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Feature Apfelblick | Kolumne #1: Als die Innovation zum Dogma wurde

Till Eckert

Kaiser Wilhelm
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Lange schon warten wir darauf. Auf ein Glanzstück, etwas, dass uns wieder den Schweiß der glückseligen Aufregung auf die Stirn treibt. Lange schon warten wir auf ein One more thing. Denn irgendwie fehlt uns da doch noch etwas; zwischen iPhone 5 und MacBook, zwischen iPad und iMac. Die Gerüchteküche, in der regelmäßig Meldungen von iWatch und iTV aufgekocht werden, vermag unseren Hunger nach Fortschritt nicht zu stillen. Weil irgendwie ja doch nichts kommt. Aber auch, weil dieser Hunger nicht zu stillen ist. Mehr, schneller, besser und am besten sofort ruft der kleine Mann in unserem Kopf. Warum wir nicht zufrieden zu stellen sind und wie Apple unser Wunschbild von der Innovationsmaschine ausnutzt.[prbreak][/prbreak]

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Apple-CEO Tim Cook bei einer Keynote. Der Blick eines Mannes, der Innovation zur Selbstverständlichkeit erklärt.
ideas4ios.com

[h2]„Die Innovationskraft bei Apple ist wohl auf, aber da geht noch mehr“[/h2]

Kein geringerer als der Apple-Chef selbst, Tim Cook, brach in seinem Interview mit dem Wall Street Journal diese Woche den Innovations-Duktus herunter. Auf Selbstverständlichkeit. Von einer natürlichen „Innovationskraft“ im Unternehmen ist da die Rede. Und dass da noch mehr ginge. Klingt gut. Klingt vor allem nach den alten Tagen, den Tagen, an denen ein gewisser Steve Jobs den Mac vorstellte oder sich ein neuartiges Telefon aus der Hosentasche zog. Die Meute war damals außer sich. Kunden, Journalisten, Anleger – alle lagen sich in den Armen. Die Aktie machte regelmäßig Sprünge, die Stores wurden zu einer Art Mekka und think different fortan ein Leitsatz für die, die Jünger genannt wurden. Natürlich steckte ein Masterplan dahinter, auch wenn die Wirtschaftlichkeit einer langfristigen Abhängigkeit von der Marke nicht als solche auf dem Kassenzettel deklariert wurde. Dennoch ist sie vorhanden. Mehr noch; die Frischlinge im Apple-Teich konsumieren nicht nur ein Smartphone oder Tablet. Sie bekommen etwas ganz anderes mitgeliefert. Wie oft nur zitiert man jenen berühmten Werbespot, unterlegt mit den heroischen Zeilen, nach welchen die, die verrückt genug wären, die Welt zu verändern, auch die seien, die es täten. Und wie stark nur ist diese Anziehungskraft eines Produktes, von dem gesagt wird, dass es das der Künstler und Andersartigen sei. Dieses Gefühl wird mitbezahlt, wenn das iPad Mini in die Einkaufstüte wandert. Man will vor allem dabei sein. Teil der klatschenden Schlange vor dem lokalen Apple-Store. Wir wollen mitschreiben, an der Erfolgsstory. Deshalb brauchen wir immer neue Gerüchte. Neuen Diskussionsstoff. Neue Produkte. Und kaum ist das 5S in Betrieb genommen, googeln wir nach der 6 hinter dem iPhone. Wir sind nicht zufrieden mit dem, was uns präsentiert wird. Das sind wir nie. Innovation – ob als Wandel, Neuheit, oder Vorsprung – kann also wie damals plakativ kommen, wie heute tröpfchenweise oder auch einfach gar nicht. Wir kaufen trotzdem. Und Apple weiß das.

[h2]„Here’s to the mistfits“[/h2]

Kann sich ein Unternehmen wie Apple heute wirklich alles erlauben, weil es sich in der Vergangenheit dazu entschied, Nutzer werbestrategisch automatisch zum Andersdenkenden zu machen? Zum Maler, Musiker und Designer? Es scheint Cupertino mittlerweile möglich, fernab der Definition für uns zu entscheiden, was tatsächlich als Innovation gilt. Denn Maler, Musiker und Designer erschaffen ja regelmäßig. Sie sind antreibende Kraft für wirklich Neues, für Anderes. Apple stellt nicht nur die Kundschaft auf eine Stufe mit großen Künstlern – sondern vor allem sich selbst. Damit ist sich natürlich leichter zu identifizieren als mit grauem Büroalltag, den Microsoft beinahe global mit PC-Anwendungen versorgt. Tim Cook sieht unter anderem das als Hauptgrund für den windows’schen Triumphzug. Zumindest gibt er das in Interviews wie dem letzten an. Doch steckt nicht auch hier Kalkül dahinter? Apple profitiert bis heute von diesem Ruf, die Kreativen unter uns zu bedienen und eben nicht die Working Class. Und wann immer diese scheinbar außenstehende kleine Gemeinde laut wird, nach Neuem ruft, wird auch geantwortet – mit beharrlichem Schweigen. Für Ankündigungen sind die Keynotes da. Das hat sich Apple so aufgebaut, das ist schon immer so. Auch Mysterien um kommende Produkte zu bauen, gehört dazu. Und seien wir doch mal ehrlich – wir lieben das.

