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Apple veröffentlicht jährlichen Zulieferer-Bericht

Christian Blum

Goldrenette von Blenheim
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Jedes Jahr veröffentlicht Apple einen ausführlichen Bericht über die Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern, die hauptsächlich aus dem asiatischen Raum kommen und wo völlig andere Zustände die Norm sind als in Europa oder den USA. Um einigermaßen Kontrolle über die teils ausbeuterischen Praktiken der dortigen Firmenbosse zu erlangen, prüfen Unternehmen wie Apple, Mars, HP und viele andere große Firmen akribisch und verdeckt die tatsächlichen Bedingungen, unter denen in ihrem Auftrag Ware gefertigt wird. Im "Apple Supplier Responsibility 2011 Progress Report" widmet sich Apple den oben genannten Punkten und fand folgendes heraus: In über 120 geprüften Standorten fanden die zuständigen Mitarbeiter an 18 Standorten unangemessene Arbeitsgebühren, die Nutzung des Lösungsmittels n-Hexan an einem schlecht belüfteten Standort, falsche Lohnabrechnungen und einen Bestechungsversuch vor. Zahlreiche Mängel beim Arbeitsschutz, wozu zum Beispiel fehlende Rauchmelder und ungesicherte Maschinen zählen und über 90 minderjährige Mitarbeiter fanden die Ermittler ebenfalls. Mit 42 Zulieferern kündigte Apple die Geschäftsbeziehung sofort, bei vielen anderen wurden inzwischen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergriffen. [PRBREAK][/PRBREAK]

Am Beispiel Foxconn sieht man, wie viel Erfolg derartige Untersuchungen haben können: Nachdem 2010 zahlreiche Selbstmorde die Öffentlichkeit erschütterten, reagierte Apple und vereinbarte mit dem Foxconn-Vorstand die Einrichtung einer psychologischen Betreuung für die Mitarbeiter und die Verlegung der Betriebe ins Hinterland, sodass die Arbeiter näher an ihren Familien wohnen.

Die Arbeit in Ländern wie China muss man sich völlig anders vorstellen als im europäischen Umland: Die Mitarbeiter wohnen oft zu tausenden in Wohnungen auf dem Firmengelände und sind während der Arbeitsphase völlig in den Betrieb integriert. Einige Wochen wird jeden Tag bis zu 13 Stunden (meist am Fließband oder an einer Station mit ständig wiederholender Aufgabe) gearbeitet, in der Firmenkantine gegessen und auf dem Firmengelände geschlafen. Zu ihren Familien, die oftmals zu 100 Prozent von dieser kräftezehrenden Arbeit angewiesen sind, können die Mitarbeiter aufgrund der oftmals sehr großen Distanz nur wenige Male im Jahr.

Nicht zuletzt aufgrund solcher Prüfungen sind Unternehmen mit einer selbst-übernommenen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern der ausländischen Zulieferer anderen Unternehmen mit eventuell niedrigeren Preisen vorzuziehen. Selbiges gilt auch für Nahrungsmittelkonzerne, die stets um Fair Trade und kontrollierte Herkunft der Rohstoffe bemüht sind.

Bildschirmfoto 2011-02-15 um 10.25.35.png
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

eminence

Alkmene
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"akribisch und verdeckt" und dann "Am Beispiel Foxconn sieht man, wie viel Erfolg derartige Untersuchungen haben können: Nachdem 2010 zahlreiche Selbstmorde die Öffentlichkeit erschütterten [...]"
Also ich halte das für ziemliche Widersprüche. Auch wenn sie nur stichprobenartig aber dann richtig akribisch und verdeckt nachgeprüft hätten, dann müssten eigentlich Missstände ins Auge gesprungen sein. Sonst wäre es nicht zu so vielen Suiziden gekommen. Ich halte es eigentlich nur für plumpe PR so wie bei allen anderen Großkonzernen auch, da ist Apple keine Ausnahme..
 

Niklas Marxen

Thurgauer Weinapfel
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Ich halte es eigentlich nur für plumpe PR so wie bei allen anderen Großkonzernen auch, da ist Apple keine Ausnahme..

Türlich isses plumpe PR. Musste erst jemand sterben, damit unserm Veganer Jobs auffällt, dass auch solche Sachen auf kurz oder lang den Umsatz drücken können. Aber so lang diese PR-Arbeit den Menschen dort hilft, solang Berichte erstellt werden, die offensichtlich objektiv sind (sonst wären sie nicht so schlecht ausgefallen) und solang Apple da jetzt rangeht, freuts mich für die Menschen und die Motive sind mir egal.
 

keinewerbung

Jonathan
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Es stellt sich die Frage, wie akribisch da genau geforscht wird! Denn egal was dabei rauskommt, es hat "negative" Auswirkungen für den Consumer Markt, also uns... man wird also nur das nötigste tun!

Zudem ist das ein Problem der Massenproduktion! Wenn die Jungs wirklich wollen würden, wären die Bedingungen schon längst sehr sehr viel besser!

