- Registriert
- 25.01.12
- Beiträge
- 174
Lange schon warten wir darauf. Auf ein Glanzstück, etwas, dass uns wieder den Schweiß der glückseligen Aufregung auf die Stirn treibt. Lange schon warten wir auf ein One more thing. Denn irgendwie fehlt uns da doch noch etwas; zwischen iPhone 5 und MacBook, zwischen iPad und iMac. Die Gerüchteküche, in der regelmäßig Meldungen von iWatch und iTV aufgekocht werden, vermag unseren Hunger nach Fortschritt nicht zu stillen. Weil irgendwie ja doch nichts kommt. Aber auch, weil dieser Hunger nicht zu stillen ist. Mehr, schneller, besser und am besten sofort ruft der kleine Mann in unserem Kopf. Warum wir nicht zufrieden zu stellen sind und wie Apple unser Wunschbild von der Innovationsmaschine ausnutzt.[prbreak][/prbreak]
Apple-CEO Tim Cook bei einer Keynote. Der Blick eines Mannes, der Innovation zur Selbstverständlichkeit erklärt.
ideas4ios.com
[h2]„Die Innovationskraft bei Apple ist wohl auf, aber da geht noch mehr“[/h2]
Kein geringerer als der Apple-Chef selbst, Tim Cook, brach in seinem Interview mit dem Wall Street Journal diese Woche den Innovations-Duktus herunter. Auf Selbstverständlichkeit. Von einer natürlichen „Innovationskraft“ im Unternehmen ist da die Rede. Und dass da noch mehr ginge. Klingt gut. Klingt vor allem nach den alten Tagen, den Tagen, an denen ein gewisser Steve Jobs den Mac vorstellte oder sich ein neuartiges Telefon aus der Hosentasche zog. Die Meute war damals außer sich. Kunden, Journalisten, Anleger – alle lagen sich in den Armen. Die Aktie machte regelmäßig Sprünge, die Stores wurden zu einer Art Mekka und think different fortan ein Leitsatz für die, die Jünger genannt wurden. Natürlich steckte ein Masterplan dahinter, auch wenn die Wirtschaftlichkeit einer langfristigen Abhängigkeit von der Marke nicht als solche auf dem Kassenzettel deklariert wurde. Dennoch ist sie vorhanden. Mehr noch; die Frischlinge im Apple-Teich konsumieren nicht nur ein Smartphone oder Tablet. Sie bekommen etwas ganz anderes mitgeliefert. Wie oft nur zitiert man jenen berühmten Werbespot, unterlegt mit den heroischen Zeilen, nach welchen die, die verrückt genug wären, die Welt zu verändern, auch die seien, die es täten. Und wie stark nur ist diese Anziehungskraft eines Produktes, von dem gesagt wird, dass es das der Künstler und Andersartigen sei. Dieses Gefühl wird mitbezahlt, wenn das iPad Mini in die Einkaufstüte wandert. Man will vor allem dabei sein. Teil der klatschenden Schlange vor dem lokalen Apple-Store. Wir wollen mitschreiben, an der Erfolgsstory. Deshalb brauchen wir immer neue Gerüchte. Neuen Diskussionsstoff. Neue Produkte. Und kaum ist das 5S in Betrieb genommen, googeln wir nach der 6 hinter dem iPhone. Wir sind nicht zufrieden mit dem, was uns präsentiert wird. Das sind wir nie. Innovation – ob als Wandel, Neuheit, oder Vorsprung – kann also wie damals plakativ kommen, wie heute tröpfchenweise oder auch einfach gar nicht. Wir kaufen trotzdem. Und Apple weiß das.
