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Der moderne FIlm oder Recyclingbaukasten für angehende Produzenten

proteus

Langelandapfel
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Eigentlich..
ja, eigentlich müsste Umweltminister Gabriel den Produzenten der Traumfabrik permanent Preise verleihen für äußerst schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Sie verschwenden keine Ideen, verplempern schon mal gar kein Geld für Neue, und beschränken sich ansonsten auf auspressen bestehender Inhalte bis zum letzten Rest.
Auch unser Wirtschaftsminister jubelt, wird der Bürger doch nicht mit Inhalten konfrontiert, die ihn eventuell beschäftigen und von der Steigerung des Bruttosozialproduktes ablenken.
Sogar das Privatfernsehen steht dem öffentlich rechtlichen in puncto "Auftrag" nicht mehr nach, haben Sie es doch geschafft, innerhalb einer Generation ein ganzes Volk dazu zu bringen, daß es sich noch nicht einmal erinnern kann, das Alles schon mal gesehen zu haben - trainiert durch eine endlose Abfolge grenzdebiler Talkshows in denen immer wieder das Gleiche läuft.

So weit so schlecht.

Jetzt ist es natürlich richtig, daß immer wieder neue Zuschauer heranwachsen und der heutige Star Wars Fan zu Zeiten der Originale noch nicht geboren war. Es ist auch nicht jeder ein Hardcore Filmfan und hat seit Nosferatu jede Dracula Interpretation gesehen ( Mir fiel letztens eine Indische Verwurstung in die Hände, die war wirklich gruselig. Da bekommt der Titel "Tanz der Vampire" eine ganz neue Bedeutung )
Und bestimmt gibt es heute Möglichkeiten, Dinge auf der Leinwand zu bringen, die vor 10, 20, 30 Jahren noch nicht möglich waren.

Und es gibt immer wieder Regisseure wie Jackson oder Zombie, die aus Respekt vor dem Original ein Remake drehen. Im Hollywood Jargon also entweder sagen wollen "Ich brauch ein größeres Haus" oder einen so kleinen Schniepel haben, daß Sie Ihre Komplexe durch das Messen mit den Großen kompensieren.

Bleibt noch die Spezies der sgn, Ikonen, die sich gleich selbst covern, was leider auch nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Carpenter mit seiner Flucht von diversen Inseln sei hier als Beispiel genannt.

Und letztlich, wird der geneigte Cineast einwenden, gab es Remakes und Fortsetzungen schon immer. Vieles, was heute kultisch verehrt wird, war nur ein Remake oder hielt sich nur in Fragmenten an die Vorlage.

Alles richtig und dennoch falsch. Kino hat in erster Linie mit Fantasie zu tun und erst in zweiter Linie mit Machbarkeit. Es ist auch hilfreich, wenn sich die Teilnehmer an dem Abenteuer Film mit dem Stoff identifizieren. Das macht Spiderman erträglich, während Hulk bestenfalls peinlich war, Herr der Ringe ein Klassiker wird und War of the Worlds ein seelenloses Vehikel eines zum Gutmenschen mutierten Weltverbesserers war.

Leider hat die Unart um sich gegriffen, daß Filme nicht mehr von Studios oder Produzenten gemacht werden, dafür sind sie längst viel zu teuer, sondern von Investmentgesellschaften, die die Erfolgsaussichten eines Filmes berechnen.
So haben wir Spiderman 17 ebenso zu befürchten wie Jonsies Enkel und, oh Schreck, Fast XXX Furios Transhitman 3-23.
Wir,die Zuschauer, machen diese Filme zu Erfolgen, wenn auch die Werbeetats mittlerweile das Budget weit übersteigen. Das bei dieser Anstrengung selten Geld für ein Drehbuch bleibt, eine durchgehende Story bei den heutigen Sehgewohnheiten sowieso eher lästig ist und die durchschnittliche Zielgruppe ( also 14-20) komplexen Sachverhalten nur noch folgen kann, wenn es um Katie Prices Hupen geht, kommt dem heutigen Filmemacher dabei eher entgegen.

