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Ein Bild entsteht - der "Making of"-Bilderthread

Freshcoeur

Cripps Pink
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Fotos entstehen auf vielfältige Weise: Manche sind spontane Schnappschüsse, andere entstehen auf Grund von Planung oder Einsatz bestimmter Fotografietechniken und am Computer lässt sich noch manches Bild in vielfältiger Weise verändern. In diesem Thread soll es um Fotos gehen, welche nicht als spontane Schnappschüsse zustande kamen. Dokumentiert werden soll hier, wie Bilder durch Planung, Fotografiertechniken oder Bildbearbeitung ihr finales Aussehen erhalten haben. Daraus lässt sich vielleicht oder hoffentlich Hinweise oder Anregungen für die Fotografiepraxis der lesenden User hier ableiten.
 

Freshcoeur

Cripps Pink
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Beim Making-of des ersten Bildes hier soll es in erster Linie um die Bildnachbearbeitung am Computer gehen.


Ausgangslage
Der Lago di Saoseo ist einer der schönsten Bergseen der Schweiz. Dementsprechend existieren auch schon viele beeindruckende Aufnahmen dieses Gewässers. Ich war dort im äussersten östlichen "Zipfel" der Schweiz im Sommer für zwei Tage vor Ort und wollte unter anderem auch eine etwas andere Aufnahme als üblich machen, nämlich ein Bild bei Einbruch der Dunkelheit. Ich begab mich deshalb gegen Abend mit Kamera und Stativ ans Ufer des Sees und suchte eine geeignete Stelle, bei der im späteren Bild davon eine schöne Tiefenwirkung erzielt wird.


Das erste Bild
Nachdem ich eine geeignete Stelle gefunden hatte, schoss ich mein erstes Bild. Ich achtete bei den Einstellungen auf ein belichtungsmässig möglichst ausgeglichenes Bild. Dabei entstand folgendes Bild:
Bild 1.jpg
Auf dem Histogramm meiner Kamera (das unter dem Foto abgebildete stammt später aus Lightroom) erkannte ich, dass sowohl die dunkelsten Stellen als auch die hellsten Stellen "beschnitten" sind. Das heisst, die "Kurve" im Histogramm läuft nicht weich zum Anfang und Ende aus, sondern an den jeweiligen Enden sind noch Tonwerte vorhanden. Dies bedeutet, dass im Bild Stellen vorkommen, die völlig Schwarz sind, oder völlig weiss. In der Regel versucht man, dies zu verhindern (es kann natürlich auch in Absicht geschehen), da in diesen Stellen Details verloren gehen und so die Bildqualität verschlechtern. Ganz abgesehen davon sieht man dem Bild ja schon auf den ersten Blick an, dass es irgendwie "komisch aussieht".


Gestaltungsmöglichkeiten
Für das weitere Vorgehen gab es nun mehrere Möglichkeiten. Ich hätte bewusst eine Aufnahme mit einer Unterbelichtung machen können.So wäre fast der gesamte Vordergrund Schwarz geworden und nur der farbige Himmel und etwas Spiegelung davon im See zu sehen gewesen. Ähnliche Bilder sieht man ja oft von Sonnenuntergängen usw. Ich wollte jedoch nicht nur den Himmel erkennen können, sondern auch etwas von der Landschaft, zumal der Himmel jetzt nicht sonderlich spektakulär aussah. Eine Möglichkeit hätte darin bestanden, zu Hause am Computer einfach die dunklen Stellen aufzuhellen und die hellen Stellen abzudunkeln. Das starke Aufhellen dunkler Stellen bringt aber unweigerlich ein mehr oder weniger starkes Rauschen ins Bild, welches die Bildqualität wesentlich verschlechtert hätte und die verlorenen Details kommen dadurch natürlich auch nicht zurück. Das kam deshalb nicht in Frage. Eine weitere Möglichkeit bestand darin, den Himmel mit einem Grauverlaufsfilter "abzudunkeln". Das würde dazu führen, dass der Vordergrund mehr belichtet wird als der Himmel und so im besten Fall ein ausgewogenes Bild ohne komplett weisse oder schwarze Stellen entsteht. Bei dieser Aufnahme hier hätte dies aber dazu geführt, dass die Spiegelung des Himmels im See auch aufgehellt würde und im späteren Bild ein unnatürlicher Eindruck entstehen könnte (Eine Spiegelung im See ist immer (!) dunkler als der "Originalhimmel".). Ich entschloss mich für die dritte Möglichkeit und machte zwei weitere Aufnahmen, je eine etwas überbelichtet und eine etwas unterbelichtet, um später alle drei Bilder am Computer "zusammen zu mischen". Mit dem Histogramm prüfte ich dabei, dass bei den beiden Bildern mindestens an einem Ende die "Kurve" weich ausläuft, also entweder alle hellen oder dunklen Tonwerte eingefangen wurden. Hier die zwei Bilder:
Bild 2.jpg Bild 3.jpg


Grundbearbeitung
Zu Hause am Computer importierte ich die drei RAW-Bilddateien (ich fotografiere ausschliesslich in RAW) nach Lightroom und nahm bei allen drei Bilder meine Grundeinstellungen vor. Die RAW-Dateien sehen üblicherweise etwas flau und unscharf aus. Deshalb erhöhte ich ganz leicht Klarheit sowie Dynamik und schärfte das Bild ein klein wenig. Ausserdem passte ich bei den drei Bildern den Weissabgleich an, damit dieser bei allen identisch ist. Anschliessend exportierte ich die drei Bildern nach Photoshop. In Lightroom ist es möglich, die Bilder zusammengefasst auf verschiedenen Ebenen in eine Datei von Photoshop zu exportieren, was ich hier machte.