[h2]„Here’s to the mistfits“[/h2]
Kann sich ein Unternehmen wie Apple heute wirklich alles erlauben, weil es sich in der Vergangenheit dazu entschied, Nutzer werbestrategisch automatisch zum Andersdenkenden zu machen? Zum Maler, Musiker und Designer? Es scheint Cupertino mittlerweile möglich, fernab der Definition für uns zu entscheiden, was tatsächlich als Innovation gilt. Denn Maler, Musiker und Designer erschaffen ja regelmäßig. Sie sind antreibende Kraft für wirklich Neues, für Anderes. Apple stellt nicht nur die Kundschaft auf eine Stufe mit großen Künstlern – sondern vor allem sich selbst. Damit ist sich natürlich leichter zu identifizieren als mit grauem Büroalltag, den Microsoft beinahe global mit PC-Anwendungen versorgt. Tim Cook sieht unter anderem das als Hauptgrund für den windows’schen Triumphzug. Zumindest gibt er das in Interviews wie dem letzten an. Doch steckt nicht auch hier Kalkül dahinter? Apple profitiert bis heute von diesem Ruf, die Kreativen unter uns zu bedienen und eben nicht die Working Class. Und wann immer diese scheinbar außenstehende kleine Gemeinde laut wird, nach Neuem ruft, wird auch geantwortet – mit beharrlichem Schweigen. Für Ankündigungen sind die Keynotes da. Das hat sich Apple so aufgebaut, das ist schon immer so. Auch Mysterien um kommende Produkte zu bauen, gehört dazu. Und seien wir doch mal ehrlich – wir lieben das.
[h2]„Oh, and one more thing“[/h2]
In den letzten Jahren gab es keine Produktrevolutionen mehr. Bestehendes wurde aufgeputscht und verbessert. Namen wurden geändert, Betriebssysteme optimiert. Apple hat begriffen, dass der Hunger der Kunden nicht gestillt werden kann. Auch nicht durch vermeintlich wirklich Neues wie einer iWatch. Die iWatch 2 wird nämlich folgen müssen. Das Unternehmen hat begriffen, dass es ohnehin als Innovator gilt und gelten wird. Und wir vor allem auf The thing after der großen Sache aus sind. Bis diese kommt, darf das das iPhone gerne nochmal ein S oder C hinter die Ziffer spendiert bekommen, das iPad zum Air werden und das OS X nach einen Surfspot benannt werden.
Warum also das One more thing nicht noch ein wenig hinauszögern. Wir Jünger werden weiterwarten. Ganz bestimmt.
Der Autor wird an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Vergangenes und Kommendes werfen. Ob ernst oder luftig – die Kolumne widmet sich den interessantesten Themen der Woche, rechnet gerne ab und dichtet noch lieber dazu. Der Apfelblick spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
Apple-CEO Tim Cook bei einer Keynote. Der Blick eines Mannes, der Innovation zur Selbstverständlichkeit erklärt.
ideas4ios.com
[h2]„Die Innovationskraft bei Apple ist wohl auf, aber da geht noch mehr“[/h2]
Kein geringerer als der Apple-Chef selbst, Tim Cook, brach in seinem Interview mit dem Wall Street Journal diese Woche den Innovations-Duktus herunter. Auf Selbstverständlichkeit. Von einer natürlichen „Innovationskraft“ im Unternehmen ist da die Rede. Und dass da noch mehr ginge. Klingt gut. Klingt vor allem nach den alten Tagen, den Tagen, an denen ein gewisser Steve Jobs den Mac vorstellte oder sich ein neuartiges Telefon aus der Hosentasche zog. Die Meute war damals außer sich. Kunden, Journalisten, Anleger – alle lagen sich in den Armen. Die Aktie machte regelmäßig Sprünge, die Stores wurden zu einer Art Mekka und think different fortan ein Leitsatz für die, die Jünger genannt wurden. Natürlich steckte ein Masterplan dahinter, auch wenn die Wirtschaftlichkeit einer langfristigen Abhängigkeit von der Marke nicht als solche auf dem Kassenzettel deklariert wurde. Dennoch ist sie vorhanden. Mehr noch; die Frischlinge im Apple-Teich konsumieren nicht nur ein Smartphone oder Tablet. Sie bekommen etwas ganz anderes mitgeliefert. Wie oft nur zitiert man jenen berühmten Werbespot, unterlegt mit den heroischen Zeilen, nach welchen die, die verrückt genug wären, die Welt zu verändern, auch die seien, die es täten. Und wie stark nur ist diese Anziehungskraft eines Produktes, von dem gesagt wird, dass es das der Künstler und Andersartigen sei. Dieses Gefühl wird mitbezahlt, wenn das iPad Mini in die Einkaufstüte wandert. Man will vor allem dabei sein. Teil der klatschenden Schlange vor dem lokalen Apple-Store. Wir wollen mitschreiben, an der Erfolgsstory. Deshalb brauchen wir immer neue Gerüchte. Neuen Diskussionsstoff. Neue Produkte. Und kaum ist das 5S in Betrieb genommen, googeln wir nach der 6 hinter dem iPhone. Wir sind nicht zufrieden mit dem, was uns präsentiert wird. Das sind wir nie. Innovation – ob als Wandel, Neuheit, oder Vorsprung – kann also wie damals plakativ kommen, wie heute tröpfchenweise oder auch einfach gar nicht. Wir kaufen trotzdem. Und Apple weiß das.
