einige wesentlich Elemente sehr nahe kommt. Und wiederum, weil wir es inzwischen so gewohnt sind (Gestalterische Ausnahmen bestätigen die Regel).
Beim Film wird gestalterisch geleuchtet – eine Kunst die bei der ungleich einfacher zu verwendenden Videotechnik völlig in Vergessenheit geraten ist – dabei ist es die Lichtsetzung, die letztlich ein Bild ausmacht! (photographieren = "mit Licht zeichnen"!) Analog dazu könnten wir jetzt noch die bei Film oft bessere Ausstattung nennen, die oft bewusstere Kadrierung und Bildgestaltung und und und – Film verlangt durch den höheren Aufwand des Mediums fast automatisch auch eine höhere Qualität aller beteiligten Abteilungen.
Dass Filmlook nun nicht einfach nur ein Look ist, der auf ein Videobild gerendert wird, dürfte jetzt klar geworden sein. Aber das ist gar keine Katastrophe, denn man kann als Video-"filmer" viel vom analogen Film lernen.
Das wichtigste aber ist, dass es nicht den „Filmlook“ gibt – jeder gute Film hat idealerweise seinen ganz eigenen Look, seinen charakteristischen visuelle Eindruck, der ihn so eigen macht.
Also geht es letztlich doch nicht darum, „Filmlook“ zu imitieren, sondern „Look“ zu erzeugen – einen ganz speziellen, (auch bei optischem Film) immer anderen visuellen Gesamteindruck zu mit allen kreativen Mitteln zu gestalten!
Gruß, Joey
Quelle: Hackermovies.com