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"Flashback" - Heute, vor 25 Jahren...

jesfro

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3 Polizisten und 4 Punker...

Das hört sich zunächst einmal harmlos an, doch das war nur die Headline eines Zeitungsartikels zu den Geschehnissen am 5. Juni 1982, also Heute vor 25 Jahren. Was damals vergleichsweise ruhig anfing, endete in der "Strassenschlacht von Wuppertal-Elberfeld 1982".

Weitere Schlagzeilen:

Chaoten verbrennen NATO-Fahne

Punkerterror in der City

200 Punker prügelten sich mit Polizisten

Was führte zu dieser Eskalation?
Bereits im Juli 1981 gab es einen Vorfall, der als Auslöser für die sogenannten Brunnentreffen gilt. In einem Wuppertaler Kino lief ein Film über die SEX PISTOLS. Währenddessen gingen fünf Kinosessel zu Bruch, was zum bis dato brutalsten Polizeieinsatz gegen Punks führte. Der Ausnahmezustand wurde verhängt und ca. 30 Punks gingen in Haft.

Ende Februar 1982 begannen die monatlichen Brunnentreffen von Punks, Skins (heute: Sharps) und Psychos (Psychobilly), begleitet von Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Festnahmen.

Im März und April versuchte sich der damalige Ministerpräsident Johannes Rau im Dialog mit der Jugend, scheiterte aber jeweils kläglich.

Im Mai wurden dann 60 Punks, bei dem Versuch zum SPD-Parteitag vorzudringen, inhaftiert. Der Höhepunkt ist das 5. Brunnentreffen in der Wuppertaler Innenstadt...


Der Augenzeuge Günter Gruse berichet:
"Am 5. Juni 1982 ging es dann ganz erbärmlich zur Sache! Auf Grund der Massenverhaftungen wärend des SPD-Spektakels hatten wir durch Flugblätter und bundesweite Anzeigen in der TAZ zu einer Demonstration gegen “Polizeiterror” und das Innenstadtverbot für Punks und Skins aufgerufen. Und die Leute kamen; sie kamen aus Köln, Bielefeld, Münster, Hannover, Wiesbaden, Duisburg, Dortmund, der ganze “Abschaum” unserer Republik schien sich an diesem Tag in der Stadt an der Wupper versammelt zu haben. Sogar einige “kampferprobte” Streetfighter aus der Berliner Hausbesetzerszene waren angereist."

Als unser Düsseldorfer Mob gegen Mittag in Wuppertal auflief, da sah noch alles nach einer friedlichen open-air-party aus. Sogar der Brunnen schäumte - aber nicht vor Freude über die vielen Menschen, die sich in ihm und um ihn herum tummelten, sondern weil irgend ein liebenswerter Zeitgenosse einige Liter Spülmittel ins Wasser gekippt hatte, und die Jauche nun auf Teufel komm raus vor sich hin schäumte. Jede Menge Bullen waren zu sehen, die mit freundlich mildem Gesichtsausdruck leutselig, inmitten der bunten Masse Mensch herumspazierten; hier mal ein kleines Witzchen reißend, dort mal ein kumpelhaftes Schlückchen aus der Pulle eines Punx nehmend.

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"Durch! Einfach überrennen!" brüllte plötzlich die Megaphon-Stimme.
Und als ob alles nur auf dieses Zeichen gewartet hätte, rannte der Mob brüllend los und, womit niemand von uns gerechnet hatte, die Bullen verpissten sich fluchtartig in die Seitenstrassen. Einige hatten sich bei ihrer überstürzten Flucht sogar auf die Schnautze gelegt oder wurden einfach umgerannt.

Ein junger Polizist, höchstens zwanzig Jahre, lehnte an einer Hauswand, heulte und rotzte Blut. Einige Meter weiter: Ein Bulle schlug wie von Sinnen mit Handschellen auf meinen Freund Crazy ein, dem bereits das Blut über's Gesicht lief. In diesem Moment kam Molli wie ein wilder Stier angerannt und sprang dem uniformierten Schläger mit beiden Beinen ins Kreuz. Der Typ klatschte der länge nach auf die Nase und geriet anschliessend unter die Springerstiefel einiger Berliner Hardcore-Punx.

Zitat: G. Gruse

Mit diesem kleinen Bericht möchte ich euch auf die "wilden Tage" im Jahre 82 aufmerksam machen. Lest euch den ganzen, spannenden Artikel von Günter Gruse durch.

