Tja, was soll dann Dein Beitrag darstellen? Vermeintliche Stammstisch-Parole vs. Wunschdenken?
Das 'Hocheskalieren', das Du benennst, mag in der Theorie eine wunderbare Möglichkeit sein, Probleme zu bereinigen. In der Praxis kann das aber auch schlicht darin münden, dass dann nicht nur
ein unmittelbarer Vorgesetzter, sondern gleich
zwei vor Dir stehen, um sich nach Belieben (wie Price es andeutet) über Dich lustig machen und Dir im Grunde deuten: dann geh doch…
Eine solche Abfuhr kann einem indes selbst bereits als Mitarbeiter in einem kleinen Apple-Store geschehen; auch wenn man berechtigte Kritik äußert. Über frendliches 'Hocheskalieren' wird da dann schallend gelacht. Alles andere ist Wunschdenken (und bestenfalls die Umsetzung eines guten, anstrebenswerten Ideals). Dass Herr Price nebensächlich anmerkt, dass wenigstens das Essen bei Apple gut ist, verstehe ich dann auch eher als ironische Anmerkung, worauf es bei Apple eben ankomme.
Wie es bei Apple indes wirklich aussieht, wissen indes nur Apple-Mitarbeiter. Über Herrn Price irgend etwas abfälliges zu äußern, ist da jedenfalls sehr gewagt. Denn eines ist nunmal klar: Kritik über die Betriebs-Menthalität ist nicht neu bei Apple und Herr Price ist kein Einzelfall, wie bereits festgestellt wurde. Nur beglaubigte Berichte direkt von/über Jobs zeugen noch von einem widerlicheren Charakterbild. Da will man Herrn Price eigentlich dann auch nicht unterstellen, er habe nicht versucht, seinen Job zu erhalten. Wir wissen obendrein zu wenig Einzelheiten über diesen Einzellfall, dürften aber doch davon ausgehen, dass man so eine Anstellung nicht leichtfertig drangibt.
DAS IST LEIDER HEUTZUTAGE ÜBERALL DAS SELBE, wieso sollte es also bei Apple anders sein: Faule Mitarbeiter, die scheinbar unzuverlässig sind, aber glauben, sie hätten "die Weisheit mit´m Löffel g´fressen", viel Geld verdienen, aber trotzdem flexible Arbeitszeiten haben wollen, usw.. - alleine die Tatsache, dass er das tolle Essen in der Apple-Kantine erwähnt zeigt doch klar seine Prioritäten.. - und dann einfach gehen, ein ganz schönes "Häferl" ist der..
So so, 'so' sei es also überall? Und Du bist ein fleißige Arbeitsbiene? Weißt Du denn, was wirklich bei Apple abgeht? Und selbst wenn es tatsächlich Mobbing dort gibt - für Dich ist es in Ordnung und Grund, sich herablassend über jemanden zu äußern, der darüber etwas sagt?
Oder doch mal Zeit, innezuhalten, womöglich berechtigte Kritik stehen zu lassen? So als zivilisierter Mensch mit Würde, der auch anderen Menschen würdevollen Umgang und Arbeits/Lebensbedingungen zubilligt, die es Wert sind, hinterfragt und auch verändert zu werden - auf den Menschen hin und nicht auf dessen Verwertbarkeit in der Industrie? (Charlie Chaplin war eben doch seiner Zeit vorraus, ich sag nur '
Moderne Zeiten', sowas finden heute viele Menschen richtig toll; also nicht den Film, sondern die Dystopie, in der sie leben).
Also, gleich mal gegen gegen Arbeitende wettern, die ihrer Arbeit nachkommen wollen? Gegen Menschen, die aber auch kein Mobbing erleiden wollen (sei es auch nur das Witzeln von Vorgesetzten über einzelne Untergebene?). Oder gegen Leute, die ihre Weisungsbefugnisse missbrauchen oder gar Unternehmenskultur schädigen? Für was entscheidet man sich da? Also als Mensch, der Ansprüche von Würde und Lebensrecht anerkennt - Zivilisation also?
