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Heutiges Theater...Was haltet ihr davon?

p173xy

Carola
Registriert
06.07.07
Beiträge
111
Hey Leute,

Ich hatte letztens mal eine Diskussion mit meinem Opa über das ''heutige Theater''. Er sagte das viele größere Theater (damit meine ich jetzt Staatstheater oder Stadttheater) Stücke sehr modern rüber bringen bei manchen ist das ja auch okay sagte er bei manchen einfach unangebracht.
In vielen Fällen bin ich da auch seiner Meinung nun wollte ich aber mal fragen, was ihr dazu sagt und was haltet ihr eigentlich von Kinder und Jugendtheater wie z.B das GRIPS Theater in Berlin?

Liebe Grüße

Max
 

WiikCore

Auralia
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02.01.08
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197
Zu aller erst. Theater ist für mich, ähnlich wie Musik, eine Geschmacksache, werde hier also wirklich nur meine eigene Meinung nennen.
Um es kurz zu machen. Ich bin im Deutsch-Leistungskurs meiner Schule und daher sind wir öfters im Thalia Theater in Hamburg um uns Stücke anzusehen, die wir zuvor als Lektüre hatten. Und ich finde das "moderne" Theater wirklich erfrischend, aber oft auch ein wenig verstörend. So zum Beispiel bei Goethes Iphigenie. Nachdem wir die Lektüre gesehen hatten, sahen wir uns das Stück im Thalia an und es war meiner Meinung nach, auf jeden Fall ein modernes Stück. So wurde die Hauptfigur Iphigenie nicht nur von einer, sondern gleich von 2 Personen gespielt und 2 "Elektro-Musiker" waren einen großen Teil der Zeit mit auf der Bühne.
Nun ja, ich fand das Stück wirklich große Klasse und glaube, dass wenn es eher traditionell gespielt worden wäre, wirklich sehr langweilig gewesen wäre, solange man das Stück vorher schon gut kennt.
Allerdings würde ich zum Beispiel bei Goethes Faust mir wohl niemals ein modernes Stück anschauen, da ich einfach ein großer Fan des Originals und auch der Verfilmung aus den 60ern bin.
So weit meine Meinung. 90% modern = gut; 10% modern = nicht so gut.
Aber es ist wie gesagt Geschmacksache.
 

Irreversibel

Holländischer Prinz
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Theater muss sich entwickeln. Es kann nicht sein dass man denselben Quark immer im gleichen Aufguss auf die Bühne wirft, bloß um dem Zuschauer eine Illusion von Tradition zu bieten. Gut, manche Stücke stehen ziemlich unbeweglich in einer Epoche und können einfach nicht neu gedeutet werden ohne lächerlich zu wirken. Viele Stücke müssen aber von Zeit zu Zeit angepasst werden damit die Kernaussage gleich bleibt.

Grundsätzlich lehne ich billige Spezialeffektfeuerwerke die nur abgefackelt werden um das Stück interessanter wirken zu lassen ab. Als unterstützendes Mittel ist moderne Technik aber unersetzlich. Genau wie im Kino gibt es auch im Theater den "Mainstream" bzw. "Blockbuster" und anspruchsvollere Stücke, auch werden ständig Neuerungen eingeführt und neue Stücke produziert und aufgeführt.

Theater ist flüchtiger als der Film. Man kann sich ein und dasselbe Stück vom selben Ensemble gespielt 10 Mal anschauen und es ist jedes Mal anders. Das ist kein Nachteil, das ist eine Chance - Theater kann sich immer wieder neu finden und erfinden. Ganz unabhängig davon gibt und gab es immer gute und schlechte Stücke. Die guten werden zu Klassikern und die schlechten werden vergessen; es ist allerdings immer schwer dem Anspruch eines Klassikers gerecht zu werden und ihn "würdig" zu inszenieren. Es geht hier auch um die Arbeit von Dramaturgen, Regisseuren und den Schauspielern, die die Figuren interpretieren müssen um sie lebendig zu machen.

Manchmal ist es einfach so dass die Menschen die an dem Stück arbeiten diesem mit aller Gewalt ihren Stempel aufdrücken wollen so dass es dem Zuschauer am Ende viel zu abgehoben vorkommt. Man kann allerdings auch keine "Aufführmaschine" verlangen die dem Publikum zum 1000sten Mal das Gleiche serviert.
 

ThreeOfNine

Meraner
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Theater war schon immer auch ein Stück der Gesellschaftskritik, man erinnere sich nur an die Uraufführung der "Räuber". Und Gesellschaftskritik muss nun auch zeitgemäß sein. So habe ich im Mainzer Staatstheater "Nathan, der Weise" gesehen und nach jedem Akt den ohrenbetäubenden Lärm eines vorbeifliegenden Kampfjets gehört, da sich die Geschichte ja in einem heutigen Krisengebiet abspielt. Wobei die Handlung auch im "friedvollen Westen" stattfinden könnte.

Zum Vergleich: "Woyzeck" sah ich im Wiesbadener Staatstheater in einer traditionellen Aufführung und war nicht sehr angetan (was auf die schauspielerische Leistung nicht zutreffen mag).

Bleibt reine Geschmackssache!
 

proteus

Langelandapfel
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2.671
Da scheiden sich die Geister. Das geht schon damit los, was ist modern. Als Peter Hofmann das erste Mal den Lohengrin gab, sahen Wagner Puristen schon den Untergang des Abendlandes. Franz Xaver Kroetz eckte mit seinen Interpretationen an, weil er Anlaß zur Interpretation gab - oder eben nicht, je nach Blickwinkel.
Eine Modernisierung der Sprache finde ich angemessen, wenn es dem Verständnis dient. Mal ehrlich, keiner kann sich König Lear im Original antun. Eine Modernisierung der Inszenierung finde ich angebracht, wenn Sie nicht vom Inhalt ablenkt und den Zuschauer nur noch zum Betrachter werden lässt. Und das ist im "modernen" Theater oftmals das Problem. Mit aller Gewalt wird modernisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen oder zu provozieren, die Inszenierung verkommt zum reinen Selbstzweck. Ich muss nicht dreißig nackte Tanten auf der Bühne haben, die in Hühnerblut suhlen. Da kann ich zu Ozzy gehen oder zu einem Aktionskünstler. Besonders übel stösst mir da Schlingensief auf, der mittlerweile nur noch ein Töpfchen Selbstmitleid ist und die ganze Welt zwanghaft an seinem Schicksal teilhaben lässt - brauch ich nicht. Erschwerend kommt bei vielen, neben der mangelnden Beschäftigung mit dem Original, auch handwerkliche Unfähigkeit hinzu. Um ein Stück zu modernisieren muss man das Original aus dem EffEff beherrschen.
Das ist sicher auch abhängig von der Art des Stückes. Populäre Stücke werden öfter bearbeitet, aber die Leute haben auch bestimmte Vorstellungen. Bei Faust ist das in der Regel die Gründgens Inszenierung, Iphiegnie auf Tauris haben die meisten bestimmt noch nie gesehen, da fällt eine Bearbeitung leichter. Bestimmte Stücke haben sich auch einfach überlebt ( Wer will heute noch bsp. Hair sehen ) andere, wie Nathan der Weise, sind aktueller denn je. Hier kann eine originalgetreue Bühnenfassung sogar den Fabelcharakter verstärken.