Viel Spass!

Quellen:

- G. Gruse / FALSCHMELDER-Punkzine Nr. 1
- www.force-of-hate.net
- www.punkfoto.de
- www.karlnagel.de
- Wikipedia
 
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Big-D

Gast
Gewalt bringt nichts????

Es geht mir jetzt weniger um Punks oder Skins, wie sie sich auch alle nennen mögen. Ich höre überall Deutschland geht es schlecht, uns geht es schlecht, mir geht es schlecht. Jedoch die wenigsten tun was. Der eine Politiker verbitet dies, der andere verbietet das. Hier und dort wird gekürzt. Den Menschen bei uns im Lande geht es schlecht. Familienväter bringen ihre angehörigen und sich um, Beziehungen zerreißen , Kinder müssen bei der Tafel essen, weil oft zu Monatsende das Geld nicht reicht. Und wir????? Wir schauen nur zu. Aber warum????? Wenn im Ausland, Frankreich zum Beispiel das Volk nicht einverstanden ist, erinnern sich alle an den Spruch " Viva la Revolution". Barikaden werden gebaut, Agressionen entladen und 4 Wochen später berichtigt die Regierung ihre Entscheidungen.

Das Volk sind wir, Ihr, Du, und auch ich. Gewalt ist nicht immer die Lösung, und sicher nicht gegen nen G8 Gipfel an dem wir eh nichts dran ändern können. Aber was dieses Land anbelangt sollten wir alle auf die Strasse, auch wenn manchmal ein Stein fliegt. Dieses Land geht langsam aber sicher unter, und die, die es erkannt haben werden als Staatsfeinde deklariert .

Gewöhnt euch an Verbote, falsche Propaganda, denn die Welt des großen Bruders ist nicht fern.
 
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thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Den Menschen bei uns im Lande geht es schlecht.

Wenn ich das lese, muss ich einfach widersprechen. Das ist zu pauschal. Selbst die Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger in diesem Land konsumieren ein Vielfaches von dem, was sich Milliarden von Menschen in Entwicklungsländern leisten können.

Frag mal jemand aus der Kriegsgeneration, wie es denen nach '45 ging, als es oftmals nicht genug zu essen gab und das Dach überm Kopf weggebombt war. Natürlich: es könnte vielen Menschen in Deutschland besser gehen, die Ausbeutung der Arbeitnehmer nimmt zu, Hartz-IV führt das Grundgesetz ad absurdum (ich war selber davon betroffen), und die Zukunftsängste wachsen... der Trend geht eindeutig in die falsche Richtung. Aber die Kindersterblichkeit in der dritten Welt ist trotzdem höher als hier.

Gewalt ist nicht immer die Lösung

Auch hier bin ich anderer Meinung. Gewalt ist nie die Lösung. Karl Popper hat das mal schön ausgedrückt. Er sagte
Gewalt ist selbst von Übel, und wir können nicht ein Übel mit einem anderen Übel austreiben.
 
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michael_dugan

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Keiner der Politiker ist bisher ernsthaft auf die Idee gekommen, sich mal zu fragen, wieso sie sich eigentlich hinter einem Zaun und einer ganzen Armee verstecken müssen...
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Es ist die Angst der Politiker. Ihr Handeln ist seit Dekaden darauf ausgreichtet, die Interessen einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Menschen vor der breiten Masse so durchzusetzen, dass diese gerade noch zufrieden ist und nicht auf die Barrikaden geht. Doch die Öffnung der Märkte setzt die Mächtigen der Wirtschaft unter Druck, und dieser Druck wird - über Entscheidungen der Politik - ans Volk weitergegeben. Aktuell steigt er so stark an, dass es die Politik eben nicht mehr schafft, das komplette Volk ruhig zu halten. Dort, wo sich kritisches Denken nicht mehr mit Konsum ersticken lässt, weil die Angst vor der Zukunft immer größer wird, beginnen die Menschen, die Politik zu hinterfragen. Nicht unbedingt in einem intellektuellen Sinne - manchmal ist es auch der pure Groll, der sich da entlädt. Und damit dieser Groll nicht die trifft, auf die er abzielt, wird halt ein Zaun dazwischen gestellt.
 
