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Der Krieg des Charlie Wilson

Kang00

Zwiebelapfel
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17.06.06
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Ein amerikanischer Flugzeughangar, heroische Fanfaren, klatschende Menschen, im Hintergrund ein Banner: "Charlie did it". Zwischen alldem ein besorgt dreinblickender Charlie Wilson, der eine Auszeichnung für besondere Errungenschaften im Auftrag des Friedens verliehen bekommt. Charlie, das ist Charles Wilson, ein alkoholabhängiger Abgeordneter aus Texas, der auszog, um Afghanistan von der roten Armee zu befreien.
1980 ist Afghanistan von den Russen besetzt. Tagtäglich werden Zivilisten von "den Hubschraubern" getötet, das militärische Böse, der Kommunismus kommt mit Rotorblättern. Charlie Wilson, Texaner, Trinker und zu allem Überfluss auch noch Politiker beschließt, den Etat für Geheimmissionen in Afghanistan von fünf auf zehn Millionen Dollar zu verdoppeln. Kurz darauf erhält er einen Anruf von Joanne Herring, einer ultrarechten blonden Schönheit, die Spendenparties schmeißt, um afghanische Flüchtlinge zu unterstützen. Sie hat ein Treffen zwischen Wilson und dem pakistanischen Präsidenten geplant. Dort wird Wilson über den Ernst der Lage aufgeklärt: Die Amerikaner wollen keinen Krieg gewinnen, sie statten die afghanischen Rebellen schlecht aus, um das Bild der bösen Russen zu wahren. Von Einblicken in die afghanische Situation geprägt, beschließt Wilson, die Mittel für Waffen zu stellen - 40 Millionen Dollar. Während er Saudi-Arabien, Ägypten und Pakistan um Hilfe für Afghanistan bittet, steht ihm Gust Avrakotos zur Seite, FBI-Agent und humoristisch trockener veranlagt als Salt-Lake-City im Sommer. Als es Charlie gelingt, immer mehr finanzielle Mittel aus dem amerikanischen Regierungsapparat herauszupressen, offenbart sich die Farce des Planes: mit Panzerfäusten ausgestattete Mudschahedin beten zu Allah, bevor sie russische Kampfhubschrauber vom Himmel holen. Panzer werden gesprengt und Kommunisten getötet, "die Helikopter" besiegt. Im Hintergrund klassische Sonaten.
Ein amerikanischer Flugzeughangar, heroische Fanfaren, klatschende Menschen, im Hintergrund ein Banner: "Charlie did it". Was am Anfang wie eine ehrenhafte Auszeichnung für einen Mann, der Frieden schuf aussah, hinterlässt nun den bitteren Geschmack von Ironie. Das sagt auch Charlies Blick, der auf den Zuschauer zu Beginn so rätselhaft wirkte.
 
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Reaktionen: Bonobo

AgentSmith

Hochzeitsapfel
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Wow, schöne Inhaltsangabe! Klasse! :)

Habe den Film grade angeschaut und er hat mir sehr gefallen. Teilweise fantastischer Humor, und das ohne dass dieser bei dem ernsten Thema deplatziert wirkte. Die Szene als Gust das erste Mal bei Charlie im Büro ist - spitze! :D
Philip Seymour Hoffman und Tom Hanks spielen beide gewohnt gut. Besonders beeindruckend empfand ich die Szene in der Charlie von oben auf das Flüchtlingslager herabsieht.

Von mir definitiv eine Empfehlung, der Film ist sehenswert!
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Ich muss jetzt mal eben ganz schnell und voellig ungefragt, das ist halt die mangelnde Affekthemmung ;), meine Kritik loswerden:

Falls das Deiner Feder entstammt, Kangoo, (will nicht unhoeflich sein, kommt halt nur zu oft vor, dass wer was zitiert, ohne das deutlich zu machen):

Alle Achtung, sehr schoen geschrieben, mit Herz und Geist -> Humor, beeindruckender Stil!



Ach ja, und den Film hast Du mir auch schmackhaft gemacht.

Dankeschoen!
 

Kang00

Zwiebelapfel
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Ich danke dir Tom, ja, das ist von mir. Danke für das Lob.

Wie aus der Inhaltsangabe sicherlich ersichtlich wird, war ich auch beeindruckt von dem Film. Neben den großartigen Schauspielern (Hanks ist aber alt geworden!) und dem fantastischen Humor, den der Agent bereits ansprach (Gust ist der Oberknüller), war es vor allem der unglaublich gut verlaufende Kurve von Motivation und Rezession. Die Ironie zeigt langsam aber sicher ihr verzerrtes Gesicht, die Kritik wird nicht offensichtlich, sondern subtil und trotzdem für jeden erkenntlich gezeigt. Dem Fass wird natürlich der Boden ausgeschlagen, als Charlie versucht eine Millionen Dollar für Aufbauprojekte zu bekommen, und der Ausschuss nicht mal weiß, um welches Land es geht. Hier wird offensichtlich: Amerika muss an seinen Interventionen arbeiten.
 

Irreversibel

Holländischer Prinz
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Amerika muss an seinen Interventionen arbeiten.

Wunderschöne Formulierung, ich habe wirklich gut gelacht. Den Film habe ich auch gesehen und er hat mich überrascht. Natürlich hat Hollywood hier nur eine weichgespülte Kritik am System geliefert, ich war aber ganz angetan von der eleganten Verpackung des Ganzen.
 

jollyjo

Cripps Pink
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Vielen Dank für diese Kritik, macht mir Lust auf den Film.