Post-Postbank-Deutsche Bank

Susrich

Weißer Winterglockenapfel
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Bei AT tummeln sich, wie ich bereits feststellen durfte, eine Menge kluger Köpfe mit ökonomischem Sachverstand.

Ich hab da mal ne Frage an Euch!

Ende letzten Jahres ist ja bekannt geworden, dass die Deutsche Bank mit der Postbank fusionieren will. Das ist vom Kartell-Amt ja auch bestätigt worden. Nun gehören aber auch Postbank und unsere Post zusammen. Wenn nun die DB mit der PB fusioniert, ist dann unser Postverkehr nicht letztlich eine Sache auch der DB???

In welchem Verhältnis stehen Post und Postbank zueinander und wie dieses Verhältnis zur DB?

Heute am Postschalter hat mir ein Schalterbeamter, als es um Fragen von Porto für Briefe und Pakete ging, erklärt, er könne mir da nicht wirklich weiterhelfen, weil er zur Postbank gehöre. Der Schalter war aber einer der üblichen Schalter, bei denen man eigentlich Briefe abgibt und Pakete und sowas. Diese Auskunft von dem Schaltermenschen brachte mich durcheinander und auf einmal konnte ich Post und Postbank nicht mehr voneinander unterscheiden. Und dann kam mir der Gedanke, dass die Postbank ja nun bald zur Deutschen Bank gehören wird und ... ja und da kam mir die Frage, ob unsere Briefe dann nicht in letzter Konsequenz in der Obhut der Deutschen Bank lägen. Und da wurde mir auf einmal heiß und mulmig zumute und deshalb möchte ich hier nun die klugen Köpfe bitten, mir Aufklärung zu diesem verworrenen Themenkomplex zu geben.

Über sachliche, weiterführende Antworten wäre ich sehr dankbar.
 
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proteus

Langelandapfel
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Post und Postbank sind zwei völlig getrennte Unternehmen, mit jeweils eigener Struktur. Die Fusion mit der DB hat auch nicht zur Folge, daß demnächst die Postbank mit Deutsche Bank Angestellten vollgestopft wird. In den Niederlanden hat die ING die Postbank übernommen. Die Filialen der Poba bestehen weiter, das Netz wird aber ausgedünnt. Es geht in erster Linie um Verschlankung der Bürokratie und Verwaltung, um bessere Zinsgewinne und Anlagemöglichkeiten und um mehr Kunden, somit also höhere Einnahmen. Da die DeBa den Privatkunden erst in den letzten Jahren wieder entdeckt hat, war die Übernahme ein probates Mittel, wieder Fuss in der Privatkundschaft zu bekommen und somit in dieser Zielgruppe Dienstleistungen zu platzieren.

In Deutschland ist der Briefverkehr durch das Post / Fernmeldegesetzt geregelt und unterliegt strikten Auflagen, auch im Hinblick auf Datenspeicherung und Briefgeheimnis. Es verläuft, selbst zu Zeiten der Postbank, eine chinesische Mauer zwischen den einzelnen Unternehmensteilen, die auch autark verwaltet werden. Letzten Endes hat sich die Postbank in den Filialen der Post eingemietet, eine Verbindung besteht nur dem Namen und verschiedenen logistischen Prozessen nach.
 

Susrich

Weißer Winterglockenapfel
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In Deutschland ist der Briefverkehr durch das Post / Fernmeldegesetzt geregelt und unterliegt strikten Auflagen, auch im Hinblick auf Datenspeicherung und Briefgeheimnis. Es verläuft, selbst zu Zeiten der Postbank, eine chinesische Mauer zwischen den einzelnen Unternehmensteilen, die auch autark verwaltet werden. Letzten Endes hat sich die Postbank in den Filialen der Post eingemietet, eine Verbindung besteht nur dem Namen und verschiedenen logistischen Prozessen nach.

Hallo proteischer Kasimir! (Irgendwie dachte ich mir, dass Du hier antwortest:-D

Okay, das mit der Fusion war mir klar, auch die Gründe. Nachdem die DB ziemlich arrogant die ganzen Kleinanleger aus dem Kerngeschäft ausgegliedert hatte und nun durch die Finanzkrise klar wird, dass die diejenigen sind, die den Karren aus dem Dreck ziehen sollen, soll es eine Kundenbank richten. Klar soweit.