Gleich einem bekannten gallischen Dorf hält natürlich der deutsche Film dagegen. Besonders stark sind wir bekanntlich bei "Lustspielfilmen", neudeutsch Comedys, wobei es den Protagonisten problemlos gelingt selbst das Niveau früher Rudi Carell oder Supernasen Filme zu unterbieten.
Und, siehe oben unter Talkshows, damit man das Vok auch bestimmt erreicht, läßt man die Rollen am besten von den lustigen ( hüstel) Gesellen spielen, die uns allabentlich auf der Bühne im Fernsehen begeistern ( schön wär´s) Und so tobt sich die muntere Schar, angeführt vom Zeugen Jehovas Olli Pocher und gefördert mit unseren Steuergeldern, in herrlichen Schwänken aus, nach denen es keinen mehr wundern darf, das die Deutschen keiner mehr so richtig ernst nimmt.
Und um ein wenig Internationalen Flair reinzubekommen, supporten unsere Hollywood Exporte.
Til Schweiger, der zugegeben neben den Komedis wirkt wie deNiro im Waldorf Theater Castrop Rauxel, oder Ralf Möller ( dem einer hätte sagen sollen, daß Arnie nicht nur Muskeln sondern auch Intelligenz besitzt und Ralfie halt 50 % dieser Eigenschaften fehlen ) oder Hannes Jaenicke.
Aber wir schweifen ab.

Bleibt also festzuhalten, es gibt drei Arten von Remakes :
Das sicherlich erfolgreiche, das eventuell erfolgreiche und das Remake, das nicht als solches erkannt wird, weil das Original schon so alt ist.
ergänzt wird dieser bunte Strauß recycelten Unsinns durch die Kategorie Ripp Off ( also die wenig verblümte Umgestaltung eines erfolgreichen Formats ) und Fortsetzung.

Wer sich wundert, das in der Auflistung das gute Remake fehlt, der möge mir eines benennen.

Es gibt sicherlich sehr ärgerliche Remakes ( ich muss mal wieder I am Legend nennen ) und weniger ärgerliche ( sagen wir mal Halloween ) und einen ganzen Haufen langweiliger ( The Fog )

Auffällig ist dabei besonders, daß in den letzten Jahren verstärkt Horror und SF Filme "verbessert" wurden, als neuster Rohrkrepierer entpuppte sich Prom Night.

Unter diesem Aspekt muss man auch die verkappten Remakes betrachten, die entweder den alten Titel benutzen, um von dessen Bekanntheit zu partizipieren ( Assault ) oder uns unter neuem Titel alten Inhalt verkaufen ( Cabin Fever )
Besonders perfide ist die Spezies der Wurstkessel, die so allerlei mixen und deshalb nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Danny Boyle mit seinen 28 Filmen sei hier angeführt. Man nehme einen alten Bart und peppe ihn durch ein paar lustige Kameraeffekte auf .-voila. Und selbst das ist nicht neu, Argento und de Palma haben das schon in den 70ern ( besser) gemacht.

Ich möchte einfach nicht glauben, daß alle guten Geschichten schon erzählt sind und wenn es gute gibt, diese nur noch schlecht verfilmt werden ( Man under Fire, schudder)
Ich brauche auch nicht den pseudointelektuellen Autorenfilm, nichts gegen ein bißchen hirnlose Action. Aber so dummdreist wie Transformers kam noch nicht mal Seagal in seinen Anfangstagen daher.

Und dann noch, woran sich diese Haderlumpen vergreifen. The Day the Earth stood still, der erste Film des kalten Krieges, in dem die Ausserirdischen keine Matschkopfmonster waren und den irdischen Jungfrauen an die Wäsche wollten. ( Kleine Anekdote am Rande - in der Vorlage ist Gort , der Roboter, der Führer und Klaatu der Diener ) Die Vögel. Spätestens die versauten Psycho Ripp Offs haben gezeigt, daß man sich nicht an allem vergreifen sollte.
Ich befürchte des weiteren, daß alle Helden meiner Marvel Kindheit demnächst auf der Leinwand erscheinen ( der Ameisenmann und Aquarius gegen Osama bin Laden ) und Indie im Rollstuhl durch die Pyramiden rast. Aber Citizen Kane ist schon geplant, und dann wird es wirklich schlimm!

Everybody want´s to make a movie - and my stupid brother too Orson Welles.