Ich selber arbeite bei Siemens hier in China (nicht weit weg von Shenzhen... also da wo die Apple Teile herkommen).... Aber wenn die dort so arbeiten würden wie bei uns.. dann müssten wir das doppelte für die Apple Geräte hinlegen! Das will ganz sicher keiner!

Na ja.. ist nur noch eine Frage der Zeit bis sich das alles relativiert :) und dann heist es erstmal nur noch aller 4 Jahre einen neuen Rechner!
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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nope

ich will nicht ernsthaft behaupten es besser zu wissen, aber objektiv sind diese berichte ganz bestimmt nicht, es werden gerade soviele Misstände veröffentlicht, das sie dem bericht einigermassen zur authentizität gereichen, aber dem Ruf oder dem Aktienwert des Unternehmens nicht schaden.

Wer also glaubt, mit der unterstützung "solcher" Unternehmen sei schon etwas gutes getan, der ist meiner ansicht nach ganz schön naiv.
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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@ keinewerbung:

Hast du wohl recht, aber eigentlich muss es doch möglich sein das ganze ohne astronomische Preiserhöhungen zu realisieren, wenn mann die exorbitanten gewinnmargen Apples bedenkt!

Wir als konsumenten sollten eben mehr druck, im bezug auf die sozialen Umstände machen, und das in unsere Kaufentscheidung einbeziehen, erst dann wird sich wahrscheinlich ernsthaft etwas ändern.
 

eminence

Alkmene
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nope
[...] aber objektiv sind diese berichte ganz bestimmt nicht, es werden gerade soviele Misstände veröffentlicht, das sie dem bericht einigermassen zur authentizität gereichen, aber dem Ruf oder dem Aktienwert des Unternehmens nicht schaden.
Wer also glaubt, mit der unterstützung "solcher" Unternehmen sei schon etwas gutes getan, der ist meiner ansicht nach ganz schön naiv.
Sehe ich genauso. Wer würde sich den freiwillig richtig tief ins eigene Fleisch schneiden.. keiner! Deshalb ist auch schon etwas naiv zu sagen, toll das apple wenigstens das macht und dann nicht weiter nachdenkt (wobei das jetzt keine Unterstellung sein soll)
 

Smooky

Pommerscher Krummstiel
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...Wir als konsumenten sollten eben mehr druck, im bezug auf die sozialen Umstände machen, und das in unsere Kaufentscheidung einbeziehen, erst dann wird sich wahrscheinlich ernsthaft etwas ändern...

Tja, dann fang mal an den Deutschen dass mal einzutrichtern, mal schauen, ob dann die "Geiz ist geil" Mentalität sich so einfach wegradieren lässt.o_O Ich meine, dein Ansatz ist völlig richtig, wird aber Apple wenig beeindrucken.
 

benMac

Goldparmäne
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@smooky
Natürlich ist die "Geiz ist Geil" Mentalität fraglich, aber gerade bei Apple herrscht sie eigentlich nicht. Hier geben die Kunden wesentlich mehr für vergleichbare Hardware aus. Trotz dieser Tatsache und dem nicht zu verachtenden Gewinn den Apple macht, ist Apple eines von vielen Unternehmen, die die Arbeitsbedingungen nur interessieren wenn sie Medien wirksam sind.
 

Mattes_1

Bismarckapfel
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@Apflap: Welche Alternativen gibt es denn ?

Jeder Elektronikhersteller läßt in China oder vergleichbaren Ländern produzieren, entweder komplett oder zumindest Baugruppen. Bei keinem sind die wirklichen Arbeitsumstände von außen zu prüfen. Und willst Du nach 18 Monaten Deinen Rechner verkaufen, weil der Hersteller sich vielleicht einen anderen Zulieferer sucht, der Deinen moralischen Ansprüchen nicht ausreichend gerecht wird ?

Tatsache ist leider, dass wir die Billigware aus China etc. kaufen MÜSSEN, weil es keine andere mehr gibt. Das ist nur sehr bedingt eine Frage des Preises. Ein Notebook "made in Germany" (zum Beispiel) gibt es schlichtweg nicht.

Grüße

Mattes
 

jomi

Kleiner Weinapfel
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Ein sehr gut geschriebener Artikel (insbesondere die Schilderungen der Hintergründe). Vielen Dank dafür!

Ein kleines Missverständnis hat sich aber versteckt:
Mit 42 Zulieferern kündigte Apple die Geschäftsbeziehung sofort,

Im Bericht von Apple steht hingegen:
Of the ten facilities with underage labor violations, we found one that had hired a much larger number of underage workers—a total of 42. In addition, we determined that management had chosen to overlook the issue and was not committed to addressing the problem. Based on the poor likelihood of improvement, we terminated business with the facility.
Es handelt sich also um einen Zulieferer — der 42 zu junge Arbeiter hatte.
(Von Minderjährigen zu sprechen, wäre hier falsch, da in China Menschen ab 16 Jahren arbeiten dürfen.)
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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@Mattes_1:

Am besten währe es Natürlich die Produktionen regional, im Verhälltniss des Konsum-Aufkommens der jeweiligen Region, zu verteilen.
Aber das ist wohl noch sehr utopisch.