Wie kommt es nun aber, dass bei der von Dir angesprochenen klaren Trennung von Postbank und Post (wovon ich selber auch ausgehe) die Schalterbeamten sowohl Post als auch Postbank repräsentieren? Zudem: Wie kommt es, dass die Schalter identisch sind für beide Institutionen und wie kommt es, dass die hiesigen Postfilialen (Schwaben) unter dem Hauptsignet der Postbank firmieren und als Subhead gleichsam die Post vertreten??? Und wie kommt es, dass die Hauptkompetenzen der Schalterleute, die allesamt Namensschilder unter dem Titel der Postbank tragen, im Beratergespräch mit den Kunden sich auf die Bank beziehen und nicht auf die der Post eigenen Leistungen??

All diese Punkte erregten bei mir Verdacht.
 

proteus

Langelandapfel
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Weil die Post andere Tarifverträge hat ( Beamtenrecht ) wohingegen ein großer Teil der PoBa Angestellten neueren Datums Angestellte sind und gewerkschaftlich in der HBV organisiert sind.
Die Immobilien wurden seinerzeit aufgeteilt, eine Tranche ging an die PoBa, die andere an die Post. Kartellrechtlich war diese Trennung, auch des Anlagevermögens, erforderlich.

Und um mit der Mär der vertriebenen Kleinkunden bei der DeBa aufzuräumen : Im internationalen Vergleich ist die Deutsche Bank winzig. Die Chase, Nomura oder die Peking Bank hätten die Bank aus der Portokasse kaufen können. Also war die einzige Möglichkeit, die Bank so teuer als möglich zu machen und international breit aufzustellen. Das funktioniert aber nur unter zwei Bedingungen. Zum einen fallen die Zwänge und Rücklagensicherungen weg, die man einhalten muss, wenn man einen bestimmten Anteil Privatkunden hat. Zum anderen sah die strategische Ausrichtung Gewerbe und Institutionelle Anlage vor. Es bestand von Anfang an die Absicht, eine Bank zuzukaufen oder zu fusionieren, die das Privatkundengeschäft abdecken sollte. Da die Allianz, übrigens über die Deutsche Rück die größte Bank Europas, den lustigen Reigen des Bankenmikado einläutete, musste dieser Plan verworfen werden und wurde halbherzig an die Bank 24 ausgelagert. Im Übrigen haben sich zahlreiche Banken vom Privatkundengeschäft gelöst, weil es am stärksten sanktioniert ist und die größten Einschränkungen besitzt. Sei es die RBS, die Swiss, Nomura, Trust - alle haben Töchter für das Privatkundengeschäft gegründet oder nutzen konzerneigene Synergien.
Geld hat keine Heimat ( mehr)
 
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Susrich

Weißer Winterglockenapfel
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Weil die Post andere Tarifverträge hat ( Beamtenrecht ) wohingegen ein großer Teil der PoBa Angestellten neueren Datums Angestellte sind und gewerkschaftlich in der HBV organisiert sind.
Die Immobilien wurden seinerzeit aufgeteilt, eine Tranche ging an die PoBa, die andere an die Post. Kartellrechtlich war diese Trennung, auch des Anlagevermögens, erforderlich.

Hier sehe ich immer noch nicht klar. Wenn das so ist, wie Du schreibst, wie sieht die rechtliche Konstruktion aus, dass Post und Postbank von den selben Leuten am selben Schalter vermittelt werden? Wieso die Kompetenzverschiebung dieser Leute weg vom Wissen um die Postangelegenheit hin zum Bankengespräch? Weißt Du, mich interessiert das konkret. Wie kann eine solche - strenge, wie Du schreibst - Trennung so aufgehoben erscheinen? o_O

Und um mit der Mär der vertriebenen Kleinkunden bei der DeBa aufzuräumen : ...

Sehr beeindruckender Beitrag! Wirklich! Ich bin platt! :oops:
 

proteus

Langelandapfel
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Danke für das Kompliment.