[h2]„Here’s to the mistfits“[/h2]
Kann sich ein Unternehmen wie Apple heute wirklich alles erlauben, weil es sich in der Vergangenheit dazu entschied, Nutzer werbestrategisch automatisch zum Andersdenkenden zu machen? Zum Maler, Musiker und Designer? Es scheint Cupertino mittlerweile möglich, fernab der Definition für uns zu entscheiden, was tatsächlich als Innovation gilt. Denn Maler, Musiker und Designer erschaffen ja regelmäßig. Sie sind antreibende Kraft für wirklich Neues, für Anderes. Apple stellt nicht nur die Kundschaft auf eine Stufe mit großen Künstlern – sondern vor allem sich selbst. Damit ist sich natürlich leichter zu identifizieren als mit grauem Büroalltag, den Microsoft beinahe global mit PC-Anwendungen versorgt. Tim Cook sieht unter anderem das als Hauptgrund für den windows’schen Triumphzug. Zumindest gibt er das in Interviews wie dem letzten an. Doch steckt nicht auch hier Kalkül dahinter? Apple profitiert bis heute von diesem Ruf, die Kreativen unter uns zu bedienen und eben nicht die Working Class. Und wann immer diese scheinbar außenstehende kleine Gemeinde laut wird, nach Neuem ruft, wird auch geantwortet – mit beharrlichem Schweigen. Für Ankündigungen sind die Keynotes da. Das hat sich Apple so aufgebaut, das ist schon immer so. Auch Mysterien um kommende Produkte zu bauen, gehört dazu. Und seien wir doch mal ehrlich – wir lieben das.
[h2]„Oh, and one more thing“[/h2]
In den letzten Jahren gab es keine Produktrevolutionen mehr. Bestehendes wurde aufgeputscht und verbessert. Namen wurden geändert, Betriebssysteme optimiert. Apple hat begriffen, dass der Hunger der Kunden nicht gestillt werden kann. Auch nicht durch vermeintlich wirklich Neues wie einer iWatch. Die iWatch 2 wird nämlich folgen müssen. Das Unternehmen hat begriffen, dass es ohnehin als Innovator gilt und gelten wird. Und wir vor allem auf The thing after der großen Sache aus sind. Bis diese kommt, darf das das iPhone gerne nochmal ein S oder C hinter die Ziffer spendiert bekommen, das iPad zum Air werden und das OS X nach einen Surfspot benannt werden.
Warum also das One more thing nicht noch ein wenig hinauszögern. Wir Jünger werden weiterwarten. Ganz bestimmt.
Der Autor wird an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Vergangenes und Kommendes werfen. Ob ernst oder luftig – die Kolumne widmet sich den interessantesten Themen der Woche, rechnet gerne ab und dichtet noch lieber dazu. Der Apfelblick spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
Zuletzt bearbeitet: