Ich halte ja nichts von gendern, aber …

Jan Gruber

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Ich halte ja nichts von gendern, aber …
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Selten aber doch reizt es uns, Themen abseits von Apple zu kommentieren. Noch seltener werden wir politisch oder springen auf Wutbürger-Themen bzw. aktuelle Shitstorms auf – doch diesmal kann ich nicht anders. Ich möchte mich mit dem Thema der Geschlechterbilder, weit über das Thema gendern hinaus, beschäftigen. Am Ende ist – vielleicht – sogar Apple hier ein Thema?!

Das Thema gendern geht seit vielen Monaten durch das Internet. Was mit #Gamergate begann, ging später zu #MeToo – Themen, die sich schnell mit deutlich mehr als Gleichberechtigung beschäftigten. Die Meinungen hier sind vielfältig, inklusive der obligaten Übertreibungen beider Seiten. Zuerst möchte ich die Überschrift erläutern und vielleicht etwas Aufregung herausnehmen. Der Volksmund sagt, dass alles vor einem „aber …“ eine Lüge ist. So auch hier. Das soll keine schlechte Ausrede für eine Clickbait-Überschrift sein, sondern vielmehr ein – für mich – wichtiger Hinweis, der bei dieser Debatte nie vergessen werden darf: Von Meinungen von Medien über Politiker bis hin zu simplen Community-Beiträgen, oft ist das „aber …“ Motto anwendbar. Nein, das soll nicht der nächste Artikel eines Wutbürgers sein, sondern ein kleinlautes Nachdenken – auch über mein Verhalten und meine Arbeit.


Gendern in Artikeln


Eigentlich möchte ich das Thema „Gendern in Artikeln“ nur geringfügig streifen. Ich vertrete hier die klare Einstellung, nicht zu gendern, einige meiner Kollegen sehen das genauso. Ein Beitrag zum anhaltenden Sexismus? Meiner Meinung nach nicht, denn ich habe mir vor Jahren angewöhnt, generell keine Geschlechtsform zu nutzen. Ich habe kein Interesse daran, Männer oder Frauen separat oder gemeinsam anzusprechen, stattdessen vielmehr die gemeinsame Menge an „Menschen“.

Ein Beispiel? Ich schreibe nicht Studenten, sondern Studierende. Ein besseres Beispiel? Ich schreibe meistens nicht „unsere Leser oder Zuhörer“, stattdessen spreche ich von unserem Publikum – kleine Maßnahmen, die mich langes Training kosteten. Am Ende erfülle ich nicht das Kriterium des korrekten Genderns – aber den mir sehr wichtigen der Gleichberechtigung.


(Moderne) Rollenbilder?


Häufig lese ich Beiträge und Statements, dass sich doch ohnedies schon alles verbessert hat. Dem kann ich mich weitgehend anschließen. Frauen dürfen in Europa Auto fahren, wählen gehen und sind weitgehend selbstbestimmt. Ist das genug? Nein! Ich will jetzt nicht in den großen Chor des „Gender-Pay-Gap“ einstimmen, vielmehr möchte ich eine Beobachtung aus meiner Arbeit im Journalismus – in Wort und Schrift – bekannt geben.

Das Rollenbild der Frau wurde wesentlich moderner. Immer wieder gerne zeige ich hier ein Video einer alten Werbung:

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Sie stammt von Dr. Oetker und ist aus dem Jahr 1954. Während positiv bemerkt werden kann, dass immerhin (schon) eine arbeitende Frau gezeigt wird, zerbricht alles bei der Aussage: „Wir wissen ja – eine Frau hat zwei Lebensfragen. ‚Was soll ich anziehen?‘ und ‚Was soll ich kochen?‘“. Diese Zeiten sind vorbei, oder?