Der Punkt ist Synergie. In der heutigen Zeit liegt eine der wenigen Möglichkeiten zur Kostenersparnis in der Konsolidierung und Synergien. Hast du dich nie gefragt, warum du deine Postbankgeschäfte im Tante Emma Laden erledigen kannst? Auch das ist so ein Trugschluß, das Sparkasse oder Postbank kundenfreundlicher sind, weil man dort als Privatkunde bedient wird. Alles was über Überweisungen oder das unselige Sparbuch hinausgeht überfordert auch den durchschnittlichen Sparkassenangestellten schon masslos.
Die PoBa hat den staatlichen Auftrag, genau die die SK, eine "Grundversorgung" sicherzustellen, also letztlich JEDEM ein Konto zu eröffnen ( wie die AOK ) . Die Deutsche Bank, die Commerz, die Dresdner usw. sind dazu nicht verplichtet, sie können sich Ihre Kunden aussuchen ( wie eine PKV). Die SK oder auch die PoBa unterliegen dadurch einer engeren Auslegung, wie sie ihr Geld anlegen dürfen, sind andererseits staatlich besser gesichert.
Das führt im Privatkundengeschäft aber auch zu einer Wettbewerbsverzerrung, weil eine Sparkasse die selben Leistungen billiger anbieten kann als eine der oben Genannten.
Die Trennung der Unternehmenszweige bezieht sich nicht auf die Leistung vor Ort, intern ist diese Trennung komplett. Im Übrigen ist es nichts Ungewöhnliches, du kannst bei der Bank Versicherungen erwerben, bei der Versicherung Aktien kaufen und der Broker bietet auch Finanzierungen an. Je mehr Stellen zusammengefasst werden können, um so geringer die Kosten und größer der Profit.

Das führt zu Paradoxen, bei denen man annehmen sollte, das Unternehmen macht sich selbst Konkurrenz, zieht sich aber quer durch alle Branchen : VW / Seat / Skoda , Dr. Oetker, Herta, Zimbo, Westfleisch - alle Nestle
Twix, Mars, Snickers - alle Mars, Saturn /Media Markt - alles Metro usf.
 

Susrich

Weißer Winterglockenapfel
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Ja, ja, das mit den Synergie-Effekten ist mir schon klar... Auch das mit der gegenseitigen Konkurrenz im eigenen Haus (Saturn-Media ist für mich immer ein Grund, mich zu belustigen).

Vielleicht frage ich so penetrant und naiv, weil mir die Personalunion im Kundenbereich bei zwei strikt voneinander getrennten Unternehmen unheimlich ist. Für mich ist das Briefgeheimnis eine Errungenschaft und ein öffentliches Gut, genauso wie das Bankgeheimnis oder die Unverletzlichkeit der Whg. Und diese Rechte unterliegen keinen ökonomischen Optimierungszwängen. Im Gegenteil, es ist sinnvoll, jene gegen diese zu behaupten. Vielleicht ist mir deshalb so mulmig, weil ich das eine so direkt mit dem anderen eben durch die Personalunion am Schalter verquickt sehe.

Mal ganz abgesehen davon, dass es mich ärgerlich stimmt, dass ich mich am Schalter bei Fragen zu Portogebühren mit Inkompetenz konfrontiert sehe, eine gewollte - Unterstellung meinerseits - Inkompetenz, die zu höhen Gebührenzahlungen führt, als es eigentlich vorgesehen ist (also, dass ich etwas noch als Brief schicken könnte, wenn es mir als Paket - mangels besseren Wissens seitens des Schaltermenschen - vorgesagt wird).

Wie funktioniert das eigentlich abrechnungstechnisch? Die Schaltermenschen sind ja während ihrer Zeit am Schalter für beide tätig, die Post und die PoBa. Wem gegenüber rechnen sie was ab?
 

proteus

Langelandapfel
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Wenn die Post das wüsste, wäre die auch schon einen Schritt weiter. Die Schalterleutchen sind bei dem angestellt, der die Filiale betreibt. Und das Postgeheimnis war ja einer der Gründe für die Trennung. Die Postbank darf die Daten der Post ( eigentlich ) auch nicht nutzen. Ich denke aber schon, das das Postgeheimnis in Deutschland sicher ist. Das das Bankgeheimnis nur noch Schall und Rauch ist, dafür sorgt schon das deutsche Finanzamt, das grundsätzlich in jedem Steuerpflichtigen zunächst einmal einen Betrüger sieht. Im Gegensatz übrigens zu fast jedem anderen Land der Welt, in dem zunächst mal die Unschuldsvermutung gilt- aber das ist ein anderes Thema.