Lautstärke und Lautheit

Zettt

Doppelter Melonenapfel
Registriert
16.10.05
Beiträge
3.374
atr-psychoakustik3-banner.gif


"Ich hör doch was ich hör!" Teil 3

Hallo liebe Leser,

Nachdem wir uns die letzten beiden Male mit dem Hören beschäftigt haben möchte ich die Serie nun in eine dritte Runde schicken. Heute beschäftigen wir uns mit Lautstärke und Lautheit bzw. allgemein mit der Frage. Wie laut hören wir?

Zunächst dürfte es die meisten wohl erstmal wundern das ich zwei Begriffe hier einführe. Lautstärke und Lautheit...ist das nicht das selbe? :oops:
Nein das ist es leider(???) nicht.

Was ist dann Lautstärke?
Lautstärke bezeichnet in der Tontechnik ein Signal dessen Pegel anhand gewisser messbarer Kennmerkmale abgetastet wird. Ganz einfach gesagt. Wir haben doch sicher alle schonmal eine Stereoanlage gesehen auf der diese lustig zitternden Anzeigen zu finden sind. Wieviel Bass gerade vorherrscht oder wieviele Mittenfrequenzen mir gerade um die Ohren fliegen.
Vielleicht kann man sich auch aus dem ein oder anderen Musikvideo erinnern in dem eines dieser grossen Mischpulte gezeigt wird auf dessen Oberfläche diese LED-Ketten umher flimmern.
In Wirklichkeit ist es aber so, dass wir Menschen diese schnelle, ruckartige Lautstärkeänderung nicht wahrnehmen können.

Ein kleines Beispiel aus dem wahren Leben.
Es gibt Signale die so kurz und gleichzeitig so laut sind das Mensch sie nicht wahrnehmen können.
Wir stellen uns eine Fabrikhalle vor. Dort liegt eine grosse Metallplatte. Schlägt man mit einem Hammer auf diese Platte wird ein Ton erzeugt der so "Spitzpegelig" ist das es uns das Trommelfell davon zerreissen kann. *Uff* :oops: Also, habt Acht vor grossen Metallplatten!

Hört ihr mich noch?
Gut. Dann lasst uns doch weiter machen. Wie ist die Lautstärke denn nun eigentlich definiert?
Wikipedia schrieb:
Der Lautstärkepegel ist ein Vergleichsmaß. Er beschreibt, welchen Schalldruckpegel ein Sinuston mit einer Frequenz von 1000 Hz haben müsste, damit dieser genauso laut empfunden wird wie der betrachtete Schall.
Das bringt uns doch schon ein Stückchen weiter. Aber noch besser wird es wohl durch folgende Grafik:

250px-Akustik_db2phon.jpg

Entnommen Wikipedia

Diese schönen Kurven nennt man auch "Kurven gleicher Lautstärke".
Was bedeuten sie?
Die Kurven gleicher Lautstärke sind eigentlich schnell erklärt. Wir nehmen uns einfach die unterste (die schwarze) vor und beginnen unsere Betrachtung bei 2kHz. Dort sieht man das der Schalldruckpegel wohl ungefähr 0 dB (für die Fanatik dB SPL) sein dürfte. Diese unterste Kurve nennt man auch Hörschwelle. Dort fangen wir an zu hören. Diese Kurve ist benannt 3 phon.
Wikipedia schrieb:
Das Phon ist die Maßeinheit der psychoakustischen Größe Lautstärkepegel. Neben der Lautheit in Sone wird der Lautstärkepegel in Phon dazu benutzt, die empfundene Lautstärke zu beschreiben, mit der ein Mensch ein Schallereignis als Hörereignis wahrnimmt.
Folgen wir der "3 phon"-Kurve Richtung Bassbereich. Also etwa bei 50 Hz (0,05kHz) erreicht der Lautstärkepegel bereits 40 dB an Schalldruck. Ich wiederhole mich: DAS IST DIE HÖRSCHWELLE. Wir hören laut dieser Grafik einen 50 Hz Sinus erst sobald er 40 dB laut geworden ist.
Am empfindlichsten hören wir Menschen im Mittenband. Also so etwa von 300 bis 5.000 Hz. Das ist auch nicht verwunderlich. Das ist auch der Hauptaktionsteil unserer Stimme. Telefone etwa arbeiten sogar nur mit einer Frequenz von ca. 300 Hz bis 3.000 Hz. Ich freue mich immer wenn ich einen Anruf bekomme und mich derjenige freudig mitteilt:
Kollege schrieb:
Ey magste mal mein' neuen Track hören?
Zettt schrieb:
Klar. Schickst nen mir vorbei oder...
Und schön "dröhnt" es mir um die Ohren
Kollege schrieb:
...und geil oder?
Zettt schrieb:
Hat bisschen wenig Bass findest nicht?
*SCNR*
Zurück zum Thema. Auf der anderen Seite fallen die Kurven ebenfalls wieder ab. Zu den Höhen hin hören wir ebenfalls wieder schlechter. Schade.

