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Fair Labor Association: Erste Kontrollen im Auftrag von Apple

Slartie

Macoun
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Es wäre schön gewesen, hätte man hier auch wenigstens mit ein paar Sätzen den zweifelhaften Hintergrund dieser "Fair Labor Association" beleuchtet wie z.B. in diesem Spiegel-Artikel (http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,815103,00.html), dabei scheint es sich nämlich in erster Linie um eine PR-Gruppierung zu handeln, getragen von genau den Firmen, die sich bzw. ihre Produktionsketten da kontrollieren lassen wollen. "Selbstkontrolle" also, ohne jegliche dritte, unabhängige Partei, die kontrolliert, ob die Selbstkontrolleure da auch irgendwas relevantes kontrollieren. Zweifel daran, dass da irgendwas sinnvolles außer PR für Apple bei rauskommt, sollten angesichts dieser Konstellation mehr als berechtigt sein.

Wenn Apple ernsthaft irgendwas an den Bedingungen, unter denen die Leute bei den Zulieferern arbeiten müssen, ändern wollte, dann würde die Firma mal 10% von ihrer absurden 40%-Gewinnspanne in die Hand nehmen und die Zulieferer dazu bringen, den Leuten davon einfach mal doppeltes Gehalt zu zahlen und gleichzeitig doppelt so viele einzustellen, um die Arbeitszeiten pro Person auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Apple ist so ziemlich die einzige Firma, die sich das leisten kann, ohne die Preise für die Kunden erhöhen zu müssen und ohne dass sie dabei auch nur in die Nähe von finanziellen Nöten gerät. Was sollen denn "Kontrollen" ohne echte Investition von mehr Geld bringen, wenn alle beteiligten Parteien wissen, dass die Niedrigpreise bei der Herstellung der iDevices nur unter Ausbeuterbedingungen zu halten sind? Erwartet Apple, dass Foxconn statt ihnen draufzahlt? Für Foxconn dürfte die Gewinnspanne bei der Produktion für Apple bedingt durch den Druck, den Apple preislich aufbauen kann, so niedrig sein, dass die annähernd keinen Spielraum haben. Die beuten entweder die Mitarbeiter aus oder produzieren mit Verlust. Derjenige mit Spielraum, GEWALTIG VIEL SPIELRAUM, in Zahlen 40% Spielraum, der ist Apple. Weil Millionen von iDevice-geilen Kunden eben keinen Preisdruck aufbauen können.

Warum passiert das nicht? Ganz einfach: Shareholder Value > Verantwortungsgefühl. Und daran ändern auch zwielichtige PR-Aktionen wie diese FLA nichts.
 

cholerix

Roter Delicious
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Es wäre schön gewesen, hätte man hier auch wenigstens mit ein paar Sätzen den zweifelhaften Hintergrund dieser "Fair Labor Association" beleuchtet wie z.B. in diesem Spiegel-Artikel (http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,815103,00.html), dabei scheint es sich nämlich in erster Linie um eine PR-Gruppierung zu handeln, getragen von genau den Firmen, die sich bzw. ihre Produktionsketten da kontrollieren lassen wollen. "Selbstkontrolle" also, ohne jegliche dritte, unabhängige Partei, die kontrolliert, ob die Selbstkontrolleure da auch irgendwas relevantes kontrollieren. Zweifel daran, dass da irgendwas sinnvolles außer PR für Apple bei rauskommt, sollten angesichts dieser Konstellation mehr als berechtigt sein.