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2-Punkt

Gast
Keiner der Politiker ist bisher ernsthaft auf die Idee gekommen, sich mal zu fragen, wieso sie sich eigentlich hinter einem Zaun und einer ganzen Armee verstecken müssen...

Warum sie das müssen? Das kann ich Dir relativ klar und deutlich beantworten: Weil sie durch die Terroristen des sog. "Schwarzen Blocks" doch tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen. Entschuldige mal, aber hast Du nicht mitbekommen, wie dieser Mob am Samstag die komplette Rostocker Innnenstadt in Schutt und Asche gelegt hat..?! Wahllos Privateigentum bewußt zertsört (Restaurants, Geschäfte v. Einzelhändlern) und in Brand gesetzt hat (Autos, Mülltonnen).!?
Leider ist eben ein solcher Zaun erforderlich, da unter den friedlich Demonstrierenden leider Chaoten und Terroristen zu finden sind, die unter keinen Umständen bereit sind, friedlich zu demonstrieren.
Die Rostocker Samstagsdemonstration war eine super Begründung FÜR den Zaun. Leider!



[...] Dort, wo sich kritisches Denken nicht mehr mit Konsum ersticken lässt, weil die Angst vor der Zukunft immer größer wird, beginnen die Menschen, die Politik zu hinterfragen. Nicht unbedingt in einem intellektuellen Sinne - manchmal ist es auch der pure Groll, der sich da entlädt. Und damit dieser Groll nicht die trifft, auf die er abzielt, wird halt ein Zaun dazwischen gestellt.

Viel "einfacher" und polemischer wirds ja wohl auch nicht, oder? Wieso sollen die Menschen nur mit Konsum ruhigzustellen sein und eben dann die Politik nicht hinterfragen? So ein Schwachsinn!
Und "der pure Groll, der sich da entläd" ist einfach pure, sinnlose Gewalt einiger Weniger, die dort nicht zum demonstrieren aufgetaucht sind! Die hegen meines Erachtens nach auch keinen Groll gegen die Politik, sondern gehen lediglich ihrem "Sport" nach, den die meisten unter ihnen schon am Wochenende beim Fußball betreiben: Schlägereien mit der Polizei.

Nix demonstrieren, lediglich Randale. Deswegen der Zaun. So einfach ist das manchmal. LEIDER!

Sie zerstören damit die Ideal und Träume der meisten dort Demonstrierenden!
 

Big-D

Gast
@Thrillseeker

Sag das mal dem Familien die bei der Tafel speisen, oder den Menschen die trotz Arbeit noch zum Amt gehen müssen, weil sie Billiglöhner sind. Mal ehrlich gesagt und das ist jetzt nicht Dir böse gemeint. Solange es hierzu Lande Armut gibt geht mich das Ausland einen Scheißdreck an.
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Weil sie durch die Terroristen des sog. "Schwarzen Blocks" doch tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen. Entschuldige mal, aber hast Du nicht mitbekommen, wie dieser Mob am Samstag die komplette Rostocker Innnenstadt in Schutt und Asche gelegt hat..?!

o_O Wieviele Häuser haben die Terroristen denn genau zerstört? Wieviele Autos sind verbrannt? Wieviele Rostocker sind jetzt obdachlos? Wieviele Menschen gestorben?

Und: welche Medien konsumierst Du? Bild-Zeitung und RTL-2-Nachrichten? (Sorry, diese Diffamierung nehme ich lieber zurück ;))
 
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thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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@Thrillseeker

Sag das mal dem Familien die bei der Tafel speisen, oder den Menschen die trotz Arbeit noch zum Amt gehen müssen, weil sie Billiglöhner sind. Mal ehrlich gesagt und das ist jetzt nicht Dir böse gemeint.

Nein, Du hast natürlich völlig Recht! Ich wollte nicht so tun, als ob es allen gut ginge. Tut mir leid, wenn mein Beitrag den Anschein erweckt hat!

Ich wohne in einer strukturschwachen Region in Thüringen und war selbst von Hartz-IV betroffen. Hier gibt es morgens nicht mal mehr so etwas wie "Berufsverkehr", weil in manchen Teilen der Stadt kaum noch jemand arbeitet (40% Arbeitslose, 40% Rentner, 20% Berufstätige).

Obwohl mich Hartz-IV stark belastet hat, und ich mir aufgrund der Entrechtung durch diese Gesetzgebung oft wie der letzte Dreck vorkam, muss ich trotzdem zugestehen, dass ich davon leben konnte (in einer unsanierten Albau-Wohnung und ohne eigenes Auto).

