ATEP398 Die Macht über Entwickler und das Hausrecht

Jan Gruber

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Anfang Februar kochte die Diskussion rund um die Datensammel-Anwendungen von Google und Facebook hoch. Apple hat prompt darauf reagiert und den Konzernen die Zertifikate entzogen - doch was bedeutet das für Apple und die anderen Konzerne?

Mit diesem Schritt hat Apple vor allem eines getan: einen Warnschuss abgegeben. Viel mehr war es letzten Endes nicht. Facebook wurden die Zertifikate für etwa zwei Tage entzogen, Google für einen.

Die Situation entwickelte sich dabei wie folgt: Meldungen häuften sich, dass Facebook eine App anbietet, die den kompletten Verkehr eines Smartphones abhört. Diese Anwendung adressierte vor allem Jugendliche, für 20 US-Dollar im Monat traten sie ihre Daten ab. Die Anwendung war Invite Only bzw. ein Schneeballsystem und stand nicht im Store zur Verfügung. Stattdessen wurde sie über das Enterprise Zertifikat von Facebook ausgeliefert. Doch nicht nur Facebook zeigt sich hier als schwarzes Schaf, auch Google hat so eine Anwendung im Angebot. Die wurde dann zwar "freiwillig" entfernt, dennoch reichte es für einen Warnschuss von Apple.

Enterprise Zertifikate sind tatsächlich für die Distribution von Apps außerhalb des Stores gedacht, allerdings für andere Anwendungsfälle. Das Ziel ist es, interne Apps zu verteilen – zum Testen oder einfach für den internen Ablauf. So bietet Facebook darüber auch den Busfahrplan oder den Speiseplan für den Campus an, Anwendungen, die generell im App Store wenig Sinn ergeben würden.

Schmeißt sie doch endlich raus!
Wie immer werden hier schnell die Meldungen laut: Apple hätte Facebook doch endlich dauerhaft aus dem App Store verbannen sollen. Die Bedingungen würden dies hergeben, Facebook hätte dauerhaft das Zertifikat entzogen werden können. Am Ende würde sich Apple damit aber ins eigene Fleisch schneiden.

Wir brauchen euch doch!
Denn eigentlich benötigt Apple Facebook und Google, vielleicht sogar mehr als die Anbieter selbst. Klar, der Konzern aus Cupertino hat mittlerweile weit über eine Milliarde iOS-Geräte verkauft und bietet damit eine sehr große und interessante Plattform an. Auf der anderen Seite ist ein Smartphone ohne Apps nur die Hälfte des Spaßes.

Wenn der Konzern nur Smartphones ohne Facebook, Google und meinetwegen Uber anbietet, dann werden die Kunden abwandern, für die diese Dienste essenziell sind. Am Ende dürften das nicht wenige sein,...

Die Frage der Darstellung
Zudem möchte ich auch die Darstellung des Falls gerne einmal in Frage stellen. Immer wieder las ich von "Schnüffelapps" und das ist simpel falsch. Facebook hat diese Anwendung als "Marktforschungsapp" bezeichnet und kommt der Realität damit deutlich näher. Kein Nutzer wurde ohne sein Wissen geheim und dubios abgehört. Die Nutzer stimmten zu und wurden dafür entlohnt. Die Praxis an sich mag fragwürdig sein, letztendlich setzen aber sogar Staaten diese ein. Ein Beispiel? Der Test zur automatischen Gesichtserkennung am Südkreuz. Dort gab es 20 Euro Amazon-Gutscheine.

Daten haben sie alle,...
Natürlich ist die Menge an Daten, die Google und Facebook haben, kritisch zu betrachten und im Zweifel muss hier etwas unternommen werden. So erkennen die Firmen Trends deutlich früher und treffen passende Entscheidungen. Facebook hat Instagram und WhatsApp gekauft - für erhebliche Beträge -, am Ende dürfte sich die Übernahme aber ausgezahlt haben. Die Entscheidung wurde sicher auch auf Grundlage der gesammelten Daten getroffen.

Letztendlich hat aber jeder Konzern, der Infrastruktur betreibt, Daten und wird diese auch nutzen. Wie sieht es hier eigentlich mit Amazon aus? Mit AWS stellt Amazon sehr viel Infrastruktur für das Internet bereit, die gerne von Start-ups genutzt wird. Berichten zufolge wertet Amazon hier auch "die erfolgreichen" Start-ups aus und investiert dann auf der anderen Seite wieder in sie.

Wie war das mit dem geschlossenen Store noch mal?
Außerdem muss Apple in dieser Diskussion stark aufpassen, dass nicht doch vor Gericht die "Installation aus unbekannter Quelle" eines Tages durchgesetzt wird. Doch das ist ein Thema für eine andere Episode,...

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