Wenn Apple ernsthaft irgendwas an den Bedingungen, unter denen die Leute bei den Zulieferern arbeiten müssen, ändern wollte, dann würde die Firma mal 10% von ihrer absurden 40%-Gewinnspanne in die Hand nehmen und die Zulieferer dazu bringen, den Leuten davon einfach mal doppeltes Gehalt zu zahlen und gleichzeitig doppelt so viele einzustellen, um die Arbeitszeiten pro Person auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Apple ist so ziemlich die einzige Firma, die sich das leisten kann, ohne die Preise für die Kunden erhöhen zu müssen und ohne dass sie dabei auch nur in die Nähe von finanziellen Nöten gerät. Was sollen denn "Kontrollen" ohne echte Investition von mehr Geld bringen, wenn alle beteiligten Parteien wissen, dass die Niedrigpreise bei der Herstellung der iDevices nur unter Ausbeuterbedingungen zu halten sind? Erwartet Apple, dass Foxconn statt ihnen draufzahlt? Für Foxconn dürfte die Gewinnspanne bei der Produktion für Apple bedingt durch den Druck, den Apple preislich aufbauen kann, so niedrig sein, dass die annähernd keinen Spielraum haben. Die beuten entweder die Mitarbeiter aus oder produzieren mit Verlust. Derjenige mit Spielraum, GEWALTIG VIEL SPIELRAUM, in Zahlen 40% Spielraum, der ist Apple. Weil Millionen von iDevice-geilen Kunden eben keinen Preisdruck aufbauen können.

Warum passiert das nicht? Ganz einfach: Shareholder Value > Verantwortungsgefühl. Und daran ändern auch zwielichtige PR-Aktionen wie diese FLA nichts.

Genau das hab ich mich auch gefragt. Apple macht eventuell "mehr" als andere Hersteller aber bei weitem noch nicht genug oder erst wenn der öffentliche Druck zu groß wird (siehe n-Hexan http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,746963,00.html). Wie Slartie schon gesagt hat ist Apple aufgrund der hohen Gewinnmargen eigentlich nicht einem wirklichen Preisdruck ausgesetzt und hat eigentlich die Möglichkeiten etwas zu verändern. Deshalb würde ich mir schon eindeutigere Schritte wünschen und nicht solche Lippenbekenntnisse.
 

Grawapple

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Is doch egal warum sie das machen...Hauptsache erst immer beklagen dass sie es nicht machen und dann wenn was passiert wird geklagt weil sie es aus den falschen Motiven machen.
Kein Mensch macht etwas für n anderen ohne daraus Profit zu schlagen. Und wenns nur n Gefallen für n Kumpel ist. schlussendlich behält man durch den Gefallen den Kumpel.
 

cholerix

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Is doch egal warum sie das machen...Hauptsache erst immer beklagen dass sie es nicht machen und dann wenn was passiert wird geklagt weil sie es aus den falschen Motiven machen.
Kein Mensch macht etwas für n anderen ohne daraus Profit zu schlagen. Und wenns nur n Gefallen für n Kumpel ist. schlussendlich behält man durch den Gefallen den Kumpel.

Der Vergleich hinkt. Du kannst Apples Pflicht ,menschenwürdige Arbeitsverhältnisse bei seinen Lieferanten durchzusetzen, nicht mit einer Gefälligkeit unter Freunden gleichstellen :). Ersteres sollte eine Selbstverständlichkeit sein und natürlich muss Apple kritisiert werden, wenn das Ganze nicht nachhaltig (Einsatz der FLA) geschieht.
 

JvW

Kaiser Alexander
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Apples Pflicht ,menschenwürdige Arbeitsverhältnisse bei seinen Lieferanten durchzusetzen
Ach? Pflicht?

immer wieder erstaunlich, aber es muss sich wirklich viel getan haben in der weltweiten Gesetzgebung, seit gestern. Gestern jedenfalls hatte noch niemand die "Pflicht", irgendetwas bei seinen Lieferanten durchzusetzen.

Meine Güte, Herr - es wird ernsthaft Zeit mit dem Schmeißen.
 

cholerix

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Ach? Pflicht?

immer wieder erstaunlich, aber es muss sich wirklich viel getan haben in der weltweiten Gesetzgebung, seit gestern. Gestern jedenfalls hatte noch niemand die "Pflicht", irgendetwas bei seinen Lieferanten durchzusetzen.

Meine Güte, Herr - es wird ernsthaft Zeit mit dem Schmeißen.

Du findest es also ok, dass Menschen ausgebeutet werden bzw. unter lebensgefährlichen Bedingungen arbeiten, da es in China keine vernünftige Gesetzgebung diesbezüglich gibt ;)
Interessante Ansicht.
 