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Die iPhone-Produktlinie. winsource.com

[h2]„Oh, and one more thing“[/h2]

In den letzten Jahren gab es keine Produktrevolutionen mehr. Bestehendes wurde aufgeputscht und verbessert. Namen wurden geändert, Betriebssysteme optimiert. Apple hat begriffen, dass der Hunger der Kunden nicht gestillt werden kann. Auch nicht durch vermeintlich wirklich Neues wie einer iWatch. Die iWatch 2 wird nämlich folgen müssen. Das Unternehmen hat begriffen, dass es ohnehin als Innovator gilt und gelten wird. Und wir vor allem auf The thing after der großen Sache aus sind. Bis diese kommt, darf das das iPhone gerne nochmal ein S oder C hinter die Ziffer spendiert bekommen, das iPad zum Air werden und das OS X nach einen Surfspot benannt werden.
Warum also das One more thing nicht noch ein wenig hinauszögern. Wir Jünger werden weiterwarten. Ganz bestimmt.

Der Autor wird an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Vergangenes und Kommendes werfen. Ob ernst oder luftig – die Kolumne widmet sich den interessantesten Themen der Woche, rechnet gerne ab und dichtet noch lieber dazu. Der Apfelblick spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
 
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Applefreak^2

Himbeerapfel von Holowaus
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Toller Artikel!
Bin zwar wirklich zufrieden mit dem was ich habe, bräuchte auch die nächsten Jahre nichts Neues, aber faszinierend ist es schon die Entwicklung zu verfolgen, auch wenn ich in letzter Zeit nicht mehr ganz dahinter stehen kann. Aber wer weis, das kann sich auch schnell wieder ändern.
 

padrak

deaktivierter Benutzer
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Guter Artikel, der wunderbar aufzeigt, wie krank dieses System mittlerweile ist. Und Millionen machen das freiwillig mit. Ich finde das nicht spannend, sondern traurig.
 
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dr-eisbach

Becks Apfel (Emstaler Champagner)
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Naja, die Suppe hat sich Apple doch selber eingebrockt...als Apple 2007 das iPhone vorgestellt hat hat sicher noch niemand nach iPhone2 gegoogelt...Apple selbst hat die Latte nunmal sehr hoch gelegt, indem sie in kurzen Abständen neue Phones rausgebracht haben und in wenigen Jahren diverse Produktkategorien komplett umgekrempelt haben.

Die Geister die ich rief...

Viele Grüße

Mark
 

larsfreiburg

Apfel der Erkenntnis
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Ja, Till: Das läßt sich gut an! Ich freue mich auf die kommenden Kolumnen von Dir. Die dürfen sogar noch länger und ausführlicher werden (wenn Du Zeit und Lust dazu hast...)! Daumen hoch!!
 

HeinerM

Galloway Pepping
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Schön zu lesen. Lassen wir uns überraschen
 

iFönler

Ingol
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Nette Kolumne...

Innovationskraft, oder eher die Gier der Anleger? Welches ist denn das eigentliche Problem bei Apple, der Wirtschaft im allgemeinen?

Nach wie vor ist Apple eines der innovativsten Unternehmen, zumindest für mich. Innovationen müssen nicht immer plakativ sein, in Form neuer Produkte, Innovation drückt sich auch in Weitsicht aus. Für Anleger mag Innovation mit Weitsicht weniger attraktiv sein, man nehme nur die 64 bit Architektur eines A7 und spinne den Gedanken dahinter weiter, aber am Ende führt auch diese zum Erfolg.
Oder einen Mac Pro aus 2013, welcher tatsächlich eine Marschrichtung für den Aufbau der Desk Rechner in nächster Zeit vorgeben kann. (Lösung zur Abfuhr der Wärme).

Innovationskraft, oder Gier der Anleger? Apple kann präsentieren was es will, am Ende geht der Blick zur Börse und erst dann wird entschieden wie innovativ das Neue am Ende war. Wäre das System zu Zeiten des ersten iPhone schon so krank gewesen, wie es heute ist, es hätte auch das erste iPhone keine Innovation dargestellt, denn da muss es doch immer höher, besser, weiter gehen...gelle?
 
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bluefirex

Rhode Island Greening
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Gibt's einen Grund dafür, dass das iPhone 2G und 3G im BIld kleiner dargestellt ist? 2G bis 4S hatte doch exakt die selbe Größe...
 