Oder doch nur: Willkommen, ihr fleißigen Arbeitsbienen - akzpetiert die neo-liberale Austauschbarkeit eines jeden Menschenlebens. Funktioniert oder sterbt, nehmt Unbill als Normalität hin - nur lebt ja nicht, stellt keine Ansprüche, tretet nicht aus dem Glied, Gleichschritt, Unterordnung, Ausbeutung! Na ja, bei 'gutem Essen' hört sich Kritik ja fast schon absurd an, gell? Immerhin Apple-Essen.
Derweil sind sie in den USA sogar schon so hirngewaschen, dass sie lieber freiwillig auf gewerkschaftliche Vertretung verzichten... Vermutlich auch bei gutem Essen.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/chattanooga102.html
Da freut sich dann auch der Neo-Liberalist dass die Menschen wie treue Bienen brav zur Arbeit gehen, sich unter Druck setzen lassen und es genügend Leute gibt, die jede Eigen-Rührung von Mitmenschen noch als 'Aufmucken' vorauseilend mit Schweigen oder Herabsetzung abstrafen, Ausscherende als Faule und Störenfriede kaltstellen.
Aber, hey, ist das wirklich eine gesellschaftliche Entwicklung, deren Teil Du sein willst? Ist Arbeit und Funkionieren Dein Leben? Soll am Ende Deines Lebens wirklich auf Deinem Grabstein stehen: Er hat all die Anstrengungen vergangener Generationen, die für ihn u.a. gewerkschaftlich für bessere Arbeits/Lebensbedingungen gekämpft haben, abgewiesen... Er wollte nur 'funktionieren', seinem Chef tief im Allerwertesten stecken, mobbte mit ihm Untergebene, machte sich (vorauseilend und ohne weitere Kenntnis über Hintergründe) lustig über Kritiker - er funktionierte und drehte das gesellschaftliche Rad zurück: zurück in eine neue Form der Lohn-Sklaverei... Neo-Liberalismus - Heil für die Mitläufer.
Ja, Frau Thatcher war weitsichtig, als sie Mitte der Siebziger begann, gezielt Gewerkschaften zu zerschlagen, Bildung und Ausbildung abzubauen, Einwanderung zu befördern, um schlicht die Solidarität der Arbeitenden dadurch zu schwächen. Dafür ist sie diverse Deals eingegangen. Hier war es u.a. Schröder, der sich an diesem Verbrechen versuchte (und sogar äußerst erfolgreich damit war, unsere Gesellschaft damit nachhaltig zu schädigen). Ein WDR5-Feature spricht diesbezüglich zu Recht vom
'ökonomischen Putsch'.
Denn es wurde eine Ausbeutungs-Agenda etabliert, die heute - wie es scheint - sogar in den Köpfen vieler Arbeitsbienen zur Normalität geworden ist. Eine vertane Chance einer ganzen Generation, sich dem zu widersetzen, um das Leben zu feiern, auch nur ansatzweise zu würdigen. Ja, das sind die treuen Konsum-Abhängigen und Arbeitsbienen von heute. Und, wehe, da schert einer aus. Dann noch bei Apple... Wenn schon Ausbeutung und Mobbing, dann doch lieber bei gutem Essen und als Teil einer Firma, die auf gute Fassade Wert legt?
Ach, bestimmte Leute möchte man doch einfach auch nur mal für ein Jahr nach Foxconn schicken (wobei ein freiwillig aufgenötigtes, 'soziales Jahr' in einem Altenpflegeheim in Deutschland vermutlich schon reichen würde). Danach ist man dann entweder noch funktions-kompatibler (und ganz stolz, danach auch andere leiden zu lassen) oder hinterfragt doch endlich mal: sollte unser kurzes Leben nicht etwas anders aussehen - und gälte es nicht, Teil einer Entwicklung zu sein, die andere Generationen mal erstritten haben? Wie mir scheint, können viele Menschen gar nicht umhin, Teil einer Entwicklung zu sein, die das zivilisatorische Rad wieder zurückdreht... Strammstehn, Weitermachen!
Na ja, runter von den Extremen und die Gäule gezügelt. Wir wissen letztlich zu wenig von den Hintergründen des konkreten Vorgangs um Herrn Price. So mal kurz zusammengefasst.