JvW

Kaiser Alexander
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so ein Unfug. Echt mal - nur der Begriff "Pflicht" ist schlichtweg falsch - es ist eine Lüge zu behaupten, es gäbe hier eine "Pflicht"

Und es ist eine Unverschämtheit, was du da unterstellst.
 

cholerix

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Pflicht ist für mich was jemand aus moralischen Gründen tun sollte wie z.B. dafür zu sorgen dass in seiner Wertschöpfungskette Arbeiter nicht wie austauschbare Verschleißteile behandelt werden. Wenn dir das Wort zu stark ist dann eben soziale/gesellschaftliche Verantwortung.

Wollte dir natürlich nichts unterstellen (siehe smiley). Hätte jedoch nicht gedacht, dass du dich gerade an dem Wort Pflicht aufhängst.
 

JvW

Kaiser Alexander
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Herrje.

Zwiedenk basiert auf Zwiesprech, auf dem Verändern von Bedeutungen. Lese 1984 ...
Wenn du sagst "ich erwarte das" ist alles gut. Dann stimme ich dir zu: Es ist etwas, was ich ebenfalls sehr gerne sehen würde. Und ich mache kaufentscheidungen öfter davon abhängig, ob so etwas gegeben ist. OK? Aber trotzdem. (Bisher) gibt es da keine "Pflicht" - und wenn duu mich fragst, wird die Geiz ist Geil -Mentalität der Kunden da eindeutig votieren. Und nicht in deinem Sinne.
 

cholerix

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Ok :) Ich glaube aber dass eine Geiz-Ist-Geil-Mentalität bei Apple-Konsumenten nicht wirklich vorhanden ist. Apple ist deutlich teurer als die Konkurrenz und die Konsumenten zahlen diese Preise auch vorbehaltlos.
Slartie hat dies vorher schön auf den Punkt gebracht

Wenn Apple ernsthaft irgendwas an den Bedingungen, unter denen die Leute bei den Zulieferern arbeiten müssen, ändern wollte, dann würde die Firma mal 10% von ihrer absurden 40%-Gewinnspanne in die Hand nehmen und die Zulieferer dazu bringen, den Leuten davon einfach mal doppeltes Gehalt zu zahlen und gleichzeitig doppelt so viele einzustellen, um die Arbeitszeiten pro Person auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Apple ist so ziemlich die einzige Firma, die sich das leisten kann, ohne die Preise für die Kunden erhöhen zu müssen und ohne dass sie dabei auch nur in die Nähe von finanziellen Nöten gerät. Was sollen denn "Kontrollen" ohne echte Investition von mehr Geld bringen, wenn alle beteiligten Parteien wissen, dass die Niedrigpreise bei der Herstellung der iDevices nur unter Ausbeuterbedingungen zu halten sind? Erwartet Apple, dass Foxconn statt ihnen draufzahlt? Für Foxconn dürfte die Gewinnspanne bei der Produktion für Apple bedingt durch den Druck, den Apple preislich aufbauen kann, so niedrig sein, dass die annähernd keinen Spielraum haben. Die beuten entweder die Mitarbeiter aus oder produzieren mit Verlust. Derjenige mit Spielraum, GEWALTIG VIEL SPIELRAUM, in Zahlen 40% Spielraum, der ist Apple. Weil Millionen von iDevice-geilen Kunden eben keinen Preisdruck aufbauen können.

Warum passiert das nicht? Ganz einfach: Shareholder Value > Verantwortungsgefühl. Und daran ändern auch zwielichtige PR-Aktionen wie diese FLA nichts.​

 

JvW

Kaiser Alexander
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ja...in

Die Sache ist doch die: Ohne die Unterstützung der Konsumenten ist ein "korrektes" Verhalten ein Todesurteil - erst, wenn es entsprechend honoriert wird (durch besseren Absatz), lässt sich (in der kapitalistisch ausgerichteten Welt ...) etwas in Richtung "Arbeitsbedingungen verbessern" machen.
Und dazu braucht es eben die passenden Konsumenten (und die bekommt man eben nicht, wenn man falsche Begrifflichkeiten verwendet)
 