Ich kenne leider keine Statistik zur Problematik - aber in meinem Umfeld ist für akute Armut vor allem eine Ursache zu erkennen: massive Überschuldung durch unüberlegten Konsum (Stichwort Ratenzahlung), in Kombination mit plötzlichem Verlust des Jobs. Der extreme Anstieg von Privat-Insolvenzen scheint mir bei dieser Beobachtung Recht zu geben.

Aber was ich sagen wollte war: Dass SPD und CDU kaum ein Interesse daran haben, hier etwas zu verbessern, sollte sich zuerst im Ergebnis der nächsten Bundestagswahl niederschlagen, und nicht in fliegenden Steinen.

Solange es hierzu Lande Armut gibt geht mich das Ausland einen Scheißdreck an.

"Nur wer Nahrung und Kleidung hat, weiß, was Moral ist" (unbek. Autor).

Aber ist das wirklich ein Grund, die Augen davor zu verschließen, dass es weltweit immernoch den meisten Menschen schlechter geht, als den deutschen Arbeitslosen?
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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noch ein kleiner Nachtrag...

Viel "einfacher" und polemischer wirds ja wohl auch nicht,
Diesen Vorwurf akzeptiere ich nicht, wenn er aus der Feder eines Menschen stammt, der die Steinewerfer des schwarzen Blocks als "Terroristen" bezeichnet. Dieses Vokabular ist selbst in höchstem Maß polemisch, und obendrein falsch:

Wenn Du diesen Leuten (wie ich meine, zu Recht!) vorwirfst, dass sie ohne politische Motivation sinnlos Gewalt verbreiten, dass schließt Du sie automatisch aus der Definition für Terroristen aus:

Unter Terrorismus (von lateinisch terror: „Furcht, Schrecken“) sind Gewalt bzw. Gewaltaktionen (wie z. B.: Entführungen, Attentate, Sprengstoffanschläge etc.) gegen eine politische Ordnung zu verstehen, um einen politischen Wandel herbeizuführen
(Wikipedia)

Wenn's diesen Leuten also nur drum geht, sich mit der Polizei zu prügeln, sind sie keine Terroristen, sondern (wie ich finde), eine Art Hooligans. Das Vokabular "Terroristen" wird in Zusammenhang mit den Steinewerfern von Rostock höchstens von der Bildzeitung verwendet... und von unserem Innenminister, dessen Objektivität auf diesem Bereich durchaus angezweifelt werden darf.
 
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tjp

Altgelds Küchenapfel
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Obwohl mich Hartz-IV stark belastet hat, und ich mir aufgrund der Entrechtung durch diese Gesetzgebung oft wie der letzte Dreck vorkam, muss ich trotzdem zugestehen, dass ich davon leben konnte (in einer unsanierten Albau-Wohnung und ohne eigenes Auto).
Ich behaupte nicht, daß das einfach war, aber wenn ich "ohne Auto" lese, dann stellt sich mir die Frage ob Dir bewußt war, wer Dir das Geld bezahlt hat. Das war nicht DER abstrakte Staat, das waren Deine arbeitenden Mitbürger. Was meinst Du, ist diesen Mitbürgern an Abgaben zuzumuten?

P.S. Die Staatsquote in Deutschland ist eine der höchsten weltweit.
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Ich behaupte nicht, daß das einfach war, aber wenn ich "ohne Auto" lese, dann stellt sich mir die Frage ob Dir bewußt war, wer Dir das Geld bezahlt hat. Das war nicht DER abstrakte Staat, das waren Deine arbeitenden Mitbürger.
Die Frage ist natürlich berechtigt. Aber das war mir immer klar. Erstens habe ich (vor dem Studium) selbst mehrere Jahre in diese Kassen eingezahlt, zweitens zahle ich ab Anfang Juli wieder ein. Gemessen an den Beträgen, die ich eingezahlt und aus der Staatskasse erhalten habe, könnte man sogar sagen, dass ich meine Arbeitslosogkeit selbst finanziert habe. Das trifft natürlich nur auf die wenigsten Fälle zu.

Was meinst Du, ist diesen Mitbürgern an Abgaben zuzumuten?