Weitere Bearbeitung
In Photoshop hatte ich nun eine Datei mit drei Ebenen, wobei die dunkelste Aufnahme auf der obersten und die hellste Aufnahme auf der untersten Ebene lag.
Den oberen beiden Ebenen fügte ich nun eine Ebenenmaske bei (Die kleinen Piktogramme in s/w neben den Ebenen-Symbolen). Ebenenmasken sind Schwarz-Weiss-Bilddateien, die in diesem Fall hier verwendet werden, um einzelne Bereiche der Ebenen auszublenden. Dabei werden weisse Bereiche angezeigt, schwarze Bereiche jedoch ausgeblendet. Graue Bereiche werden je nach Intensität auch ausgeblendet. Von der obersten, dunklen Aufnahme möchte ich im finalen Bild nur mehr oder weniger den Himmel abgebildet haben. Deshalb ist in der entsprechenden Ebenenmaske der Himmel ganz in weiss (wird also eingeblendet) und der Rest malte ich mit dem Pinsel fast vollständig schwarz. In ähnlicher Weise kann ich dann von der "mittleren" Ebene mit der "durchschnittlich belichteten" Aufnahme Bereiche ausblenden. so dass am Schluss ein Gesamtbild entsteht, bei dem Bereiche aus allen drei Ebenen abgebildet sind. Damit wird gewährleistet, dass die hellsten und dunkelsten Stellen mit maximaler Detailwiedergabe abgebildet werden und das Bild kein zusätzliches Rauschen durch starkes Aufhellen erhält. Ganz ähnlich arbeiten sogenannte HDR-Programme, welche ebenfalls mehrere Aufnahmen zu einem Bild zusammenfügen. Ich bevorzuge den "manuellen" Weg über Photoshop, da ich so die volle Kontrolle darüber habe, wie das Bild bearbeitet wird und meiner Meinung nach die Resultate "natürlicher" wirken. Nach dem "Überblenden" der Ebenen:
1 nach Blending.png

Nachdem die drei Aufnahmen zu einem Bild zusammengefasst waren, legte ich eine neue leere Ebene über das Bild und suchte das Bild in der 100%-Darstellung nach möglichen Flecken, Haaren o.ä. ab. Diese retuschierte ich dann auf der neuen Ebene weg. Nach den Korrekturen:
2 nach Korrekturen.png

Anschliessend entrauschte ich das Bild. Obwohl ich alle Aufnahmen bei ISO100 gemacht hatte, schlich sich durch die lange Belichtungszeit einiges an Rauschen ins Bild ein. Zum Entrauschen verwendete ich Dfine, ein spezielles Plugin für Photoshop. Aber auch mit Photoshop eigenen Möglichkeiten wäre dies machbar gewesen. Nach der Entrauschung:
3 nach Entrauschung.png

Als nächsten Schritt verstärkte ich den Kontrast im Bild. Dadurch wirkt das Bild etwas "knackiger". Da ich den Effekt nicht in allen Bereichen des Bildes wollte, fügte ich auf der entsprechenden Ebene wieder eine Ebenenmaske hinzu und markierte mit grau oder schwarz jene Bereiche, die nicht von der Kontrasterhöhung profitieren sollen. Nach der Kontrasterhöhung:
4 nach Kontrasterhoehung.png

Als schon fast letzter Schritt "optimierte" ich noch etwas die Beleuchtung im Bild. Das heisst, ich hellte einige Bereiche (hier vorallem die Steine und den Wald) noch etwas auf und andere Stellen etwas ab. So lassen sich gezielt Bereiche optisch noch etwas attraktiver machen (unser Blick wird von den hellen Stellen im Bild angezogen) oder noch nicht sauber belichtete Stellen korrigieren. Dazu verwendete ich eine Technik, welche sich "Dodge & Burn" nennt. Auf einer neutral grauen Ebene können mit dem Pinsel schwarze oder weisse Bereiche aufgetragen werden, welche dann im Bild entsprechend aufgehellt oder abgedunkelt werden. Nach dem Aufhellen/Abdunkeln:
5 nach Burn:Dodge.png

Da mir einige Bereiche immer noch zu "flau" erschienen, führe ich zum Schluss nochmals an einigen wenigen Stellen im Bild eine Kontrasterhöhung durch. Besser wäre wohl gewesen, dies gleich beim ersten Mal hinzukriegen, aber hier sollte es keine Auswirkungen auf die Qualität gehabt haben, einen Schritt doppelt zu machen. Nach der zweiten lokalen Kontrasterhöhung:
6 nach lokaler Kontrasterhoehung.png


Aufbereitung für die Webpräsentation
Für die Präsentation im Web musste das Bild natürlich noch verkleinert werden (Das Originalbild misst 3840 x 5760 Pixel). Ich verwendete dazu ein Skript von Andreas Resch, welches sicherstellt, dass beim Verkleinern nichts an Schärfe verlorengeht. Der "einfache" Weg über das "normale" Verändern der Bildgrösse wäre mit einer Einbusse bei der Bildschärfe verbunden gewesen. Nach der Verkleinerung fügte ich noch einen Rahmen um das Bild, weil mir das so gefällt (Ist wohl Geschmacksache).


Das finale Bild
Das endgültige Bild sieht somit wie folgt aus:
Final.jpg


Fazit
Sicher gibt es beeindruckendere Landschaftsaufnahmen und wäre wohl noch einiges mehr machbar gewesen in der Nachbearbeitung am Computer. Mir ging es darum, zu zeigen, wie aus drei Aufnahmen, welche absolut nicht meinem Eindruck der Situation vor Ort entsprachen durch die Bearbeitung am Computer am Schluss bei bester Bildqualität ein Bild entsteht, welches in etwa meinem Eindruck entsprach. Ob es genau so war oder doch etwas anders, lässt sich natürlich nicht feststellen. Auf jeden Fall liegt das Endresultat näher an meiner vor Ort gefühlten "Realität".
 
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HerrR

Normande
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Der Thread könnte interessant werden.
 

outdoor262

Boskoop
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Sehr gelungene "how to...."-Beschreibung.
Frage dazu: du hast die Fotos aus Lightroom nach Photoshop exportiert. Lassen sich die 3 Dateien nicht direkt in PS zu einer Datei zudammenfassen?
 

Freshcoeur

Cripps Pink
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Danke an alle für die positiven Rückmeldungen!

@outdoor262: Ich weiss nicht, ob du noch etwas Anderes meinst, als das, was ich so umschrieb:

In Lightroom ist es möglich, die Bilder zusammengefasst auf verschiedenen Ebenen in eine Datei von Photoshop zu exportieren, was ich hier machte.

Ganz genau genommen habe ich die drei Fotos in Lightroom markiert und dann bei "Bearbeiten in" den Punkt "In Photoshop als Ebenen öffnen" gewählt. Lightroom startet danach Photoshop selbstständig (falls nicht schon geöffnet) und erstellt eine Datei mit den drei Fotos als jeweils eigene Ebene. Habe ich vielleicht etwas unverständlich im obigen Beitrag formuliert.