Slartie

Macoun
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ja...in

Die Sache ist doch die: Ohne die Unterstützung der Konsumenten ist ein "korrektes" Verhalten ein Todesurteil - erst, wenn es entsprechend honoriert wird (durch besseren Absatz), lässt sich (in der kapitalistisch ausgerichteten Welt ...) etwas in Richtung "Arbeitsbedingungen verbessern" machen.
Und dazu braucht es eben die passenden Konsumenten (und die bekommt man eben nicht, wenn man falsche Begrifflichkeiten verwendet)

Eben genau dieses Totschlagargument, das der vorbildlich argumentativ geschulte Kapitalist immer genau dann rausholt, wenn man ihn drauf festgenagelt hat, dass es doch einfach nur etwas gutem Willen bedarf, um wirklich was zu ändern, GILT IM FALL VON APPLE NICHT. Nochmal: Apple macht aktuell über 40 % Marge mit ihren Produkten! Das ist keine Fantasiezahl, sondern damit prahlen sie regelmäßig öffentlich vor den Aktionären. Die Argumentation, dass jemand anderes etwas billiger macht und einem so die Konsumenten abjagt, wenn man nicht selber auch die Ausbeutermethoden nutzt, die es billig machen, zieht nicht, wenn man sich den Luxus leisten kann, ganze 40% auf sämtliche Kosten, Produktions-, Entwicklungs-, Verwaltungs- und Supportkosten, draufzuschlagen, ohne dabei in eben genau diese Situation zu kommen - würde die Argumentation ziehen, könnte man sich ja genau das nicht erlauben, weil dann jemand anderes käme, der sich mit 30% Gewinnspanne begnügt, und dann wieder einer, der mit 25% zufrieden ist undsoweiterundsoweiter.

Praktisch hat sich Apple aber eine bequeme Ecke geschaffen, in der sie Produkte produzieren, die in den Augen ihrer Kundschaft nicht so einfach durch ähnliche Produkte anderer Hersteller ersetzt werden können. Das erlaubt die großen Gewinnspannen, und das würde Apple auch erlauben, mehr echte Verantwortung bei der Produktion eben dieser Produkte zu zeigen. Die Gewinne wären dennoch astronomisch, und da es aktuell auf diesem Terrain und in dieser Branche keine auch nur annähernd vergleichbare Firma gibt würde das meines Erachtens auch den Aktienkurs, der ja primär auf Vergleichen mit der Wettbewerbsfähigkeit anderer Firmen basiert, auch nur marginal beeinflussen.

Allein: es fehlt an Willen.
 

JvW

Kaiser Alexander
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völlig richtig Slartie:
Das ist das ultimative Argument im Kapitalismus. Weil Kapitalismus eben so funktioniert. Wer anderes will, will eben etwas anderes, gut - und richtig, wichtig, bin ich gleich dabei, Ja.
Nur: Einer kapitalistischen Wirtschaftseinheit, einem Konzern (Ausbund und Ausdruck eben des Kapitalismus) andere als kapitalistische Motive abfordern zu wollen, dass ist sehr blauäugig.

Und 40% Marge sollen das ändern? Lächerlich! Schau mal richtige Margen an, z.B. in der Textilindustrie.
Die "Stimmt schon, gilt aber nicht für Apple, weil ..." Volte ist das dümmste aller dummen Argumente: Entweder ist das System so, dann gelten Regeln für alle - oder alle, für die das nicht gilt, verdrängen den Spitzenreiter ganz schnell, weil sie ja weiterhin Hungerlöhne zahlen dürfen
 

Slartie

Macoun
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Die Textilbranche arbeitet nur mit >100% Marge, wenn man nichts außer den Produktionskosten rechnet. Da die aber in der Regel noch sündteure Ladengeschäfte, einen oft aufgeblasenen Verwaltungsapparat und viel Logistik bezahlen müssen, die man in die Kosten miteinrechnen muss, krebsen die im Endeffekt auch bei um 10% Gewinn vom Umsatz rum, wenn überhaupt, während Apple bei ca. 25% liegt.