Werbung muss sich ändern


Und hier meine These: Nein, hat es sich eigentlich nicht. Ich schreibe seit über einem Jahr die Sektion „Klick and Snap“ in der wir versuchen, euch jeden Tag ein möglichst interessantes Angebot zu unterbreiten. Das ist nicht nur unserer Community aufgefallen, auch viele Händler und Hersteller kennen diesen neuen Bereich – und schicken mir Tag für Tag eine hohe zweistellige Anzahl an E-Mails mit Vorschlägen. Interessant sind hierbei oft nicht die Inhalte, sondern wie diese präsentiert werden. Ich betrachte jetzt seit über einem Jahr interessante Beifügungen wie „für den Mann“ oder „für die Frau“ und muss meine Beobachtungen teilen.

Das beste Beispiel kann ich aus dem Kontext von Mutter- und Vatertag geben. Für beide „Events“ gibt es natürlich die passende Werbelinie und passende Rabatte für diverse Produkte, auch im Bereich der Elektronik. Hier die Top Drei beworbenen / rabattierten Produkte, die mir zugesandt wurden:


  • Muttertag: Staubsaugerroboter, Küchenmaschinen und öh, …Spielzeug
  • Vatertag: Autozubehör, Bluetooth-Lautsprecher, Drohnen

Hier ist für mich ein klares Rollenbild erkennbar, das dem der 1950er durchaus ähnlich ist. Die Gegenstände sind moderner und Platz drei der Charts zum Muttertag stimmt mich zumindest insofern positiv, das sexuelle Selbstbestimmung offenbar in der Gesellschaft angekommen ist. Am Ende hat sich aber wenig an den Rollenbildern, wie sie die Werbebranche sehen möchte, getan.

Die Frau hat – laut vielen Herstellern – den Haushalt zu erledigen. Hier wird am besten etwas geschenkt, das ihr die schwierige Arbeit erleichtert. Sie hat keine eigenen Hobbys, sie hat offenbar keine Freizeit. Ab und an gab es (schlechte, kleine) rosarote Bluetooth-Boxen oder Kopfhörer – das konkurriert die Grundidee jedoch nicht, diese können auch während der Hausarbeit genutzt werden.

Bei Männern hingegen, ganz klar, reines Testosteron. Dem Familienerhalter sind Gegenstände für sein wichtigstes Gut zu schenken: sein Auto. Dazu kommt laute, wummernde Musik. Bitte nichts mit verständlichem Text, denn das häufigst genutzte Wort in den Anzeigen war: (Mega-)Bass! Gendern wird da auch sofort vollkommen vergessen ,...


Die Sache mit den Farben


Auch generell auffällig: Das Thema Farben hat sich ebenfalls kaum weiterentwickelt. Wenn ein Produkt für Frauen gedacht sein soll, muss es klar rosa sein. Okay, um ehrlich zu sein: Es wurde etwas besser. Viele Produkte gibt es jetzt auch in Pink. Hier höre ich gerne das Argument, dass viele Produkte in vielen Farben angeboten werden. Das stimmt zwar soweit, wie diese getargetet sind, zeigt sich aber besonders wieder am Beispiel von Mutter- und Vatertag. Zum Muttertag waren fast nur rosarote Produkte im Angebot, zum Vatertag schwarze oder blaue.


Apple und die Gleichberechtigung


Wir sind hier ein Blog, der sich (sonst) ausschließlich mit Apple-Themen beschäftigt – dementsprechend möchte ich den Konzern aus Cupertino hier auch gerne betrachten und kann ihn durchaus positiv herausstreichen.

Beginnen wir beim Beispiel Farben: Ja, der Konzern bietet auch rosafarbige Produkte an. Seitdem Apple die Farbgebung vor allem an Metallfarben aufhängt, finde ich dies in Ordnung. Es gab in diesem Jahrtausend keine einzige Aktion, bei der – seitens Apple – eine spezielle Farbgebung im Angebot oder Fokus war.

Die Apple Watch soll das am stärksten anpassbare Produkt sein – ist sie auch – und Apple arbeitet hier ebenfalls mit Klischees, bietet jedoch eine breite Palette an. Frau sein bei Apple heißt vor allem: mehr als rosarot. Ja, auch ich gehe tatsächlich davon aus, dass Armbänder in Flieder, Violett oder meinetwegen auch Rosa häufiger von Damen gekauft werden. Immerhin gibt es hier aber Auswahl – eine breite Auswahl für jeden Geschmack.

