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AT - multilingual

Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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...oder auch: »Was willst Du mir damit sagen?«
...oder auch: »Wie sagst Du dazu?«


Absicht: Auf Anregung einer KompetEnte eröffne ich hiermit einen Nachschlagepfad.

Ziel: Erwerb kommunikativer Kompetenz über die eigene Nasenlänge hinaus.

Vorgehen: Fragen oder antworten.

Regeln: Keine, ausnahmsweise mal.


Beispiel: Ein Blechkuchen aus Rührteig, Kirschen und Sahne.

Heißt je nach Gegend: Donauwelle (S-Deutschland), Weserwelle (N-Deutschland), Schneewittchenkuchen (O-Deutschland).

Und nun geht es los.
Haftelmacher? - - - Heftemacher? - - - ansage mir frisch!
 

salome

Golden Noble
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Donauwellen sind hier, wo die Donau so blau ist, einerseits ein Walzer (nicht von Strauß sondern von Ivanovici), andererseits ein Bisquitteig mit so Mäandern von Schokoladencreme innen. Was du meinst, ist ein Kirschenmichl.
Der Haftelmacher ist eigentlich (wenn es nicht der Silli ist) ein unangenehmer Mensch. Wie ich gelernt habe ist er "pingelig".
Hafteln (zum Schließen) erforderten in der Herstellung aus gebogenem Draht äußerste Konzentration und Genauigkeit und werden wohl deshalb nicht mehr händisch hergestellt. Der Beruf des Haftelmachers ist zwar ausgestorben, aber Relikte aus der Zunft geistern noch immer umher, finden Fehler und Unzulänglichkeiten und zeichnen sie mit dem Rotstift an.
Über sämtlichen regionalen Varianten steht meiner Ansicht nach der Pedant.
Gerne werden die kleinen Hafteln in Stanitzeln verpackt.
 

salome

Golden Noble
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Brötchen schmeckt aber niemals sie wie eine knusprige Semmel, das ist das Ostösterreichische (Wiener) Gebäck aus Weismehl mit fünf Unterteilungen (so Zehen), muss außen knusprig und innen ganz weich sein.
Wenn das Gebäck eher in die Länge gezogen wirkt und glatt ist, dann heißt es Weckerl und weiter will ich mich nicht auslassen, denn was es in Wien noch an Traditionsgebäck (fürs Frühstück) gibt, steht auf einer ganz langen Liste. In Westösterreich hat man ganz anderes Gebäck im Körberl.
Wenn du aber in Wien jemanden nach Brötchen schickst, dann kommt sie erst nach einer guten Stunde wieder, denn die kleinen Brotschnitten müssen ja erst mit Wurst und Käse und Gurkerl belegt werden. Heute gibt es bei Veranstaltungen ein üppiges Buffet, früher gab es einfach belegte Brötchen oder eben Brötchen.
 

salome

Golden Noble
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ha, ha, wegga, sagen viele in Wien und Niederösterreich, wenn sie jemanden verscheuchen wollen: Geh wegga! da gibst dann erst recht nichts zum Beißen. Das ist natürlich ein arg hinkender Vergleich, weil "wegga" in Wien Slang ist und im Ländle regionale Sprache.
 

Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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Der Reihe nach:
ein Kirschmichel, liebste aller salomes, ist ein Auflauf, hierzulande:
http://www.rezepte-nachkochen.de/rezepte/rezept,1328,kirschmichel.html.

Den macht manch Köchin, wenn sie alte Weckle oder Breetle über/iibrig hat.
(btw: »Gibbt's ebbes neis?« - »Nei, mir hond no gnueg am Alde.«)

Übrigens bedeutet »feudeln« in N-BRD »den Boden nass aufwischen«.

Und »Redder«, habe ich heute gelernt, ist ein unebener Weg, eine Art Feldweg, gesäumt von Hecken.
 

salome

Golden Noble
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Alte Semmeln werden in Wien zu einem "Scheiterhaufen" verarbeitet. Das ist natürlich auch eine Art Auflauf aber ohne Obst, wenn auch fantasievolle Köchinnen Marillen oder Birnen darunter mischen. Aber dann ist es eben ein falscher Scheiterhaufen.
jetzt muss ich mir aber bald ein Vokabelheft anlegen. In Ö gibt es zwar auch unterschiedliche Vokabel für das gleich Gemeinte, aber lingustisch zerfällt das Land grob gesehen nur in 2 Hälften (Ost / West) aber in D. , da braucht's ein dickes Wörterbuch!
Wenn sich auch die Schweizer melden, können wir uns an der Vielfalt der Sprache noch mehr erfreuen.

PS für Bertha: Was im Internet steht ist gerade, was das Kochen, Braten und Backen betrifft oft so ein Unsinn und sagt natürlich gar nichs über die regionalen Ausdrücke und Gebräuche aus. Viele Seiten sind von Nahrungsmittelerzeugern gesponsert, und die achten schon gar nicht auf die richtigen (beziehungsweise landesüblichen) Bezeichnungen. Es kommt auch immer darauf an, wer das Rezept hineinstellt. Man kann das Gepantschte nennen wie man will. Weder der Kaiserschmarrn noch die Topfenknödel genießen Markenschutz. :)
 

sedna

Galloway Pepping
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Hallo!