Abgesehen davon: damit, dass das "einfach so ist", find ich mich nicht ab. Konzerne werden von Menschen gelenkt, und wie sehr einzelne Menschen das Verhalten von Konzernen beeinflussen können haben wir gerade bei Apple mit Steve Jobs gesehen. Leider hatte Jobs nur nie nennenswertes Interesse daran, sich um die Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer zu kümmern, sondern ließ Tim Cook die "Drecksarbeit" erledigen, die Produktionswege brachialzuoptimieren und beschäftigte sich selber lieber mit den angenehmeren Aspekten seiner Arbeit. Hätte er (bzw. würde Cook sich jetzt) sich aber hingestellt und ganz bewusst auf einen Teil der Gewinne verzichtet, um stattdessen die Arbeitsbedingungen zu verbessern bzw. vielleicht auch einen kleinen Teil der Produktionskette nach Amerika zurückzuholen, hätte die Firma Apple das ohne Frage umgesetzt und wäre nicht ansatzweise daran zugrunde gegangen. Vielleicht hätten ein paar Aktionäre gejammert, aber was hätten sie tun sollen? Steve hatte völlige Narrenfreiheit in dem Konzern, und Cook hat die jetzt, keiner wäre wegen ein bisschen weniger Gewinn auf die Idee gekommen, die loswerden zu wollen.

Und nochmal: Apple verdrängt keiner mal eben vom Markt, nur weil er irgendetwas für ein paar Dollar billiger anbieten kann. Diese "Regel", wie du sie nennst, ist keine Regel, die irgendwer mal aufgestellt hat und an die sich jetzt alle sklavisch halten müssten, sondern nur das übliche Marktverhalten für den Fall, wenn das Produkt einfach austauschbar ist. Genau das sind Apple-Produkte aber nicht, zumindest nicht in den Augen der Käufer. Der Einzige, der Apple mit einer auf Preisen basierenden Taktik vom Markt verdrängen könnte, wäre ein imaginäres "zweites Apple", welches die exakt gleichen iPhones wie das "erste Apple" für 100 Dollar weniger verkauft.
 

JvW

Kaiser Alexander
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Abgesehen davon: damit, dass das "einfach so ist", find ich mich nicht ab.
Gut. Das tue ich auch nicht.
Allerdings müssen wir feststellen, dass es heute so ist - auch, wenn es anders ginge. Und es ist kontraproduktiv, sich für die gewünschte (und notwendige) Veränderung ein einzelnes Unternehmen auszusuchen.

Ich nehme an, dass du bereit wärest, auf viele Vorteile zu verzichten, die dir die Ausbeutung in anderen Ländern beschert? Oder die monopolistische Preisdrückerei beispielsweise der Milch-Mafia in Europa? Die (Preis)Vorteile, die du beim Einkauf bei Aldi hast und die bezahlt werden mit "Löhnen", die in einem Vollzeitjob noch Harz 4 nötig machen?

Und nein, das ist nicht provokant gemeint, ehrlich: Ich glaube dir, dass du zumindest davon weißt und im Rahmen deiner Möglichkeiten danach handelst. Erweitere halt einfach deine Argumentation um "und das geht alle an, alle Firmen, alle Konsumenten", und fokussiere nicht auf jeweils ein Unternehmen, dann ist alles so gut wie möglich. Zwar nicht genug, aber immerhin.

Die Arbeitsbedingungen zu formulieren und zu überwachen ist Aufgabe der Gesellschaft - und die hat nun mal derzeit zwei "Hebel": Die Verweigerung, bei Ausbeutern zu kaufen und die politische Anstrengung. Und wenn du bei Gelegenheit mal an einer Lidl-Kasse in der Schlange stehst, und das Glück hast, dass ein Kunde sich mal wieder beschwert, dann wirst du wohl zustimmen: Recht viel Problembewusstsein findet man nicht. Leider.

Was das andere angeht: Natürlich spielt auch bei Apple-Produkten der Preis eine Rolle. Es gibt Grenzen für das, was Leute bereit sind zu bezahlen - schau dir die ganzen Beiträge nach jeder Produktvorstellung an! Die ganzen Argumente von "Das viele Geld und nicht mal Spielen kann man gscheit ..." - ich würde dir gerne zustimmen, aber das Argument zieht eben wieder nur für einen Teil des Marktes - und für den größeren Rest eben nicht.