Besonders positiv finde ich den Auftritt im Marketing. Apple zeigt uns immer wieder professionelle Anwender – und zwar beider Geschlechter. Das kann sogar von der anderen Seite aufgezäumt werden: Apple zeigt auch Männer in anderen Situationen. Wer sieht mit den Kindern die letzten Fotos durch und freut sich über einen gemeinsamen Tag mit den Kindern? Der Mann. Wahrscheinlich war Mutti arbeiten.


Ein neues Geschlechterbild muss her


Am Ende wünsche ich mir vor allem eines: ein moderneres Gesellschaftsbild. Die alten Klischees müssen endlich aus der Werbung verschwinden. Aus der Hausfrau darf gerne auch der Hausmann werden, aus dem Autonarren die Autonärrin und aus dem erfolgreichen Geschäftsmann die ambitionierte Geschäftsfrau. Die Konzerne dürfen sich hier – meiner Meinung nach – etwas von Apple abschauen. Ohne Frage: mehr geht immer. Apple ist hier aber auf einem sehr guten Weg nach vorne.

Klar – Marketing verkürzt, Marketing arbeitet mit Stereotypen. Das wird sich bei begrenzter Zeit und erheblichen Kosten auch nicht ändern. Am Ende fordere ich aber, dass auch diese gleichberechtigt werden bzw. Stereotypen endlich wechselnde Geschlechter bekommen.

Bildquelle: (c) Clemens Fabry
Video via YouTube
 

Freddy K.

Jakob Fischer
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... muss her ...

Müssen tut erst mal gar nichts. Weder das eine noch das andere. Vielleicht gibts die Klischees in der Werbung, weil sie funktionieren und sich die Menschen angesprochen fühlen, also gar keine Klischees sind. - Sozusagen ein bestätigter Erfahrungswert.


clicksnap-bitteschön
 

geniussoft

Freiherr von Berlepsch
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@Jan Gruber : Mal grundsätzlich davon abgesehen, dass ich deine Meinung und deine statements teile - ich finde es klasse, das du hier dieses Thema so, letztlich dann doch auch sachlich ohne Übertreibung, ansprichst. Als Mann meint man oft, Frauen seien schon überall auf Augenhöhe, meine Freundin baut gerade und was sie so erlebt wie manche Handwerker ihr Dinge erklären - vor allem, die die schief gelaufen sind - auch da merkt man: Wir sind noch lange nicht da. Von anderen Gendern, Trans- u.ä. noch gar nicht zu reden. Die richtige Richtung haben wir in Deutschland, das Ziel ist noch ein Stück weit weg.
 
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Freddy K.

Jakob Fischer
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@Zarah_Newton Die Erfahrungswerte sind, was bei den Kunden zieht. Werbung war schon immer auch geschmacklos, gelogen, übertrieben. War noch nie anders und wird auch nie anders. Weil es funktioniert. Es soll auf die Kacke gehauen werden, damit sich möglichst viele aufregen, das spült Geld in die Kasse. So wie der Artikel selbst.
Abgesehen davon, auch über Männer wird in Werbungen hergezogen und werden als lächerlich dargestellt, ist den meisten Männern aber egal.

... was sie so erlebt wie manche Handwerker ihr Dinge erklären - vor allem, die die schief gelaufen sind ...
Als Mann passiert einem natürlich niemals, dass dir jemand was vom Storch erzählen will.
 
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Jan Gruber

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... muss her ...

Müssen tut erst mal gar nichts.

Ne klar - aber das ist ja ein Meinungsartikel. Da kann man auch schon mal ne Forderung stellen - weils ja "meine Meinung" ist.

@Zarah_Newton Die Erfahrungswerte sind, was bei den Kunden zieht. Werbung war schon immer auch geschmacklos, gelogen, übertrieben. War noch nie anders und wird auch nie anders.