Grundsätzlich könnte ich natürlich alle Arbeitsschritte in Photoshop machen. Ich mag jedoch die Arbeitsumgebung von Lightroom und die Dateiverwaltung dort, deshalb mache ich die ersten Bearbeitungsschritte normalerweise in Lightroom und wechsle dann nach Photoshop, wo umfangreichere Möglichkeiten zur Bearbeitung zur Verfügung stehen. Nach dem Schliessen der Datei in Photoshop übernimmt Lightroom automatisch wieder die dabei entstandene Datei und speichert diese am selben Ort wie die Ausgangsbilder ab. Dies finde ich sehr praktisch.
 
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Bergfeld

Pomme au Mors
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Tolle Idee Freshcoeur!
Gerade für mich interessant, da ich 0 Ahnung von Bildbearbeitung habe.


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Roccodad

Pferdeapfel
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Man wird alt wie ne Kuh und lernt immer noch dazu ;o) danke
 

Freshcoeur

Cripps Pink
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Das zweite Making-of-Bild ist nochmals ein Bild aus dem Bereich Landschaftsfotografie. Dieses Mal liegt das Hauptaugenmerk jedoch auf der Umsetzung vor Ort.


Ausgangslage
Vor einigen Tagen entdeckte ich auf einer Wanderung in der Nähe meines Wohnortes eine interessante Stelle an einem Bach. Der Bach stürzt sich dort über mehrere Kaskaden ins Tal hinunter. Da ich keine Kamera dabei hatte, suchte ich gestern die Stelle nochmals auf. Das Wetter war ziemlich mies - Hochnebel und trüb -. Da in meinen Vorstellungen von dem späteren Foto eh kein Himmel vorkam, machte ich mich trotzdem auf den Weg. Wenn der Himmel auf dem Bild nicht zu sehen ist, sollte das schlechte Wetter keine grosse Rolle spielen. Die Stelle eignet sich fantastisch für Landschaftsaufnahmen, denn es gibt viele Standorte mit attraktiven Ausblicken.
1_Gesamtuebersicht.jpg


Vorbereitung
Zuerst erkundete ich die Gegend rund um einen Wasserfall. Dabei suchte ich immer wieder durch den Kamerasucher nach geeigneten Ansichten. Bei Landschaftsaufnahemn achte ich in der Regel darauf, dass am Schluss auf dem Bild eine gute Tiefenwirkung entsteht, das heisst, ich brauche ein interessantes Objekt im Vordergrund und einen passenden entfernten Hintergrund. Schliesslich entschied ich mich für ein Bild mit einer recht „dramatischen“ Perspektive. Auf einem grossen Stein, welcher in den Bach hineinragte, montierte ich die Kamera auf dem Stativ. Da ich möglichst nahe ans Wasser heran wollte um eine starke Dynamik im Bild zu erzeugen, versuchte ich mit Stativ und Kamera möglichst tief auf dem Stein zu bleiben.
2_Stativaufstellung.jpg
Nach dem Aufstellen der Kamera suchte ich den passenden Ausschnitt. Nach einer mehr oder weniger groben Einstellung des gewünschten Ausschnittes richtete ich die Kamera horizontal gerade aus, damit das Bild später nicht zur Seite kippt. Ich benutzte dazu die kamerainterne Wasserwaage. Eine kleine auf dem Blitzschuh aufsteckbare Wasserwaage hätte auch den gleichen Dienst erfüllt. Nach vorne war die Kamera geneigt. Anschliessend galt es, den Fokus zu setzen. Weil mein Objektiv über keinen Autofokus verfügt, fokussierte ich manuell. Und da die Kamera ja schon fix auf den gewünschten Ausschnitt eingestellt ist, hätte auch ein Autofokus nicht viel gebracht, weil die zu fokussierende Stelle wahrscheinlich nicht genau auf einem der Fokusfelder der Kamera liegt. Zum Fokussieren nutzte ich deshalb die 10-fache Vergrösserung im Live-View-Modus der Kamera. Damit ist eine sehr exakte Fokussierung möglich.Die Kamera befestigte ich mit einem L-Winkel auf dem Stativkopf. Damit kann die Kamera bequem im Portraitformat auf dem Stativ befestigt werden (und schnell ins Querformat gedreht werden).
3_Kameraeinstellungen.jpg


Das erste Bild
Für das erste Bild stellte ich die Kamera auf ISO 100 und wählte den Blendenpriorität-Modus (Av) meiner Kamera. Als Blende wählte ich mal versuchsweise Blende f9. Um die Kamera vor Verwacklung zu bewahren, löste ich mit einem Fernauslöser die Kamera aus. Ich bevorzuge einen kabelgebundenen anstelle eines kabellosen Fernauslösers, da ich so bei Kälte auch die Kamera mit den Händen in der Hosen- oder Jackentasche auslösen kann. Manchmal ein nicht zu unterschätzender Vorteil :). Zusätzlich stellte ich noch die Spiegelvorauslösung ein. Diese bewirkt, dass der kamerainterne Spiegel einige Sekunden hochgeklappt wird, bevor die Aufnahme gemacht wird. So hat das Stativ Zeit auszuschwingen, falls es minim durch den Spiegelschlag in Schwingung gerät, was auch noch einen Ticken Schärfe bringen kann. Das Bild sah wie folgt aus:
5_erstes-Bild.jpg