Meine ganz persönliche Meinung ist, dass die Verteilung der Staatseinnahmen einer umfassenden (man könnte auch sagen, einer radikalen) Reform bedarf. Sparmaßnahmen dürften zu allerletzt im Bereich der Sozialleistungen stattfinden. An anderer Stelle wird immer wieder kritisiert, dass der Bund das Geld zum Fenster hinauswirft (vgl. die Berichte des Bundesrechnungshofes, oder das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler). Wenn hier gespart würde, könnte die Abgabequote vermutlich eingefroren oder sogar gesenkt werden.

Ich verstehe nicht, dass der Bund einerseits 51 Millionen Euro allein für den Bau des Daches des neuen Berliner Hauptbahnhofs zuschießt, aber zum anderen Millionen im Bildungsbereich einspart, indem ein Großteil der Zuständigkeit für Bildung und Forschung per Förderalismus-Reform den Ländern zugeschoben wird.
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Sparmaßnahmen dürften zu allerletzt im Bereich der Sozialleistungen stattfinden.
Wie soll das funktionieren, wenn >50% des Bundeshaushaltes entweder für Sozialleistungen oder Zinszahlungen draufgehen? Die Zinszahlungen kann man nur durch Haushaltsüberschüsse verringern und der größte Einzelposten der Haushalte soll nicht angerührt werden? Ich sehe Deine Forderung an der harten ökonomischen Realität zerschellen. Man kann nicht mehr ausgeben als man hat.
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Wie soll das funktionieren, wenn >50% des Bundeshaushaltes entweder für Sozialleistungen oder Zinszahlungen draufgehen?

Solange die ökonomische Realität es zulässt, dass beispielsweise Prestigeobjekte der Bahn durch den Staat bezuschusst werden, ist es meiner Meinung nach unmoralisch, an Sozialleistungen zu sparen.
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Bringen wir den ursprünglichen Beitrag doch mal mit den aktuellen Ereignissen in Zusammenhang: so sehen die ersten Konsequenzen der Ausschreitungen aus. Was meint ihr: ist das verhältnismäßig oder nicht?
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Nein, das war es nie, und das wird es nie sein. Such mal nach Wackersdorf, Brockdorf, Startbahn 18 West, das waren die Brennpunkte der Republik und was damals alles an Gewalt stattfand. In einer Demokratie muß man auch akzeptieren, daß die Mehrheit nun einmal anderer Meinung sein kann. Dann darf man nicht mit Gewalt versuchen die Minderheitenmeinung der Mehrheit zu oktroyieren.
 

bauklo

Finkenwerder Herbstprinz
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zu DEM topic fühle ich mich wirklich berufen mich zu äussern!!!



ich fahre zur see, auf grossen containerschiffen in der weltweiten fahrt.
ich bin mir deshalb sehr sehr sicher, dass ich sehr fundiert einiges an vergleichenden betrachtungen über unser land sagen kann.

ich habe bevor ich zur see gefahren bin verweigert und bin auch sonst sehr links eingestellt. nach einigen jahren seefahrtserfahrung habe ich diese widerrufen...
das nur mal so als idee, in welch verändertem licht ich deutschland sehe seit ich gesehen habe, wie menschen woanders in der welt leben.

im internationalen vergleich bin ich SOWAS von dankbar, in deutschland leben zu dürfen.
unsere polizei?
fast zu gut um wahr zu sein. was ich gesehen habe wie es woanders zur sache geht, wenn da jemandem dein gesicht nicht gefällt...

unsere rechtsordnung?
ein traum! hier kann ich sogar GEGEN den staat vor gericht ziehen!

und denkt nur mal an unsere sozialversicherung!
was ich an elend in anderen ländern gesehen habe, so lange könnt ihr gar keine dokus über hungernde kinder in äthiopien sehen.
hier wird jeder satt!!!
und wenn dann mit 45 durch lebenslange sklavenarbeit seit frühester kindheit der körper nicht mehr will, dann wird man in deutschland nicht auf der strasse liegen gelassen sondern kriegt ein anständiges begräbnis.




ich will keine diskussion über wohlstandsverteilung vom zaun brechen. das ist sicher ein grosses thema.

aber ich möchte ein bisschen zum nachdenken anregen darüber, wie gut es uns in deutschland geht und was unsere polizei für uns leistet!