Erfahrungswerte sind nur mal Erfahrungswerte ;) Das heißt noch lange nicht das was funktioniert - oder weiter funktionieren muss. Wenn ich immer nur nach dem gehe was "funktioniert hat" bleibe ich "ewig gestrig". Und genau scheint es mir bei Werbung zu sein. Es wird hoffentlich immer schlechter funktionieren und vielleicht ist auch der Artikel ein kleiner Beitrag dazu - ich habe ihn u.A. auch den obig erwähnten Händlern geschickt - und vielleicht macht das auch mal der eine oder andere Leser hier ;)

Ich weiß auch nicht ob Werbung überhaupt noch funktioniert. Gefühlt nicht - das mache ich an zwei Dingen fest: 1) es wird immer mehr - was noch kein Grund ist 2) Die Kontingente für so Angebotskram halten immer ewig. Ich kenne die Stückzahlen, in denen die Angebote verfügbar sind - das schicken die Händler mit. Früher waren viele nach ein paar Stunden weg. Heute nicht mehr. Das kann vieles heißen - aber vielleicht auch, dass dieses targeten eben schiefgeht.

Aber stimmt schon - Werbung ist oft in vielen Belangen völlig sinnlos und geschmacklos. Da ist man nicht nur in diese Richtung völlig inkorrekt.

Am Ende sehe ich das Problem völlig anders. Es werden immer weiter und weiter Bilder gezeichnet die jüngere Generationen aufnehmen. Ich will diese Themen draußen haben. Ich will, dass ich mein Kind mal nach dem Geschlecht einer hoch ausgebildeten medizinischen Fachkraft (aka Arzt) fragen kann und dann mal abwechselnd Frau oder Mann kommt. Oder fragen können wer staubsaugt und auch da gemischte Antworten kriegen. Ich will die Klischees nicht meinetwegen weg haben - sondern vA für die nächste Generation. Das die gar nicht erst so erzogen werden und dass das da überhaupt nicht mehr funktioniert. Klingt jetzt alles sehr "esoterisch" vielleicht und ja, es ist ein viel zu großer Wunsch ;)
 
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Freddy K.

Jakob Fischer
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Kannste alles knicken.
Die Werbetreibenden müssen immer aufdringlicher und ekelhafter werden, weil den Scheiß eben keiner mehr sehen will. Deshalb gibt es doch diese Pimmel-Werbung überhaupt. Die bepinkeln sich doch vor lachen, wenn die Mädels sich darüber so aufregen. So viel kostenloses Marketing, wo gibts das heute noch. - Aber weisste ja selbst.
Auch das mit dem Arzt kannst du vergessen, in diese Richtung ist keine überlebensfähige Gesellschaft zu machen.
 

RobertK81

Weigelts Zinszahler (Rotfranch)
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Als Mann passiert einem natürlich niemals, dass dir jemand was vom Storch erzählen will.
Ich würde mal behaupten, Du hast nie erlebt, wie eine junge Frau von Handwerkern, KfZ-Meistern, Möbelverkäufern etc. pp. auf extrem herablassende Art für dumm verkauft wird. Vermutlich siehst Du auch selten, wie man mit seiner Frau zusammen in der Wohnungseigentümerversammlung sitzen oder sogar vorm Metzger stehen kann, und der einzige, der angesprochen wird, ist der "Herr des Hauses".
Wir mögen hier in Deutschland weiter als in anderen Teilen der Welt sein, irgendwelche Gründe, uns auf die Schulter zu klopfen, gibt es deswegen aber noch lange nicht.

Danke Jan, für den Kommentar. Einer Beobachtung würde ich allerdings widersprechen - das Thema mit den Farben hat sich sogar zurück entwickelt. Die strikte Trennung z.B. bei Kinderspielzeug oder -kleidung gab es so früher gar nicht. Lässt sich aber natürlich auch mehr Geld machen, wenn der Bruder nicht die Sachen der älteren Schwester weiterverwenden kann, weil muss ja jetzt alles blau sein.
 