Gestaltungsüberlegungen
Ich war mit einigen Dingen noch nicht zufrieden: Der Fokus lag auf dem im Bild vordersten Felsen, am linken Bildrand, der nicht von Wasser überspült war. Blende 9 reichte jedoch nicht, damit sowohl der Vordergrund, wie auch der Hintergrund scharf waren. Ausserdem war mir der Bildausschnitt, den mir mein 24mm-Festbrennweite-Objektiv lieferte, noch zu gross. Näher ran ging nicht und ein Objektiv mit passenderer Brennweite hatte ich nicht dabei.Ich hatte jedoch einen 1.4-fach Konverter im Rucksack, den ich dann zwischen Kamera und Objektiv montierte (weisses Teil):
4_Kamera.jpg
Der Konverter verlängert die Brennweite um den Faktor 1.4, macht also aus meinem 24mm ein ca. 34mm Objektiv,. Dies auf Kosten von geringen Bildqualitätseinbussen und kleinerer Offenblende, was hier jedoch keine Rolle spielte. Ausserdem zeigte das Histogramm keine Detailverluste in den Lichtern und Tiefen, das Bild war aber ein wenig dunkel. Deshalb korrigierte ich die automatische Belichtung um 2/3 Blendenstufen heller mit der Belichtungskorrektur.
In der Folge machte ich einige Aufnahmen mit kleinerer Blende (grössere Blendenzahl) und fand nach Blick auf die Vergrösserung im Display, dass bei Blende f16 eine durchgängige Schärfe erreicht wurde (Vor jeder Aufnahme wischte ich noch das Spritzwasser mit einem Microfasertuch vom Objektiv). Dadurch verlängerte sich natürlich die Belichtungszeit und damit auch das Aussehen des fliessenden Wassers:
6_Bild-Blende-f16.jpg
Die Schärfentiefe stimmte nun, allerdings gefiel mir die Abbildung des fliessenden Wasser nicht mehr, da darin zu wenig Struktur zu finden war. Es gab also die Möglichkeit, die Blende wieder auf Kosten der Schärfentiefe zurückzusetzen, dafür eine kürzere Belichtungszeit und strukturierteres Wasser zu erhalten oder die Schärfentiefe beizubehalten und mit dem strukturlosen Wasser zu leben. Ich entschied mich für eine dritte Möglichkeit: Das Hochsetzen der ISO auf ISO 400. Damit konnte ich die Blende f16 beibehalten und trotzdem eine kürzere Belichtungszeit erreichen. Zwar verringert sich dadurch auch die Bildqualität, bei den heutigen Kameras spielt dies in diesem Bereich der ISO jedoch keine grosse Rolle. Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, zwei Aufnahmen mit unterschiedlicher Blende später am Computer zu überblenden. Diesmal wollte ich jedoch das Meiste vor Ort erledigen. Da ich mit dem Bildausschnitt auch noch nicht ganz zufrieden war, verschob ich die Kamera noch ganz leicht, bis ich ein zufrieden stellendes Resultat erhielt.


Nachbearbeitung
Die RAW-Datei entwickelte ich ähnlich dem Bild aus dem ersten Making-of, diesmal natürlich ohne die Verschmelzung von mehreren Bildern. In Lightroom optimierte ich Schwarz- und Weisspunkt und erhöhte die Klarheit und Dynamik. In Photoshop verstärkte ich den Kontrast und nahm an einigen Stellen noch Aufhellungen oder Abdunklungen vor. Zum Schluss fügte ich noch eine leichte Vignette dem Bild zu und verkleinerte das Foto für die Präsentation im Web, wieder genauso wie bereits beschrieben.


Das finale Bild
Am Schluss sah dann das Bild wie folgt aus:
Final.jpg


Fazit
Auch bei trübem Wetter lassen sich gerade Wälder, Wasserfälle usw. gut fotografieren, wenn der Himmel auf dem Foto nicht zu sehen ist. Es kann auch durchaus Sinn machen, trotz Aufnahme vom Stativ die ISO nicht auf dem üblichen Wert von 100 einzustellen, sondern auch in der ISO-Einstellung steckt kreatives Potenzial, welches man nutzen kann.
 
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Nemesis

Ontario
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Wenn Du hier so weiter machst, fang ich doch noch mit RAW an und bearbeite meine Bilder nach!
Beide Beiträge sind echt spitze!
Schau mal bei den Planzen und Insekten vorbei und gib deinen Senf dazu. Danke!
 

Freshcoeur

Cripps Pink
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Freut mich natürlich zu lesen, dass dir meine beiden Beiträge gefallen! Das motiviert mich auch weitere Beiträge zu verfassen, genauso wie Zustimmungen via Klick auf „Gefällt mir“. Ich habe noch ein paar Ideen für zukünftige Beiträge, mal schauen wie und wann ich die realisieren kann. Und ob überhaupt ein Interesse hier daran besteht ;) Weil ich vor allem in der Naturfotografie unterwegs bin, bin ich auch von den „äusseren“ Einflüssen abhängig.

Ich finde, noch entscheidender als die Wahl des Dateiformates ist die persönliche „Art“ des Fotografierens: Bin ich eher an ein paar gefälligen, schnell gemachten Schappschüssen interessiert (Was übrigens völlig ok ist.), oder bin ich bereit, Zeit beim Fotografieren und Nachbearbeiten zu investieren, um ein paar wenige vielleicht über Schnappschüsse hinausgehende Aufnahmen zu erhalten. Für die oben gezeigte Wasserfallaufahme war ich zwei Stunden vor Ort, benötigte etwa eineinhalb Stunden Reisezeit und noch einiges an Zeit Zuhause am Computer um am Schluss das eine Bild zu erhalten. Ich bin damit zufrieden, weil ich die Arbeit draussen in der Natur schätze, sehr konzentriert arbeite und alles um mich herum vergesse. Es ist schon fast ein wenig wie Meditation.
 

Nemesis

Ontario
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Ich finde es sehr schön, dass Du versuchst hier diese Unterforen aufzubauen! Allerdings glaube ich nicht, dass Du auf Dauer sehr erfolgreich sein wirst. Es ist eben doch in erster Linie ein Apple- Forum, bei dem es um Probleme rund um die Apple Hard- und Software geht. Einen großen Nutzerkreis wirst Du hier nicht für die Fotografie, besonders auf Deinem Niveau, begeistern können.
Ich denke für dies wäre ein Forum wie View und wie sie alle heißen die bessere Wahl. Dort ist das Niveau, sowohl bei den Bildern als auch bei Feedback, wesentlich höher und würde dir persönlich damit auch mehr bringen.

Ich hatte vor 6 Jahren einige Foto- und einen Bildbearbeitungskurs belegt und sehr viel Freude an der Fotografie (ob ich auch Talent habe sei mal dahingestellt). Ich mache es immer noch sehr gerne aber in den letzten Jahr hat es doch sehr unter Zeitmangel gelitten (Jobbedingt, Hausumbau mit viel Eigenleistung und dann der Nachwuchs). Den Zeitaufwand, den Du investierst, kann und will ich gerade nicht aufbringen. Aber die Zeit wird wieder kommen.

Sei's drum, ich werde Die auf jeden Fall folgen.