Für mich ist das vor allem eine Solidaritäts-Frage:

Ich habe nichts dagegen das in China Produziert wird, solange zu menschenwürdigen Bedingungen und löhnen Produziert wird.

Ausserdem sollte dies nicht nur überprüft werden sondern es sollten den jeweiligen Produzenten auch Unterstützungen an die Hand gegeben werden, mit denen die Präkarität vor Ort so gut wie möglich bekämpft werden kann.

Und natürlich lässt sich dass überprüfen, wenn nicht durch die Auftraggebenden dann doch zumindest mit Hilfe der Presse (mann denke an Journalisten wie Günther Wallraff, nur im globalen Maßstab).

Gerade im Zuge der heutigen Vernetzung und Informationsmöglichkeiten, haben wir doch besonders die Möglichkeit (und die Verantwortung) mitzubestimmen und uns für andere einzusetzen.

Anzunehmen wir seien den Verhälltnissen ausgeliefert, ist zwar bequemer, aber nichts anderes als Ignoranz, und die sollte mann sich, wie ich finde, im Zuge der immer wiederkehrenden weltweiten sozialen und ökologischen Unverhälltnisse absolut nicht leisten!
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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der ebige post ist natürlich nicht als unterstellung gegenüber Mattes zu verstehen.

nur damit keine missverständnisse aufkommen;)
 

Gokoana

Bittenfelder Apfel
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… Wir als konsumenten sollten eben mehr druck, im bezug auf die sozialen Umstände machen, und das in unsere Kaufentscheidung einbeziehen, erst dann wird sich wahrscheinlich ernsthaft etwas ändern.

Darf ich fragen, inwieweit Du als Konsument mehr Druck in Bezug auf die sozialen Umstände machst und das in Deine Kaufentscheidungen einbeziehst, um ernsthaft etwas zu ändern?
 

eminence

Alkmene
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Darf ich fragen, inwieweit Du als Konsument mehr Druck in Bezug auf die sozialen Umstände machst und das in Deine Kaufentscheidungen einbeziehst, um ernsthaft etwas zu ändern?
Wie ich so eine Einstellung hasse! Ist mir zu anstrengend, andere machen es auch nicht, also wieso sollte ich. *würg*
 

Dinofelis

Gast
Tatsache ist leider, dass wir die Billigware aus China etc. kaufen MÜSSEN, weil es keine andere mehr gibt. Das ist nur sehr bedingt eine Frage des Preises. Ein Notebook "made in Germany" (zum Beispiel) gibt es schlichtweg nicht.

Das ist richtig, und gilt noch viel mehr für USA und andere westliche Länder, deren Insassen alle miteinander das neueste Consumer-Gimmick (MediaMarkt-Ware) haben wollen, inklusive Apple-Hardware.

Allerdings ist Deutschland immer noch Weltmeister bei der Herstellung von Heavy-Metal-Maschinen, und das schließt die (eigene) Fertigung von Steuerungs-Bauelementen komplexer Art ein. Wobei die einzelnen Komponenten dann sicherlich wieder aus Asien kommen.
 

Apflap

Süsser Pfaffenapfel
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@ Gokoana:
Natürlich darfst du Fragen ;)

Also was Apple direkt betrifft muss ich gestehen, das ich mich noch nicht sehr lange mit Apples Schattenseite beschäftige, aber ich habe beispielsweise versucht in diesem thread eine Initiative/ Kampagne zu starten, was leider im sande verlaufen ist.

Außerdem versuche ich mich so oft wie möglich darüber zu informieren, was sich hinter einem Produkt oder einer Firma verbirgt!

Dementsprechend versuche ich beispielsweise bei lebensmitteln auf rgeionale und sesonale Produkte zu achten und kaufe zunehmend auch produkte die sich dem fairtrade oder der nachhaltigkeit verschrieben haben.

Aber auch bei meiner Kleidung achte ich inzwischen zunehmends darauf keine ausbeuterischen Produktionsverhälltnisse zu unterstützen und informiere mich über die Hersteller.

Auserdem dürfte dir doch klar sein das der Effekt eines solchen Konsumverhaltens vor allem kumulativ gemeint ist oder?
 

Gokoana

Bittenfelder Apfel
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... Auserdem dürfte dir doch klar sein das der Effekt eines solchen Konsumverhaltens vor allem kumulativ gemeint ist oder?

Unnötig, das gesondert zu erwähnen. Allerdings beginnt auch "kumulativ" bei jedem einzelnen und davon sind wir noch weit entfernt, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen oder eine bestimmte Person im Auge zu haben.

Leider ist es oftmals so, dass die Rufe "Es muss sich was ändern" sehr viel leiser sind, als die des inneren Schweinehundes, der mit dem Status quo ganz zufrieden ist.

Nichts für ungut.