Jan Gruber

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Danke Jan, für den Kommentar. Einer Beobachtung würde ich allerdings widersprechen - das Thema mit den Farben hat sich sogar zurück entwickelt. Die strikte Trennung z.B. bei Kinderspielzeug oder -kleidung gab es so früher gar nicht. Lässt sich aber natürlich auch mehr Geld machen, wenn der Bruder nicht die Sachen der älteren Schwester weiterverwenden kann, weil muss ja jetzt alles blau sein.

Hm stimmt, bei Kids kann ichs nur aus zweiter Hand feststellen. wenn ich für Kids von Freunden was kaufe fällt mir das aber schon auch sehr schwer auf ,... Wobei ich da oft höre "Ich soll ja keine rosa oder blauen Spielzeuge" kaufen - was ich wieder recht charmant von den Eltern finde. Bei "Technik für Erwachsene" fällt es mir jetzt aber weniger auf als früher. Oder aber: Es gibt mehr Farben und Rosa ist halt eine davon - wie ich ja oben schon schrieb. Das find ich schon okay - sofern es die Farbe "einfach gibt" und man nicht in die Richtung targetet. Apple hat ja früher zum Muttertag auch alles auf Rosegold abgestellt - jetzt ist es rot - find ich gut. Liegt vielleicht nicht am Fortschritt sondern daran, dass es kein Rosegold mehr gibt ^^
 
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Zug96

Schmalzprinz
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Kannste alles knicken.
Die Werbetreibenden müssen immer aufdringlicher und ekelhafter werden, weil den Scheiß eben keiner mehr sehen will.
Auch das mit dem Arzt kannst du vergessen, in diese Richtung ist keine überlebensfähige Gesellschaft zu machen.
Einige der erfolgreichsten Werbungen der letzten Jahre national als auch international zeugen vom Gegenteil. Nur weil eine Mehrheit immer extremer wird, heisst es nicht, dass diese besonders erfolgreich sind. Das wichtigste bei Werbung ist Kreativität seit jeher.
 

nierensieb

Grahams Jubiläumsapfel
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Eigentlich möchte ich das Thema „Gendern in Artikeln“ nur geringfügig streifen. Ich vertrete hier die klare Einstellung, nicht zu gendern, einige meiner Kollegen sehen das genauso. Ein Beitrag zum anhaltenden Sexismus? Meiner Meinung nach nicht, denn ich habe mir vor Jahren angewöhnt, generell keine Geschlechtsform zu nutzen. Ich habe kein Interesse daran, Männer oder Frauen separat oder gemeinsam anzusprechen, stattdessen vielmehr die gemeinsame Menge an „Menschen“.

Ein Beispiel? Ich schreibe nicht Studenten, sondern Studierende. Ein besseres Beispiel? Ich schreibe meistens nicht „unsere Leser oder Zuhörer“, stattdessen spreche ich von unserem Publikum – kleine Maßnahmen, die mich langes Training kosteten. Am Ende erfülle ich nicht das Kriterium des korrekten Genderns – aber den mir sehr wichtigen der Gleichberechtigung.

So wie ich das Gendern immer verstanden habe, geht es darum, eine möglichst inklusive Ansprache zu erreichen. Genau das machst du mit deiner Schreibweise.
"Korrektes Gendern" ist wohl eh ein Fantasiegebilde. So richtig einig ist sich ja niemand, ob Binnen-I, * oder _ verwendet werden sollen.
 

Freddy K.

Jakob Fischer
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Ich würde mal behaupten, Du hast nie erlebt … Vermutlich siehst Du auch selten …

Wie gesagt, passiert nicht nur Frauen. Auch Männer werden dumm angequatscht. Das Geheimnis ist, du darfst es dir nicht gefallen lassen, weder als Frau oder als Mann. Aber man braucht auch nicht so ein Getue darum machen.

Einmal wurde ich sogar aus einer WEV rausgeworfen, und mir die Tür vor der Nase zugesperrt, weil ich wieder hinein wollte. Wen juckts?