Grüsse Nemesis
 

Freshcoeur

Cripps Pink
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Nun ja, dass es sich bei Apfeltalk nicht primär um die Fotografie dreht, ist mir schon bewusst. Ich beobachte das Photocafé-Forum schon seit einiger Zeit und weiss, dass dieses auch ein recht hartes Pflaster sein kann. Unvergesslich blieb mir dieser Thread, bei dem die ausführlichen Informationen des Threaderstellers mit einer kleinlichen Diskussion um Begrifflichkeiten gewürdigt wurden. Mir geht es hier nicht darum möglichst viel für mich zu profitieren. Da gibt es wie du richtig bemerkt hast andere Stellen im Internet, die ich nutzen kann. Aber ich habe Spass daran, Informationen zu teilen. Wenn die für den ein oder die andere nützlich oder interessant sind, reicht mir das. Wenn nicht, bin ich auch nicht traurig und beende das unnütze Zeugs;).
 
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Freshcoeur

Cripps Pink
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Im diesem „Making-of“ möchte ich die Entstehung eines einfachen Vogelportraits vorstellen.


Ausgangslage
Von den etwas grösseren „wilden Tieren“ (mal von Insekten abgesehen) sind Vögel wohl diejenigen Tiere, welche uns am nächsten kommen und in grösserer Zahl fast überall vorkommen. Es liegt also nahe, nach den ersten erfolgreichen Haustier-Fotoversuchen ;) sich diese Viecher fotografisch als nächstes Objekt vorzunehmen, wenn man gerne Fotos von Tieren macht. Allerdings sind die meisten Vögel enorm scheue und aufmerksame Tiere, weshalb es gar nicht so einfach ist, diese mit der Kamera abzulichten. Mit der Kamera durch die Gegend zu streifen und dabei zu hoffen, einem Vogel aus nächster Nähe zu begegnen oder diesen nach einer „Verfolgung“ doch noch aus kürzerer Distanz fotografieren zu können ist meist ein erfolgloses Vorgehen. Erfolg versprechender ist, dem Vogel nicht nachzujagen, sondern darauf zu warten, bis sich dieser selber auf fotografische Distanz nähert. Dazu sind ein paar „Vorbereitungsarbeiten“ von Vorteil, um den Vogel anzulocken. Das Ziel sollte sein, ein möglichst natürliches Vogelportrait zu erhalten.


Vorbereitung
Um einen Vogel an einen bestimmten Ort hinzulocken gibt es mehrere Methoden. Neben Futter sind Wasser, Attrappen oder das Abspielen von Vogelstimmen gebräuchliche Anlockmittel. Für heimische Gartenvögel eignet sich natürlich die Winterfütterung bestens, um die Tiere in die Nähe zu locken. Allerdings wirken Aufnahmen von Vögeln am Futterbrett, am Meisenknödel o.ä. nicht sehr natürlich und eher „amateurhaft“. Entscheidend für ein natürliches Vogelportrait sind der „Ansitz“ (also, auf was sich der Vogel niedersetzt auf dem Bild) und ein möglichst in Unschärfe aufgelöster Hintergrund.
Als „Ansitz“ habe ich für das hier vorgestellte Portrait einen alten, mit Moos überwachsenen Ast ausgesucht. Ambitionierte Vogelfotografen verbringen viel Zeit damit, schöne, geeignete Äste oder Zweige zu suchen, die auf den Bildern fotogen aussehen. Kleine Blüten, Beeren oder wie hier Moos machen sich oft sehr gut auf Fotos. Damit sich ein Vogel später auf den Ast setzt, habe ich am unteren Ende des Astes Futter in einem Küchensieb bereitgestellt. Den Ast selber „befestigte“ ich mit Steinen in einem Blumentopf. Hier sind der Fantasie natürlich keine Grenzen gesetzt und natürlich sind auch andere Befestigungsmethoden denkbar. Wer das Futter länger als nur für die Fotosession stehen lässt, sollte unbedingt darauf achten, dass keine Katzen in die Nähe des Futters gelangen. Ansonsten gerät die Futterstelle für die Vögel zur tödlichen Falle. Hier mal der Futterast (Leider sieht man den nicht so deutlich):
Ast.jpg
Ohne Versteck ist es auch trotz des Futters kaum möglich, an die Vögel heranzukommen. Als Versteck benutze ich deshalb ein kleines Tarnzelt. Aber auch eine Gartenhütte, ein gespanntes Tarnnetz oder sogar hinter dem Fenster des Wohnzimmers wären Möglichkeiten sich vor den Vögeln zu verbergen. Da Vögel sehr aufmerksam sind, lasse ich das Tarnzelt einige Tage stehen, damit sie sich daran gewöhnen, bevor ich die ersten Aufnahmeversuche mache. Es empfiehlt sich auch, eine Attrappe des Objektives während der Zeit, die man nicht im Versteck verbringt, zu montieren, damit die Vögel nicht durch ein neues „Objekt“ abgeschreckt werden. Im Garten habe ich einen geeigneten Platz ausgewält, um das Tarnzelt und den „Futterast“ zu platzieren. Der Platz sollte nicht zu schattig sein und idealerweise in der Nähe von Bäumen, Hecken o.ä. sein, damit sich die Vögel langsam dem Futter nähern können.
Situation.jpg Situation_2.jpg
(Wie man sieht reicht schon ein recht kleines Stückchen Garten aus, wenn man gewisse Abstriche wie den Duft des Komposthaufens usw. in Kauf nimmt:).). Das Tarnzelt ist nicht sehr geräumig, aber es reicht, um einige Zeit darin auszuhalten. Neben dem Objektiv habe ich einen kleinen Schlitz offen gelassen, um einen Ausblick nach vorne auf den Futterast zu haben, ohne durch die Kamera schauen zu müssen.
Tarnzelt.jpg
Den „Futterast“ stelle ich etwas weiter weg als die Nahdistanz meines Objektives ist. Jedes Objektiv besitzt eine „Nahdistanz“, welche nicht unterschritten werden darf, damit der Autofokus der Kamera noch funktioniert oder das Objektiv überhaupt scharf gestellt werden kann. Die minimale Distanz findet man leicht selber, wenn man sich einem Objekt mit der Kamera nähert und dabei mit dem Autofokus kontinuierlich auf das Objekt scharf stellt. Ab einer gewissen Distanz funktioniert der Autofokus nicht mehr. Beim Platzieren des „Futterastes“ achte ich auch darauf, dass sich hinter dem Ast mindestens noch einmal dieselbe Distanz -besser die doppelte Distanz- wie von der Kamera bis zum „Futterast“ nichts befindet. So ergibt sich im späteren Bild ein schön „verwischter“ unscharfer Hintergrund.