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olemax

Adams Parmäne
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Starker Artikel. Und innovativ, weil nicht so bekloppt blind wie die meisten Äußerungen zum Thema.
 

Ragnir

Adams Parmäne
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Jau, tolle Schreibe! Gefällt.

Bis auf die „Mistfits“. ;)
 

Schomo

Zehendlieber
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Also mal die Füße auf dem Boden halten. Apple produziert nur irgendwelche Devices. Der Hype ist schon lange vorbei. Was soll denn da kommen? Die iWatch? Puhhh da müssen Entwickler sich ja richtig anstrengen. Apple erfindet das Rad auch nicht neu. Die kaufen ihren Kram ja eh in China ein. Ach nein sie bauen ja ihr das Glas für ihre iPhones und iPads jetzt selber, damit nicht mehr so viele Kratzer auf dem Display sind. Aber wie lange hat man so ein Teil dass genügend Kratzer überhaupt entstehen? Die neuesten Superprodukte wie der MacPro ist gelinde gesagt total an den Kunden vorbei produziert, wer braucht die Gurke? Da bringen sie thunderbolt groß raus, machen aber nix für die Peripherie. Warum baut Apple keine Docks und andere Erweiterungen? Wo sind denn die tollen neuen Produkte? Und vor allem wo kann man sie kaufen?
 

Carrera124

Gast
Ich brauche derzeit keine Super-Duper-Innovationen von Apple. Mir würde es schon reichen, wenn das iPhone weiter konsequent verbessert würde. Und zwar nicht mit irgendwelchem Chi-Chi, sondern mit Dingen die in der Praxis wirklich einen Nutzen bringen. Beispielsweise die Empfangsqualität, die ist im Vergleich mit meinem alten Nokia-Phone eher mau. Wo mein E51 (im gleichen Netz) noch ordentliches 3G empfängt, rudert das iPhone schon hilflos mit EDGE herum. Gleichs gilt für die Sprachqualität - die freundliche Ansagerin der Mobilbox klingt mit dem E51 glockenhell-klar und knackig, mit dem Iphone dagegen recht dumpf (wiederum gleiches Netz am gleichen Ort).
 
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Bödefeld

Starking
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Sehr schön geschriener Artikel! :)

Bezeichnet sehr gut die Thematik, aber was fehlt, ist meiner Meinung nach auch der Einfluss der Medien. Durch ständige Berichterstattung über neuangemeldete Patente, potentiell bevorstehende Produkte, wird auch eine gewisse Erwartungshaltung auf Verbraucherseite geschürt, vielleicht eher gesagt bestärkt.
Man darf nicht vergessen, dass das iPhone so revolutionär war, wie lange vorher kein Produkt.
Und 3 Jahre später kam mit dem iPad ein Gerät heraus, dass quasi im Alleingang die Post-PC-Ära einläutete.
Was ich sagen will ist, dass Apple es durchaus schafft, Innovation vor allem sinnvoll am Markt zu platzieren. Erwartet wird aber, dass dies jedes Jahr geschieht.
Erstens ist das, wie auch in der Kolumne beschrieben, aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht in Apples Interesse, und das kann man ihnen ja auch nicht zum Vorwurf machen.
Zweitens jedoch benötigt das alles ja auch seine Zeit für Entwicklung, Forschung, Durchsetzbarkeit auf dem Markt, und der Durst nach immer neuem, bahnbrechendem, noch-nie-da-gewesenem ist scheinbar eh unstillbar, selbst wenn jedes Jahr eine neue Produktkategorie auf den Markt käme.
 
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iByrd

Macoun
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Gut geschriebene Kolumne, vielen Dank!

Ich denke die Innovation Apples liegt nicht darin neue Produktfamilien zu veröffentlichen, sondern diese in einem runden, funktionierenden Service einzubinden - den sich Apple auch sehr gut bezahlen lässt.

Vor dem iPhone gab es bereits Smartphones, vor dem iPad bereits seit Jahren Tablets, eine "iWatch" wird - sofern sie erscheinen sollte - auch erst nach mehreren Smartwatches der Apple-Konkurrenz vorgestellt.

Für diese Gadgets interessiert sich ohnehin nur eine kleine Menge von Menschen und da werden immer wieder absurde Kämpfe zwischen diesen Geräten aufgeführt. Apple bietet mit dem iPhone viele Funktionen nicht, die die Konkurrenz bereits verkauft (z.B. Speed Dial beim Android Sense 5 von HTC, das ich schon praktisch finde) oder führte sie erst einige Zeit danach ein (z.B. Notification Center, Kurzeinstellungsmenü). Apple bietet diese Dinge dann intuitiv und reif an - hinkt bei der Einführung aber der Konkurrenz meist hinterher.

Liebe Grüße,
iByrd