Wir wissen also jetzt, das wir Menschen bei verschiedenen Frequenzen unterschiedlich laut hören.
Was hat das mit dem Eingangs erwähnten LED-Zappel-Meter zu tun?
Das träge Menschenohr kann die Lautstärkeänderung nicht wahrnehmen. Also muss es doch irgendwas geben was dies letztendlich doch mal sichtbar macht. Kennt ihr noch diese alten sogenannten "VU-Meter"? Nochmal die Mischpulte...dort sind sie meist eingebaut. Anstatt eine LED-Meters benutzt man aber einen Zeiger der in der Mitte festgemacht ist. Ähnlich der Geschwindigkeitsanzeige in einem Auto. Treffender Vergleich übrigens. Ein Auto kann auch nicht innerhalb von "sofort" auf 0 km/h abbremsen. Und ähnlich ergeht es unserem Ohr. Es bildet sozusagen einen Mittelwert des gerade vorherrschenden.
Technisch ist es so, dass diese VU-Meter technisch gewisse Vorschriften über "Hin- und Rücklaufzeit" (es dauert aber einige Millisekunden, bis wir überhaupt mal etwas hören ;)). Leider habe ich diese aufgrund mangelnder Internetkonnektivität nicht parat. Aber es gibt sicher den einen oder anderen hier im Forum der es schlicht besser weiss als ich.
Um es aber kurz zu machen. Dieses VU-Meter zeigt das an, was wir Menschen wirklich hören - rein lautstärkemässig. Man sagt auch oft es würde den "Durchschnitt" zeigen.

Technische Bedeutung
Darauf möchte ich in einer späteren Ausgabe meiner Aufgabe "Tontechnik für Anfänger" näher kommen. Es ist so, dass man versucht die Durchschnittslautstärke, auch RMS genannt, hoch zu "bekommen" um beim "Kunden" lauter anzukommen bzw. besser verstanden zu werden. Doch mehr ein andermal...
 
  • Like
Reaktionen: hpsg und iMacuser91

CRiMe

Englischer Kantapfel
Registriert
07.12.06
Beiträge
1.072
Der Hammer (wie immer). ;)

*DickesKomplimentDaLass*
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
Registriert
10.01.05
Beiträge
6.077
und was is nun lautheit?
oder hattest Du die beiden worte synonym benutzt?
ich dachte an loudness. das is ja in der tat was anderes als volumen. wäre schön, da ein paar unterschiedlichkeiten dazu gelesen zu haben.
 

shasha

Fießers Erstling
Registriert
07.01.07
Beiträge
131
Wie immer halt, einfach nur perfekt ;)
Aber ich fand das Thema mit dem "Coktail-Party Effect" besser.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
Registriert
10.01.05
Beiträge
6.077
Wie immer halt, einfach nur perfekt ;)
Aber ich fand das Thema mit dem "Coktail-Party Effect" besser.

ist in hinsicht des menschlichen gehörs interessant, weil wir in der tat in der lage sind, uns im tumult auf eine schall-/signalquelle zu konzentrieren.
achte mal im kreuz-und quergespräch an einem tisch mit allein nur 4 personen drauf, wenn 2 und 2 personen sich untereinander unterhalten, fällt es schwer, sich auf seinen einen gesprächspartner zu konzentrieren.
 

