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3 Polizisten und 4 Punker...
Das hört sich zunächst einmal harmlos an, doch das war nur die Headline eines Zeitungsartikels zu den Geschehnissen am 5. Juni 1982, also Heute vor 25 Jahren. Was damals vergleichsweise ruhig anfing, endete in der "Strassenschlacht von Wuppertal-Elberfeld 1982".
Weitere Schlagzeilen:
Chaoten verbrennen NATO-Fahne
Punkerterror in der City
200 Punker prügelten sich mit Polizisten
Was führte zu dieser Eskalation?
Bereits im Juli 1981 gab es einen Vorfall, der als Auslöser für die sogenannten Brunnentreffen gilt. In einem Wuppertaler Kino lief ein Film über die SEX PISTOLS. Währenddessen gingen fünf Kinosessel zu Bruch, was zum bis dato brutalsten Polizeieinsatz gegen Punks führte. Der Ausnahmezustand wurde verhängt und ca. 30 Punks gingen in Haft.
Ende Februar 1982 begannen die monatlichen Brunnentreffen von Punks, Skins (heute: Sharps) und Psychos (Psychobilly), begleitet von Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Festnahmen.
Im März und April versuchte sich der damalige Ministerpräsident Johannes Rau im Dialog mit der Jugend, scheiterte aber jeweils kläglich.
Im Mai wurden dann 60 Punks, bei dem Versuch zum SPD-Parteitag vorzudringen, inhaftiert. Der Höhepunkt ist das 5. Brunnentreffen in der Wuppertaler Innenstadt...
Der Augenzeuge Günter Gruse berichet:
"Am 5. Juni 1982 ging es dann ganz erbärmlich zur Sache! Auf Grund der Massenverhaftungen wärend des SPD-Spektakels hatten wir durch Flugblätter und bundesweite Anzeigen in der TAZ zu einer Demonstration gegen “Polizeiterror” und das Innenstadtverbot für Punks und Skins aufgerufen. Und die Leute kamen; sie kamen aus Köln, Bielefeld, Münster, Hannover, Wiesbaden, Duisburg, Dortmund, der ganze “Abschaum” unserer Republik schien sich an diesem Tag in der Stadt an der Wupper versammelt zu haben. Sogar einige “kampferprobte” Streetfighter aus der Berliner Hausbesetzerszene waren angereist."
Als unser Düsseldorfer Mob gegen Mittag in Wuppertal auflief, da sah noch alles nach einer friedlichen open-air-party aus. Sogar der Brunnen schäumte - aber nicht vor Freude über die vielen Menschen, die sich in ihm und um ihn herum tummelten, sondern weil irgend ein liebenswerter Zeitgenosse einige Liter Spülmittel ins Wasser gekippt hatte, und die Jauche nun auf Teufel komm raus vor sich hin schäumte. Jede Menge Bullen waren zu sehen, die mit freundlich mildem Gesichtsausdruck leutselig, inmitten der bunten Masse Mensch herumspazierten; hier mal ein kleines Witzchen reißend, dort mal ein kumpelhaftes Schlückchen aus der Pulle eines Punx nehmend.

"Durch! Einfach überrennen!" brüllte plötzlich die Megaphon-Stimme.
Und als ob alles nur auf dieses Zeichen gewartet hätte, rannte der Mob brüllend los und, womit niemand von uns gerechnet hatte, die Bullen verpissten sich fluchtartig in die Seitenstrassen. Einige hatten sich bei ihrer überstürzten Flucht sogar auf die Schnautze gelegt oder wurden einfach umgerannt.
Ein junger Polizist, höchstens zwanzig Jahre, lehnte an einer Hauswand, heulte und rotzte Blut. Einige Meter weiter: Ein Bulle schlug wie von Sinnen mit Handschellen auf meinen Freund Crazy ein, dem bereits das Blut über's Gesicht lief. In diesem Moment kam Molli wie ein wilder Stier angerannt und sprang dem uniformierten Schläger mit beiden Beinen ins Kreuz. Der Typ klatschte der länge nach auf die Nase und geriet anschliessend unter die Springerstiefel einiger Berliner Hardcore-Punx.
Zitat: G. Gruse
Mit diesem kleinen Bericht möchte ich euch auf die "wilden Tage" im Jahre 82 aufmerksam machen. Lest euch den ganzen, spannenden Artikel von Günter Gruse durch.
Viel Spass!
Quellen:
- G. Gruse / FALSCHMELDER-Punkzine Nr. 1
- www.force-of-hate.net
- www.punkfoto.de
- www.karlnagel.de
- Wikipedia