um zum punkt zu kommen:
vielleicht fällt dem ein oder anderen ja auch mal auf, was für einen bärendienst uns gewalttätige demonstranten leisten, denn irgendwann wird aus jedem polizisten, sei er noch so diszipliniert und auf deeskalation getrimmt ist, jemand der sich denkt: ab jetzt geh ich kein risiko mehr ein, erst schiessen, dann fragen.

als vertiefende lektüre, wie es in anderen "rechtsstaaten" (jetzt könnt ihr mal überlegen, was es bedeutet, wenn ein staat nicht in die kategorie"rechststaat" fällt!), sei euch mal der folgende link anheim gelegt:
http://www.lewrockwell.com/suprynowicz/suprynowicz66.html




sorry, ist ein sehr emotionaler post geworden...
vielleicht könnt ihr euch vorstellen, welche erfahrungen ich gemacht habe, das ich hier so einen glühend patriotischen und polizei-verehrenden post schreibe-

und habt mitleid mit mir dass ein schweres schicksal mich armen kerl zu so einem nationalisten gemacht hat und verkneift es euch, mich in eine schublade zu stecken:innocent:
 
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thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Ich habe solche Erfahrungen selber noch nicht sammeln können, habe aber einen Bekannten, der viel auf der Welt rumgekommen ist und nach eigener Aussage einige der schönsten Flecken der Erde besucht hat. Sein Kommentar ähnelt Deiner Sichtweise: das Paradies (in Punkto Lebensstandard) habe er nirgends gefunden - das hätten wir hier in Deutschland.
 

jesfro

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für mich ist diese diskussion spannend. im zusammenhang mit den jüngsten ereignissen (G8-Gipfel ausschreitungen) bin ich bei der suche nach dem flashbackthema auf die wuppertaler schlacht gestossen.

es ist interessant, wie sich geschichte und aktualität nach einem vierteljahrhundert ähneln können. natürlich geht es heute eigentlich um eine andere thematik, aber im kern der diskussion, wie solche konfrontationen entstehen können, steht meines erachtens das thema eskalation / deeskalation...

damals wie heute kann man darüber sinnieren, ob eine grosse polizeiaktion eher deeskalierend wirken kann oder ob sie einfluss auf einen negativen verlauf von demonstrationen nimmt, bei denen sich menschen, die sich in ihren persönlichkeitsrechten eingeschränkt sehen, zur wehr setzen.

da sind beide ereignisse durchaus vergleichbar.
 

tjp

Altgelds Küchenapfel
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Dann darf man nicht mit Gewalt versuchen die Minderheitenmeinung der Mehrheit zu oktroyieren.
Um das zu präzisieren:
Demokratie lebt davon, daß Abstimmungen respektiert werden und man sich mit Abstimmungsniederlagen abfindet. Diese militante Minderheit (Autonome oder wie auch immer man sie nennen will) sieht dies aber nicht ein. Meiner Meinung nach geht es diesen Personen auch nicht um eine politische Änderung der Verhältnisse sondern ausschließlich um sinnlose Gewalt gegen Sachen und Personen. Das war in den 60er, 70er und 80er nicht gerechtfertigt und das ist sie auch heute nicht.

Aber das schließt natürlich nicht aus, daß man die Möglichkeiten der Demokratie ausnutzt, um eine Änderung der Mehrheitsmeinung herbeizuführen. Wenn man den Werdegang der RAF und der Grünen betrachtet, dann waren die Grünen sehr viel erfolgreicher als die RAF. Die RAF hat es in all den Jahren nur geschafft, daß die Bürgerrechte beschnitten wurden. Danke, auf so etwas kann jeder Demokrat verzichten.

Ich halte es für weltfremde Spinnerei gegen die Globalisierung zu sein. Das ist einfach Schwachsinn, man kann die technische Entwicklung nicht aufhalten und das Rad der Geschichte zurückdrehen. Es gibt keine Wahlmöglichkeit zwischen Globalisierung ja/nein, sondern nur wie diese Globalisierung aussehen soll. Wenn Attac gegen den G8 Gipfel polemisiert hilft sie niemanden weiter. Ihr Interesse sollte darin liegen, die Politik der G8-Länder zu verändern. Die Entwicklungsländer organisieren sich doch auch zu Verbünden, um mehr Einfluß zu haben. Warum soll dies die 1. Welt nicht tun? Es ist doch schon in Deutschland so, daß sich die verschiedenen Interessensgruppen organisieren: Arbeitgeberverband, DGB, ...