Hallo

Gast
Bemerkenswert bei dem Thema Lautstärke ist auch noch der Effekt, dass wir verzerrte Töne subjektiv als lauter wahrnehmen als unverzerrte Töne. Von daher kann es nämlich sein, dass der voll aufgedrehte Ghetto-Blaster einem lauter vorkommt als die PA auf dem letzten Konzert etc.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
Registriert
10.01.05
Beiträge
6.077
stimmt! wir neigen dazu, so einen zerrsound dann als "hässlich" zu bezeichnen.
 

Hallo

Gast
An der oben dargestellten Kurve wird auch sehr schön ersichtlich, dass unser Ohr in dem Bereich um die 3 kHz am empfindlichsten ist. Das ist auch der Bereich, bei dem die lärmbedingte Schwerhörigkeit beginnt. Das ist aber auch der Bereich in dem wir verbal kommunizieren. Daher ist auch die Schwerhörigkeit so schlimm, weil der Bereich der verbalen Kommunikation nicht mehr verstanden wird. Daraus folgen viele weitere Probleme psychologischer Art (wie z.B. Ängste, das Gefühl zu vereinsamen etc.).
Von daher ist es wichtig, seine Ohren vor zu großer Lautheit zu schützen.
 

Zettt

Doppelter Melonenapfel
Registriert
16.10.05
Beiträge
3.374
und was is nun lautheit?
Das träge Menschenohr kann die Lautstärkeänderung nicht wahrnehmen. Also muss es doch irgendwas geben was dies letztendlich doch mal sichtbar macht. Kennt ihr noch diese alten sogenannten "VU-Meter"? [...] Ein Auto kann auch nicht innerhalb von "sofort" auf 0 km/h abbremsen. Und ähnlich ergeht es unserem Ohr. Es bildet sozusagen einen Mittelwert des gerade vorherrschenden.
Technisch ist es so, dass diese VU-Meter gewisse Vorschriften über "Hin- und Rücklaufzeit". [...] Um es aber kurz zu machen. Dieses VU-Meter zeigt das an, was wir Menschen wirklich hören - rein lautstärkemässig. Man sagt auch oft es würde den "Durchschnitt" zeigen.
Durschnitt ;) soso... ;)
stimmt! wir neigen dazu, so einen zerrsound dann als "hässlich" zu bezeichnen.
Wie bitte? Verzerrung ist haesslich? Das glaube ich nicht...zumindest nicht hier...in diesem Teil von Deutschland. Ich glaube es auch nicht, da mir neulich ein juenglicher Gitarrenzupfer eine Spur zugeschustert hat welche alles andere als "clean" ist. Jetzt warte ich nur noch auf eine weitere Spur eines weiteren juenglichen Bass-Players welche ebenfalls vielleicht nicht so clean ausfaellt :p
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
Registriert
10.01.05
Beiträge
6.077
Jetzt warte ich nur noch auf eine weitere Spur eines weiteren juenglichen Bass-Players welche ebenfalls vielleicht nicht so clean ausfaellt :p

eieiei, asche auf mein haupt (falls Du mich meinst)!
ich habe das nicht aus den augen verloren. ich komme derzeit einfach zu nix.
 

Zettt

Doppelter Melonenapfel
Registriert
16.10.05
Beiträge
3.374
eieiei, asche auf mein haupt (falls Du mich meinst)!
ich habe das nicht aus den augen verloren. ich komme derzeit einfach zu nix.
Ja ich mein genau dich :p Aber keine Sorge. Wir kriegen das schon irgendwie hin. Die anderen Spuren kommen ja auch noch hinzu. Der andere Gitarrist ist kraeftig am werkeln und unser Saenger ist kaum zu bremsen :oops: - der junge Mann.
 

jesfro

deaktivierter Benutzer
Unvergessen
Registriert
04.01.04
Beiträge
6.914
ich dachte immer das hiesse power amplifier... ?
 

Stockwell

Jonagold
Registriert
12.08.04
Beiträge
18
Lautheit kann man nach dem Zwicker Verfahren ermitteln, dieses geht auf die Gehöreigenschften des Menschen ein, wie z.B. die Bandbreite des Geräusches.