Kameraeinstellungen
Vögel sind flink, sehr flink sogar, deshalb muss auch die Kamera entsprechend vorbereitet sein, damit ein scharfes Bild gelingt. Ich nutze normalerweise den Modus „Blendenpriorität“ AV (Bei Canon, wie dies bei Nikon usw. heisst, weiss ich leider nicht) und versuche, mit Blenden zwischen f5.6 und f8 zu fotografieren. Die Belichtungszeit sollte dabei 1/160 Sekunde (auf stabilem Stativ!) nicht unterschreiten. Schon dieser Wert ist recht kritisch, um keine Bewegungsunschärfe im Bild zu erhalten, ich habe damit jedoch gute Erfahrungen gemacht. In der Regel wird man die ISO hoch setzen müssen, um die erwähnten Werte zu erhalten. Nur bei vollem Sonnenschein wird man mit ISO 100 durchkommen. Viel Sonne eignet sich jedoch kaum für ansprechende Portraits. Weiter stelle ich die Kamera auf Serienbild und setze die Autofokuseinstellung auf die kontinuierliche Scharfstellung AI Servo (wieder nur die Canon-typische Bezeichnung). Und zum Schluss wähle ich nur das mittlere Fokusfeld für die Fokussierung aus, da dieses meist am genauesten fokussiert und ich die genaue Kontrolle über den Fokus habe. Als Objektiv empfiehlt sich natürlich ein Objektiv mit möglichst grosser Brennweite (300mm und mehr). Ansonsten muss man schon sehr nahe ran und wird trotz Versteck möglicherweise die Vögel abschrecken.


Das erste Bild
Zuerst mache ich ein Bild nur vom Ast ohne Vogel. Damit ist das Objektiv schon mal auf den Ast und den später darauf sitzenden Vogel „vorfokussiert“ und ich kann den Hintergrund und mit dem Histogramm die Belichtung kontrollieren.
erstes_Bild.jpg
Nun gilt es nur noch zu warten, bis sich die ersten Vögel auf dem Ast niederlassen, um ans Futter zu gelangen.


Aufnahmen
Landet tatsächlich ein Vogel auf dem Ast, muss alles sehr schnell gehen. Nach zwei, drei Sekunden sind die meisten Vögel schon wieder weg. Erschwerend für die Aufnahme kommt hinzu, dass der Fokus genau auf dem Auge des Vogels sitzen sollte. In der kurzen Zeit während sich der Vogel auf dem Ast befindet gilt es also, mit dem mittleren Fokusfeld möglichst auf das Auge des Vogels zu zielen und dabei den Auslöser gedrückt zu halten, um eine Serie von Bilder zu schiessen. Klar ist dabei viel Ausschuss dabei. In der Regel erhält man jedoch doch die eine oder andere scharfe Aufnahme mit dem Vogel in einer schönen Pose.
Pose-1.jpg


Nachbearbeitung
Da oft mit einem etwas höheren ISO-Wert fotografiert werden muss, ist der erste Schritt bei der Nachbearbeitung des Bildes am Computer eine Entrauschung. Es reicht dabei, nur den Hintergrund zu entrauschen. Dies wird durch Maskierung des Vogels und Ausschluss von der Entrauschung erreicht. Meistens erhöhe ich auch noch die Dynamik (ca. +20 bis 30 in Lightroom) und erhöhe etwas den Kontrast im Bild. Je nach Motiv sind auch noch lokale Abdunklungen oder Aufhellungen notwendig. Durch die Wahl des mittleren Fokusfeldes befindet sich der Vogel immer in der Mitte des Bildes, was gestalterisch meistens eher langweilig wirkt. Als Abschluss beschneide ich deshalb das Bild, um eine etwas spannendere Komposition zu erreichen.
Beschnitt.jpg


Das finale Bild
Und zum Schluss wieder hier das finale Bild:
Final.jpg

Fazit
Ohne etwas Vorbereitung wird man kaum zu einem natürlichen Vogelbild kommen (ausser man besitzt ein sehr langes Teleobjektiv, mit dem die Tiere auf grössere Entfernung fotografiert werden können.). Mit geringem Aufwand und etwas Zeit gelingen aber schon ansprechende Aufnahmen. Im obigen Beispiel wären noch etwas besseres Licht (war heute nicht gerade ideales Wetter zum Fotografieren) und ein etwas optimierter Ansitzast von Vorteil. Aber zur Demonstration des Vorgehens und was damit erreicht werden kann reichts hoffentlich:).


Weiterführende Informationen
Wer sich für diese Art der Vogelfotografie interessiert, dem sei die Seite von Alan Murphy ans Herz gelegt. Er vertreibt auf der Seite auch zwei sehr gute Ebooks und Videos zum Thema Vogelfotografie. Leider sehr teuer, dafür aber auch sehr nützlich
 
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Freshcoeur

Cripps Pink
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Zwischendurch wieder mal ein Bildbearbeitungs-Making-of mit ähnlichem Vorgehen wie beim Making-of aus Beitrag 2, aber mit ein paar zusätzlichen Techniken.

Ausgangslage
Ich campierte im Sommer am Tomasee in den Urner Bergen (Schweiz). Ein Bild des Sees am Morgen habe ich hier schon veröffentlicht. Auf dem Rückweg zum Oberalppass erlebte ich einen wundervollen Sonnenaufgang, den ich fotografisch festhalten wollte.

Das erste Bild
Ich montierte meine Kamera auf dem Stativ und machte ein Foto direkt in die Sonne. Die Belichtung passte ich so an, dass im Himmel keine hellen Bereiche überbelichtet wurden (ausser natürlich die Sonne) und so strukturlose Stellen im Himmel verhindert werden konnten. Der Helligkeitskontrast zwischen Himmel und Boden war sehr hoch, deshalb „versank“ alles „Irdische“ in tiefem Dunkel. In Lightroom passte ich Zuhause zuerst den Weissabgleich an (unten rechts im Bild). Dieser war in der Kamera auf „Automatisch“ gestellt und lieferte ein viel zu „kühles“ Bild (unten links im Bild). Ausserdem korrigierte ich noch ganz leicht die „Lichter“ & „Weiss“ und erhöhte etwas die Dynamik und den Kontrast. Grundsätzlich korrigiere ich in Lightroom im ersten Schritt nur die „Mängel“ der Kamera, da das RAW-Bild of etwas flau und kontrastlos erscheint.
1-Belichtung-Himmel.jpg