Zur Zeit ist Apple "in" - ein "Muss" - und das hat schlichtweg nichts mit realem Bedarf zu tun. Und das kann sehr schnell kippen
 

Slartie

Macoun
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Nun, "nichts mit realem Bedarf" würde ich nicht gänzlich unterschreiben, eine Menge Leute haben schon realen Bedarf nach z.B. Smartphones und Rechnern zum Kommunizieren, Arbeiten und Spielen. Was aber richtig ist: das könnte z.B. auch ein Android-basiertes Gerät von der Konkurrenz und ein normaler PC leisten. Apple verkauft seine Produkte unter anderem auch durch Image. Aber die Gefahr, dass diese Nachfrage über Nacht in sich zusammenbricht, sehe ich aktuell nicht wirklich, dazu ist Apple inzwischen zu sehr in den Märkten verwurzelt. Allenfalls können sie den Image-Bonus auf lange Sicht verspielen - zum Beispiel eben dadurch, dass den Leuten bewusst wird, woher ihr iPhone stammt und unter welchen Bedingungen es zusammengeschraubt wird (während sich für die genau gleiche Herkunft der anderen Geräte weniger Leute interessieren, weil die von vorneherein nicht das klinisch reine Apple-Image transportieren, daher die Fallhöhe nicht so groß ist). Aber: gerade unter dieser Prämisse erschiene eine ernst gemeinte und unter Einsatz von substanziellen materiellen Mitteln durchgeführte Initiative zur Verbesserung der Produktionsbedingungen schon fast wie eine Investition in die Zukunft ;) zumal es hochgradig fraglich ist, inwieweit einen als Firma eine noch ein bisschen höhere Gewinnmarge vor dem Verlust der Käufergunst schützen soll.

Warum ich mir gerade Apple rausgesucht habe? Ganz einfach: es ist wirklich im Moment die einzige mir bekannte Firma, die so weit davon entfernt ist, ums nackte Überleben kämpfen zu müssen, dass sie sich "ein bisschen gutes Karma" problemlos leisten könnte. Es gibt sicher noch ein paar weitere, die ich nicht so genau beobachte, aber das Grundproblem ist ja, dass man es keiner Firma vorhalten kann, wenn sie durch den Markt gezwungen wird, entweder ebenfalls billig zu produzieren oder vor die Hunde zu gehen. Das ist ne Situation, in der keine reale Wahlmöglichkeit besteht - ähnlich wie die Situation derzeit auf Kundenseite: entweder kauft man ein iPhone, das wird zu unmenschlichen Bedingungen hergestellt, oder man kauft halt ein HTC oder ein Samsung oder whatever, das in der Fabrik daneben unter denselben Bedingungen gebaut wird.

Wenn aber jemand die Wahl hat, praktisch ohne spürbare Nachteile für sich einen gewaltigen Unterschied in positive Richtung für alle Beteiligten herbeizuführen, dann finde ich es schon bedauerlich, wenn derjenige - egal ob es sich um eine reale Person oder eine Firma handelt - die Entscheidung für die eigene Gier trifft. Ich hab privat z.B. auch ein iPhone, diversen Apple-Kram und profitiere an unzähligen anderen Stellen indirekt davon, dass Menschen irgendwo auf der Welt für wenig Lohn viel Arbeit verrichten müssen. In vielen dieser Fälle habe ich gar nicht die Wahl: ich kann keine 50 Euro mehr hinlegen beim iPhone-Kauf und Apple sagen, sie sollen damit mal den Arbeitern statt 6 Euro für die Herstellung das dreifache zahlen und ihnen mehr Urlaub geben, obwohl ich bei so einem Deal sofort dabei wäre. Aber in den Fällen, in denen ich die Wahl habe, versuche ich, entsprechend zu wählen. Die Möglichkeiten muss es nur eben erst mal geben. "Die Gesellschaft" oder "die Politik" haben da sicher auch ihren Beitrag zu leisten, solche Möglichkeiten zu schaffen, aber diesen abstrakten Entitäten Verantwortung zuzuschieben ist immer nur die eine Sache, und man macht es sich zu einfach, wenn man da dann aufhört. Als Firma ist Apple Teil der ökonomischen Gesellschaft, verglichen mit einem einzelnen Menschen sogar ein verdammt viel größerer und einflussreicherer Teil, insofern fällt ein ebenso großer Teil der Verantwortung "der Gesellschaft" eben auch ganz konkret auf Apple.
 