Eure Semmel Diskussion begann übrigens mit einer Falschaussage.
Wir sagen in Berlin nur zur Schrippe Schrippe.
Schrippe in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Teilen Brandenburgs, Frankens und in Kirn. Sie ist länglich und hat einen tiefen Schlitz in Längsrichtung auf der Oberseite. Dadurch bekommt sie mehr knusprige Kruste und gart gleichmäßig durch. Sie besteht grundsätzlich aus Wasser- und nicht aus Milchteig

Neben normalen Brötchen (und neuerdings auch Mini-Baguettes u.a.) haben wir noch
Schusterjungen (Brötchen aus Weizen- und Roggenmehl) und
Knüppel (längliches Brötchen mit einem Anteil von Milch und Schmalz im Teig)

Ich glaube, der Pfannkuchen wird nur in Berlin so genannt.
Anderenorts heißt er z.B. Krapfen oder Berliner

Gruß
 

fritzebaeck1

Friedberger Bohnapfel
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die resteverwehrtung von altem zopfbrot/wegga oö und äpfeln heißt bei uns "ofaschlupfer" und ist ähnlich wie der "kirschmichel". hab leider schon lange keinen mehr gegessen :(.
den hat früher immer meine oma gemacht. leider kann sie es aus altersgründen nimmer machen. muss halt meine frau ran :-D
 

Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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Und dann gibt es noch »Arme Ritter« - altes Brot, Zucker, Eier und vieeeeel Fett, zusammen mit irgendeinem Obstgemansche, will sagen »Eigmachts«.

Bloß kein Brot wegwerfen! - gilt immer noch für die Generation, die mal Hunger gelitten hat. Wenn nichts mehr geht, macht man noch Paniermehl draus...
 

Nathea

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Noch so ein Übeltäter ist, wie oben schon angedeutet, der heimische Pfannkuchen.

Manche meine, darin Berliner zu erkennen, andere hingegen würden Reibekuchen oder Eierkuchen vor sich sehen, wenn sie daran denken.
 

Bertha

Finkenwerder Herbstprinz
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Ich fasse mal meinen (Er)Kenntnisstand zusammen:

Donauwellen etc. sind Kuchen aus RÜHRteig und Kirschen. Das Ganze mit BISQUITteig und Alkohol ist die vornehmere Variante und heißt Schwarzwälder Kirschtorte. (Der Unterschied Rühr /Bisquit: letzterer hat wenig Fett und Mehl, dafür viele Eier. Eier müssen getrennt werden, Eischnee untergezogen werden - heikle Angelegenheit. Rührteig: fett- und mehllastig, wenig Eier, dafür haltbarer und unkompliziert)

Kirschmichel, Oafaschlupfa, Arme Ritter, Scheiterhaufen sind süße Aufläufe aus altem Brot mit und ohne Obst.

Berlin und Wien kennen enorme Brötchenvielfalt.

Berliner essen Pfannkuchen aus Hefeteig, die fast überall sonst Berliner heißen.

Pfannkuchen/Eierkuchen sind überall sonst Eier-Mehl-Gebackenes vom Herd ohne Hefe.

Reibekuchen aber sind aus Kartoffeln, Herdäpfel, Erdäpfel, Krumbeere... und Eiern.
 

landplage

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Donauwellen/Schneewittchenkuchen haben aber definitiv (zumindest im Osten) noch eine Schicht aus Sahne/Creme (kein Pudding) und eine Abdeckung aus Schokoglasur obendrauf.
Pfannkuchen heißen hier auch Pfannkuchen.

Und ich kenne noch den Begriff Kaffeestange für etwas, was der Rest Deutschlands wahrscheinlich Eclair nennt.

Und dann ist da noch die Bratwurst, die im allgemeinen auf den Grill gelegt wird. Es sei denn, sie ist eine grobe Mettwurst, hausgeschlachtet im Naturdarm und gut gewürzt, sehr weich, fast cremig. Zum Reinlegen.
 

salome

Golden Noble
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Und ich kenne noch den Begriff Kaffeestange für etwas, was der Rest Deutschlands wahrscheinlich Eclair nennt.
Das klingt ja furchtbar Deutsch für meine Ohren, in Wien sagt man auch Eclair, obwohl es das in der Konditorei kaum noch gibt. In manchen Gegenden Deutschlands war auch der Begriff "Liebesknochen" üblich. Davon habe ich im vorigen Jahrhundert mal in einer Illustrierten gelesen, es gab nämlich den "Liebesknochen-Mord" –mit vergifteten Kaffeestangen.
Der österreichische Krapfen ist übrigens mit einem Pfannkuchen nur sehr entfernt verwandt. Aus Germteig (Germ=Hefte) eine Kugel formen, mit einer Spritze Marillenmarmelade in die Mitte spritzen und dann schwimmend im Fett heraus backen, bis sie einen weißen Gürtel bekommen. Innen sind Krapfen ganz flaumig außen braun, oben werden sie angezuckert. Und wer sie essen kann, ohne sich mit Marmelade anzupatzen, ist Krapfenmeisterin. mmhhmm
 

Nathea

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Kennt jemand von Euch auch den Begriff "Kraftfleisch"? Oder habt Ihr auch ganz früher alle schon immer "Corned Beef" gekauft?
 

MacAlzenau

Golden Noble
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"Kaffeestange" hätte ich spontan für eine mißglückte Übersetzung von "Latte macchiato" gehalten....

Und Corned Beef hieß bei uns zuhause schon immer Corned Beef, ein früher Fall, daß Anglizismen als chic galten. Allerdings bringe ich meine frühesten Erinnerungen dazu auch nicht mit dem Supermarkt in Verbindung, sondern mit GIs, die im Wald bei Manövern das Zeugs aßen.
 

Gokoana

Bittenfelder Apfel
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„Kaffestange“ und „Kraftfleisch“ erinnern stark an mit aller Gewalt eingedeutsche Begriffe eines Landes, das vor 20 Jahren sozusagen vom Erdboden verschwand und in dem zum Beispiel ein Engel „Geflügelte Jahresendfigur“ genannt wurde.

Man stelle sich das Liebesgeflüster der Eingeborenen vor: „Na, meine süße geflügelte Jahresendfigur“.