Gestaltungsmöglichkeiten
Das Bild könnte unten kräftig beschnitten werden und gäbe dann schon mal eine nette „Silhouttenaufnahme“ mit den dunklen Bergen im Vordergrund und dem feurigen Himmel. Ich mag allerdings solche Aufnahmen nicht besonders, weil denen meistens irgendwie die Stimmung fehlt. Ich wollte auch etwas vom unmittelbaren Vordergrund mit sichtbar im Bild haben. Ich machte deshalb noch eine weitere Aufnahme, bei der ich die Belichtung dem Boden im Vordergrund anpasste. Der Himmel wurde so natürlich überbelichtet (unten links im Bild). Das plumpe Aufhellen des Vordergrundes beim ersten Bild hätte die Qualität des Bildes stark beeinträchtigt.
2-Belichtung-Boden.jpg


Grundbearbeitung
Wie beim ersten Bild änderte ich den Weissabgleich in einen warmen Ton und machte noch ähnliche Korrekturen wie beim ersten Bild (oben rechts im Bild). Ausserdem schärfte ich das Bild unter „Details“. Ich verwende üblicherweise bei „Betrag“ einen Wert zwischen 70 und 100 und bei „Radius“ einen Wert von 0.6 bis 1.0. Auch hier korrigiere ich nur die leichte Unschärfe die den meisten RAWs eigen ist.



Weitere Bearbeitung
Ebenenüberblendung: Für die weitere Bearbeitung exportierte ich die beiden Bilder als Ebenen nach Photoshop. Das auf den Himmel belichtete Bild legte ich dabei auf die obere Ebene (1) und aktivierte diese durch Anklicken. Danach fügte ich eine schwarz gefüllte Ebenenmaske durch Klick auf das Maskensymbol mit gedrückter alt-Taste (2) hinzu. Die Ebenenmaske erscheint auf der aktivierten Ebene (3) und da die ganze Maske schwarz ist, wird die obere Ebene komplett ausgeblendet (Eine Ebenenmaske blendet schwarz gefärbte Bereiche aus, weiss gefärbt bleiben angezeigt). Mit dem Pinsel malte ich nun weisse Farbe bei voller Deckkraft auf die Ebenenmaske (4) wo der Himmel der oberen Ebene eingeblendet werden soll. Im Bild erscheint deshalb nach jedem Pinselstrich der „dunklere“ Himmel. Die Maske muss nicht sonderlich genau sein (5).
3-Ebenenmaske.jpg
Im nächsten Schritt machte ich einen Doppelklick auf die Ebenemaske (1). Es öffnet sich das „Eigenschaften“-Fenster der Ebenemaske. Dort erhöhte ich den Wert bei „Weiche Kante“, bis eine schöne Überblendung vom weissen zum schwarzen Bereich der Maske entstand (In diesem Bild 450px). Im Bild zeigt sich das darin, dass kein Unterschied mehr zwischen den zwei überblendeten Ebenen nun mehr sichtbar ist. Die Hauptarbeit ist nun getan.
4-Weiche-Kante.jpg

Für die jetzt weiter vorgestellten Schritte gibt es sicher jeweils verschiedene Möglichkeiten in Photoshop. Ich stelle einfach das Vorgehen vor, welches ich benutzte.

Farbbalance: Der Vordergrund war mir noch zu wenig „warm“ und noch etwas zu hell. Um dies zu korrigieren fügte ich eine „Farbbalance“-Einstellungsebene durch Klick auf das Symbol bei (1) ein. Die neue Einstellungsebene legte ich zwischen die beiden bestehenden Ebenen, so beeinflusst sie nur die untere Ebene mit dem Vordergrund. Alle Tönen (Lichter/Tiefen/Mitteltöne) korrigierte ich etwas hin zu einem „wärmeren“ Rotton (2). Anschliessend setzte ich den Ebenenmodus von „Normal“ auf „Multiplizieren“ (3). Dadurch wird der ganze Vordergrund abgedunkelt. Da mir das Resultat etwas zu stark war, ändere ich noch die Deckkraft der Ebene bis es passte (4).
5-Farbbalance.jpg

Lokales Aufhellen: Als nächsten Schritt fügte ich eine neue Ebene zuoberst auf dem Ebenenstapel ein (1, im Bild unten sind alle anderen Ebenen ausgeblendet.). Die gesamte neue Ebene füllte ich mit einem 50%-Grauton und setzte danach den Ebenenmodus auf „Weiches Licht“ (2). Mit einem Pinsel mit weisser Farbe und niedriger Deckkraft -ich verwende üblicherweise 10 bis 20%- (3) hellte ich alle Bereiche mit den Steinen durch übermalen auf. Bei mehrmaligem Übermalen nimmt die Helligkeit zu (Die anderen Ebenen hatte ich dabei natürlich wieder eingeblendet um überhaupt etwas zu sehen, wo ich malen soll.) Auf die gleiche Art könnte ich nun noch mit schwarzer Farbe Bereiche abdunkeln, was ich hier jedoch nicht machte.
6-Burn_Dodge.jpg

Kontrasterhöhung: Als weiteren Schritt - das Erhöhen des Kontrastes im Bild- mussten zuerst alle bisherigen Ebenen auf eine zusätzliche Ebene reduziert werden. Dies geschieht durch die Tastenkombination Shift-Alt-Cmd-E. Danach erscheint auf dem Ebenenstapel zuoberst eine neue Ebene mit einer Kopie des bisherigen Bildes. Das Umstellen des Ebenenmoduses auf „Weiches Licht“ führt zu einer starken Steigerung der Sättigung und des Kontrastes (1). Um dies etwas abzuschwächen verringerte ich die Deckkraft der Ebene (2). Da die Kontraststeigerung nur die hellen Bereiche des Bildes beeinflussen soll, öffnet ein Doppelklick auf die Ebene (Nicht auf das Vorschaubild oder den Namen der Ebene) das Ebenenstilfenster. Unter „Ausblenden“ verschob ich die beiden „Schwarzregler“ bis nur noch die hellen Bereiche von der Kontrastverstärkung betroffen sind (3).
7-Kontrast.jpg

Ortoneffekt: Der sogenannte „Ortoneffekt“ bringt etwas Glühen und Scheinen ins Bild. Das Vorgehen ist genau gleich wie bei der vorherigen Kontrasterhöhung (neue Ebene mit gesamten Bild, Ebenenmodus ändern, Deckkraft anpassen und den Schwarzregler korrigieren) ausser das die ganze Ebene noch mit dem Filter „Gausscher Weichzeichner“ weichgezeichnet wird (Ich verwendete einen Wert von 40px.)
8-Orton.jpg