Wenn meine Frau und ich essen gehen, bekomme ausnahmslos ich die Rechnung hingelegt. Dann lächle ich und deute auf meine Frau, denn bei uns bezahlt ausnahmslos meine Frau, sie liebt es Geld auszugeben. Sie amüsiert sich dann immer köstlich über die erstaunten Blicke des Kellners.
Und falls das jetzt kommt, auch die KellnerIN gibt die Rechnung zuerst mir, ausnahmslos. Ist das jetzt wieder nur ein Klischee, oder einfach eine Erfahrung der Angestellten.

Macht einfach nicht so ein Drama. Frauen denen so etwas passiert sollten sich behaupten lernen, aber nicht immer mit Gleichberechtigung und dem ganzen Quark daherkommen. Das nützt weder Mann noch Frau, sondern nur denen die in diese Glut blasen und sich ins Fäustchen lachen, wie blöde wir sind und uns gegenseitig zerfleischen wegen so einem Scheiß.

Und falls das andere jetzt kommt, auch Männer sollten sich behaupten lernen. Heutzutage wichtiger den je.
 

Freddy K.

Jakob Fischer
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Dann setz mal ins Verhältnis, wieviel Erfolgreiche Werbung, so wie du sie beschreibst gibt es, und wieviel Werbung gibt es überhaupt. Sind es 20/80, oder noch weniger. Wieviel Geld haben diese Anbieter da reingesteckt und wieviel andere können sich das im Gegenzug gar nicht leisten, sind aber trotzdem auf Werbung angewiesen.

Mache um jeden Preis auf dich aufmerksam heißt die Devise.

Das mit der Kreativität sehen wir Apple-Fans vielleicht so. Aber wir sind sowieso alle Design-geschädigt.
 

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Ich werde niemals vergessen, wie ich in den 90ern in der Uni ein Schreiben in der Hand hielt, das begann:

"Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder ..."
 

Freddy K.

Jakob Fischer
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... Wobei ich da oft höre "Ich soll ja keine rosa oder blauen Spielzeuge" kaufen - was ich wieder recht charmant von den Eltern finde. ...

Stell ich mir schwer zu ertragen vor, nicht zu wissen was man ist. Aber vielleicht kommen diese Kinder irgendwann gut mit ihrer Geschlechterlosigkeit klar, und wenn nicht, werden die Psychologen in der Zukunft das sicher mit ein paar Pillen beheben können.
 
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RobertK81

Weigelts Zinszahler (Rotfranch)
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Wie gesagt, passiert nicht nur Frauen. Auch Männer werden dumm angequatscht. Das Geheimnis ist, du darfst es dir nicht gefallen lassen, weder als Frau oder als Mann.
Ja es kann einem auch als Mann geschehen, aber weder in der Intensität, noch in der Frequenz. Gerade in der Frequenz ist es mindestens ermüdend, eher zermürbend.
Und da reicht es gerade als Mann nicht, schulterzuckend daneben zu stehen und kluge Sprüche zu machen, die Leute sollten sich doch mal alle nicht so haben, muss sich doch jeder selber wehren können etc. pp. Fasel pups.
Das ist weder hilfreich, noch besonders einfallsreich, und so als Gesellschaft insgesamt bringt es uns herzlich wenig weiter.

Ist ja toll, wenn Du und Deine Frau drüber lachen können. Meine Frau und ich amüsieren uns auch immer, wenn ich selbstverständlich das Bier hingestellt bekomme, das eigentlich sie bestellt hat, da ich fahre. Es wollen und können sich aber eben nicht alle drüber amüsieren, viele haben schlicht die Schnauze voll, oder nicht das Ego, um lächelnd drüber hinwegzusehen. Und so manche Sachen, die da draußen ablaufen, sind von "kann man drüber lachen" eh ganz weit entfernt.
Als Gesellschaft sollten wir uns eben nicht nur nach den paar Leuten richten, die sich schon irgendwie selber wehren. Sonst brauchen wir so ein Ding wie Gesellschaft nämlich gar nicht. Und so etwas wie Fortschritt haben wir dann auch nicht.

P.S.: Mit "gegenseitig zerfleischen" hat das übrigens herzlich wenig zu tun. An Gleichberechtigung sollte man im Gegenteil sogar gemeinsam arbeiten.