JvW

Kaiser Alexander
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Ay Slartie,
Das gefällt mir:
Aber: gerade unter dieser Prämisse erschiene eine ernst gemeinte und unter Einsatz von substanziellen materiellen Mitteln durchgeführte Initiative zur Verbesserung der Produktionsbedingungen schon fast wie eine Investition in die Zukunft
Und zwar deshalb, weil du dich damit innerhalb des Systems bewegst - und es verbesserst. Das ist ein starkes Argument!
Und eben weil es a)so stark und b) systemkonform ist (es verlangt ja keine Abkehr von den kapitalistischen Grundlagen, sondern nur mehr Weitsicht.) kann man mit einiger Zuversicht behaupten: Eben das soll diese neue Transparenz-Aktion ja leisten. Was für mich (im Moment) bedeutet, dass Apple da etwas in der richtigen Richtung macht - unzureichend zwar (darüber sind wir uns wahrscheinlich einig?), aber immerhin. Und es bedeutet für mich auch, das Positive daran zu würdigen - immerhin sind sie zur Zeit die Einzigen in der Branche, die überhaupt etwas tun - und so den "Vorteil" für jedes Unternehmen herauszustellen. Natürlich muss das auch bei Apple noch weite Wege zurücklegen, aber sie sind halt einen Schritt voraus.
Jetzt gilt "kritisches Begleiten" - denn wen darüber nur kritisiert wird, rechnet sich die Aktion ja gar nicht.
(Das ist ein immer wiederkehrendes Dilemma, das ziemlich nervt ... im Kleinen wie im Großen. Ein Grund, warum ich da empfindlich bin, liegt eher im Kleinen (Kommunalpolitik. ÄRKS))

Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass diese "Kontrollen" schon mal ein Anfang sind, aber ausgeweitet werden müssen, dass Apple nicht "in der Pflicht" steht, aber Vorteile gewinnen könnte (durchaus auch für sich!) - und (meinetwegen) dass es für die Menschen hinter den Unternehmen (!) so etwas wie eine Verantwortung gibt (nach eigenem Bekenntnis: Wer sich z.B. Christ nennt, darf einiges aufgrund dessen eben nicht - und ist zu anderen Dingen verpflichtet).
Damit wäre mir das differenziert genug - und eben nicht mehr einseitig auf Apple bezogen, sondern allgemeingültig gefordert. OK?
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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Ich finde Keiner sollte hier Lobhymnen auf Apples "neuen" Umgang mit der Frage Präkärer Beschäftigungsverhälltnisse Singen.

Ich meine Okay sie sind in Irgendeine Prüfungskommission eingetreten. Und das ist schonmal ein guter Schritt.
Aber bringt das wirklich was?

Erst wenn Apple wirklich für alle die an der Produktion beteiligt sind.
Erst wenn Apple für den Elektroschrott Verantwortung übernimmt anstatt zu der Vermüllung und Vergiftung Afrikanischer Staaten wie Ghana beizutragen.
Erst wenn Apple Ressuerceneffektiv statt -effizient Produziert.
Erst wenn Apple wartungsfreundliche Geräte statt geplante Obsoleszensen Produziert (Hier ist Apple einer der perfidesten Vorreiter im Negativen Sinn).

Erst wenn all diese Punkte erfüllt sind kann Mann aufhören diesem, wie auch jedem anderen, Konzern Druck zu machen.

Aber das Apple die meiste Aufmerksamkeit in diesen Fragen bekommt hatt seine Gründe denn zum einen Verkauft sich dieser Konzern besonders gerne mit einem "grünen" Image und zum Zweiten ist er Inzwischen der Wertgrößte Konzern der Welt!
 

Frapple

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16.02.12 09:22
Fair Labor Association: Arbeitsbedingungen bei Foxconn besser als die Norm - bit.ly/x9Z6Ip