Beschnitt: Zum Schluss noch schnitt ich links und recht zwei kleine Schneefelder im Hintergrund vom Bild weg, die mich etwas störten. Die hätte ich auch "wegstempeln" können, aber ich mag das Stempeln und dadurch die Verfälschung der vorgefundenen Realität nicht besonders. Manchmal ist es jedoch unumgänglich :eek:.
9-Beschnitt.jpg

Das finale Bild
So sieht nun das endgültige Bild aus:
10-Final.jpg


Fazit
Mit etwas „Basteln“ in Photoshop sind bei Fotos gegen die Sonne auch Bilder mit dem gesamten Kontrastumfang möglich. Vorausgesetzt sind aber zwei oder mehrere genau belichtete Ausgangsbilder.
 
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Freshcoeur

Cripps Pink
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So, dann hätte ich hier wieder mal ein Making-of eines Bildes. Und zwar möchte ich hier mal die Umwandlung in Lightroom eines Farb- in ein Schwarz-Weiss-Bild zeigen.

Ausgangslage
Das Bild entstand auf einer Tour im Sommer zum Tomasee. Der Tomasee liegt in den Urner Alpen (Schweiz) und ist offiziell die Quelle des Rheins. Bei einer Berghütte machte ich Rast und einen Steinwurf davon entfernt befand sich ein kleiner Tümpel, in dem sich die Bergkette dahinter spiegelte. Spiegelungen sind oft ein "dankbares" Motiv und so machte ich auch ein paar Aufnahmen davon.


Das erste Bild
Für die Aufnahme verwendete ich einen Polfilter. Ich verwende diesen selten, weil damit bei weitwinkligen Aufnahmen die Gefahr besteht, dass der Himmel durch unterschiedliche Polarisation unterschiedlich blau, also "fleckig" wird. Etwas kräftigere Farben lassen sich auch später noch durch Anheben der Dynamik oder der Sättigung ins Bild bringen. Ein Effekt - und meiner Meinung nach der Hauptgrund für die Verwendung eines Polfilters - ist die Eigenschaft, dass durch den Filter Spiegelungen gemildert werden. Bei diesem Bild wollte ich etwas von den Steinen auf dem Grund des Tümpels sehen und mit dem Polfilter eliminierte ich da teilweise die Spiegelung der Wolken auf der Oberfläche des Tümpels.
1.jpg

Der Himmel ist auf dem Bild sehr flau, da er überbelichtet ist und eigentlich wäre da ein Verlaufsfilter nötig gewesen, um eine gleichmässige Belichtung sicherzustellen.


Gestaltungsmöglichkeiten
Da trotz der Überbelichtung des Himmels keine Stelle davon "ausgebrannt" ist, wäre auch noch in der Nachbearbeitung am Computer die Möglichkeit, einen "Digitalen Verlaufsfilter" in Lightroom anzuwenden, um den Himmel abzudunkeln. Ich entschloss mich jedoch, das Bild in ein Schwarz-Weiss-Bild umzuwandeln, weil ich mir dachte, die zum Teil noch schneebedeckten Berge so gut zur Geltung kommen.


Grundbearbeitung
Der erste Versuch, für die Schwarz-Weiss-Umsetzung die Vorgaben von Lightroom Im Bibliotheks-Menü unter "gespeicherte Vorgaben" zu benutzen, fand ich nicht zufriedenstellend. Mir waren die Berge und der Himmel zu flau.
2.jpg

Also wechselte ich ins Entwickeln-Menü und nahm ein paar Anpassungen in den Grundeinstellungen vor.
3.jpg


Weitere Bearbeitung
Die Umwandlung ins Schwarz-Weiss-Bild erfolgt im Entwickeln-Menü unter "HSL / Farbe / S/W". Nach einem Klick auf "S/W" wird das Bild in Schwarz-Weiss dargestellt. Die Umwandlung mit den voreingestellten Werten ähnelt der Version, welche bereits über die Vorgaben erreicht worden wären:
4.jpg

Ich veränderte nun vorallem den Blau-, Lila- und Magentakanal, um den Himmel dunkler zu kriegen. Da der Himmel etwas überbelichtet war brauchte es eine maximale Korrektur, um diesen schön dunkel zu machen. Durch Aufhellung des Grün- und Gelbkanales wurden die Berge im Hintergrund aufgehellt, damit ein schöner Kontrast zwischen Himmel/Vordergrund und den Bergen entsteht:
5.jpg

Zum Schluss fügte ich noch zwei digitale Verlaufsfilter hinzu. Mit dem ersten hellte ich den Stein im Vordergrund etwas auf und verstärkte den Kontrast noch leicht:
6.jpg

Mit dem zweiten Verlaufsfilter wendete ich dieselben Korrekturen mit etwas anderen Werten noch an den Bergen im Hintergrund an:
7.jpg



Das finale Bild
Mit dieser Version der Schwarz-Weiss-Umwandlung war ich dann zufrieden:
Final.jpg


Fazit
Die Umwandlung eines Farbbildes in ein Schwarz-Weiss-Bild durch einfaches Entsättigen der Farben führt oft zu keinem befriedigenden Ergebnis. Farben, welche sehr verschieden sind und sich klar voneinander abgrenzen können nach einer Entsättigung sehr ähnliche Grauwerte annehmen und deshalb das Bild flau erscheinen lassen. Durch gezieltes Verändern der Farbkanäle lassen sich Kontraste im Schwarz-Weiss-Bild gut beeinflussen um die Grauwerte der Farben klarer voneinander abzugrenzen.
 
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Reaktionen: HerrR und markthenerd

Freshcoeur

Cripps Pink
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Aber ich habe Spass daran, Informationen zu teilen. Wenn die für den ein oder die andere nützlich oder interessant sind, reicht mir das. Wenn nicht, bin ich auch nicht traurig und beende das unnütze Zeugs;).
Dann schliesse ich hier mal mit einem etwas anderen, ganz kleinen "Making of..." eines Portraitbildes einer Steingeiss den Thread ab:

Aufnahmesituation

Gesamt.jpg



Das finale Bild
Steingeiss.jpg


Das wars. Danke allen, die sich am Thread beteiligt haben!
 
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