Moin!
Sorry, aber der o.g. Link ist doch eigentlich, nunja, sagen wir mal: "schwach" - zumindest wenn es darum geht, damit das Vorgehen in irgendeiner Art und Weise zu rechtfertigen.
Was sind denn die Kernaussagen des Artikel?
1. Das Thema ist schon länger bekannt (3. Absatz)
Das ist kein Argument. Es ist sogar häufig so, dass ein Umstand sich erst bei seiner x-ten Erwähnung dazu aufmacht, wirklich publik zu werden. So oder so ist es aber definitiv keine Erklärung oder Rechtfertigung für irgendwas. Immerhin wird das aber auch im Ansatz im vierten Absatz selbst zugegeben.
2. Die Daten werden bisher nirgendwo hin gesendet (5. Absatz ff.)
Joar, der Autor beschreibt aber zugleich, dass Apple dieses Recht durchaus mit dem Kunden vereinbart hat. Dass Apple dieses Recht bisher nicht genutzt hat, ist ja schön und gut - sie könnten es aber nach Belieben ändern. Just in dieser Sekunde. Das ist so ähnlich wie mit Autoversicherungen: Auch wenn ich noch nie einen Autounfall hatte, schließe ich (bzw. muss es sogar) eine Versicherung, für den Fall *dass* mal etwas passiert. Aber einzig, dass *bisher* nichts war, gibt mir keine Sicherheit - nicht mal statistisch betrachtet. Insbesondere, da ich hier nicht selbst darüber entscheiden kann - es obliegt Apple, die Daten künftig zu beziehen und zu nutzen.
3. Andere tun es auch (Absatz 8)
Japp, insbesondere Mobilfunkanbieter müssen die Daten sogar erheben. Teilweise gibt es hierfür technische Gründe, teilweise auch rechtliche. Ist es aber ein Unterschied, ob ein Netzanbieter de jure dazu verpflichtet ist oder ob ein Hersteller privatrechtlich bestimmte Daten zur weiteren Nutzung erhebt. Immerhin wird in Absatz 9 erwähnt, dass man nicht nur auf Apple achten sollte - nur taugt diese Aussage nicht als Rechtfertigung für die Erhebung durch Apple. Im Gegenteil: Sofern es hier eine rechtswidrige Erhebung der Daten gab, gehört *gerade aufgrund dieser Erhebung* zu Recht der Finger erhoben und die entsprechenden Schritte einzuleiten. Natürlich trifft das auch auf jeden anderen zu, egal ob Microsoft, Nokia, Google oder Samsung - aber aktuell betrifft es nun mal Apple.
4. Es gibt schlimmere Apps (Absatz 11)
Mit der gleichen Argumentation könnte man Schusswaffen legalisieren - Atomwaffen sind schlimmer. Wie absurd das ist, ist offensichtlich - und jedenfalls kein Argument, einen schwächeren Verstoß nicht ebenso zu ahnden.
Und nun mal eine ganz persönliche Anmerkung dazu:
Ich halte nichts von der aktuellen Panikmache die vielerorts betrieben wird. Trotz meist völliger Abstinenz irgendwelcher genauen Informationen, wird da sonst was alles behauptet. Insofern wäre es angemessen, zumindest erst mal die Situation, inkl. der belegbaren Informationen, zu analysieren und kritisch zu hinterfragen. Dann sollte man ebenso mal abwarten, was Apple denn dazu kommunizieren wird und ob es nicht z.B. einfach nur eine nicht deaktivierte Testroutine o.ä. ist. *Danach* kann man dann immer noch nach Teeren und Federn schreien, sagen dass man es ja schon immer gewusst habe oder oder oder...
... oder man stellt danach fest, dass das Löschen von Datenbanken aus blindem Aktionismus, vielleicht sogar schädliche Nebeneffekte haben könnte...
Aber egal wie viele Geräte man so von Apple einsetzt, wie gut diese sind und wie zufrieden man damit sein mag: das macht Apple nicht besser oder schlechter als andere Hersteller, insofern gilt es auch die eigene "Lieblingsmarke" einfach immer wieder mal kritisch zu hinterfragen. Das schadet nie.
Eile, Panik und mangelde Informationen waren jedenfalls noch nie ein guter Ratgeber - blindes Vertrauen aber ebenso wenig.